Beyerdynamic DT-770 Pro im Test: Ausgewogener Over-Ear-Kopfhörer für Audiophile

Kopfhörermodelle, die speziell für den mobilen Audiogenuss designt wurden, gibt es bekanntlich viele – wir haben uns den Beyerdynamic DT-770 Pro genauer angehört. 

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Ebenfalls ist es wohl weniger als Geheimnis anzusehen, dass die mitgelieferten Basiskopfhörer von Smartphones, Tablets und Audioplayern zwar Musik wiedergeben, aber audiophilen Ansprüchen meist weniger gerecht werden: Das samtige Glitzern akustischer Gitarren kommt nicht so recht zur Geltung, klassischer Musik fehlt es an Brillanz oder dem gewissen Etwas, beim Hören von Jazz möchte nicht so richtig ein Live-Feeling aufkommen, weil die Wiedergabe der Mitten nicht überzeugt.


Häufig besitzen die beiligenden Headphones auch eine überzogene Basswiedergabe, die zwar bei Elektro- oder Rockmusik für einen druckvollen Sound sorgt, aber für die leisen Töne weniger geeignet ist. Für audiophile Musik wird daher – je nach Geschmack – eine eher neutrale, lineare Wiedergabe geschätzt, mit der aber trotzdem ein hohes Frequenzspektrum abgedeckt werden soll. Warum also nicht mal einen Blick auf die Technik werfen, die auch beim Erstellen von solchen anspruchsvollen Aufnahmen verwendet wird?

Studiokopfhörer, wie auch Studio-Monitorboxen erfüllen diese Kriterien mit Bravour, da sie vornehmlich auch für das Abmischen von Aufnahmen eingesetzt werden. Ein Modell dieser meist als On-Ear-Kopfhörer vorliegenden Spezies ist der DT-770 Pro der deutschen Firma Beyerdynamic. Die Hersteller waren so freundlich und haben uns für mehrere Wochen mit einem Testmodell des Kopfhörers ausgestattet. Erhältlich ist dieser unter anderem bei Amazon und kann dort momentan zum Preis von 179,00 Euro (Amazon-Link) erstanden werden. Auf der Website von Beyerdynamic lässt sich der DT-770 Pro für versandkostenfreie 190,00 Euro bestellen.

Der Beyerdynamic DT-770 Pro kommt in einem rechteckigen, relativ einfach gehaltenen Karton daher. Er besitzt einen vergoldeten 3,5 mm-Klinkenstecker, der passend für die meisten Mobilgeräte ist, aber mit einem beiliegenden Adapter auf 6,35 mm vergrößert werden kann, möchte man den Kopfhörer beispielsweise an HiFi-Tunern oder Mischpulten anschließen. Der von uns getestete Kopfhörer besitzt eine Impedanz von 32 Ohm. Dieser Wert ist ideal für die Verwendung am Smartphone,  um eine ausgewogene Lautstärke zu erhalten. Für andere Verwendungszwecke gibt es den Beyerdynamic DT-770 Pro auch noch mit einer Impedanz von 80 Ohm (für Aufnahmen im Studio) oder 250 Ohm (zum Abmischen im Studio). Weiterhin zum Lieferumfang gehört ein Beutel aus Plastik, der allerdings mehr Turnbeutelfeeling hat, als dass er zu einem Kopfhörer dieser Preiskategorie passt. Hier hätte der Hersteller doch auf etwas hochwertigere Materialien wie z.B. Kunstleder oder Mikrofaser zurückgreifen können.

Unauffälliges Design und bequeme Bauform

Nach dem ersten Auspacken und Probehören wird deutlich: Der Tragekomfort des Kopfhörers ist aufgrund seiner Größe äußerst angenehm. Selbst bei Personen mit größeren Ohrmuscheln ist davon auszugehen, dass die Ohren vollständig von den Seiten der Kopfhörer umschlossen werden. Ein einseitig geführtes Kabel von 1,6 m Länge, allerdings ohne Wendelabschnitte, sollte für jeden Nutzer ausreichend bemessen sein. Die Federstahl-Bügelkonstruktion ist mit einem weichen, abknöpfbaren Polster versehen und kann von der Länge her individuell angepasst werden.

Die Hörmuscheln mit einem Innen-Durchmesser von 5,5 cm und äußeren Durchmesser von 10 cm liegen dank eines Velourbezugs dicht, aber bequem am Ohr an und schirmen schon ohne Musikwiedergabe einiges an Außengeräuschen ab. Brillenträger allerdings könnten mit den großen Ohrpolstern einige Probleme bekommen: Auch ich, die des öfteren mit einem Nasenfahrrad unterwegs ist, bemerkte beim Testhören mit Brille nach 20-30 Minuten ein Drücken hinter dem Ohr. Andere Testpersonen mit Brille, denen ich den DT-770 Pro als Referenz in die Hand gab, berichteten nicht über dergleiche Probleme. Hier sollten potentielle Käufer mit Brille also auf jeden Fall vorab versuchen, den Kopfhörer probeweise aufzusetzen.

Das Design des Beyerdynamic DT-770 Pro ist ganz klar auf sein ursprüngliches Anwendungsgebiet, der Verwendung im Studio, ausgerichtet. Ein langes, relativ starres Anschlusskabel mit stabilen Klinkenbuchsen und ein komplett in tiefschwarze Farbe getauchtes Äußeres ist für Design-Liebhaber sicherlich kein Leckerbissen. Auch die verwendeten Materialien lassen nicht auf den hohen Kaufpreis schließen: Abgesehen von der Bügelkonstruktion kommt bei diesem Kopfhörer ausschließlich synthetisches Material in verschiedenen Ausführungen – Hartplastik, Kunststoff oder Kunstleder – zum Einsatz. Dass es auch anders geht, beweist unter anderem der Sennheiser Momentum, der neben gebürsteten Aluminiumschienen auch über Rindsleder-Polster und – Aufsätze verfügt. Allerdings spielen diese Finessen bei der Studioarbeit keine Rolle: Hier ist Stabilität, Robustheit und Langlebigkeit gefragt, mit denen der DT-770 Pro auf jeden Fall aufwarten kann. Dafür muss der Nutzer in Bezug auf Design und Mobilität Abstriche machen: Der Kopfhörer lässt sich nicht zusammenlegen und platzsparend verstauen.

Beyerdynamic DT-770 Pro: Audiogenuss auf ganz hohem Level

Bei einem Studiokopfhörer zählt allerdings vielmehr der Klang als äußere Feinheiten. Und so hält der Sound, was ein Studiokopfhörer erwarten lässt: Ausgewogene Mitten, akzentuierte Höhen – soweit diese auch in der Aufnahme vorhanden sind – und eine angenehm bemessene Basswiedergabe, die audiophile Musik lebendig erscheinen lässt. Durch die geschlossene Bauweise hat der Nutzer jederzeit das Gefühl, vollständig in die Musik eintauchen zu können. Nicht umsonst verwenden seit Beginn der 1990er Jahre Musiker, Radiomoderatoren und Toningenieure auf der ganzen Welt den DT-770 Pro für ihre Anwendungen. Die 32 Ohm-Variante verfügt laut technischen Daten über einen Übertragungsbereich von 5 – 35.000 Hz und einem Schalldruckpegel von 96 dB.

Neigen andere Over-Ear-Kopfhörer aus dem Consumer- und Mobile-Bereich oft dazu, einen völlig überzogenen Bass wiederzugeben, der der Musik zwar ordentlich „Rumms“ gibt, aber dafür alle anderen Nuancen mit verschluckt, hält sich der Beyerdynamic DT-770 Pro dezent zurück. Besonders bei unkomprimierten Audioformaten und anspruchsvollen Genres wie Klassik, akustischer Musik oder Jazz entfaltet der Kopfhörer sein ganzes Können und lässt den User sprachlos zurück ob der detaillierten, aber gleichzeitig unaufdringlichen Sound-Atmosphäre mit kristallklarer Wiedergabe. Nach einigen Vergleichen komme ich sogar zur Annahme, dass der Beyerdynamic DT-770 Pro die Klangqualität bezüglich der Ausgewogenheit der meines Sennheiser Momentums übersteigt. Letzterer erscheint in seiner Wiedergabe weniger direkt und eher zurückhaltend, insbesondere, was die Basslastigkeit angeht.

Insgesamt empfehlen wir den Beyerdynamic DT-770 Pro daher allen Musikliebhabern, die mit einem großen, bisweilen etwas sperrigen Over-Ear-Kopfhörer, aber mit 270 g relativ leichten Gerät leben können, gleichzeitig aber sehr viel Wert auf eine neutrale, hochwertige Klangwiedergabe legen. Beyerdynamic hält außerdem eine breite Auswahl an Ersatzteilen für den DT-770 Pro bereit: Sollte beispielsweise einmal ein Ohrpolster abgenutzt sein, lässt sich dieses bequem nachbestellen.

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Kommentare 24 Antworten

      1. Inwiefern? Hab mich nie groß mit Kopfhörern beschäftigt da mir die von Apple immer genügt haben; hab mir die Beats Wireless jetzt geholt, da sie im winter im Alltag gleichzeitig die Ohren warmhalten und Wireless wollte ich, weil ich jetzt mit Laufen angefangen habe und kein Kabel dabei wollte.
        Bin auch soweit zufrieden , nur sonderlich Laut sind sie nicht ( jedenfalls ohne das optional beiliegende Kabel, das hab ich noch nicht ausprobiert).

          1. Ich meinte eher, dass sie dir nach 200 m vom Kopf rutschen und dann entweder auf den Asphalt oder in die nächste Matschpfütze fallen. Ganz abgesehen vom extra Gewicht, ständigen Bewegungs- und Reibungsgeräuschen und den schweißdurchtränkten Ohrpolstern.

          2. Ne, bis auf die verschwitzen ohrpolster ist das kein Problem; geh ja nur locker laufen, kein Karate machen. 😉
            Und auf meinem dicken Schädel sitzen die schön fest! Gg

    1. Die sind höchstens beim Preis in einer Liga, von allem anderen, OK, bis aufs Design, sind die hier vorgestellten und eigentlich fast alle weiteren in der Preisklasse den Monstern haushoch überlegen.
      Aber optisch liegen die Monster natürlich voll im Trend und wer posen will liegt mit den Monstern definitiv ganz weit vorne 😉

    1. Der Momentum, ebenfalls ein Over-Ear-Kopfhörer, ist zwar kein Studio-, sondern eher ein Consumer-Kopfhörer, der aber auch auf Mobilgeräte abgestimmt ist. Preislich liegt der bei ca. 299€, klanglich dank eines ausgewogenen, eher neutral angesiedelten Sounds auch vergleichbar.

  1. Schöner Bericht, Mel! Ich bin ja eigentlich mehr der In-Ear-Fan (hab die Sennheiser IE80), dein Bericht bringt mich jetzt doch ins Grübeln, es mal mit den Beyerdynamic auszuprobieren… Wäre ein passendes Weihnachtsgeschenk :-))

  2. @ appgefahren:
    ihr hattet letztens den P7 von Bowers & Wilkins ausprobiert, welcher hatte euch so vom Handling und Musik besser gefallen? Was sagten evtl., wenn Brillenträger den P7 gestestet haben, dazu?

    1. Den P7 von Bowers & Wilkins hatten Freddy und Fabian getestet – die sind meines Wissens nach mit Adleraugen ausgestattet und brauchen daher keine Brille. 🙂 Einen direkten Vergleich konnten wir aufgrund logistischer und geografischer Gegebenheiten leider nicht durchführen.
      Design und Haptik betreffend sollte der P7 dem DT-770 Pro wohl überlegen sein. Wie es klanglich bestellt ist, vermag ich selbst nicht zu sagen. Dazu hatte Fabian ja in seinem Testbericht zum P7 einiges niedergeschrieben:

      https://www.appgefahren.de/bowers-wilkins-p7-im-test-ein-festival-fur-die-ohren-85822.html

  3. Der dt-770 ist meiner Meinung nach ein guter geschlossener Kopfhörer der allerdings wenig mit dem p7 gemein hat da dieser stark im nutzbass Bereich angehoben ist. Der dt-770 ist wie seine Brüder dt-880 und 990 recht linear gehalten und sollte von jedem selbst gehört werden. Mein Liebling der beyerdynamic Familie bleibt der t5p, dank geschlossener Ohrmuschel viel nutzbass und trotzdem fein in der Auflösung…. Wer es noch besser möchte empfehle ich offene kopfhörer wie den akg 701 oder den sennheiser hd 800 mit extra khv!

  4. Man sollte nicht vergessen das die meisten Consumer auf 128 bis 160 kbit komprimierte Musik hören und da kann man schon nicht mehr von Details sondern nur von Klangbrei sprechen. Weder das anlegen des Plektums an die Gitarrenseite noch die Detailliertheit eines Orchesters ist hier auszumachen.

    Ich war auch sehr enttäuscht als ich mir nach dem Philips X1 noch den M1 für unterwegs zulegte. Der M1 ist alles andere als audiophidel anzusiedeln.
    Der X1 ist allerdings ebenbürtig mit dem Urgestein DT-770, nur etwas ansehnlicher und schöner verarbeitet.

  5. Also ich besitze für 55 Euro diese Kopfhörer: sony mdr xb 500
    Und bin damit sehr zufrieden und der Preis ist auch gut.
    Liegen dabei aber glaub erst bei 30 Hz an und diese getesteten Kopfhörer bei 5 was schon ein echt guter und tiefer bass sein muss.
    Übrigens suche ich mir bewusst Titel mit 320 kbps heraus.
    Der Preis für diese find ich übrigens zu teuer

    1. Hast du den Beyerdynamic mal zur Probe gehört?
      Ich denke nicht, dass sich ein Studiokopfhörer, der weltweit von Profis zur Abmischung von Musik genutzt wird, mit einem Consumer-Kopfhörer vergleichen lässt, der mit „Extra Bass“ in der Artikelbeschreibung bei Amazon beworben wird. Das sind wirklich zwei Paar verschiedene Schuhe.

      1. wir haben seit 10 jahren mehrere bei Uns in den Studios! Er ist vom Klang nicht mit Consumer vergleichbar..

        desweegn: wer unverfälschten Klang haben will, sollte lieber zu AKG, Beyer, Sennheiser und Co greifen!

        Urban Ears, Beats und wie der ganze Schrott heisst ist völlig überteuerter Styler Kram, der mit gutem Klang wenig zu tun hat! Aber wer lieber sowas haben will, bitte……..

        1. Für mich ist sennheiser gleich mit Sony.
          Diesen urban Mist kauf ich mir genauso nicht wegen der schlechten Leistung.
          Für mich ist sennheiser gleich mit Sony.
          Diesen urban Mist kauf ich mir genauso nicht wegen der schlechten Leistung.
          Ok ich probiere gerne Beyer aber da gebt ihr mir das Geld dazu 😉

  6. Mein Reden. 🙂
    Heutzutage scheint jedoch oft der Designfaktor noch vor der Klangqualität als Kaufgrund zu bestehen.
    Darf man fragen, was bei euch im Studio für Musik produziert/abgemischt wird?

    1. Wir machen Musik für Werbung, Film, Songs für Künstler, Musik für Imagefilme, Hörbücher etc, Musik im Stil von Pop, Dance, Deutscher Pop, Deutscher Pop Schlager, etc…
      Dazu Mastering und Mix und audioaufnahmen jeglicher Art – also die ganze Bandbreite

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