Boulder Dash 30th Anniversary: Legendärer Puzzler ist kein erfreuliches Geburtstagsgeschenk

Schon damals habe ich Boulder Dash auf meinen alten PCs und Konsolen heiß und innig geliebt. Nun ist mit Boulder Dash 30th Anniversary eine Jubiläums-Edition erschienen.

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Zum 30. Geburtstag von Boulder Dash, dem kultigen Puzzle-Spiel, bei dem man sich durch Geröll und Steine gräbt, um Diamanten einzusammeln, haben Tabstar Interactive und First Star Software nun eine neue Version des berühmten Games im deutschen App Store herausgebracht. Boulder Dash 30th Anniversary (App Store-Link) lässt sich kostenlos herunterladen und benötigt neben iOS 7.0 oder neuer auch knapp 99 MB an freiem Speicherplatz auf dem zu installierenden Gerät.


Ich war zugegebenermaßen einigermaßen verzückt, als mir die Pressemitteilung der Developer ins Postfach geflattert ist – eine neue Version von Boulder Dash, und dazu noch eine offizielle! Allerdings wird die anfängliche Freude beim Download der App gleich zunichte gemacht – Boulder Dash 30th Anniversary ist zu einem Freemium-Spiel geworden.

Gelungene Steuerung, fragwürdige neue Features

Vom lieblichen Charme der älteren Boulder Dash-Versionen, in denen man sich jeden Schritt zwischen gefährlichem Geröll, fiesen Kreaturen und herabfallenden Felsbrocken haargenau überlegen musste, ist in der neuen Version des Puzzle-Spiels nicht viel übrig geblieben. Kindlich-verspielte 2,5D-Grafiken und Umgebungen, durch die man zumindest im ersten Pack der insgesamt über 200 Level mehr oder weniger durchrauscht, sind da noch das geringere Übel. Zugegeben, die Steuerung ist trotz einer auf Wischgesten basierenden Navigation des guten Protagonisten Rockford – auch er wurde augenscheinlich eines Facelifts unterzogen – präzise und überraschend gut gelungen.

Dafür machen allerdings andere neue Features in diesem Höhlenforscher-Abenteuer negativ auf sich aufmerksam. Die Macher erklären dazu in ihrer Pressemitteilung, „Wir haben alle hart gearbeitet, um eine neue und aufregende Optik und Erfahrung zu erstellen und gleichzeitig dabei sicher zu stellen, das echte, klassische Boulder Dash Erlebnis beizubehalten.“ Und auch die App-Beschreibung im Store gibt sich ähnlich euphorisch, „Während das Spiel alle klassischen Elemente beibehält, hat es sich in 30 Jahren doch weiter entwickelt. Boulder Dash 30th Anniversary hat viele neue aufregende Elemente, wie z.B. diagonale Laufmöglichkeiten und Rampen. Dadurch gibt es Platz für viele neue aufregende und knifflige Puzzle [sic!], während die Höhlen dadurch ein neues, natürlicheres Aussehen erhalten.“

Wo ist nur das gute alte Boulder Dash geblieben?

Eingefleischte Boulder Dash-Fans werden sich angesichts dieser „vielen neuen aufregenden“ Elemente allerdings wohl eher von einem Gesteinsbrocken erschlagen lassen, als diese Optionen gut zu heißen. Vereinfacht gesagt: Sie berauben dem Kultspiel seiner Seele und lassen das Game zusammen mit der verspielten Grafik eher wie ein x-beliebiges Casual Game als als Remake des Puzzle-Klassikers erscheinen.

Zu allem Überfluss wurde eine komplette Freemium-Maschinerie in Boulder Dash 30th Anniversary integriert, die dazu führt, dass sich nebenbei Schatztruhen, bunte Herzchen, Goldbarren und allerhand andere Gegenstände in den Leveln sammeln lassen. Zudem wurde eine ganze Leiste von möglichen Power-Ups und Boni im Spielbildschirm integriert – Extra-Bomben in begrenzter Anzahl, mit denen sich auch unzugängliche Diamanten erreichen lassen, sowie Punkte-Verdoppler, Lupen und Eissterne. Schon nach wenigen Leveln wird es schwierig, trotz Einsammelns aller Diamanten auf dem Screen auch die maximalen drei Sterne für jedes Level einzustreichen. Setzt man hier nicht auf zusätzliche Upgrades, steht man schon bald auf der Verliererstraße der Höhlenforscher.

Von wundersamen Auferstehungen und vergoldeten Werbebannern

Auch die Fairness bleibt wie immer in Freemium-Spielen auf der Strecke: Segnet man in den unheilvollen unterirdischen Welten von Boulder Dash 30th Anniversary doch einmal das Zeitliche, lässt sich selbst der Tod mittels einiger Goldbarren wundersam aufheben und einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen. Die Anbindung an das Game Center, um dann die errungenen Highscores zu vergleichen, hätte man sich daher gleich sparen können.

Als wäre das nicht schon ein Schlag mit einem Gesteinsbrocken ins Gesicht jedes Boulder Dash-Anhängers, haben die Entwickler auch noch demonstrativ Werbebanner ins Spiel eingebaut. Geht man davon aus, dass die Einnahmen durch In-App-Käufe für Fantasiewährungen nicht ausreichen, oder warum lässt man sich die Entfernung dieser Banner gleich mit satten 4,49 Euro bezahlen? Hätte man sich doch einfach nur für ein nah am Original entwickeltes Remake entschieden und dieses als Premium-Game im App Store veröffentlicht – dann hätte ich liebend gerne die 4,49 Euro oder gar 10 Euro für diesen Titel bezahlt. So beerdige ich den guten Rockford vor dem geistigen Auge in einem Geröllfeld und hoffe insgeheim auf eine Auferstehung in würdigerem Rahmen.

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Kommentare 18 Antworten

  1. Ich habe früher viel mit iPhone und iPad gespielt. Da es fast nur noch Spiele mit in App Käufen gibt, ist mir die Lust an iOS Games vergangen.
    Es gibt ja nur noch wenige gute Spiele, die ohne in App Käufen auskommen.
    Bei vielen Spielen kann man auch so gut wie gar nicht gewinnen, wenn man nicht diverse Käufe tätigt.
    Ich finde Apple und Google haben einen riesen Fehler mit der Erlaubnis dieses Weges gemacht.
    Habe mir jetzt eine Xbox One geholt. Das wird auf die Dauer auch günstiger, als wenn ich ständig Geld in den Spielen ausgeben soll. Was ich aber auch noch nie tat ;). Versteht mich nicht falsch, ich bin bereit Geld für Spiele auszugeben. Aber bitte nur einmalig beim Kauf oder beim freischalten einer Demo. Aber bitte keine 89,99€, 44,99€,… für Goldbarren, Diamanten, oder ähnlichem Zeugs :-(.

  2. Ich habe mich gefreut, als ich von der Veröffentlichung gehört habe, da ich vor 30 Jahren genau im Boulder Dash Alter war. Aber ich habe doch Abstand von diesem Spiel genommen, als ich das Freemium Modell gesehen habe. Ich bin bereit für gut gemachte Spiele zu bezahlen, aber hier ist wieder Abzocke vorprogrammiert. Das hat nichts mit dem Original zu tun.

  3. Also ich finde das Spiel Klasse, ich bin jetzt auch schon ziemlich weit und das ohne in App Käufe.
    Mich ärgert das viele nix ausgeben möchten aber super Spiele erwarten.
    Man sollte sich mal überlegen das die Macher solcher Spiele damit ihr Geld verdienen.

    1. Hast du den Artikel zuende gelesen? 😉

      „Hätte man sich doch einfach nur für ein nah am Original entwickeltes Remake entschieden und dieses als Premium-Game im App Store veröffentlicht – dann hätte ich liebend gerne die 4,49 Euro oder gar 10 Euro für diesen Titel bezahlt.“

      1. Ich verstehe nicht was du meinst ( nah am Original???), für mich ist das Boulderdash mit schöner Grafik. Ob ich jetzt 4,49 im App bezahle oder gleich beim runterlasen ist doch egal und die anderen in App Käufe sind für mich bis jetzt nicht nötig.
        Die „vielen neuen Elemente“ muss man doch auch nicht anwenden, das macht das Spielen dann natürlich etwas anspruchsvoller!

  4. Ein sehr schöner Artikel; spricht mir aus der Seele. Empfand ich fast genauso, bevor ich diesen Klicki-bunti-Freemium-Mist wieder gelöscht habe…

  5. Hmm, ich bin 44, also ich habe Boulder Dash auf dem Atari 800 XL gespielt, denke also das ich vergleichen kann.
    Hat dieses Spiel den Charme von damals? Nein.
    Boulder Dash war damals eine echt große Nummer. So wie Archon, oder Mercenary und einige andere Spiele die damals wirklich groß raus kamen.
    Rescue of Fractalus, Ballblazer, Pitfall II, Zork … und viele mehr die heute, außer ein paar Nostalgigern, echt keine Sau hinterm Ofen vorlocken würde.
    Boulder Dash hat damals funktioniert weil es derartiges einfach nicht gab.
    Mir hat es damals viel Spaß gemacht, aber ich bin ja nicht ohne Grund auf andere Systeme umgestiegen.

    Das Spiel hier ist nett, gut gemacht. die Steuerung und die spielreaktion passen gut zusammen. Man hat wirklich die Möglichkeit unter fallenden Steinen wegzulaufen. Es gibt Spiele die so schlecht getimed sind das man da keine Chance hat.
    Das leveldesign ist gut. Ich habe im der ersten Welt bis jetzt immer alle drei Sterne auch ohne Power Ups bekommen,außer da wo sie halt vom Intro eingezwängtem werden. Man kann sich verbessern wenn man übt.
    So wie früher halt.
    Ich habe schon einiges Freigespielt und das in der Ersten Welt, finde ich jetzt nicht so schlecht. Schatzkisten sind nicht so selten das man sie nie bekommt.
    Die Werbung nervt, wenn ich das Spiel länger Spiele und noch mehr freispielen kann werde ich sie weg kaufen.

    Also objektiv ist das kein Boulder Dash, kann es gar nicht sein. Dafür ist die Spieleszene heute viel zu weit als das so ein Spiel der Burner ist der es damals gewesen wäre. Aber ein nettes Spiel ist es schon.
    Das in App System finde ich nicht so nervig wie bei anderen Spielen.
    Bis jetzt. Ich denke aber das dies ein faires Spiel ist.

    1. Gut geschrieben, genau meine Meinung, ich bin in Welt 3 ohne in App kåufe. Ich brauchte 3 mal den Punkteverdoppler um auf 3 Sterne zu kommen aber diese Powerups habe ich erspielt.

  6. Zuerst hab ich auch gedacht – Mist schon wieder F2P, würde lieber kaufen. Aber das Spiel hat dennoch seinen Charme. Ich musste mich selbst auch erst mal dran erinnern, das der Pixel-Style heute wohl nicht mehr zeitgemäß gewesen wäre und eher Buh-Rufe ausgelöst hätte und Kommentare, wie: Hat sich nix getan, Bääh..

    Das Spiel macht Spaß, keiner muß Geld ausgeben und kann trotzdem Stundenlang Spaß haben. Ich find’s rundherum gelungen.

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