Life Analytics: Von einem peinlichen Versuch, die Datenkuh zu melken

Bei derartigen Apps wird man gleich hellhörig: Eine kostenlose Anwendung wie Life Analytics sieht sich als „Life Log“, um als GPS-basiertes Tagebuch zu dienen.

Life Analytics 1Zu diesem Zweck fordert die kostenlos im deutschen App Store erhältliche App, die zudem noch ohne deutsche Lokalisierung auskommen muss, Zugriff auf jede Menge Daten. Denn wie sonst soll man Life Analytics (App Store-Link) mitteilen, wo man sich gerade aufhält, zuhause oder bei der Arbeit, wie viele Schritte man absolviert hat und wie lange man von der Arbeitsstelle wieder zurück nach Hause gependelt ist.


Die etwa 14 MB große Anwendung erfordert zur Installation nicht nur mindestens iOS 7.0 oder neuer, sondern auch den M7 oder M8 Motion-Prozessor, der im iPhone 5s, im iPhone 6 oder iPhone 6 Plus verbaut ist. Damit Life Analytics weiß, wo man sich gerade aufhält, wird zudem eine GPS-Verbindung vorausgesetzt.

Die Datensammelwut von Life Analytics kennt keine Grenzen

Die ominöse App-Beschreibung im Store, die wenig vertrauenserweckend davon spricht, „please use as a support tool for achieving work-life balance“ und es sich wohl als einziges Ziel gesetzt hat, über GPS- und Motion-Prozessor-basierte Daten des jeweiligen Nutzers ein genaues Bewegungsprofil auf ihre Server zu übertragen, kommt zudem mit ständig eingeblendeten Werbebannern und einem verwaschenen, fast schon altertümlichen Design, das auch aus iOS 5.0 stammen könnte, daher.

Der einzige Nutzen, den der User von Life Analytics hat – sofern er denn seine Daten freiwillig und permanent auf Basis eines Geofencing-Prinzips freigibt – ist eine grafische Auswertung des täglichen Lebens in primitiven Balken- und Tortendiagrammen. Aha, ich habe also am Dienstag 6,8 Stunden bei der Arbeit verbracht und 56 Minuten von der Arbeit nach Hause gependelt? Interessant. Nicht.

Schwammige, nichtsaussagende Datenschutzerklärung

Life Analytics 2Für diese unglaublich revolutionären Informationen bezahlt man, wie soll es auch anders sein, mit seinen eigenen Daten. Sucht man in der mehr als verworrenen Privacy Policy nach einigen handfesten Statements hinsichtlich der erhobenen und verwerteten Daten, stößt man nach einigem Kopfschütteln und kaum zu verstehenden Phrasen à la „It has done the work to handle Consignment and sales campaign corporate, personal information, Ltd. media circuit, we are recognized as a valuable asset of the people of the individual personal information“. Ähm, ja. Ich bin übrigens nicht betrunken.

Endlich, nach einigen weiteren Formulierungen, die einer Anglistin schon beim Lesen weh tun, findet sich unter Punkt 6 der entscheidende Hinweis, „Personal information obtained in the smart phone app for that we develop, it will be handled appropriately within the scope necessary for the service provided“, also in etwa, „Die persönlichen Daten, die in der von uns entwickelten App gesammelt werden, werden entsprechend des Umfangs, der für den angebotenen Service notwendig ist, verwendet“. Oder so ähnlich. Spätestens hier ist klar: Keine klaren Angaben zur Verwendung, Speicherung und Weiterverkauf der Nutzerdaten. Life Analytics ist noch in der gleichen Minute von meinem iPhone geflogen – und auch ihr solltet Abstand von diesen undurchsichtigen Entwicklern nehmen.

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Kommentare 15 Antworten

  1. Gute Warnung an alle, die ihre Daten nur allzu leichtfertig hergeben und sich hinterher wundern, woher wieder die Millionen geklauten Passwörter kamen.

      1. Er meint wohl, dass man auch in der heutigen Zeit noch für Datenschutz sensibilisiert sein sollte, auch wenn es schwer ist, dass man so wenig Daten wie möglich von sich hergibt.

  2. Vielleicht solltet Ihr das zum Anlass nehmen, bei Euren App-Vorstellungen grundsätzlich etwas zur Herkunft Dieser zu schreiben.

  3. Danke,Mel…
    Ruhig mehr davon…
    Es werden sicherlich noch mehr Kommentare verfasst à la „Das hätte ich Dir vorher sagen können“, „Das weiß doch jeder“…
    Aber so werden auch nochmal alle daran erinnert und darauf aufmerksam gemacht…
    Mit solchen Berichten unterscheidet ihr Euch wohltuend in der sonstigen Apple-Bericht-(Gerücht-)erstattung…weiter so!

  4. Sorry, aber ich finde den Artikel äußerst tendenziös. Die App hat ebenso Ihre Daseinsberechtigung wie 100 andere Apps, die für viele nutzlos erscheinen, für andere aber sinnvoll sein können. Ob es wirklich nur um das Abgreifen von Daten geht ist unbelegte Spekulation. Die offenbar automatisch übersetzte Datenschutzerklärung wirkt seltsam, ist aber weit weniger eindeutig in Sachen Daten-Verwertung als z. B. bei Facebook, Google und Whats App.
    Guter Journalismus sieht jedenfalls anders aus.

      1. Mit „Die offenbar automatisch übersetzte Datenschutzerklärung “ war auch nicht Mels Text gemeint, sondern die erwähnte Privacy Policy von Ltd. media circuit.

  5. In diesem Zusammenhang stellt sich allerdings auch die Frage, was mit den schicken Armbändern ist, die Schritte zählen, Puls messen, Herzfrequenz usw. Oder mit der von Apple zur Verfügung gestellten App Health. Interessante Daten für Versicherungen, Krankenkassen. Da lese ich nie Kritisches. Nur mal so zum
    Nach – Denken. Schönes Wochenende.

  6. Guter Bericht! Vielen Dank auch für die Datenschutzrecherchen.
    Ich persönlich sehe die App zwar nicht so kritisch und könnte sogar einen gewissen Mehrwert für mich persönlich ableiten. Aber ich protokolliere auch meine Aktivitäten, Schlafverhalten etc. seit über einem Jahr penibel mit. Trotzdem finde ich den kritischen Blickwinkel wie er im Bericht und auch hier in den Kommentaren geäußert wurde für wichtig, um das potentielle Risiko nicht zu vergessen.

    Die vorgestellte App werde ich mir aufgrund der undurchsichtigen DS-Formulierungen nicht laden. Ich freu mich auf weitere kritische Berichterstattung, halte aber Selftracking grundsätzlich für sinnvoll.

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