Loops, bis der Arzt kommt: Neues Videomix-Tool vjay im Test

Schon vor einigen Tagen hatten wir euch die Neuerscheinung vjay kurz vorgestellt. Nun soll ein etwas ausführlicher Test folgen.

Gerade von Apple selbst als „Unser Tipp“ im App Store deklariert, ist die satte 280 MB große App fürs iPad erst vor wenigen Tagen von algoriddim veröffentlicht worden. Zur Zeit zahlt man für vjay (App Store-Link) 7,99 Euro, später soll dann der Preis auf das Doppelte ansteigen.


Die Entwickler von algoriddim haben in der Vergangenheit insbesondere durch ihre djay-Apps auf sich aufmerksam gemacht, mit denen sich Musikstücke wie auf einem echten Mischpult JD-artig mixen und abmischen ließen. Die vjay-App verfolgt ein ganz ähnliches Prinzip, nur mit dem Unterschied, dass hier Video- und Audiospuren kombiniert werden können.

Damit man die funktionsreiche App auch problemlos nutzen kann, sollte man im Besitz eines iPad 2 oder des neuen iPads sein. Das iPad 1 bietet laut Entwicklern nicht genügend Performance, um die aufwändigen Rechenleistungen stemmen zu können. Ebenfalls notwendig ist zwingend die iOS 5-Version auf eurem Tablet.

Hat man alle Zugangshürden hinter sich gebracht, kann es mit vjay auch schon fast losgehen. Fast? Ja, fast. Denn was wäre ein Video-Tool ohne eigene Samples, an denen sich ausgiebig ausgetobt werden kann? Zwar stellen die Macher von vjay einige Beispiele zur Verfügung, mit denen sich herumspielen lässt – darunter ein Musikvideo des österreichischen Jazz- und House-DJs Parov Stelar, oder auch Skate-, Fußball- oder Parkour-Samples – aber wenn man persönliche Videos einbinden will, steht man mehr oder weniger im Regen dar.

Ein großes Manko der App ist damit schon ausfindig gemacht worden: Man weiß ja, dass die Kamera des iPads selbst keine großartigen Videoqualitäten aufweisen kann. Möchte man qualitativ einigermaßen akzeptable Samples einbringen, lagern diese meistens auf externen Festplatten oder auf dem iPhone. Leider bringt vjay keine Import-Funktion für andere Geräte mit: Die Videoclips müssen sich zur Verarbeitung zwangsweise schon auf dem iPad befinden. Eine Anbindung an Dropbox wäre daher eine sinnvolle Lösung gewesen.

Was ebenfalls zu Missverständnissen führen kann: Mit vjay erhält man keine vollwertige Videobearbeitungs-App im Stil von Avid Studio oder iMovie, sondern es lassen sich lediglich aus zwei verschiedenen Spuren Mixes erstellen, die jeweils mit Videoclips, Musik oder Fotos aus der Camera Roll gefüttert werden können. Diese können dann jeweils in zwei separaten Fenstern abgespielt, aufgenommen, sogar gescratched und überblendet werden, und abschließend in der Medienbibliothek bereitgestellt werden.

Für die zu verwendeten Medien steht eine Vielzahl von Effekten bereit, so gibt es die Möglichkeit, eine Slow-Motion-Aufnahme durch Verringerung der Abspielgeschwindigkeit zu generieren, auch sich wiederholende Loops mit festgelegten Frames lassen sich einrichten. Mit einem „Blend“-Schieberegler fügt man verschiedene Übergänge hinzu, so etwa einfache Überblendungen, Swaps oder Mosaik-Effekte, die wirklich gelungen und hochwertig aussehen. In einem Vollbild-Modus kann man das Arbeitspult ausblenden und sich den Clip ohne großen Schnickschnack ansehen. Hat man dann die eigenen Videomixe aufgenommen, was über einen einfachen roten Record-Button geschieht, steht einer Bereitstellung in der Medienbibliothek nichts mehr im Wege. Auch eine Unterstützung für eine externe Wiedergabe der Mixes über den Digital AV Adapter (über HDMI) oder AirPlay ist seitens vjay gegeben. Diese Funktionen bieten sich inbesondere an, wenn man seine Clips vor einem größeren Publikum präsentieren will, beispielsweise per Beamer.

Leider muss man auch erwähnen, dass vjay bzw. die Entwickler kaum etwas Starthilfe für Anfänger bereitstellen. Ein kleines Tutorial mit einführenden Schritten und Funktionserklärungen wäre sicher wünschenswert gewesen. Auch ich habe in der Vergangenheit schon des öfteren mit Videosoftware zu tun gehabt, unter anderem Adobe Premiere Elements oder Magix Video Deluxe, aber musste mich in die App mehr oder weniger durch Learning-by-doing einfinden. In den Einstellungen gibt es zwar einige Tipps und Ratschläge, aber diese sind nur in englischer Sprache gehalten. Einsteigerfreundlichkeit sieht für mich daher anders aus.

Insgesamt bietet vjay ein wirklich umfassendes Paket für Nutzer, die gerne mit Video- und Audiodateien herumspielen. Allerdings muss man sich aufgrund des hohen Kaufpreises fragen, in welchem Genre die App ihre Daseinsberechtigung hat, da sie keine vollwertige Videobearbeitung bietet, sondern mit zwei Spuren nur für Übergänge und einige Effekte sorgen kann. Letztere jedoch sind allemal hochwertig und wirken professionell, so dass damit durchaus für staunende Gesichter gesorgt werden kann.

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Kommentare 5 Antworten

  1. Kleiner Tipp:
    Die fehlende Importfunktion lässt sich sehr gut mit der Universal App „PhotoSync“ umgehen!!! Welche übrigens meiner Meinung nach auf keinem iDevice fehlen sollte!

  2. Also ich nutze das iPad3(und ipad2) und man kann problemlos zuvor gemachte Videos auswählen, mit Effekten und Musik versehen und erneut im Fotoalbum abspeichern.

  3. Also “ nicht für Anfänger geeignet “ ist meiner Meinung nach ein falsches Fazit, ich habe die App. Gestern geladen und hatte zuvor Null Erfahrung, wie auch da diese App. Einzigartig ist. Es gibt nicht viele Buttons und wenn man ne halbe Stunde rumgespielt hat hat man alle Effekte aufgedeckt da alles gut strukturiert ist. Zur Not gibt es auf Youtube Videos die alle Funktionen vorstellen, aber wie gesagt, es ist nicht schwer alles selber zu entdecken, macht ja auch Spaß rumzuexperimentieren, Leute, seid nicht abgeschreckt, wenn ihr Musikvideos mögt und welche zusammenschneiden wollt und ein bisschen cooler machen wollt “ kaufen „.

    Ps: es lassen sich auch Videos aus iTunes bearbeiten.

  4. Ich habe das App. über mehrere Stunden getestet und dem Hersteller meine Wunschliste der Änerungen gemailt.

    – Suchfunktion im eigenen Archiv
    – Optionale Abschaltung der Autoplayfunktion nach Laden eines Tracks
    – Optionale Trennung der Effekte von der Tonspur
    – Mangelhafte Syncronisierung wenn der Titel gescrubbt oder Teile übersprungen wurden.
    Unterstützung des Dockanschlusses zur Ausgabe im Split mit dem Kopfhöreranschluss zum Vorhören (wenn das technisch geht)

    Schauen wir mal was passiert!

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