Mobiles Internet in der EU: Deutsche Tarife sind im internationalen Vergleich zu teuer

Seit Mitte dieses Jahres darf auch mit dem eigenen Datentarif kostenlos im EU-Ausland gesurft werden – gemeinhin als EU-Roaming bekannt. Mobile Datentarife sind in Deutschland aber im Vergleich immer noch sehr teuer.

Mobiles Surfen EU Nov 2017

Wie die Tagesschau-Website unter Bezugnahme auf eine aktuelle Vergleichsstudie der finnischen Consulting-Firma Rewheel („Digital Fuel Monitor November 2017“) berichtet, sind die Kosten für mobiles Internet EU-weit deutlich günstiger als in Deutschland. Begründet wird dieser Zustand vor allem mit dem fehlenden Wettbewerb: Es gibt hierzulande zu wenige Anbieter.


Auch wenn sich in den letzten Jahren und Monaten bereits einiges hinsichtlich des Preisniveaus für mobiles Datenvolumen in Deutschland getan hat – schaut man sich die Preise für ähnliche Leistungen im EU-Ausland an, ist für ein enormes Frustpotential gesorgt. Während die meisten deutschen Tarife pro Monat nur wenige Gigabyte an integriertem Volumen anbieten, surfen viele unserer EU-Nachbarn gänzlich ohne Datenbremse, bei der ab einer bestimmten erreichten Datenmenge die Surfgeschwindigkeit massiv gedrosselt wird.

Wie die Tagesschau anführt, gibt es sogar in zehn EU-Ländern echte Flatrates mit unbegrenztem Datenvolumen, die zum Preis von 30 Euro oder weniger angeboten werden. „In drei weiteren Ländern (Großbritannien, Schweden und Frankreich) bekommt man für diesen Preis 100 Gigabyte (GB) Datenvolumen pro Monat“, informiert die Tagesschau. Ungeschlagen ist dabei Litauen, wo eine echte Datenflat mit unbegrenztem Volumen schon für 15,75 Euro zu haben ist. Zum Vergleich: Möchte man auch in deutschen Landen komplett ohne Daten-Drosselung surfen, steht nur ein einziger Tarif der Telekom zur Verfügung – zu einem Preis von exorbitanten 199,95 Euro im Monat.

Mobile Datentarife Preise EU

Über die Gründe für diese enormen Preisunterschiede streiten die Experten. Torsten Gerpott, ein Telekommunikations-Experte von der Uni Duisburg-Essen, glaubt, dass auf dem deutschen Markt mit den drei großen Netzbetreibern der Telekom, Vodafone und O2 sowie vielen Anbietern ohne eigenes Mobilfunknetz kein großer Wettbewerb möglich ist, da „sich die Firmen nicht so sehr gegenseitig weh [tun]. Es gibt keine Newcomer, die wie wild Marktanteile gewinnen wollen.“ Die Sprecher der Netzbetreiber hingegen verweisen hinsichtlich der hohen Datenpreise in Deutschland auf Abhängigkeiten „von der Landesgröße und topografischen Gegebenheiten“, wie ein Mitarbeiter der Telekom erklärt. Zudem seien hohe Preise für die Vergabe der Mobilfunkfrequenzen angefallen. Torsten Gerpott widerspricht dieser Begründung und glaubt, dass „diese Argumente nur Versuche zu vernebeln, wie profitabel das Mobilfunkgeschäft für die Netzbetreiber ist“, sind.

Drillisch mischt den Markt mit Discount-Tarifen auf

Vergünstigungen gibt es in Deutschland lediglich durch das Nutzen von Partnerdiensten in speziellen Mobilfunktarifen, wie beispielsweise einer Spotify-Option bei T-Mobile. Da Kunden aus dem Grund aber eher dazu neigen, bestimmte Services zu buchen, ist das freie Internet und der Markt für andere Streaming-Anbieter in Gefahr. Ein wenig Bewegung in den deutschen Datentarif-Markt bringt der Konzern Drillisch, der mit günstigen Tarifen im O2-Netz, wie etwa bei Simply, Smartmobil oder PremiumSim auf sich aufmerksam macht.

Leider lässt die Zuverlässigkeit und Netzabdeckung des O2-Netzes weiterhin im direkten Vergleich zu wünschen übrig, so dass viele Kunden weiterhin teure Tarife der anderen Provider nutzen. Generell bemerkt Gerpott eine gewisse Trägkeit bei deutschen Mobilfunkkunden: „Die Masse der Kunden ist bei den drei Netzbetreibern. Und die Kunden sind nicht geneigt, permanent ihre SIM-Karten zu wechseln.“ Dabei ließe sich durch einen Anbieterwechsel schnell bares Geld sparen und mehr Gigabyte fürs Geld bekommen.

Bedingt durch die sogenannte Fair-Use-Politik der Anbieter sollte es allerdings auch nicht allzu einfach sein, nun einen billigen Flatrate-Tarif für knapp 16 Euro aus Litauen zu buchen und kontinuierlich in Deutschland zu nutzen. Die Mobilfunk-Provider behalten sich vor, bei ständigen Aufenthalten im Ausland (im Falle des litauischen Tarifs in Deutschland) Zuschläge oder Extrakosten zu verlangen.

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Kommentare 13 Antworten

  1. Ja, es ist einfach eine Schweinerei. Auch in anderen Ländern, wie Gb musste die Konzerne hohe Kosten bei der Frequenzvergabe hinnehmen. Und dennoch sind die Preise dort ganz andere als bei uns.

    Hinzu kommt die Schweinerei mit (bei mir) bis zu 16 MBit = 39,99 im Monat bei Festnetz. Tatsache bekomme ich aber nur 2 MBit. Das ist genau so wie ich kaufe ein Auto mit bis zu vier Räder, krieg aber nur eins. In jedem Fall kann ich das Auto einschalten. – Und NIEMAND, auch die Verbraucherverbände oder unsere lieben Politiker kümmert diesen Beschiss. Der Kunde muss es ja nicht nehmen, er hat ja gelesen „bis zu“, also mecker nicht rum. Als wenn wir eine Wahl hätten, denn die Telekomiker stellen die Infrastruktur und alle anderen können diese nur mitbenutzen.

    Andererseits geht es mit dem Netzausbau nur schleppend voran. In Norwegen hast du auch auf dem höchsten Berg mindestens 3G. Davon träumen hier einige Gegenden immer noch.

    Zu SMS-Zeiten kostete eine SMS gut 20 Pfennig. Die Kosten der Telekommunikationsfirmen betrugen sage und schreibe 2,irgendwas Pfennig. Dann kam iMessage bei Apple, später Whats App und schon mussten neue Geldquellen aufgemacht werden. Dann kam das EU-Roaming als neuer Segen. Nun ist es abgeschafft – und wieder sind sie dabei, zu scheffeln wo es nur geht. Der Staat muss helfen, damit der Netzausbau schneller voran geht. Was macht der Staat? Er schiebt Millionen und Abermillionen den Kommunen zu, damit die T-Konzerne fetter werden. Es ist einfach nur ein Skandal. Aber wen interessiert es? Und wer macht etwas dagegen?

    1. Du kannst sehr wohl dagegen vorgehen, wenn du 16 MBit buchst und nur 2 bekommst. Die Geschwindigkeit wird dann zwar sicher nicht erhöht, aber der Preis gesenkt. Mit dem „bis zu“, und dann noch nichtmal die Hälfte liefern – das war mal. Viele wissen das nur nicht.

  2. Haha und dann freut sich der Michel noch über StreamOn anstatt zu erkennen wie er da abgerollt wird. Bei deinem tollen Vertrag für NUR 75 Euro! darfst du sogar Videos in minderwertiger Qualität streamen. Ich zahle 16 Euro für 50GB und kann den Vertrag dank EU Roaming auch problemlos in Deutschland nutzen.

    1. @Maddoc: Aus welchem EU-Land ist der Vertrag und wie heißt der Tarif? Kann man den Tarif auch mit deutschem Wohnsitz abschließen oder braucht es eine Meldeadresse aus dem Land?

  3. Es ist eine Unverschämtheit, wie man hier abgezockt wird. Ich habe im Monat 10GB für 19.95€. Ich bin auf Mobildaten angewiesen, da kein Tel.Anschluss. Ich habe den Tarif fürs Smart TV sowie Onlinespiele auf der PS 4 gebucht. Leider verbraucht beides sehr viel Datenvolumen, so das ich es kaum nutzen kann. Wo bleibt da der Sinn. Hier muss die Politik bzw.die EU was tun!!! Moderne Zeiten, aber wir Deutschen hinken immer hinterher.

    1. Genau hier liegt der Grund, Du musst es ja nicht nutzen – Du kannst es nutzen! Solange alle mitmachen und den Preis zahlen, wird sich nichts ändern…….Nachdenken!

  4. Ist doch klaro

    Das sagte Frau Bundeskanzlerin doch schon bereits vor einiger Zeit, Das Internet ist ja für uns Deutsche „NEULAND“

    Daher kann man es auch teuer verkaufen!

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