Solid Sound: iPhone-App verbessert Kopfhörer-Sound mit speziellen Klangprofilen

Auch wenn die mittlerweile werksseitig mitgelieferten EarPods von Apple einen annehmbaren Sound liefern, gibt es immer noch Verbesserungspotential – Solid Sound holt noch mehr aus Kopfhörern heraus.

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Die App wurde für das iPhone und den iPod Touch konzipiert und kann in einer Basisversion gratis aus dem deutschen App Store geladen werden. In dieser rund 23 MB großen Variante (App Store-Link) sind bereits Klangprofile für die EarBuds, also die alte Kopfhörer-Generation von Apple, und auch die neueren EarPods integriert. Per In-App-Kauf von 1,79 Euro lassen sich dann 17 weitere, speziell auf diese Kopfhörer-Modelle abgestimmte Profile erstehen. Zu den unterstützten Headphones zählen neben den Beats Solo HD und den Beats Studio auch der Koss Porta Pro, der Bose AE und OE2, der Sennheiser HD 201, der AKG K518 LE und der Urbanears Plattan. Außerdem gibt es Unterstützung für Modelle von Sony, Marshall, WeSC und Panasonic. Mein heiß und innig geliebter Sennheiser Momentum wurde wiederum leider nicht in der Liste gefunden, und auch Lifestyle-Kopfhörer von JBL oder House of Marley waren bislang noch nicht vertreten.


Nach einem kurzen englischsprachigen Intro-Video kann man sich im Hauptmenü den passenden Kopfhörer auswählen und dann mittels eines Swipes nach rechts zum integrierten Musik-Player von Solid Sound wechseln. Um den Effekt des optimierten Sounds direkt zu genießen, gibt es außerdem im Hauptmenü einen großen „ON/OFF“-Button, mit dem der Unterschied direkt deutlich werden soll. Dort lässt sich auch die Intensität des Soundeffekts justieren. 

Solid Sound gibt an, die Nachteile der aufgeführten Kopfhörer mit speziellen Algorithmen für eine umfassende Klangoptimierung auszumerzen. Dabei werden unter anderem Resonanzen reduziert und spezielle Töne, die sonst nicht zum Tragen kommen, prägnanter dargestellt, um ein ausgewogenes Klangbild zu erreichen. Im Gegensatz zu anderen ähnlichen Produkten, beispielsweise dem Audyssey Media Player, bietet Solid Sound auch eine auf das eigene Hörvermögen abstimmbare Anpassung. Dazu muss aber vorher eine Messung von audiometrischen Daten, beispielsweise bei einem Hörgeräteakustiker, vorgenommen worden sein. Mittels einiger Schieberegler lässt sich die App dann auf das eigene Hörvermögen anpassen – auf diesem Weg soll eine Ermüdung des Gehörs vermieden werden.

Ich hatte aufgrund der beschränkten Hardware-Auswahl nur die Möglichkeit, die Solid Sound-App nach Kauf des 1,79 Euro teuren Kopfhörer-Komplett-Sets mit zwei Kopfhörern zu testen: Den EarPods von Apple und meinem kleinen Urbanears Plattan. Gerade letzterer ließ sich mit dem Standard-Soundprofil schon merklich verbessern, der ansonsten eher dumpfe Sound bekam vor allem in den Höhen eine ganz neue kristallklare Schärfe. Ich fragte mich zu recht, wie ich sonst den dumpfen Klang des Kopfhörers als normal und akzeptabel angesehen habe. Aber wie so oft im Leben kann man erst differenzieren, wenn man verschiedene Erfahrungen gemacht hat.

Klangverschlechterung statt -verbesserung?

Verwirrt haben mich hingegen die ebenfalls von mir angestöpselten EarPods von Apple. Bei einem direkten Vergleich zwischen dem Music Player von Solid Sound OHNE aktivierter Klangverbesserung und dem gleichen Track in der normalen Musik-App des iPhones merkte ich, dass die EarPods in der nativen Musik-App ein weitaus besseres und bei gleicher Lautstärke auch kraftvolleres Klangbild ablieferten. Theoretisch dürfte es zwischen den beiden Apps keine Unterschiede geben. Hier drängt sich die Frage auf, ob die Entwickler von Solid Sound den Klang künstlich verschlechtern, um ihre Soundoptimierung besser darstehen zu lassen. Selbst mit aktiviertem Soundeffekt wirkte der Klang der EarPods immer noch schlechter, die Höhen machten einen leicht übersteuerten Eindruck. Eine wirkliche Verbesserung des Sounds über die App konnte ich zumindest mit den EarPods nicht ausmachen.

Justieren lässt sich der Sound allerdings auch noch zusätzlich mit speziellen Künstlerprofilen, die ebenfalls per In-App-Kauf für jeweils satte 2,69 Euro zu haben sind. Mit ihnen soll sich sie Musik so anhören lassen, wie sie vom Künstler selbst angedacht und im Studio aufgenommen war. Bislang stehen vier dieser Künstlereditionen zur Verfügung, namentlich von Udo Lindenberg, Booka Shade, Olli Banjo und Götz B. Meiner Ansicht nach sind diese aber nicht nur überteuert, sondern lassen sich wohl wirklich nur mit den Tracks der Musiker wirklich gut nutzen. Was bringt mir ein klassisches Streichorchester mit dem Soundprofil von Udo Lindenberg?

Insgesamt fällt das Urteil für Solid Sound daher eher durchwachsen aus. Bei meinem Urbanears Plattan merkte ich eine deutliche Soundverbesserung, bei den neueren EarPods von Apple hingegen subjektiv eher eine Verschlechterung. Vielleicht liegt es auch in den Augen bzw. Ohren des Hörenden, welcher Sound als angenehmer empfunden wird. Überflüssig und überteuert sind hingegen die Künstlereditionen, mit denen wohl nur Fans etwas anfangen können. Daher gilt: Einfach selbst ausprobieren und genau hinhören. Wem die App nicht zusagt, kann auch noch einen Blick auf den schon länger am Markt etablierten und mit einer weitaus längeren Kopfhörerliste ausgestatteten Audyssey Media Player werfen, der als Universal-App (App Store-Link) für nur 89 Cent zu haben ist.

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Kommentare 15 Antworten

    1. Solid Sound hat bislang weder Klipsch noch B&W im Angebot. Die gesamte – noch sehr übersichtliche – Liste findest du auch in der App-Beschreibung im App Store. Wenn du mir deine genauen Kopfhörer-Modelle nennst, könnte ich in der Audyssey-App mal nachsehen, ob sie dort dabei sind.

      Ansonsten kann man unter http://www.amp.audyssey.com/pick auch nachsehen, welche Modelle von Audyssey bereits unterstützt werden – und sogar eigene Vorschläge machen.

      1. Danke für den Link! War natürlich zu blöd (…oder zu müde^^) den auf der Homepage selber zu finden… Sowohl der P5 als auch meine X10 werden von unterstütz Audyssey …. Denke ich werd das mal ausprobieren…

    1. Da die Profile genau auf die Klangeigenschaften der jeweiligen Kopfhörer abgestimmt sind, denke ich nicht, dass es funktioniert. Es sei denn, man probiert mit verschiedenen Profilen herum und findet durch Zufall eines, das den Autoradio-Klang signifikant verbessert.

  1. Gab’s da nicht vor ca. einem Jahr eine andere App (Namen hab ich leider(?) vergessen), die exakt das gleiche Kopfhörer-spezifische Prozedere verfolgte? Ich kann „LouderLogic“ wärmstens empfehlen (keine Headphone-Vorgabe), zumal diese sich auch auf das Klangbild im Auto positiv auswirkt.

      1. Sorry, mein Fehler – zum Ende schwächelte wohl meine Aufmerksamkeit.
        Mein Dank an die Verfasserin für die Ausführlichkeit des Artikels / Tests, die kritische Beleuchtung der Schwächen dieser App und die Beantwortung meiner (an dieser Stelle dummen) Frage.
        Good Job!

  2. Überall wird gerade von der App berichtet und wie toll angeblich…
    Ist für nich der totale Fake (habe es schon neulich ausprobiert). Beim Test für EarPods täuscht das App definitiv. So wie Appgefahren auch berichtet hat.

  3. Habe die Super Darts von Atomic Floyd. Der Klang wird mit dieser App eher verschlechtert. Die Darts haben schon mit der Standart App nen Hammer Bass und ausgewogenes Klangbild.

  4. Eine gute Alternative ist MyTunes Pro
    Man kann eigene Profile erstellen.
    Diese lassen sich für Kopfhörer, dem Auto, kleinen und großen Lautsprechersystemen getrennt anpassen und abspeichern.
    Insgesamt eine runde Sache.

  5. Wir haben hier bei uns im Laden ein paar der aufgeführten Kopfhörer. Habe die Profile ausprobiert und muss sagen das es sich bei der App um einen Fake handelt. Die App produziert wie schon im Artikel beschreiben einen dumpferen Klang. Erst wenn man die „Verbesserung“ aktiviert scheint der Kopfhörer sein volles Potential wieder zu geben. Im direkten Vergleich mit der IOS Musik App klingt Solid Sound im Verbesserungsmodus eher Übersteuert. In den Höhen zu Spitz und die Tiefen zu dominant. Das war bei allen getesteten Kopfhörern so. Klar ist der Klang immer auch Geschmackssache, aber hier wird man eindeutig an der Nase herumgerührt. Lässt sich aber auch in den Rezessionen nachlesen.

  6. Hier mein Tipp: Einfach Equalizer in den Systemeinstellungen aktivieren!
    Hat bei meinen Bose und Philipskopfhörern auch funktioniert.
    Sollte man sowieso Musikspezifisch einstellen.

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