E-Rezept: Deutschlandweite Einführung nach hinten verschoben

Ab 2022 Pflicht in Arztpraxen

Eigentlich sollte es schon am 1. Oktober soweit sein: Dann sollten bundesweit Arztpraxen freiwillig an der Einführungsphase des sogenannten E-Rezepts teilnehmen können. Dieser Termin wurde nun nach hinten verschoben, wie das zentral zuständige Unternehmen Gematik am Donnerstag mitgeteilt hat. Besonders tragisch ist dieser Schritt offenbar nicht, da bisher nur sehr wenige Praxen beim E-Rezept mitgemacht haben.

Das sogenannte E-Rezept, ein elektronisch ausgestelltes Rezept für Medikamente oder Hilfsmittel, soll die noch immer bestehende Zettelwirtschaft in Arztpraxen verringern. In jedem Jahr bekommen Patienten und Patientinnen von ihren behandelnden Ärzten und Ärztinnen etwa 500 Millionen Rezepte ausgestellt, so die Zahlen von t3n.


Ab 2022 sollen diese in Form eines QR-Codes elektronisch über die Gematik-App „E-Rezept“ (App Store-Link) an ein Smartphone überstellt werden, oder, falls diese Möglichkeit nicht gegeben ist, der QR-Code ausgedruckt werden. Dieser lässt sich dann in Apotheken vorzeigen und einlösen, um so die Produkte ausgehändigt zu bekommen. Auch eine digitale Bestellung über eine Apotheke, sofern diese es anbietet, soll so möglich sein, ebenso wie ein Einlösen in Online-Apotheken. Für Privatversicherte wird das E-Rezept nicht gelten.

Zig verschiedene Praxis-Verwaltungssysteme erschweren die Umsetzung

Wieder einmal zeigen sich an dieser Stelle die Probleme der Digitalisierung in Deutschland: Viele Arztpraxen haben noch gar nicht die Möglichkeit, ein elektronisches Rezept anbieten zu können. In deutschen Praxen gibt es rund 130 verschiedene Praxis-Verwaltungssysteme, für die jeweils zertifizierte Updates zur Verfügung gestellt werden müssen. Auch die bisher fehlende Kooperation mit Krankenkassen, von denen sich noch zu wenige am E-Rezept beteiligen, verhindert eine flächendeckende Einführung.

50 Arztpraxen und Kliniken sowie 120 Apotheken in Berlin-Brandenburg sollten ursprünglich an einem Testprojekt mit Vor-Ort-Unterstützung von Fachleuten teilnehmen. Aufgrund mangelnder Software-Updates gab es auch hier weniger Teilnehmer als angenommen. Ab 2022 soll das E-Rezept dann aber verpflichtend in Arztpraxen eingesetzt werden – in 17 anderen EU-Staaten ist es bereits eingeführt worden. Nach anderen Problemen, beispielsweise beim elektronischen Führerschein oder auch bei der kurzfristigen Entfernung der nora-Notruf-App aus dem App Store, darf man gespannt sein, wie das „Neuland“ Deutschland diese digitale Hürde überwindet – und vor allem wann.

‎Das E-Rezept
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Kommentare 14 Antworten

    1. E-Rezept, ID-Wallet, Notruf-App, Deutschland zeigt sein ganzes Können bei der Digitalisierung. Wenn ihr ein leises Lachen hört, dann sind das die Menschen in Estland, die man bis hier hin hören kann.

  1. Mit eingeschaltetem private relay hat man hier echt Schwierigkeiten Kommentare zu schreiben. Klar, das ist noch Beta aber sonst habe ich nirgendwo Probleme damit bisher.

    Bin ich da der einzige? Will das jetzt eigentlich nicht hierfür deaktivieren.

  2. Ich bin als niedergelassener Arzt betroffen von diese stümperhaften Vorgehensweise; Softwareupdates, Hardwaregeräte, Konfigurationschaos…. Aber für Alles in Vorkasse gehen, was sich im vierstelligen Bereich befindet! Kein Wunder, dass sich die meisten Arztkollegen vehement gegen dieses zwar sehr sinnvolle, aber vollkommen unausgegorene System wehren. Die progressiv denkenden bleiben halt auf der Strecke!

  3. Wie sagte es die Frau Merkel vor gar nicht so langer Zeit: Das Internet ist für uns alle etwas Neues! Und das wird wohl auch lange noch so sein…

  4. Deutschland ist weltweit wohl auch einmalig in Bezug auf Datenschutz. Daher kann es nicht klappen.
    Man fährt wieder einmal mit Vollgas (Bussgeld bei nicht Anschaffung der Hardware) aber mit angezogener Bremse (Datenschutz) getreu nach dem üblichen Motto „wasch mich aber mach mich nicht nass“

    1. @herrmann: Bullshit. DSGVO-Bashing mag zwar bei einigen opportun erscheinen, der Datenschutz ist aber nicht an diesen fails schuld. Aber Datenschutz ist ja für viele ja auch irgendwie wie Neuland.
      Dass es nicht nur trotz Datenschutz, sondern sogar mit vorbildlich implementiertem Datenschutz geht, zeigt die CWA.

  5. Wäre es nicht ein Wunder gewesen, hätte in Deutschland mal etwas ohne Verzögerung funktioniert, was mit Technik oder Digitalisierung zu tun hat?

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