Spotify & Co.: Der Einfluss von künstlicher Intelligenz auf die Musikindustrie

Platte auflegen und Musik genießen - das war einmal.

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Streaming, Cloud-Computing und Algorithmen bestimmen mittlerweile die Musiklandschaft und beeinflussen nicht nur die Charts. Künstliche Intelligenz, kurz KI, revolutioniert auch die Art und Weise, wie wir Musik wahrnehmen und konsumieren. Die Frage stellt sich nur: Fluch oder Segen? Ist diese Entwicklung eine Bedrohung für das Musikbusiness oder ergeben sich dadurch auch neue Chancen?

Wie der Experte für Elektronik und Automation RS Components auf dieser Infografik analysiert hat, hat sich im Verlauf der letzten Jahre die Art und Weise, wie wir Musik hören, grundlegend geändert. Von analogen Schallplatten, Kassetten und CD-Medien hin zu ersten digitalen mp3-Playern im Jahr 1995, der größten Downloadplattform Napster im Jahr 2003, dem Erscheinen von Spotify im Jahr 2006 und dem finalen Ritterschlag für Streaming-Inhalte 2017, als erstmals Streaming die globalen Verkaufszahlen physischer Formate überschritten hat.


Das „Music Genome Project“ von Pandora legt 1999 den Grundstein für KI in der Musikindustrie. Mithilfe einer mathematischen Analyse der Songs ermittelt ein Algorithmus, was Nutzer gerne hören. Musik wird somit auf ihre Eigenschaften heruntergebrochen (rund 450 Attribute), um basierend darauf eine Liste ähnlicher Songs zu erstellen. Heutzutage gehören solche Algorithmen zu allen großen Streaming-Diensten dazu: Auch Spotify fragt seine Nutzer regelmäßig, die Stimmung der Songs zu beschreiben, um die eigene Datenbank zu verbessern und somit noch passendere Musikvorschläge zu unterbreiten. 

Pro Tag werden so aktuell 2,5 Millionen Terabyte (=2,5 Exabyte) an digitalen Daten generiert – die Spotify sogar für eine globale Werbekampagne genutzt hat, um einige der bizarrsten Nutzergewohnheiten des Jahres 2016 herauszustellen. Mit Slogans wie „Lieber User in Berlin, der eine 10-stündige Playlist namens ‚Kneipenliebe‘ erstellt hat – immer mit der Ruhe.“ machte der wohl bekannteste Streaming-Anbieter seinerzeit auf sich aufmerksam. 

Streaming-Anbieter Spotify fährt noch immer herbe Verluste ein

Auch bei der Musikproduktion spielen künstliche Intelligenzen immer häufiger eine Rolle. Investoren, Filmproduzenten und Streaming-Anbieter gleichermaßen setzen auf neue Musikstile und Produktionsmöglichkeiten, die durch KI möglich werden. Flow Machines, ein System, das in den Sony Computer Science Laboratories in Paris entwickelt wurde, analysiert und kreiert sämtliche Arten von Musik, die eingespeist wird. Einer Audiodatei kann beispielsweise eine Gesangsstimme hinzugefügt werden – den Rest erledigt die KI, die dann Beats und weitere Elemente hinzufügt.

Trotz künstlicher Intelligenz und spezifischen Algorithmen lässt sich die Musikindustrie trotzdem nicht auf diese Mechanismen festlegen. Branchenprimus Spotify beispielsweise kämpft trotz um 10 Prozent gestiegener Abonnentenzahl auf nunmehr 87 Millionen zahlender Kunden immer noch mit roten Zahlen – und zwar 206 Millionen Euro mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Im Jahr 2018 beträgt der Verlust satte 394 Millionen Euro. Auch für die Künstler sind die Einnahmen eher gering: für 10.000 Streaming-Clicks kann sich ein Künstler bei Deezer gerade einmal zehn Fast Food-Menüs kaufen, bei YouTube gibt es für die gleiche Anzahl an Streams gar nur ein Stück Kuchen mit Kaffee. Es bleibt spannend, in welche Richtung sich die KI-gestützte Musikindustrie, ihre Produktion und Streaming-Anbieter entwickeln wird.

Quelle/Fotos: Peak Ace, RS Components.

Wie steht ihr zum Thema Musikstreaming und künstliche Intelligenz? Haltet ihr die Analyse von Daten mittels bestimmter Algorithmen für bedenklich, oder unterstützt ihr diese neuen Möglichkeiten? Wir sind gespannt auf eure Meinungen zu diesem Thema.

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Kommentare 18 Antworten

  1. Ich frag mich immernoch was dort in Verteilschlüssel schief läuft. Ich glaub im Durchschnitt verdient Spotify etwa pro zahlender Abonnent 4,5 Euro, was im Jahr 50-60 Euro sind. Und ich bezweifle, dass früher alle so viel pro Jahr für Musik ausgegeben haben. Und CDs etc. müssen ja keine mehr für die Streaming Dienste hergestellt und vertrieben werden. Der Künstler stellt nur noch Daten zur Verfügung.
    Wenn also der Künstler am Ende so wenig verdient, dann sollte mal man schauen, wer das Geld dazwischen bekommt.
    Und es haben viele Künstler das Konzept am Anfang boykottiert und sind am Ende doch auf den Zug aufgesprungen, weil man damit doch wohl Geld verdient.
    Mein Bekanntenkreis und ich geben sicher damit mehr Geld aus als früher, mit dem Luxus natürlich jederzeit „alles“ hören zu können. Also kann ich nicht verstehen, warum es der Musikindustrie nun schlecht gehen soll. Aber im Detail fehlt mir natürlich der Tiefblick, um es verstehen zu können.
    Naja…, für mich ist Streaming ein Mehrwert und ich Danke dafür, dass es sich so entwickelt hat.

    1. Ich kann dir nur beipflichten. Habe seit 2000 keine CDs mehr gekauft. Und bin seit zwei Jahren bei Apple Music. Und streame im Schnitt täglich 30-60 Minuten.

    2. Du bezweifelst ernsthaft, dass früher der Durchschnitt nicht mehr als 50-60€ pro Jahr ausgegeben hat? Also wer gar keine Musik hört und gekauft hat, für den reicht in der Tat Spotify free. Ansonsten ging für 50€/Jahr auch mal was Neues hören nur illegal.

      1. Das bezweifle ich wirklich ernsthaft.
        Ich rede nicht von den, die viel Musik gehört haben. Die haben wahrscheinlich auch öfters CDs gekauft. Ich rede auch nicht von den, die sich nur seltenst ne CD gekauft haben. Und übrigens ist es so, dass vom CD oder Plattenerwerb auch viel overhead vom Kunden bezahlt wurde, nämlich Werbung/CD/Vertrieb etc.
        aber von den über 80 Mio mit Sicherheit zahlen die meisten mehr als früher. Und ob die Viel-Musik Hörer das über die Masse wett machen, bezweifle ich (obgleich ich keine Statistik dafür heranziehen kann, lediglich meine Erfahrung aus dem Bekanntenkreis „frech“ hochskaliere).
        Dafür, dass die Streaminganbieter nur so wenig weitergeben, können die 80 Mio auch nix. Das wäre aber auch beim CD Verkauf so, wenn die Verträge entsprechend mies wären.
        Ich denke, dass sich das über die nächsten Jahre auch verbessern wird, da man aktuell noch stark zweigleisig fährt (Retail und Streaming).
        Wir werden sehen…

      2. Und ich kenne bei mir keinen im Umkreis, der Spotify free ernsthaft nutzt. Also wir gehören alle zu den über 80 Mio, die bezahlen. Die 50 Euro im Jahr sind mit den Free Accounts nicht zu vergleichen.
        Früher haben wir von unseren Bands schon ab und an CDs gekauft und aber auch sich gegenseitig ausgeliehen. In der Summe pro Person würde ich trotzdem wohl unter 50 Euro bleiben.
        Und im Gegensatz zu früher höre ich mehr! Ist die Verteilung des Geldes vielleicht nur anders ?‍♂️

    3. Die Lücke in den Geldern ist heute wie immer in den Investitionen zu suchen.

      Das ist auch immer wieder zum Schmunzeln wenn EU Abgeordneten den Kopf kratzen und fragen wieso schon wieder eine Firma nach ewigen roten Zahlen nicht pleite gehen will ?.

      Diese Firmen verstehen, dass man erst einen großen Vorsprung oder ein eingependeltes Oligopol braucht, bis man anfängt zu kassieren. Derzeit nutzen sie alle die niedrigen Zinsen, um jeden Cent in die Ausbreitung und Technik zu stecken. Das kriegt niemand – weder Investor noch Künstler.

      Wenn derzeit am Ende des Quartals was übrig bleiben sollte, werden eher die Manager gefeuert.
      ________
      Tesla hat auch nur deswegen mit dem Verdienen begonnen, weil sie die Investoren für größere kommende Projekte beruhigen wollten.

  2. Das ist die alte Diskussion. Früher habe ich 50-60€ lockerst im Monat für CDs ausgegeben. Heute kaufe ich mir gern noch Musik in guter Qualität. Aber für unterwegs und „Nebenbei-Beschallung“ finde ich (in meinem Fall) Apple Music super. Spotify natürlich auch. Liebe Grüße

  3. Für uns Musiker ist es eine Katastrophe. Wir geben unsere Produktion quasi gratis, damit paar wenige sich die Taschen vollstopfen können! (Der CEO von Spotify hat glaube ich 5Mio im Jahr).
    Warum machen wir das? Um wenigstens ein bisschen Werbung, öffentliche Präsenz zu haben….

      1. Da Spotify euch ebenfalls „kostenlos“ eine riesige Marketinggrundlage bietet mit unvergleichlichem Nutzernetzwerk, die entsprechend nach Interessen sortiert werden, gibt es immer eine Gegenleistung.

        Ihr macht lediglich einen Vorschuss für die Nutzung des Netzwerks – bei entsprechenden Erfolg wird in sehr kurzer Zeit sehr hoch skaliert. Das ist mit absolut keiner anderen Technologie möglich.

  4. Ernstgemeinte Antwort. Man konnte vor dem digitalen Zeitalter sehr viel mehr Geld wie jetzt verdienen. Oder besser gesagt, man konnte überhaupt Geld verdienen, das wird heute immer schwieriger. Das sage ich ohne zu jammern, ist ähnlich wie bei Büchereien und Amazon, Kleinhandel Großhandel. Aber so verändern sich die Dinge und jeder muss einen Weg finden damit umzugehen. Natürlich hat man dank YouTube und Spotify etc…. eine Marketingfläche, aber da auch jeder Hobbymusikant sein Zeig da veröffentlichen , ist es schon sehr schwer, Gehör zu finden….

    1. Da sprichst du nunmal den wahren Grund an: Angebot und Nachfrage.

      Wenn man früher als einer der wenigen im Ort bekannt war und Auftritte sichern konnte, so hat man heute einen Zugriff auf praktisch alle noch so kleinen Bands aus allen Ecken der Welt.

      Die Aufmerksamkeit der Leute hat sich aber nicht verändert und jeder kämpft um die selben Minuten of fame.

      Das ist ein grundlegendes Problem der Branche nach der globalen Digitalisierung. Nicht wirklich die Schuld der Streamingdienste – sie sind nur das Werkzeug, was man mit alten Mitteln nutzt.

      Wie man jetzt dem Künstler als Menschen einen brauchbaren Lebensunterhalt bieten will, ist wahrscheinlich auch eine politische Frage (da es nunmal Teil der Kultur ist und nicht nur ökonomischen Regeln unterliegt).

      Bis dahin muss man wohl schauen, dass man Gigs oder Ähnliches macht, was konkrete Auftragsvergütung hat. Die Streamingdienste sollte man als Marketinggrundlage betrachten.

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