Diercke Weltatlas Digital: Klassiker unter den Schulatlanten fordert Jahresabo für Kartenmaterial

Generationen von Schülern haben mit dem Diercke Weltatlas im Geografie-Unterricht gearbeitet. Seit kurzem kann das Produkt als Diercke Weltatlas Digital auch auf dem iPad genutzt werden.

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Der Diercke Weltatlas Digital (App Store-Link) steht seit dem 17. Juni 2015 im deutschen App Store als Gratis-Download bereit und beinhaltet bereits vier Karten aus der 2015er Version zur dauerhaft kostenlosen Nutzung. Die etwa 92 MB große und nur auf dem iPad nutzbare Anwendung erfordert zur Installation mindestens iOS 6.0 oder neuer.


Wer im Diercke Weltatlas Digital mehr als nur die vier kostenlos zur Verfügung gestellten Karten nutzen will, soll eine Jahreslizenz als In-App-Kauf im App Store oder als Lizenz auf der Website von Diercke erwerben können. Zumindest in meinem Fall bestand allerdings keinerlei Möglichkeit, einen In-App-Kauf zu tätigen. Man ist also aktuell auf die Registrierung eines Nutzeraccounts bei Diercke Digital (http://www.diercke.de/digital) angewiesen.

Auf der Website heißt es hinsichtlich des Preismodells: „Ab sofort können Sie die Jahreslizenz für die Software (PC/Mac/iOS/Android) mit allen Karten des neuen Diercke Weltatlas als Frühbucher-Vorteil – so lange bis alle Karten komplett vorliegen – für 3,99€ im Shop des Westermann-Verlags kaufen. In diesem Zeitraum erhalten Sie die Software für einen Lizenzzeitraum von zwei Jahren. Sobald die Software den vollen Kartenumfang erreicht hat, können Sie nur noch die reguläre Lizenzlaufzeit von einem Jahr kaufen. Die Lizenz ist personengebunden und kann auf bis zu drei Geräten aktiviert werden.“ Mit anderen Worten: Gegenwärtig bekommt man die Anwendung zum günstigen Preis von 3,99 Euro, da noch längst nicht alle Karten zum Download zur Verfügung stehen. Wie der endgültige Preis nach Ablauf der Frühbucher-Aktion aussieht, und welche Kosten im Anschluss für das Jahresabo fällig werden, wird auf der Website nicht ersichtlich.

Nur wenige Karten stehen dem Käufer des Diercke Weltatlas Digital zur Verfügung

Immerhin bekommt man durch die vier gratis verfügbaren Karten schon einmal einen ersten Einblick in die Welt des Diercke Weltatlas Digital, namentlich zu einer Wirtschaftsansicht Europas, einer Karte zum Rhone-Gletscher, eine Erdbeben- und Vulkanismus-Karte der Erde und einer physischen Übersicht Deutschlands. Die Karten selbst lassen sich in verschiedene Ebenen unterteilen, um so je nach Wunsch angezeigt bzw. ausgeblendet zu werden. Auch ein Entfernungs-Tool ist mit an Bord, um Luftlinien zwischen zwei Städten ziehen und ihre Distanz zueinander berechnen zu können.

Wirft man einen Blick auf das kostenlose Kartenmaterial sowie solches, das mit Hilfe der kostenpflichtigen Lizenz heruntergeladen werden kann, wird deutlich, dass die Entwicklung des Diercke Weltatlas Digital noch in den Kinderschuhen steckt: Ein Großteil der insgesamt aufgeführten Karten steht noch nicht zum Download bereit, vor allem auf Spezialkarten, beispielsweise zu deutschen Ballungsgebieten und Städtekarten, sowie landschaftliche, Klima- und Verkehrskarten muss aktuell noch verzichtet werden. Selbst das Material, das gratis genutzt werden kann, lässt sich nur geringfügig vergrößern und scheint nicht in hochauflösender Form bereit gestellt zu sein. Angesichts dieser Tatsache, dem undurchsichtigen Abo-Modell und den wenigen bereits zur Verfügung stehenden Karten ist der Diercke Weltatlas Digital zumindest in der iPad-Version aktuell noch keine Empfehlung.

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Kommentare 20 Antworten

  1. Grundsätzlich halte ich wenig von der mangelnden Bereitschaft der Internet- / App-User, für Inhalte zu zahlen. Dennoch sei hier eine Anmerkubg gestattet: Der „Diercke“ ist der Standard an allen weiterführenden Schulen, gleichsam die unmittelbare Fortsetzung von Merians Werk mit anderen Mitteln. Für vier (mit Sicherheit nicht spezielle) Karten vier Euro abzuziehen, mag aber genau der Grund sein, warum es zu solchen Ressentiments kommt. Freemium-Angebote oder undurchsichtige Preismodelle, bei denen wie hier im Moment Leistung und Gegenleistung in keiner Relation stehen, sind der Stoff, aus dem die Alpträume der ernsthaften Content-Anbieter ist. Wäre das Verlagshaus klug statt geschäftstüchtig für die digitale Äre in einer Umgebung aufgestellt , in der mittlere bis gute Qualität kostenlos zu haben ist, so würde es seine Alleinstellung, die überragende Qualität der Karten, und seinen Bekanntheitsgrad nutzen, um die Alpha- und Betaversionen gratis anzubieten (nichts anderes sind unvollständige Atlanten), um von der digitalen Leistungsfähigkeit zu überzeugen und andere Produkte, vom historischen Atlas über einen digitalen Globus bis zu multimedialen geographischen Inhalten zu vermarkten. Wer würde denn vier Euro für die Papierausgabe Zahlen mit der Zusage: „Nach und nach schicken wir Ihnen den Rest, was und wann wissen wir noch nicht!“

  2. Hallo,
    ich möchte da als zuständiger Redakteur kurz antworten:
    Die vier Gratiskarten kosten gar nichts und können dauerhaft genutzt werden. Das sind durchaus „relevante“ Karten für den Unterricht (und auch für den Privatnutzer von Interesse). Der Atlas ist momentan noch nicht komplett, das ist richtig. Deshalb gibt es ja den „Frühbuchervorteil“, bei dem man zum Preis von einer Jahreslizenz (3,99€) zwei Jahre Nutzung bekommt. Erst wenn alle Karten vollständig sind, wird der Lizenzzeitraum auf ein Jahr festgelegt (nur für Neukäufer natürlich), der Preis bleibt selbstverständlich bei 3,99€. (Zum Vergleich: der gedruckte Atlas kostet 29,95€ und kann – logischerweise – im Gegensatz zur digitalen Version nicht aktualisiert werden).
    Der Inhalt, der nach und nach dazu kommt, ist die komplette digitale Umsetzung vom Print-Atlas. Wir haben momentan 120 von 500 Karten fertig, die nächsten 30-40 kommen nächste Woche. Da kann sich jeder den Zeitraum ausrechnen, zu dem der Atlas wahrscheinlich komplett sein wird.

    1. Und genau solche Informationen sollten gut sichtbar in die App oder den App-Store eingebunden werden, damit Otto-Normal Atlasnutzer schnell und einfach Bescheid weiß 🙂

      1. Hallo,
        genau das ist ja der Grund, weshalb wir zunächst den InApp-Kauf deaktiviert haben. Apple hat als längste „Abo“-Zeit ein Jahr im Angebot für InApp-Käufe. Die Infos zur Vollversion stehen dann auf unserer Webseite http://www.diercke.de/digital. Wenn alle Karten verfügbar sind, ist auch InApp-Kauf möglich bei Apple.

    2. Liebe Diercke-Redaktion,
      wenn ich euch hier schon erwische: Mein Diercke von 1993 war erst Schulatlas, zwischenzeitlich Herbarien-Beschwerer, dann Liebesbriefversteck, auch mal Bettlektüre und Fliegenklatsche, immer der Retter in der Not („Hauptstadt von XY? Warte, ich hol den Diercke!“) und steht nun seit mehreren Jahren als Klolektüre im Dienst.
      Danke für 22 Jahre Unterhaltung! Meine Oma schlägt heute noch in ihrem aus den 60ern nach (mit Gewebe-Einband, schick!). Vielleicht hält meiner ja auch so lange durch.

      1. Hallo cincinna,
        oh, das ist aber schön! Wir hoffen, dass wir auch mit unserer digitalen Version das „Diercke-Feeling“ transportieren können. Allerdings wird es schwierig, Blätter darin zu trocknen oder Liebesbriefe zu verstecken 😉

        1. Ach, das ist nicht so schlimm 😉 Bei Söhnchen dauert es noch etwas, bis er mit Herbarien-Hausaufgaben heimkommt, und Liebesbriefe dürfen mittlerweile offen herumliegen..
          Die Fliegenklatschen-Funktion werd ich allerdings vermissen. Ich will’s ja kaum sagen, aber zu meinen Studienzeiten musste der Diercke auch mal ein paar Monate einen schiefen Altbauboden unter einem Billyregal ausgleichen. Dieses Feature wird der iPad-Version leider auch fehlen.

  3. Eine Einmalzahlung für eine höherpreisige Komplett-Version wäre aus meiner Sicht eine Option, auch ohne folgende Aktualisierungen oder Erweiterungen. Miete ja auch keine Bücher mit der Hoffnung, Seiten werden nachgereicht… Sehr enttäuschend von solch einem bekannten Verlag

  4. …aber die 3,99€ sind doch der Preis für die Komplett-Version!
    Bisher ist das Kartenmaterial halt einfach noch nicht komplett digital verfügbar.

  5. Lächerlich. Jetzt schon Bücher im Abo. Wenn die Zeit rum ist, hat man gar nichts mehr. Ich lehne abo Modelle für Software grundsätzlich ab und wünsche (fast) allen Anbietern, dass sie damit auf die Nase fallen. Ich zahle gern, aber nur für einen dauerhaften Gegenwert.

  6. Auch wenn ich das Angebot von Diercke preislich fair finde, sehe ich ein großes Probleme darin, Schüler für Unterrichtsmaterial zu registrierten nicht-anonymen Kunden privater Unternehmen zu machen. Das ist bei Büchern so nicht der Fall. Geht das nicht in anonymer Form, beispielsweise über eine Freischaltnummer?

  7. Wer mag schon noch blättern….Es ist erschütternd. Erst letztens habe ich aber mal von Janosch ein Buch verschenkt. Mit Widmung. Das kam an. Probierts auch mal 🙂

    1. Hallo,
      auch auf die Gefahr hin, mich mit der Antwort unbeliebt zu machen: Die Karten können nach Ablauf der Lizenz nicht mehr geöffnet werden. Eigene „Kompositionen“ (momentan nur für Mac und PC verfügbar) bleiben gespeichert, können aber nur mit gültiger Lizenz genutzt werden. Hier nochmal der Hinweis auf den Jahreslizenzpreis von 3,99€ und den Preis des gedruckten Atlas mit 29,95€. Dann ist ja eigentlich logisch, dass wir die Karten nach einem Jahr nicht weiter nutzbar machen können.

      1. Ich finde das Preismodell ehrlich gesagt durchaus vertretbar, gerade vor dem Hintergrund des Neupreises eines gedruckten Atlas. Das ändert natürlich nichts, dass ich eher ein Freund gebrauchter Bücher bin und ein Atlas von letztem Jahr auch nicht wirklich veraltet ist, dafür aber nur noch ein Drittel (oder weniger, ich habs nicht recherchiert) kostet…
        Aber das ist ja eher mein persönliches Ding. Ich finde die Neupreise für Bücher allgemein meist recht hoch, allerdings würde ich niemals gebrauchte Bücher kaufen können, wenn sie nicht irgendwann jemand mal für den Neupreis kaufen würde. 😉

  8. Ich verstehe das ganze Geschrei nicht. Natürlich ist es ein Abo. Natürlich ist es etwas anderes, als der gedruckte Diercke. Es ist ein Zusatzangebot. Der Preis ist extrem fair. Im Moment bekommt man ein Jahr geschenkt, weil der Atlas unvollständig ist. Man kann für diese 3,99 den Atlas auf drei Geräten nutzen (iPad, Laptop, USB-Stick). Und: Bei einem Softwarekauf kauft ihr auch nur eine Lizenz, euch gehört nicht die Software. Für den Preis der gedruckten Form kann man den Atlas im Moment 8 Jahre mieten. In der Schule nutze ich keinen Atlas 8 Jahre. Und wem das nicht passt, der kauft halt den gedruckten. Dann kann er ihn für alle Zeit behalten. Ich bin froh über die neuen Lizenzmodelle. Sei es Adobe, sei es Microsoft. Ich bezahle im Grunde weniger, als mit allen Updates über die Zeit.
    Übrigens noch ein Lob an Diercke. In den letzten Jahren hatte der Haack den Diercke abgehängt, mit der neuen Ausgabe und mit dem digitalen Konzept seid ihr wieder vorne dabei.

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