Garmin Vivofit: Neues, wasserfestes Fitnessarmband mit Bluetooth und einjähriger Batterielaufzeit

Gerade erst hat Nike erklärt, in Zukunft keine weiteren Fuel-Fitnessbänder auf den Markt bringen zu wollen. Es gibt aber durchaus noch Konkurrenten, die diesen Schritt wagen – dazu gehört auch das Garmin Vivofit. 

Garmin Vivofit 1 Garmin Vivofit 2 Garmin Vivofit 3 Garmin Vivofit 4

Das Fitnessband des Unternehmens, das vor allem für seine Navigations- und Outdoor-Produkte bekannt geworden ist, ist erst seit wenigen Wochen am deutschen Markt erhältlich. Wir haben schon früh ein Testexemplar zur Verfügung gestellt bekommen und wollen unsere Erfahrungen mitteilen. Erhältlich ist das Garmin Vivofit in fünf verschiedenen Farben, namentlich in schwarz, grau, blau, grün und lila, unter anderem bei Amazon, wo zwischen 102,00 und 105,00 Euro bei kostenlosem Direktversand für die jeweiligen Farbvarianten (Amazon-Link) gezahlt werden muss.


Nach etwa drei Wochen, die ich nun mit dem Garmin Vivofit verbringen durfte, habe ich eine ganze Menge über das Produkt erfahren. Die Lieferung erfolgt anders als bei Konkurrenz-Produkten mit ihren stylish aufgemachten Acrylglas-Boxen in einer relativ einfach gehaltenen Papp-Verpackung, in der sich neben dem Garmin Vivofit auch noch ein zweites Ersatzband für kleine Handgelenke in derselben Farbe, Infos in Papierform sowie ein kleiner ANT+ Adapter zum Anschluss an den USB-Port eines PCs oder Macs befindet. Optional lassen sich auch noch drei Ersatzbänder in unterschiedlichen Farben zum wechseln separat erstehen – mit einem Preis von 24,99 Euro (Amazon-Link) sind diese aber nicht ganz billig.

Nachdem man sich durch Anprobieren der passenden Bändergröße – die beide zusätzlich in verschiedenen Stufen verstellbar sind – und dem gegebenenfalls notwendigen Herausnehmen der Display-Einheit und Einsetzen in das entsprechende Band mit dem Gerät am Handgelenk vertraut gemacht hat, geht es darum, das Garmin Vivofit erstmalig einzurichten und zu verbinden. Dazu ist es notwendig, sich zunächst das Garmin Express-Programm herunter zu laden und den ANT+ Adapter am Rechner anzustecken, so dass eine erste Synchronisation sowie das eventuell notwendige Update auf eine neue Firmware-Version erfolgen kann. Leider sind die Informationen von Garmin diesbezüglich sehr spärlich gehalten: Dem Fitnessband liegt außer einem Flyer, der auf eine Internetadresse hinweist, keinerlei Bedienungsanleitung bei, in der die ersten Schritte beschrieben werden. Diese findet sich als pdf auf der Website des Unternehmens, hilft aber technisch nicht versierten Menschen direkt nach dem Kauf auch nicht. Man möchte sich nicht vorstellen, wie Oma oder Opa verzweifeln, wenn sie mit einem solchen Band zum Geburtstag überrascht werden…

Neben der Sync-App Garmin Express am Rechner ist der User zur Auswertung seiner Daten auch auf das Garmin Connect-Portal angewiesen, bei dem man sich mit einem neuen Account samt E-Mail-Adresse, Nutzername und Passwort anmelden muss. Wer bereits ein Garmin Connect-Konto für ein anderes Gerät nutzt, beispielsweise einem Outdoor- oder Running-GPS, kann selbstverständlich dieses Konto auch für das Garmin Vivofit nutzen. In meinem Fall gestalteten sich die ersten Schritte beizeiten etwas umständlich – anfangs wollte mein Garmin Vivofit sich nicht über die ANT+ Schnittstelle mit meinem MacBook verbinden, erst nach einigen weiteren Versuchen klappte die Verbindung und Synchronisierung.

E-Ink-Display sorgt für gute Lesbarkeit am Garmin Vivofit

Ist das Gerät erst einmal eingerichtet, kann das Fitnessband prinzipiell immer am Arm verbleiben. Der Hersteller hat dem Garmin Vivofit samt seinem weichen TPU-Silikonbandes ein wasserfestes Äußeres verpasst, mit dem es bis 5 ATM sogar zum Schwimmen oder unter der Dusche verwendet werden kann. In meinen mehrwöchigen Tests war die tägliche Dusche kein Problem für das Fitnessband, ich bemerkte keine Beeinträchtigungen. Die zwei integrierten Knopfzellen sollen laut Garmin über ein Jahr halten: Dafür sorgt auch das integrierte und stromsparende E-Ink-Display, das man von eBook-Readern wie dem Kindle kennt. Auf diesem lassen sich durch Drücken eines kleinen Buttons neben dem Display nacheinander folgende Werte anzeigen: Absolvierte Schritte (wird um Mitternacht automatisch zurückgesetzt), Tagesziel an Schritten, absolvierte Tages-Meter/Kilometer, verbrannte Kalorien am Tag, Uhrzeit und Datum. Insbesondere die Integration der Uhrzeit empfand ich als sehr praktisch – so spart man sich das zusätzliche Anlegen einer Armbanduhr.

Das E-Ink-Display stellt alle Werte sehr gut lesbar, selbst im starken Sonnenlicht, dar, und ist zudem unabhängig vom Blickwinkel. Eine kleine rote Leiste am oberen Displayrand zeigt zudem an, wenn man für eine längere Zeit inaktiv war. Nach einer Stunde der Inaktivität beginnt der Balken aufzuleuchten und fügt alle 15 Minuten einen weiteren Abschnitt hinzu – nach 2 Stunden ist der Balken voll aufgeladen und kann durch ein paar hundert absolvierte Schritte wieder zum Verschwinden gebracht werden.

Im täglichen Gebrauch bemerkt man das Garmin Vivofit kaum am Arm, da es nur wenige Gramm wiegt. Trotzdem wirkt es neben dem zeitweise ebenfalls zum Vergleich angelegten Jawbone UP24 um einiges dicker und massiver, punktet dafür aber auch mit seinem direkt ablesbaren Display. Da man sicher nicht alle gesammelten Daten jedes Mal mit dem ANT+ Dongle auf den Rechner übertragen will, bietet Garmin auch eine kostenlose iOS-App namens Garmin Connect Mobile (App Store-Link) an, mit der die Werte ebenfalls synchronisiert werden können. Dies geschieht über ein das Einschalten der Bluetooth-Funktionalität auf dem iPhone und einem längeren Drücken des Buttons am Garmin Vivofit. Nach einigen Sekunden startet die Synchronisation der Daten dann automatisch. Ich musste leider oft die Erfahrung machen, dass es teils bis zu 6 Versuche brauchte, bis die Synchronisierung komplett durchgelaufen war. Zwischendurch gab es immer wieder Abbrüche oder Fehler. Von diesen Problemen berichten auch andere Nutzer, beispielsweise bei Amazon. Auch mit einem kürzlich erfolgten Firmware-Update auf Version 2.50 sind diese Gegebenheiten noch nicht behoben worden.

Garmin Connect-App mit Luft nach oben

Die Garmin Connect-App ist bislang im Gegensatz zur mir bekannten App von Jawbone sehr rudimentär und nicht sonderlich ansprechend gestaltet. So gibt es noch keine Möglichkeit, die tägliche Essensaufnahme zu protokollieren, und sportliche Aktivitäten können nur manuell, nicht jedoch über einen speziellen Aktivitätsmodus im Band, eingegeben werden. Selbst auf meinem aktuellen Gerät, einem iPhone 5s, verhielt sich die Garmin App zudem teils schwerfällig und brauchte einige Zeit, bis bestimmte Werte oder Menüs angezeigt werden. Diese Tatsache lässt vermuten, dass der Hersteller primär die Abgleichung und Verwaltung der Werte über die Garmin-Website und Garmin Connect im Browser vorgesehen hat.

Funktionstechnisch lässt sich mit dem Garmin Vivofit neben den täglichen Schritten auch der Schlaf beobachten. Dazu wird abends vor dem Schlafen gehen einfach der Button des Bands solange gedrückt gehalten, bis auf dem Display „SLEEP“ erscheint. Am nächsten Morgen können dann die Bewegungen im Schlaf synchronisiert werden. Auch hier birgt die Auswertungsmöglichkeit noch Verbesserungspotential: Schlafphasen mit Leicht- und Tiefschlafzyklen werden nicht mit in die Auswertung einbezogen, zudem kann das Garmin Vivofit nicht wie das Jawbone UP/UP24 als schlafabhängiger Wecker am Morgen fungieren, der innerhalb eines konfigurierten Zeitrahmens vibriert, wenn sich der Nutzer gerade in einer Leichtschlafphase befindet.

Optimistische Messung von Schritten und Kalorien

Während meinen Tests mit dem Garmin Vivofit habe ich auch ganz bewusst, teils auch in direktem Vergleich mit dem Jawbone UP24 am gleichen (passiven rechten, da Linkshänderin) Arm die Messung der Aktivitäten gemessen. Hier besteht meines Erachtens einer der größten Nachteile dieses ansonsten unkompliziert im Alltag zu nutzenden Fitnessbands: Die Schrittzahlen werden eindeutig viel zu optimistisch angegeben. Zwei Beispiele: Selbst Zähneputzen mit einer elektrischen Zahnbürste addierte oft schon 50-100 Schritte, auch der morgendliche Duschvorgang mit typischen Bewegungen verbrauchte meistens über 200 Schritte – obwohl ich mich bis auf ein paar Trippelschritte in der Duschwanne nachweislich nicht vom Fleck bewegt habe. Bei testweise absolvierten Spaziergängen zeigte das Garmin Vivofit im Schritt 1/3 mehr Schritte an als das Jawbone UP24 an, auch die im Display angezeigten verbrauchten Ruhe- und Aktivkalorien waren trotz Angabe persönlicher Daten (Alter, Geschlecht, Gewicht etc.) sehr optimistisch berechnet.

Positiv zu vermerken ist aber, dass das Garmin Vivofit ausgehend von der täglich absolvierten Schrittzahl für jeden neuen Tag ein persönliches, und vor allem realistisches Schrittziel generiert. Schafft man beispielsweise aufgrund von Arbeitsstress am Schreibtisch täglich nur etwa 3.000 Schritte, gleicht das Vivofit die Ziele für die darauffolgenden Tage nach und nach an und demotiviert nicht mit unrealistischen Zielen von 10.000 Schritten. Ebenfalls motivierend wirken Ranglisten in der Browser-Ansicht von Garmin Connect, sowie Abzeichnungen für Erfolge, beispielsweise das Erreichen von 25.000 Gesamtschritten usw. Wer über einen Garmin-Pulsgurt verfügt, kann diesen zudem mit dem Fitnessband verbinden und die Werte auf dem Display ablesen. Da ich nicht über dieses Zubehör verfüge, konnte ich in dieser Hinsicht keine Tests absolvieren. Sicher ist jedoch, dass die Kopplung mit dem Brustgurt die Lebenszeit der Batterien im Garmin Vivofit deutlich herabsetzt.

Insgesamt entsteht also nach einer mehrwöchigen Nutzung des Garmin Vivofit ein durchwachsenes Fazit. Ohne Zweifel ist der Ansatz eines „Always On“-Bandes, das nicht zum Duschen, Aufladen oder Synchronisieren abgelegt werden muss, und zudem noch über ein übersichtliches, gut ablesbares Display mit allen wichtigen Werten verfügt, mehr als innovativ. Leider merkt man dem Gerät aber auch noch gewisse Kinderkrankheiten an, zu nennen sind diesbezüglich vor allem die Probleme bezüglich der Synchronisierung, die lieblos wirkende App für iOS und die sehr optimistischen Werte für die Schrittanzahl und verbrauchten Kalorien. All diese Aspekte sollten sich aber mit Software-Updates seitens Garmin in Zukunft noch anpassen bzw. verbessern lassen. Gegenwärtig würde ich das Fitnessband daher allen Interessierten empfehlen, die mehr Wert auf ein unauffällig nutzbares und schnell abzulesendes Gerät legen, als die eigenen Werte haargenau und detailliert zu analysieren. Das Potential für ein sehr gutes Fitnessband ist mit dem Garmin Vivofit auf jeden Fall gegeben – der Hersteller muss es jetzt nur noch entsprechend nutzen.

Habt ihr noch weitere Fragen zum Garmin Vivofit, die wir in der Rezension nicht beantwortet haben? In den Kommentaren werden wir versuchen, diese zeitnah zu beantworten.

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Kommentare 13 Antworten

  1. Ich mag mein Vivofit. Das einzige was mir gegenüber dem Jawbone Up fehlt ist der Wecker und die einstellbare Erinnerung per Vibration.

    Das Display ist in der Tat fantastisch, das Gerät angenehm leicht zu tragen und inzwischen nehme ich es nicht mal mehr zum Duschen ab.

    Einzig die Weboberfläche ist grausam und bedarf einer besseren Benutzerfreundlichkeit.

  2. Ich bleibe beim Pulse und warte auf die neue Firmware.
    Eine neue Uhr kommt mir, wenn überhaupt, nur die iWatch. Hab mir eine G-Shock letztens geholt die ist schon gut:)
    Aber wenn man sowas benutzt macht man das doch auch um den Trend zusehen über Monate. Jedes mal was neues holen ist auch doof.

    1. Ich stimme dir zu. Meinen Jawbone habe ich nur aufgrund der hohen Fehleranfälligkeit ausgetauscht (2x im Kundendienst).
      Dennoch kann ich die bis dahin gesammelten Daten trotzdem gut verwerten – und ein Trend ist ja dennoch erkennbar. Und der ist durchaus positiv 🙂

  3. Schwache Rezession, man merkt das der Verfasser mehr auf Jawbone steht als dem Vivofit ne faire Chance zu geben.

    Der grôsste Vorteil ist das man das Armband nicht alle paar Tage laden muss und deren Fehlerquote bei syncen ist eher Anwenderfehler als Problem des Vivofit.

    Ich nutze das Armband auch seit 3 Wochen, nicht einmal hatte ich ein Problem mit bluetooth.

    Hacklig war in der Tat die Erstinstallation, das man ein Onlinekonto braucht ist bei allen anderen Anbietern auch so.

    1. Schreiben wir eine positive RezeNsion über ein Produkt, das uns wirklich begeistert hat, heißt es, wir wären kritiklos.
      Schreiben wir eine kritische RezeNsion, in der berechtigte und derzeit gegenwärtig definitiv vorhandene Probleme angesprochen werden, heißt es, wir geben dem Produkt keine faire Chance…

      P.S. Ich bin nicht die einzige Anwenderin, die Abbrüche bei der Bluetooth-Synchronisierung hat – siehe Amazon-RezeNsionen. Hier von einem Anwenderfehler zu sprechen, nur weil man selbst vom Problem nicht betroffen zu sein scheint, grenzt schon fast an Beleidigung.

  4. Nicht so tolles Review und schon in der Überschrift nen dicken Fehler – denn das vivofit hat keine einjährige Akkulaufzeit sondern wenn dann eine Batterielaufzeit.

  5. Ein Tag hat zwar 24 Stunden, aber 24 Uhr gibt es dennoch nicht. Gemeint ist sicher 0:00 Uhr.
    Gäbe es 24 Uhr, dann gäbe es auch 24:01 Uhr, oder nicht!? Und was käme nach 24 Uhr?

  6. Nur mal so ein Gedanke..
    die meisten körperlichen Aktivitäten haben doch was mit den Beinen zu tun, warum dann kein Gerät das ich am Bein (über dem Knöchel..) befestige. Das Gerät würde dann z.B. auch auf dem Trimmdichrad funktionieren.
    Das einzige was dagegen spricht ist, dass andere nicht sehen was für ein cooler Hund ich bin.

  7. hallo, aus beruflichen Gründen darf ich keine Uhr tragen, Hygienevorschrift ! Möchte aber mein vivofit trotzdem den ganzen Tag an der Frau haben. Kann ich es auch z.b. In der kitteltasche tragen und es zählt trotzdem ? Oder eine andere Stelle ? Danke

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