Xiaomi MiTab: Dreiste Apple-Kloner oder clevere Marketing-Strategie?

Dass das Apple-Design in den meisten Fällen für Aufsehen sorgt, ist bekannt. Und gerade deswegen gibt es immer wieder Produkte, die diese Designs nachahmen – wie das Xiaomi MiTab. Wir wagen einen Blick über den Tellerrand.

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Xiao… was? Wer vom chinesischen Consumer Electronics-Konzern Xiaomi noch nichts gehört hat, ist sicher nicht allein. Das Unternehmen ist vor allem im asiatischen Raum mit seinen Smartphones und Tablets präsent, und das aus gutem Grund: Würde man einen Markteintritt in europäischen oder amerikanischen Landen wagen, würden wohl binnen kürzester Zeit Patentklagen auf den asiatischen Hersteller zukommen – und zwar berechtigterweise.


Xiaomi ist auf dem asiatischen Markt vor allem deshalb erfolgreich, weil es spezielle Apple-Designs mehr oder weniger komplett übernimmt, so auch unter anderem im Xiaomi MiTab, einem iPad mini-Klon, oder in der Gestaltung der eigenen Retail Stores, die auf wundersame Art und Weise Apple Stores mehr als nur ähnlich sehen. Der Erfolg gibt den strebsamen Chinesen recht: Xiaomi ist nur vier Jahre nach der Unternehmensgründung Marktführer auf dem stark umkämpften chinesischen Handymarkt.

Der Firmenname setzt sich übrigens zusammen aus den Worten „Xiao“, dem chinesischen Wort für „klein“, und „mi“, der Bezeichnung für „Reiskorn“. Das kleine, liebe Reiskorn ist der Hersteller aber schon lange nicht mehr, denn mittlerweile hat man auch Samsung zumindest auf dem Markt in der Heimat galant hinter sich gelassen – selbst Apple ist auf dem relativ neuen chinesischen Markt von einem solchen Erfolg noch weit entfernt.

Die Popularität von Xiaomi liegt vor allem in einer Strategie begründet, die auch Apple in vielen Fällen bis zur Perfektion beherrscht: Künstliche Verknappung lauten die Zauberworte. Die Xiaomi-Produkte lassen sich zwar in den Retail Stores des Unternehmens ansehen, aber dort nicht kaufen: Das Elektronik-Unternehmen vertreibt seine Ware ausschließlich über Online-Kanäle. Auf diese Art und Weise wird mit knappen Chargen vorgegaukelt, man besitze ein äußerst exklusives Gadget. Laut eines Berichtes der Tagesschau, in der sich ein Xiaomi-Kunde zu Wort meldet, werden einige gefragte Produkte sogar nur einmal wöchentlich im Online-Shop in die virtuellen Regale gelegt – die Wartelisten der Interessenten sind dementsprechend lang.

Aber auch die chinesischen Käufer sind wählerisch, und so basiert der Erfolg von Xiaomi auch auf einem für europäische Verhältnisse unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Die wenigen Tech-Blogger in Europa, denen es gelungen ist, ein aktuelles MiPad aus China zu importieren und ausgiebig zu testen, zeigten sich begeistert ob der Funktionalität und Ausstattung zum vergleichsweise spottgünstigen Preis.

Xiaomi MiPad: Ein vollwertiges Tablet für 179 Euro?

xiaomi-mipad.0_standard_640.0Ausgestattet mit Android KitKat 4.4.2 – das über eine angepasste Nutzeroberfläche verfügt, die nahezu 1:1 das Look & Feel von iOS 7 imitiert – ist das Xiaomi MiPad mit seinem 7,9“-IPS-Screen samt Auflösung von 2.048 x 1.536 Pixeln im 4:3-Format auch displaytechnisch mit dem iPad mini der 2. Generation identisch. Im Inneren sorgt ein Nvidia Tegra K1-Quad Core-Prozessor mit 2,2 Ghz pro Kern sowie 2 GB an Arbeitsspeicher für die notwendige Power im Alltag. In einigen Benchmark-Tests stellte sich das Xiaomi MiTab mit dieser Konfiguration sogar als eines der schnellsten Android-Geräte, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind, heraus.

Anders als die iPads von Apple kann der interne Speicher des Xiaomi MiPads, der in Varianten von 16 und 64 GB erhältlich ist, zudem mit MicroSD-Karten um bis zu 128 GB aufgerüstet werden. Eine rückseitige 8 Megapixel-Kamera sowie eine Frontkamera mit immerhin 5 Megapixel, Bluetooth 4.0, WiFi und ein MicroUSB-Anschluss zum Aufladen und Synchronisieren komplettieren das Angebot. Verzichten muss der User allerdings auf ein GPS- und Cellular-Modul – Navigation oder mobiles Surfen über eine integrierte SIM-Karte dürften mit dem Xiaomi MiPad daher zu einem echten Problem werden.

Verschmerzen lassen sich diese Tatsachen wohl allerdings, wenn man den offiziellen Verkaufspreis des MiPads auf der Website von Xiaomi liest: Für gerade einmal 179 Euro wird die 16 GB-Version des iPad mini-Klons angeboten – samt Importkosten und allen Gebühren kommt man in Europa auf etwa 250 bis 300 Euro. Auch die Produktpräsentation auf der Website des Herstellers erinnert stark an das Design des Apfelkonzerns aus Cupertino: Das MiTab ist in fünf farbenfrohen Varianten erhältlich, die exakt die Varianten des iPhone 5c imitieren – blau, grün, gelb, rosarot und weiß. Schaut man sich zudem auf der eigens eingerichteten Website für das spezielle Android-Interface MIUI um, meint man, sich auf dem Apple-Portal zu befinden, da alle Features mittels kleiner App-Symbole im typischen Apfel-Design vorgestellt werden.

Plagiatskultur als Zeichen der Wertschätzung

Als treuer Apple-User fragt man sich nach derartigen Eindrücken dementsprechend, wie der Konzern aus Cupertino mit solchen offensichtlich vorgehenden Copycats vorgeht. Hat man ein bzw. kein Interesse daran, den chinesischen Konzern mit Patent- oder Copyright-Klagen zu belangen? Immerhin handelt es sich bei Xiaomi nicht um eine Hinterhof-Firma, sondern um den Handy-Marktführer in China, und damit auch um einen potentiellen Konkurrenten des kalifornischen Unternehmens.

Insbesondere in Asien selbst herrscht allerdings eine andere Kultur in Bezug auf Plagiarismus – oft wird dort das Übernehmen von Inhalten oder Designs anders als in europäischen Ländern als Zeichen der Bewunderung für den Künstler, Autor oder Designer, nicht aber des dreisten Ideenklaus angesehen. Nicht umsonst ist der asiatische Markt daher einer der größten, wenn nicht gar DER größte, wenn es um Nachbauten von Produkten renommierter Qualitätsfirmen geht. Solange Xiaomi mit seinen Produkten auf dem heimischen bzw. asiatischen Markt verbleibt, auf denen diese Vorgehensweisen akzeptiert oder sogar honoriert werden, stellt sich die Frage, in wie weit Apple auf solche Geschäftsstrategien reagieren kann oder soll.

Schon jetzt kann man festhalten: Einen clevereren Schachzug als eine nahezu 1:1-Kopie eines weltbekannten und äußerst beliebten Designs mit überdurchschnittlicher Ausstattung zu einem unschlagbaren Preis anzubieten, gibt es kaum. Zudem sorgt zusätzliche Verknappung seitens Xiaomi für einen zusätzlichen Hype bei den heimischen Kunden – was kann man als Unternehmen mehr wollen? Ob diese Strategie aus europäischer Sicht dreist oder genial ist, liegt immer im Auge des Betrachters. Ich werde auch weiterhin lieber beim Original aus Kalifornien bleiben.

In den Kommentaren ist wie immer viel Platz für eure eigenen Meinungen zu Xiaomi und seinem miTab. Was sagt ihr zur Strategie des chinesischen Herstellers? Könntet ihr euch vielleicht sogar vorstellen, ein miTab zu kaufen, sollte es den Weg auf den deutschen Markt finden?

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Kommentare 21 Antworten

  1. Wenn Wir mal ehrlich sind so groß kann kein Hersteller mehr ein Pad neu erfinden was die Form angeht. Was bleibt sind vielleicht ein paar Tasten oder die Kamera einen anderen Platz zuweisen.
    Jeder Kauf das Produkt was zu Ihm passt, bei mir ist es Apple und bin damit zufrieden.

    1. Kann ich vollends nachvollziehen 🙂 hab bislang auch nur negative Erfahrung mit android Geräten gemacht.
      Witzig find ich auch noch, das Samsung jetzt immer ähnlicher wie Apple wird und ein geschlossenes System entwickelt und nur produktkompatibilität mit eigenen Geräten ermöglicht (siehe Galaxy gear). Da sieht man, dass Copycat Samsung sogar die Strategie von Apple kopiert.

    2. Habe beide und beide haben Vor- und Nachteile.
      Ich mag nur nicht, dass man Apple mit Gott verwechselt.
      Dafür gibt es wirklich keinen Grund.

  2. Mit Sicherheit ein interessantes Produkt. Ich denke aber, es wird ein lokaler (Asien) Erfolg bleiben, da es Xiaomi in Europa oder Amerika nur schwerlich gelingen wird, sich als „Kultmarke“, wie Apple, zu etablieren. Ich als langjähriger Apple – Nutzer über alles Devices, kann mir momentan auch nicht vorstellen, zu einem Android System zu wechseln, auch wenn die Hardware der Konkurrenz durchaus überzeugen kann.
    Ich hatte schon viele Samsungs meiner Bekannten in der Hand und musste für mich immer feststellen, das Android noch weiter hinter IOS rangiert, wenn es um Benutzerfreundlichkeit geht. Hinzu kommt bei Apple einfach noch ein unschlagbarer AppStore. Apple will ja bewusst nur im Markt der High End Geräte etabliert sein und das ist für die Marke nur gut so. Und solange sie pro Gerät 3mal mehr Rendite erwirtschaften, als die Konkurrenz. wird ihnen die Masse auch egal sein.
    Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass sie über eine andere Marke in den Massenmarkt einsteigen. Wie beispielsweise einen Golf und einen Lamborghini unter einem Konzern Dach etabliert hat.
    Apple, lasst es bei hochwertigen Geräten und bleibt innovativ im Bereich der Software – dann wird der Erfolg auch in Zukunft nicht ausbleiben.

  3. Xiaomi hat auch die Keynotes und National Geographic Fotos kopiert. Für mich ist das Aussehen aber kein Kaufargument. Es muss mich das Gesamtpaket überzeugen und da gehört die Materialauswahl dazu und die Software der Konkurrenz kann mich bisher auch nicht überzeugen. Mein Apple PowerCD läuft nach 21 Jahren immer noch wie am ersten Tag, das muss mal erstmal einer nachmachen. Allerdings muss man auch fairerweise sagen, das viele Programmfunktionen heutzutage verschwunden oder eingeschränkt worden sind. Gerade bei iTunes ist mir das aufgefallen. Das ist vermutlich unter anderem der Popularität und dem Missbrauch einzelner User geschuldet.

  4. 179€ ohne Einfuhr und Zoll 🙂 mit Zoll und Einfuhr/Steuer liegen wir bei ca 290€

    Das Teil wird echt warm und hats leistungstechnisch ganz schön versaut, es ist nen ganzes Stück langsamer als das NVIDIA Shield Tablet welches auch nur 299€ kostet und in Deutschland zu kaufen ist, mal ganz davon abgesehen das der Prozessor hier wirklich seine Leistung zeigt obwohl in beiden der selbige steckt 😉

    Das MiTab muss importiert werden und kostet somit nochmal nen ganzes Stück mehr was es eigentlich schon wieder ins AUS befördert, denn es gibt Tablet die sehr gut mithalten können oder teilweise sogar schneller und besser verarbeitet sind.

      1. Ich habe nicht von einem iPad Air gesprochen da ich bisher nur das iPad Mini und Mini 2 besessen habe und keines der beiden wird „heiss“, vielleicht etwas warm.

        Keine Ahnung was du mit deinem Post sagen willst denn ich habe nichts gegen Androidgeräte gesagt sondern sogar eine Alternative aus dem Androidland aufgezeigt, wo liegt dein Problem bitte?

      2. Zusatz: Ich bin noch nichtmal auf Apple eingegangen, weshalb ich mich noch mehr wundere wieso du Apple ansprichst 😀 habe kein Wort verloren von wegen Apple…

  5. 179& für ein iPad Klon?
    Was die nicht von Apple kopieren konnten, ist die Marge 😉

    Vielleicht kauft ja Apple den Laden, falls sich das lohnen sollte .. und bezahlt das aus der Portokasse 🙂

  6. Also wenn Apple schon gegen Samsung vorgegangen ist, dann müssten sie auch rechtlich gegen diese Firma vorgehen. Mehr Copyright Verletzung wie die Firma macht, geht fast schon gar nicht mehr.

        1. Doch natürlich! Auf dem asiatischen Markt ist die Chance, rechtlich erfolgreich gegen Xiaomi vorzugehen nahe Null. Dort wird Kopieren ja als Wertschätzung gesehen 😉

  7. Diese kopierfirma gehört zerschlagen und die Führungsriege ins Gefängnis!!! Kultur hin oder her- das ist schlicht kriminell! Egal auf welchem Markt!

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