Garmin HUD+: Futuristisch anmutende Navigations-Projektion auch für ältere Fahrzeuge

Viele neuere Automodelle haben dieses Feature bereits serienmäßig inkludiert – mit dem Garmin HUD+ können auch ältere Jahrgänge von dieser unaufdringlichen Navigationslösung Gebrauch machen.

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Head-Up-Displays, genannt HUDs, sind äußerst praktisch für den Autofahrer: Diese enthalten wichtige Informationen, vor allem aber Navigationshinweise, die direkt auf die Windschutzscheibe des Autos projiziert werden. So muss der Fahrer nicht ständig den Blick auf ein das Sichtfeld einschränkendes Navigationssystem samt großem, leuchtenden Display werfen.


Die Vorteile eines HUDs liegen also auf der Hand: Unauffällige, einfache Navigationshinweise direkt auf der Windschutzscheibe, kein störendes, großes Navigationssystem, das auch noch mit einem dicken und Spuren hinterlassenden Saugnapf an der Frontscheibe befestigt werden muss, sowie eine erhöhte Aufmerksamkeit im Straßenverkehr, da man den Blick nicht mehr zum Display des Navis richten muss. Aber wie verhält es sich in der Realität mit einem nachrüstbaren HUD, namentlich dem Garmin HUD+?

Uns wurde ein Garmin HUD+ für einige Testwochen zur Verfügung gestellt, das sich nun bei einigen, auch längeren Testfahrten bewähren durfte, unter anderem in der Stadt, auf der Autobahn bei Tageslicht und am späten Abend. Das Gerät ist seit kurzem auch in Deutschland erhältlich und kann derzeit bei Amazon (Amazon-Link) zum Preis von 165,32 Euro erstanden werden kann. Im Gegensatz zum bereits länger erhältlichen Vorgängermodell Garmin HUD verfügt die HUD+-Variante über eine integrierte und vollwertige Garmin Navigations-App samt einzeln downloadbarer OnBoard-Karten für ganz Europa. Das Vorgängermodell, das zwar baugleich mit der HUD+-Variante ist, setzte eine bereits vorhandene Navi-App (Garmin StreetPilot oder Navigon) auf dem Smartphone des Users voraus. Dafür ist das HUD-Modell derzeit allerdings auch schon etwa 40 Euro günstiger zum Preis von 124,24 Euro bei Amazon (Amazon-Link) erhältlich.

Im Lieferumfang unseres HUD+ befindet sich neben dem Display-Element selbst auch eine Folie für die Windschutzscheibe, ein Reflektor sowie ein etwa 1,50 m langes Kfz-Kabel samt 12V-Adapter für den Zigarettenanzünder-Anschluss. Letzteres ist mit einem zweitem USB-Port ausgestattet, so dass man sein verwendetes Smartphone während der Navigation auch gleichzeitig aufladen kann.

Langwierige Ausrichtung des Garmin HUD+ für optimale Sicht

Bevor die futuristische Navigation beginnen kann, ist allerdings zunächst ein wenig Arbeit notwendig. Das Garmin HUD+ kann nur mit der entsprechenden kostenlosen HUD-App (App Store-Link) aus dem Apple Store verwendet werden, diese gilt es also zunächst herunter zu laden. Danach wird das HUD+ auf dem Armaturenbrett platziert und die Anzeige des Displays entweder mit dem anklickbaren Reflektor oder der Folie auf die Windschutzscheibe geworfen. Bei meinem Skoda Fabia gab es dabei gleich zwei Probleme: Mein Armaturenbrett wird in Richtung Windschutzscheibe leicht erhöht, zudem ist der Kunststoff mit gröberen Strukturen versehen. Die ersten Tests mit dem kleinen Reflektorschild waren daher erfolglos, da der Winkel, auch aufgrund einer sehr schrägen Windschutzscheibe, nicht stimmte. Es blieb also nur noch die Folie als Lösung übrig. Auch hier bedurfte es einiger Verschiebung, Neuanbringung und Justierung, bis ich aus meiner Sitzposition heraus eine ideale Sicht auf die Folie und die projizierte Anzeige hatte. Immerhin: Das Garmin HUD+ lässt sich über ein Scharnier im Winkel verstellen und damit optimal an die jeweilige Windschutzscheibe anpassen. Für einen guten Halt des Displays sorgt eine sehr weiche, gummierte Unterseite, die sich nach einigem Andrücken auch mit meinem unebenen Kunststoff des Armaturenbrettes anfreunden konnte, sowie das Eigengewicht des Displays, das sehr massiv daher kommt und laut Garmin-Website knapp 280 Gramm wiegt.

Möchte man nun mit der Navigation loslegen, muss zunächst das Garmin HUD+ über ein Einstecken in den 12V-Adapter eingeschaltet, danach sowohl Bluetooth auf dem iPhone aktiviert als auch die HUD-App gestartet werden. In der Bluetooth-Geräteliste wird das Display dann als „GARMIN HUD+“ gefunden und kann gekoppelt werden. Dieser Vorgang war in meinem Fall problemlos und binnen Sekunden erledigt.

Unabhängige OnBoard-Navigation integriert

Auf diesem Weg ist gleichzeitig auch die HUD-App für die Navigation freigeschaltet, und die benötigten Karten lassen sich herunterladen. Neben den benötigten Dateien, die etwa 206 MB ausmachen, nimmt die D-A-CH + Alpen-Karte von Garmin nochmals knapp 630 MB in Anspruch, so dass ich inklusive der HUD-App selbst in etwa auf etwa 1,2 GB an Speicherplatzbedarf auf dem Smartphone kam. Weiterhin laden lassen sich Karten der Benelux-Länder und Frankreich (770 MB), Osteuropa (925 MB), Italien und Griechenland (423 MB), die nordischen Länder (364 MB), Spanien und Portugal (405 MB), Türkei (179 MB) sowie UK und Irland (368 MB). Über die App, die layouttechnisch mit der Garmin StreetPilot-App Western Europe aus dem App Store identisch ist (App Store-Link, 79,99 Euro), wird dann auch das Ziel ausgewählt und die Navigation gestartet.

Ab diesem Punkt kann das iPhone in den Standby-Modus versetzt werden, da die wichtigsten Navigations-Anweisungen über das Garmin HUD+ erfolgen. Dort findet sich neben Abbiegehinweisen mit Pfeilen und Metern bis zur nächsten Aktion auch die voraussichtliche Ankunftszeit am Ziel sowie die aktuelle und maximal erlaubte Geschwindigkeit samt rotem Warnsymbol, sofern letztere überschritten wird. Weiterhin sorgt ein Fahrspurassistent mit bis zu vier Pfeilen schon im Voraus dafür, dass man sich in die richtige Spur einordnet. Über einen einmaligen In-App-Kauf von 19,99 Euro in der HUD-App lassen sich außerdem die von Garmin mit „3D Traffic Live“ betitelten Verkehrsinfos integrieren, die, sofern eine Störung vorliegt, mit einem kleinen roten Stausymbol auf dem HUD+ angezeigt werden. Auch die Ansage von Straßennamen samt 3D-Umgebungen, die Garmin „Sound & 3D“ benennt, müssen per In-App-Kauf von 14,99 Euro freigeschaltet werden, ebenso wie eine optionale „Urban Guidance“-Funktion für Fußgänger, die mit 4,49 Euro zu Buche schlägt. Kostenlos integriert in die HUD-App sind allerdings schon ein sogenannter „Junction View“, also fotorealistische Kreuzungsansichten (ca. 400 MB zusätzlicher Speicherplatzbedarf), eine Wikipedia-Option für Sehenswürdigkeiten, Millionen POIs und eine Datenbank mit fest installierten Ampelblitzern und Radarfallen. Über letztere informiert auch das HUD-Display mittels eines kleinen roten Blitzer-Symbols und einem kurzen akustischen Signal.

Lesbarkeit top – Präzision flop

Die Verwendung des Garmin HUD+ im Alltag erwies sich bei meinen Tests generell als angenehm. Auch bei direkter Sonneneinstrahlung ließen sich die Anweisungen auf dem Display gut ablesen, das Gerät verblieb auch in Kurven, bei starkem Bremsen oder auf unebenen Straßen exakt in seiner Position. Besonders praktisch war die Verwendung des Displays bei einer abendlichen Autofahrt: Das Display passt seine Beleuchtung der Umgebung entsprechend an und konnte ohne größere Spiegelungen perfekt abgelesen werden, ohne jedoch aufdringlich hell zu leuchten. In diesem Punkt findet sich ein großer Vorteil gegenüber einer normalen Navigationslösung per StandAlone-Gerät oder iPhone-App: Selbst im Nachtmodus wirken diese oft weitaus störender als das kleine Garmin HUD+ mit seiner minimalistischen Anzeige.

Was mich jedoch besonders beim Testen störte, war die Tatsache, dass einige der Abbiegeinformationen und -hinweise auf dem HUD zeitverzögert angezeigt wurden. In meinem Fall wurde die Sprachausgabe der HUD-App über mein Bluetooth-fähiges Autoradio (ein JVC KD-R821BT) geregelt, die brav auch meine abgespielte Musik unterbrach, sobald eine Ansage fällig war. Sagte mir die Stimme zur rechten Zeit, also etwa 10-20 m vor dem Abbiegevorgang, „Jetzt rechts abbiegen“, zeigte das Garmin HUD+ fast immer noch eine Meterangabe von 50-70 m bis zum Abbiegevorgang an. Befand man sich schon auf der neuen Straße, zeigte das HUD+ immer noch etwa 10-20 Meter bis zum Abbiegevorgang an und aktualisierte sich erst dann. Hätte ich mich allein durch die Hinweise auf dem Display und ohne Sprachausgabe leiten lassen, hätte ich so manches Abbiegen verpasst oder wäre an meinem eigenen Haus vorbei gefahren. Hier gilt es auf jeden Fall noch Hand anzulegen, um die Präzision zu erhöhen. Auch ein schlechter GPS- oder Bluetooth-Empfang kann in meinem Fall keine Entschuldigung für diese Widrigkeiten sein – mein verwendetes iPhone 5s lag während der Fahrten auf dem Beifahrersitz und war über ein Ladekabel stetig mit Strom versorgt.

Garmin HUD+: Nur für bestimmte Nutzergruppen vorteilhaft

Will man also ein Fazit des Garmin HUD+ ziehen, fällt dieses zumindest in meinem Fall eher durchschnittlich aus. Empfehlen würde ich das Display vor allem Nutzern, die noch keine Navigation, entweder werkseitig im Auto verbaut oder über eine Smartphone-App, im Fahrzeug nutzen und eine unauffällige, minimalistische Lösung suchen. Sie profitieren zudem davon, dass die HUD-App nach der erstmaligen Aktivierung auch ohne das Garmin HUD+ 30 Tage voll nutzbar ist, bis es wieder mit dem Display gekoppelt werden muss. Danach wird die App wiederum für 30 weitere Tage aktiviert. Zudem können auch mehrere Smartphones mit dem HUD+ genutzt werden, da es auch entsprechende HUD-Applikationen für Android und Windows Phone 8 gibt. Nutzt also der Partner ein anderes Phone, können trotzdem beide Parteien von der Navigation Gebrauch machen – und haben bei regelmäßigem Pairing auch eine kostenlose Garmin-Navi-App auf ihrem Gerät.

Wer jedoch schon im App Store für eine TomTom-, Navigon- oder Garmin-Navigations-App viel Geld bezahlt hat, und bisher damit zufrieden war, muss den Umstieg auf das Garmin HUD+ nicht zwangsläufig wagen. Auch User, die viel in staubelasteten Gebieten unterwegs sind, profitieren kaum von den Navigationshinweisen auf dem HUD+, da für detaillierte Informationen zu Verkehrsstörungen immer noch auf das Display des Smartphones geschaut werden muss. Ebenso verhält es sich mit Routenänderungen oder POIs auf der Strecke – diese werden ebenso wenig auf dem Garmin HUD+ angezeigt oder müssen über das iPhone-Display eingegeben werden. Ich werde daher, so innovativ und unaufdringlich ich das Display auch finde, wohl bei meiner alteingesessenen Navigon-App auf dem iPhone bleiben.

Solltet ihr nun noch weitere Fragen zum Garmin HUD+ und seiner Nutzung haben, zögert nicht, diese in den Kommentaren zu posten. Wir werden diese dann zeitnah beantworten.

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Kommentare 15 Antworten

  1. Ich hab mir das Teil Ende letzten Jahres gekauft und für mich hat sich der Kauf gelohnt. Nutze ich mit Navigon Select. Audioausgabe erfolgt mit Audiokabel über Aux, also über die Autolautsprecher.

    1. Mir ist da ein Fehler unterlaufen und kann aber meinen Beitrag nicht editieren. Ich hatte mir den normalen HUD gekauft, nicht die Plus-Version.

      1. Ja, das stimmt. 🙂 Nur die erste HUD-Version lässt sich mit bereits vorhandenen Navi-Apps wie Garmin oder Navigon verbinden. Beim HUD+ geht das nicht mehr, da kann nur die eigene HUD-App genutzt werden.

        Wie sind deine Einschätzungen zum HUD? Sind dort die Ansagen präzise? Und wie oft schaust du trotzdem noch aufs iPhone/Smartphone? Würde mich mal interessieren.

        1. Mein iPhone schalte ich inzwischen aus, schaue nur noch auf den HUD.

          Bei den letzen Fahrten über Autobahn, insbesondere Ausfahren, habe ich schon mal eher die Anweisungen erwartet, aber die Ansagen waren immer zuverlässig. Etwas spät, aber sie kamen.

          Ich möchte das Teil nicht mehr missen. Ich glaube ich hätte es mir immer noch nicht gekauft, wenn ich da nicht den 30%-Gutschein gehabt hätte

        2. das HUD (ohne Plus) wurde gestern geliefert, und gleich mal mit der Navigon-App getestet.
          Fazit nach 200km (leider noch ohne Autobahn, Fahrspurassistenzpfeile also noch nicht getestet) -> ich bin begeistert 🙂
          Da die Audioausgabe nicht über das HUD erfolgt, gibt es keinen für mich bemerkbaren Versatz gegenüber „ohne HUD“.
          Nach Adresseingabe und Navigationsstart ging der Blick lediglich noch ein einziges mal an einer echt unübersichtlichen Stelle zum Bildschirm, um den Routenverlauf auf der Karten zu sehen.

          von mir aktuell volle Punktzahl

  2. „Inkludiert“, ist so nicht so euer Stil, ohne in Deutschtümelei auszubrechen, es geht auch einfacher. Fremdwörter ja, aber nur wenn es zu einem besseren verstehen dient, inkludiert klingt einfach nur albern.
    Nichts für ungut.

  3. Navigiert HUD+ denn nun selbständig ohne iPhone und BT? Habe ich es richtig verstanden, dass man die App laden muss und dann aufs HUD überträgt?
    Wäre eine Verbindung HUD+ mit VW/seat Portable möglich (ebenfalls Garmin)? Hat das jmd. testen können?

    1. Weder das erste Modell, HUD, noch das von uns vorgestellte HUD+, kann eigenständig bedient werden. Es wird zwangsläufig eine Bluetooth-Verbindung sowie eine Navi-App (HUD: Navigon oder Garmin StreetPilot, HUD+: HUD-App von Garmin) auf dem iPhone vorausgesetzt. Das Gerät selbst ist kein eigenständiges Navigationssystem, es dient nur zur Darstellung der wichtigsten Hinweise.

      Die Verbindung mit einem vorhanden System wie dem VW/Seat Portable konnte ich mangels Möglichkeit nicht testen. Vielleicht findet sich ja noch ein anderer Nutzer, der dazu mehr Auskunft geben kann. Ansonsten kann ich auch meinen Kontakt bei Garmin bemühen und dort mal nachfragen, sofern sich niemand meldet.

  4. Hallo zusammen,
    hat einer das HUD per Bluetooth an ein Android Autoradio angeschlossen? Hat jemand zufällig Erfahrungen damit?
    Danke für eure Antworten
    Jens

  5. Ich habe ein Garmin HUD plus erworben, möchte aber meine Navigon Navigationssoftware, die ich auf meinem iPhone betreibe, nutzen. Was muss ich dabei beachten?

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