Garmin Western Europe: Neue Navigations-App im Test

Bislang dominierten die beiden großen Konkurrenten Navigon und TomTom den Kampf der Navigations-Apps im deutschen Store. Mit Garmin Western Europe gesellt sich nun ein dritter, nicht weniger namhafter Neuling hinzu.

Auch wenn Navigon im Juli 2001 vom Garmin-Konzern geschluckt wurde, werden trotzdem noch beide Produkte weitergeführt. Bislang kannte man Garmin vor allem als hochwertigen Hersteller von Outdoor- und marinen Navigationssystemen, auf die sich vor allem Geocacher oder Schiffsleute verlassen. Aber auch auf dem Markt für Auto-Navigations-Lösungen hat sich das amerikanische Unternehmen mittlerweile etabliert.


Seit dem 20. Dezember des letzten Jahres kann nun die Garmin Western Europe-Navigation (App Store-Link) für das iPhone aus dem deutschen App Store geladen werden. Mit einem Preis von derzeit 79,99 Euro für 31 Karten Westeuropas (inklusive u.a. Gibraltar, Isle of Man, den Kanalinseln und Kreta) bietet Garmin preislich und umfangtechnisch ein Konkurrenzprodukt zur Navigon- oder TomTom-Europe-Version an. In unserem Appgefahren-Testbericht wollen wir klären, ob Garmin mit den bisherigen Standard-Navis für iOS mithalten kann.

Speicherfresser mit Übersicht
Schon bei der Installation muss der Nutzer zum ersten Mal richtig schlucken: knappe 1,8 GB müssen auf dem iPhone freigeschaufelt werden, um Garmin Western Europe installieren zu können. Und nach der Installation wird der Kloß im Hals noch größer, denn plötzlich beträgt der Speicherbedarf laut Benutzungs-Menü des Geräts ganze 2,2 GB. Nach dem ersten Start kann man sich dann kostenfrei noch optional 3D-Gebäude sowie PhotoReal-Kreuzungsansichten herunterladen, die zusammen auch mit etwa 500 MB zu Buche schlagen. Insgesamt kam ich so auf eine Gesamtgröße von 2,7 GB – in Zeiten chronischen Speichermangels und Konkurrenzprodukten mit optional wählbarem Kartenmaterial kann man diesbezüglich nur auf ein Update hoffen.

Nach diesem ersten Schock wird man dafür mit einem gnadenlos gut durchdachten und übersichtlichen Menü entschädigt. Im Gegensatz zu Navigon oder TomTom ist Garmin ja vor allem dafür bekannt, weniger textlastig zu sein – und das sieht man schon im Hauptmenü. Neben einem großen Lupen-Button, mit „Zieleingabe“ betitelt, findet sich ein „Karte“-Symbol, sowie kleinere Auswahlmöglichkeiten. Selbst der größte Navi-Neuling sollte sich so zumindest ansatzweise zurecht finden.

Problemlose Navigation dank vieler Extras
Als ich dann die Garmin-App für eine kleine Testfahrt nutzte, fällt schon zu Beginn auf, dass sowohl die manuelle Adresseingabe, der GPS-Fix als auch die Routenberechnung schnell und komplikationslos vonstatten gehen. Die Satelliten wurden in wenigen Augenblicken gefunden, und auch meine etwa 30km lange Route war nach etwa 3 Sekunden errechnet. Die Navigations-Karte überzeugt wie schon das Hauptmenü durch Übersichtlichkeit, bietet mehrere Fahrzeug-Symbole zur Auswahl, und kann sowohl im Hoch- als auch Querformat angewendet werden. Kleine Mankos: Leider funktionierte in meinem Fall die akustische Geschwindigkeits-Warnung nicht, und auf eine Anzeige der bereits gefahrenen oder noch zu absolvierenden Kilometer muss man ebenfalls verzichten.

Durch einen eingebauten Radar-Warner für viele Länder werden akustische Signale abgegeben, sofern sich einer der Rotlicht- oder Geschwindigkeits-Messer in greifbarer Nähe befindet. Hat man die nötigen Zusatzdateien geladen, bieten sich gerade in größeren Städten durch 3D-Ansichten markanter Gebäude, der PhotoReal-Ansicht von Autobahn-Ausfahrten und dem integrierten Fahrspurassistenten wertvolle Zusatzhilfen. Auch bei einer mutwillig herbeigeführten Routenabweichung erfolgt binnen weniger Sekunden eine neue Berechnung samt präziser Ansagen. Für letztere stehen zwei weibliche Stimmen zur Verfügung, von denen eine auch Text-to-Speech mit Straßennamen-Ansagen unterstützt – leider aber zu sehr nach abgehackter Computerstimme mit teils merkwürdiger Betonung klingt.

Zu den weiteren erwähnenswerten Features während der Navigation gehören die Möglichkeiten, sich spezielle Autobahn-POIs wie Raststätten, Parkplätze oder Tankstellen anzeigen zu lassen, und auch eine zusammenfassende Übersicht, die Garmin als Reisecomputer betitelt. In letzterem findet sich nicht nur ein Kompass, sondern auch eine Aufzählung aller routenspezifischen Daten wie Durchschnittsgeschwindigkeit, zurückgelegte Strecke oder absolvierte Zeit – quasi ein Fahrradcomputer fürs Auto. Im Fall einer Notsituation kann man mit einer „Wo bin ich“-Funktion die derzeitigen Koordinaten, nächste Adressen sowie Hilfe-POIs wie Polizeistationen oder Krankenhäuser anzeigen lassen. Und wer wissen will, ob es am Zielort regnet oder schneit, kann, Internetverbindung vorausgesetzt, die aktuellen Wetterdaten abrufen.

Optionale Zusatzfeatures per Abo
Auch wenn die Garmin-App für den Preis schon ein gut geschnürtes Gesamtpaket mit vielen nützlichen Features bietet, kann der Käufer noch weitere In-App-Käufe tätigen. Die sicher hauptsächlich von Vielfahrern nachgefragten Traffic-Dienste sind bei Garmin mit 3D Traffic Live betitelt und können entweder als Monatsabo für 3,99 Euro oder gleich für ein ganzes Jahr mit 19,99 Euro erworben werden. Wer über ein kompatibles Display im Auto verfügt, kann sich für 39,99 Euro eine Anzeige des iPhone-Screens auf diesem externen Display hinzukaufen – ob das allerdings wirklich nötig ist, bezweifle ich stark. Auch den In-App-Kauf für photoLive-Verkehrskameras für 9,99 Euro/Jahr kann man sich sparen, da nur England und die skandinavischen Länder unterstützt werden.

Insgesamt bietet Garmin mit seiner Westeuropa-Navigations-Lösung nun auch eine vollwertige App mit allerlei Gratis-Features an, die andere Produkte im App Store entweder kostenpflichtig anbieten oder gar nicht erst im Programm haben. Die Routenführung selbst funktionierte in meinen Testläufen zuverlässig, präzise und schnell – selbst beim Musikhören während der Navigation wird diese bei Ansagen durch die App kurz aus- und danach wieder eingeblendet.

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Kommentare 30 Antworten

  1. Ich habe leider Bosch Navigation D-A-CH für mein 3GS in der Weihnachtsaktion gekauft.

    Die App stürzt sofort beim starten ab.

    Als ich über iTunes ein Problem gemeldet habe, erhielt ich nur von iTunes die Meldung, dass das Problem registriert würde, ich mich jedoch an den Support vom Entwickler wenden soll.

    Das Geld ist also weg und der Support von Bosch reagiert nicht. 🙁

    1. Sei mir ned allzu böse, aber Dein Kommentar hat mich geärgert, da es hier nicht rein passt.
      Dennoch hoffe ich, dass Dir geholfen wird.
      Vielleicht erledigt sich Dein Problem ja nächste Woche, wenn die Urlaubszeit vorüber ist. Dann würde ich mich freuen zu lesen, wie Dein Navi funktioniert.

      1. Wenn sein (wessen?¿?) Kommentar hier nicht reinpasse, wieso freust du dich dann, wieder von ihm zu lesen, wenn es funktioniere????
        Sonst alles klar bei dir?

  2. Ich warte schon ewig auf garmin! Hab aufm Nokia garmin gehabt, hab aufm WinPhone Garmin gehabt und es war einfach spitze durch die auh hier genannten features und Darstellungen. Endlich haben sies aufs Iphone gepackt! Wurde auch mal Zeit!
    Das Kartenmaterial ist auch immer Top gewesen! Und aktualisierungen sind hier stets angesagt. Zumindest war es immer so. Hoffe das ist auch hier der Fall.
    Sobalds mal kurz runter geht im Preis hol ichs mir! Ich hab nach laaaaaaangem überlegen Sygic West. EU geholt…fehler!!! Egal.. Man lernt nie aus!

    1. Gleich zur Veröffentlichung am 20.12.11 gab es die Garmin-App kurzzeitig für 59,99€. Mittlerweile wurde dieses Einführungsangebot allerdings wieder auf den Normalpreis angehoben.
      Wann die nächste Reduzierung geplant ist, kann ich leider nicht sagen.

      1. „kurzzeitig“?¿? Frau Mel?
        Seit der Veröffentlichung bis GESTERN!!! 5.1.12 war es 20 Euro günstiger!!!
        Und schwupp di wupp, kaum kostet’s erstmals mehr, stellt ihr es vor. Vielen Dank!

      2. Kurzzeitig günstig?¿?
        Seit der Veröffentlichung bis gestern 5.1.12 kostete es die ganze Zeit 20 Euro weniger.
        Schwupp di wupp, kaum wird’s erstmals teuer, stellt ihr’s vor. OMG! Vielen Dank!

        1. Muss man deswegen gleich drei Kommentare zu diesem Thema abgeben?
          Ich habe gestern am späten Abend den Artikel geschrieben, und zu dem Zeitpunkt stand die App schon bei 79,99 Euro. Über die jeweiligen Preissprünge der Entwickler sind wir nicht eingeweiht.
          Hätte ich den Artikel schon eher verfasst, dafür aber die App nicht ausreichend testen können, wäre die Nörgler-Fraktion aufgetreten und hätte sich beschwert, ob ich mir die App überhaupt genau angesehen habe.
          Wie man es macht, macht mans verkehrt…

          1. Deswegen dreimal, da
            a) der Kommentar nach dem Absenden nicht angezeigt wurde und ich ihn extra nochmals schrieb – und
            b) ihr uns keine Löschfunktion gebt

            Vielen dank, dass ihr mal auf Kritik reagiertet.

          2. Natürlich ist es unglücklich, dass es durch die Veröffentlichung des Artikels am Tag nach der Preiserhöhung so erscheint, als hätten wir das bewusst so geplant.
            Manchmal ergeben sich aber durch die Preisschwankungen im App Store, in die wir nicht eingeweiht sind, solche unglücklichen Zufälle. Ich hatte die Garmin-App schon einige Tage vorher auf dem iPhone, wollte sie aber zumindest für einige Fahrten einem Test unterziehen, bevor ich mein Review dazu verfasse – denn ein Testbericht ohne Praxistest wäre bei einem Navi sicher auch nicht aussagekräftig.
            Außerdem können wir beim besten Willen nicht jede Preisänderung für zu rezensierende Apps in der Warteschleife registrieren oder gar Einfluss darauf nehmen, da wir, wie jeder andere App Store Nutzer auch, keine Einsicht in die Preispolitik der Entwickler erfahren. Uns deswegen vorzuwerfen, wir würden bewusst (?) mit der Veröffentlichung warten, bis die App teurer geworden ist, widerspricht eigentlich dem Sinn und Zweck unseres Blogs.
            Allerdings kann ich gerne bei Garmin nachfragen, ob und wann vielleicht eine nächste Preisaktion geplant ist.

            Ach ja, eine Edit-Funktion für Kommentare wird es bald geben.

  3. Hatte in den USA immer Navigeräte von Garmin und war in Bezug auf die Bedienbarkeit und Zuverlässigkeit immer sehr zufrieden. Wenn die App genauso ist, kann man diese nur empfehlen
    Da ich vor kurzem Sygic erworben habe, werde ich Garmin derzeit nicht Laden aber ebenfalls beobachten.
    Garmin sollte wahrscheinlich besser Navigon einstampfen und diese App weiter vermarkten (ggf. mit Anrechnung auf erworbenes Navigon).

    1. Du meinst sowas wie „MyRoutes“ bei Navigon, wo man vor der Abfahrt unter verschiedenen Möglichkeiten auswählen kann?
      Sowas gibt es in der Garmin-App nicht – aber man kann selbstverständlich in den Einstellungen nach der kürzesten Zeit, kürzesten Strecke oder der Luftlinie fahren, und auch einige Vermeidungen festlegen (Autobahnen, Mautstraßen, Fähren etc.).

  4. Garmin ne danke, sieht optisch aus wie der Nach Hause Weg aufgemalt von einem Kleinkind.
    Alles viel zu bunt da bekomme ich direkt Augenkrebs von. Allein die Darstellung der Karte ist schon n Witz!
    Garmin, Garmin das erinnert mich immer so an die Toillettenpapier Werbung.
    Cha Cha Charmin!!!

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