Feingewebe-Cases: Apple brieft Angestellte bei Beschwerden & iFixit-Teardown

Neue iPhone 15-Cases kommen nicht gut an

Feingewebe Case von Apple in Blau auf einem Tisch

Schon bei der iPhone-Keynote vor zwei Wochen hatte Apple angekündigt, in Zukunft auf Leder-Zubehör verzichten zu wollen. Für die neuen iPhone 15-Modelle kommen daher erstmals Apple-Backcases aus Feingewebe zum Einsatz – die bisher allerdings eher für gemischte Reaktionen gesorgt haben. Aufgrund von zahlreichen Beschwerden bezüglich der Feingewebe-Cases hat Apple die eigenen Apple Store-Angestellten nun gebrieft, wie man auf Kundenfragen bezüglich Haltbarkeit und Materialstruktur antworten solle.

Das Team von 9to5Mac konnte eine Kopie dieses Memos in die Finger bekommen, das Apple in dieser Woche an die Angestellten im Einzelhandel verschickt hat. „Es kann sein, dass Kunden Fragen zum Aussehen des neuen FineWoven-Materials haben, wie es sich mit der Zeit abnutzt und wie es zu pflegen ist“, schreibt Apple. 9to5Mac resümmiert: „Apple weiß, dass jeder FineWoven hasst und dass die Mitarbeiter im Einzelhandel die Hauptlast der Beschwerden zu tragen haben.“ Apple erklärt den Angestellten weiter:


„Sie können die Kunden darüber informieren, dass das FineWoven Material aus einem luxuriösen Microtwill mit einer weichen, aber dennoch strapazierfähigen, wildlederähnlichen Textur hergestellt wird.“

Was die Haltbarkeit betrifft, so sollen die Apple-Angestellten im Einzelhandel der Kundschaft mitteilen, dass FineWoven-Hüllen „mit der Zeit anders aussehen und Abnutzungserscheinungen aufweisen können, da die Fasern bei normalem Gebrauch komprimiert werden“. Ein weiterer wichtiger Punkt, auf den Apple hinweist: „Einige Kratzer können sich mit der Zeit verringern.“ Zudem wurde mitgeteilt, dass „MagSafe-Zubehör auf dem FineWoven Case mit MagSafe leichte Abdrücke hinterlassen kann“, worauf Apple bereits Anfang des Monats hingewiesen hatte. „Dies ist ähnlich wie bei Leder und vielen anderen Materialien“, so das Unternehmen in der neuen Memo.

Schließlich weist Apple die eigenen Retail-Angestellten darauf hin, wie das Feingewebe-Zubehör zu reinigen ist. Zunächst solle man ein fusselfreies Tuch in sauberes Wasser tauchen und es auswringen, bis es nur noch leicht feucht sei. Dann soll das Tuch eine Minute lang sanft über die Feingewebe-Oberfläche gerieben werden. Ob man so wirklich dauerhaft für eine glatte und ansehnliche Oberfläche sorgen kann, bleibt abzuwarten. Gegenwärtig muss Apple in den Retail Stores jede Menge Feingewebe-Cases austauschen, da die Kundschaft mit dem anfälligen Material unzufrieden ist.

iFixit hantiert mit Öl, Saucen und Kaffee

Ein aufgeschnittenes Feingewebe-Case von Apple

Auch das Team von iFixit hat sich nun näher mit dem unrühmlich bekanntgewordenen Apple-Case beschäftigt, das Feingewebe-Case in einem Teardown auseinandergenommen und auch sogar unter dem Mikroskop betrachtet.

Unter einem Digitalmikroskop bei 52-facher und 490-facher Vergrößerung bestätigte sich, dass das Case tatsächlich aus Bündeln dicht gewebter Fasern besteht. Zum Vergleich: Mit einer Dicke von etwa sechs Mikrometern ist eine Faser deutlich dünner als eine gewöhnliche Haarsträhne. Wie iFixit berichtet, ist das von Apple verwendete Microtwill-Material nicht sehr weit von HighTech-Jacken von Herstellern wie Patagonia oder Arc’teryx entfernt, aber aufgrund der Struktur auch anfällig für Kratzer.

„Da das Gewebe so dicht gewebt ist, sollte der Feingewebe-Stoff ziemlich haltbar und reißfest sein. Da die Fäden jedoch so fein sind, ist es auch sehr einfach, das makellose Gewebe zu beschädigen. Als wir die Oberfläche zerkratzt haben, sind weder die Fäden gerissen, noch wurde die Farbe beschädigt. Vielmehr reflektieren die zerkratzten Fasern das Licht im Vergleich zu den unberührten Bündeln unregelmäßig, was einen bleibenden optischen Eindruck hinterlässt. Der Faden selbst ist relativ weich, so dass die meisten Gegenstände in der Tasche einen Abdruck hinterlassen werden.“

Leider verfügt das Feingewebe-Case auch nicht über eine wasserabweisende Behandlung, wie sie die oben erwähnten Jacken bekommen haben. iFixit setzte dem Case Kaffee, Sauce und Öl aus, deren Flecken sich nur schwer bis gar nicht entfernen ließen. Wer sich tatsächlich für den Kauf des Feingewebe-Cases von Apple entscheiden sollte, weiß also, was einen erwartet.

Foto 2: Parker Ortolani.
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Kommentare 10 Antworten

  1. Ich hatte auch eines vorbestellt und direkt als es ankam ungeöffnet zurückgeschickt, nachdem ich erste Tests gesehen habe. 😅 hab mich jetzt für ein 3rd Party Ledercase entschieden.

  2. Na wer dafür wohl seinen Kopf hinhalten darf? Das erinnert mich grad ein bisschen an die Veröffentlichung der vollkommen unfertigen Maps-App. Wie kann man denn so n Case auf den Markt werfen und dafür 69,- € verlangen, wenn es nach einmaligem Gebrauch bereits Abnutzungsspuren aufweist!? Mein Torras-Case hat unter 10€ gekostet und wird sicherlich 3-4 Jahre halten ohne irgendwelche hässlichen Gebrauchsspuren durch normale Nutzung. So war es jedenfalls bei dem meines alten iPhones und das wurde sogar dem neuen Nutzer mit übergeben. Also wenn wir schon ständig beim Thema Nachhaltigkeit sind, kommt es meines Erachtens nach weniger auf das Material sondern viel mehr auf die Haltbarkeit an. Was nutzt der beste Bio-Stoff wenn er nach kürzester Zeit einen Müllberg verursacht?

  3. Ich frag mich warum man keine Cases aus Microfaser à la Alcantara oder auch Filz (gibt’s ja auch nicht-tierisch) anbietet. Ich hatte aus beiden Materialien schon Hüllen die sehr hart im nehmen waren und sehr einfach zu reinigen sind.

  4. Leider hat auch die Qualität der Ledercases von Apple damals schon massiv nachgelassen.
    Ich hatte damals das iPhone XS Max mit einer originalen Lederhülle von Apple geschützt. Und das war die letzte, die mich wirklich überzeugt hat. Die hat die das iPhone komplett gegen Schmutz abgeschirmt und sah auch noch gut aus.
    Als ich dann auf das 12 pro Max umgestiegen bin, war ich echt enttäuscht. Die Lederschicht war sehr dünn und fragil und der Kunststoff ist nach einem Jahr im Bereich der Tasten durchgebrochen. Vor Staub hat es auch nicht wirklich geschützt.

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