Neben Apples hauseigenem Webbrowser Safari oder Mozillas Firefox gehört auch Google Chrome zu den beliebteren Apps, wenn es um das Surfen im Internet geht. Vor einiger Zeit hatte Google mitgeteilt, in Zukunft das Tracking durch Drittanbieter-Cookies bereits werksseitig zu deaktivieren, auch Safari und Firefox handhaben dies bereits so.
Nun rudert Google aber zurück und erklärt die Pläne zur automatischen Abschaltung von Drittanbieter-Cookies im eigenen Chrome-Browser nach einigen Jahren des Testens, Planens und einigen Verzögerungen für gescheitert. Die Neuerung sollte bald in Google Chrome Einzug halten und wurde unter anderem von Wettbewerbern, Regulierungsbehörden und Datenschützern kritisiert.
Wie Googles Privacy Sandbox VP, Anthony Chavez, nun berichtet, will man Nutzer und Nutzerinnen von Chrome nun selbst entscheiden lassen.
„[…] schlagen wir einen aktualisierten Ansatz vor, der die Wahlmöglichkeiten der Nutzer erhöht. Anstatt Cookies von Drittanbietern abzuschaffen, würden wir eine neue Erfahrung in Chrome einführen, die es den Nutzern ermöglicht, eine informierte Wahl zu treffen, die für ihr gesamtes Surfen im Internet gilt, und sie könnten diese Wahl jederzeit ändern. Wir erörtern diesen neuen Weg mit den Regulierungsbehörden und werden uns bei der Einführung mit der Branche austauschen.“
Dieser Ansatz dürfte Apples eigenen „App Tracking Transparency“-Mechanismen ähneln, bei denen Nutzer und Nutzerinnen selbst entscheiden können, welchen Diensten sie es gestatten, sich tracken zu lassen. Als Apple die Neuerung im Jahr 2021 einführte, sorgte dies laut Medienberichten für Umsatzeinbußen von fast 10 Milliarden US-Dollar bei Social Media-Plattformen wie Facebook, die von User-Tracking und personalisierter Werbung leben. Auch bei Google könnte eine neue Wahlmöglichkeit für einen ähnlichen Effekt sorgen, wenn auch nicht in einem so drastischen Ausmaß, als wenn man das Tracking durch Drittanbieter-Cookies per se abschalten würde.
Kritik von Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörden
Für Kritik an Googles Plänen sorgte neben der Abschaltung des Drittanbieter-Trackings auch die geplante Einführung von anderen Ad-Tracking-Technologien wie FLoC oder Topics AI in der Google Privacy Sandbox, die neue Risiken für die Privatsphäre der Nutzer und Nutzerinnen bedeuten und Potential zur Schädigung des Wettbewerbs bieten könnte.
Die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde CMA reagierte auf Googles geänderte Pläne und berichtet auf der eigenen Website:
„Anstatt Cookies von Drittanbietern aus Chrome zu entfernen, wird Google eine Benutzerabfrage einführen, die es den Benutzern ermöglicht, zu wählen, ob sie Cookies von Drittanbietern beibehalten wollen. Die CMA wird nun eng mit dem ICO zusammenarbeiten, um Googles neuen Ansatz zur Privacy Sandbox sorgfältig zu prüfen. Wir freuen uns über Stellungnahmen zu Googles überarbeitetem Ansatz, einschließlich möglicher Auswirkungen auf Verbraucher und Marktergebnisse.“
Wie genau ein „überarbeiteter Ansatz“ Googles aussehen wird, ist bislang unklar. Die Gruppe „Movement for an Open Web“ hatte diesbezüglich eine Beschwerde bei der CMA eingereicht und erklärt in einer Stellungnahme, dass die Änderung „ein klares Eingeständnis von Google ist, dass ihr Plan, das Open Web einzuschließen, gescheitert ist“. Es bleibt also abzuwarten, welche Änderungen an Google Chrome und der Google Privacy Sandbox es in Zukunft geben wird. Mehr zur Privacy Sandbox gibt es auch auf der entsprechenden Website von Google.