Google übt Druck aus: YouTube-Drittanbieter-App ProTube ist nicht mehr im App Store erhältlich

Was passiert, wenn der Platzhirsch sein Recht einfordert, musste nun der Entwickler von ProTube, Jonas Gessner, am eigenen Leib erfahren.

ProTube

Erst vor kurzem hat Google mit der eigenen YouTube-Videoplattform zum Rundumschlag ausgeholt und das Portal vor einigen Tagen in einem neuen Layout erstrahlen lassen. Gleichzeitig wird nun wohl auch gegen viele Drittanbieter im App Store, die alternative YouTube-Clients anbieten, vorgegangen. Zu einem der Leidtragenden dieses Vorgehens zählt auch der deutsche Entwickler Jonas Gessner, der für die App ProTube verantwortlich ist. Auch bei uns in der Redaktion ist ProTube ein häufiger Begleiter auf unseren iOS-Geräten.


Jonas Gessner erklärt in einem einem Statement auf seiner Website, „Es tut mir leid zu verkünden, dass ProTube mit dem 1. September 2017 von Apple aus dem App Store entfernt wurde. Dies ist das Resultat nach mehrfachen Anfragen und Bedrohungen seitens YouTube, die letztendlich Apple dazu veranlasste, die App plötzlich aus dem App Store zu entfernen. ProTube und viele andere Drittanbieter-YouTube-Apps im App Store wurden von YouTube mit Takedown-Anfragen ins Visier genommen.“

Wie Gessner weiter berichtet, habe Google ihn bereits vor über einem Jahr erstmals gebeten, seine ProTube-App aus dem App Store zu entfernen, da sie gegen ihre Nutzungsbedingungen verstoße. „Dies war ein genereller Versuch, der gleichzeitig auch an viele andere YouTube-Apps versendet wurde“, so Gessner. „Später begannen sie, mehr ins Detail zu gehen und gaben an, dass ich die App nicht verkaufen könne, da das allein ihre Nutzungsbedingungen verletzt. Grundsätzlich verlangten sie, dass ich jedes Feature, das ProTube ausmachte – 60fps Videos, Hintergrund-Wiedergabe, Audio-Modus und mehr – zu entfernen.“

„Es gab Androhungen von rechtlichen Konsequenzen“

Im Verlauf dieses Disputs versuchte Jonas Gessner, sich mit Google zu einigen – leider ohne Erfolg. „Die Kommunikation war sehr schwierig, und es war mir nicht möglich, eine direkte Antwort von YouTube auf meine Fragen zu bekommen. Es gab Androhungen von rechtlichen Konsequenzen, und ich wusste, dass ein Prozess mich mehr kosten würde als das, was ich jemals mit ProTube verdient habe.“ Auch die Alternative, ProTube gemäß der Forderungen von Google entsprechend anzupassen und auf bestimmte Features zu verzichten, war keine Option für den Entwickler. „Jeder, der für die App bezahlt hat, würde plötzlich mit einem Update alle Funktionen verlieren und eine nutzlose App erhalten“, sagt Jonas Gessner. „Außerdem könnte eine dann kostenlose App viele Nutzer anziehen, was das tägliche Limit der YouTube-API sprengen würde.“

Aus diesem Grund kann der Entwickler mit der aktuellen Lösung, der Entfernung von ProTube seitens Apple, noch am besten leben: „Das beendet den Streit mit YouTube, ich muss mich nicht vor Gericht verantworten, und jeder, der die App geladen hat, kann sie noch weiterhin nutzen.“ Nichts desto trotz tut es Jonas Gessner weh, seine App nicht mehr updaten zu können. „Ich habe so viel Liebe in diese App gesteckt und habe mich seit dem Release im App Store voll und ganz darauf konzentriert. Ich habe hart daran gearbeitet, die App so schnell wie möglich für iOS 11 vorzubereiten, um sie so lange wie nur möglich kompatibel zu machen. Ich wollte all meine loyalen und engagierten Nutzer nicht hängen lassen.“

Der Grund für diese Vorgehensweise seitens YouTube bzw. Google liegt wohl in der Vermarktung des eigenen Abonnement-Services. YouTube Red, das in Deutschland noch nicht verfügbar ist, erlaubt es, zum Preis von 10 USD/Monat Premium-Features wie eine werbefreie Wiedergabe von Videos oder eine Musikwiedergabe im Hintergrund ermöglicht. Bedingt durch die Tatsache, dass ProTube und andere Dritt-Clients diese Funktionen für weitaus weniger Geld anbieten, sind sie zur Zielscheibe Googles geworden. Jonas Gessner will sich nun anderen Projekten widmen, die nichts mit Drittanbieter-Lösungen zu tun haben.

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Kommentare 24 Antworten

  1. Sehr schade das jemand da so sein Monopol spielen lassen kann und das Apple sich fügt find ich auch nicht richtig, vor allem weil sie ja sonst sich nicht so verhalten und sogar gegen ihren Präsidenten oder gegen Daten Weitergabe sperren. Und das Google der Meinung ist das YouTube mit Red sehr gut läuft bezweifle ich, davon abgesehen das es ein Bezahl Feature sein soll seine Lieder im Hintergrund laufen zu lassen. Das die Werbe Einnahmen durch ProTube wegfallen, das kann ich verstehen das sie damit ein Problem haben aber nicht so

  2. Nun Google hat hier absolutes Recht mit seiner Plattform eigene Rahmenbedingungen durchzusetzen.

    Allein dass hier die Hintergrundwiedergabe angeboten wurde, hätte jedem klar sein müssen, dass es Klagen hagelt – Youtube hat schon dutzende Vorgänger Apps genau deswegen aus dem Geschäft getrieben.

    Wer es braucht wird AGB-gemäß die offiziellen Abos nutzen müssen, wenn diese angeboten werden.

  3. Das ist echt schade. Wie wäre es denn wenn er eine youtube-App entwickelt, die den YouTube Vorgaben entspricht, aber die schon genutzte API nutzt, damit man die ständige Werbung nicht mehr sehen muss. Ich würde auch gerne nocheinmal dafür bezahlen

  4. Die App hatte ja nicht mal mehr Downloads… Schade, dass ein Riese so gegen kleine Entwickler vorgeht statt eine gemeinsame Lösung zu finden (z.B. Aufkaufen)

    1. Was genau willst du da aufkaufen, wenn der damit Geld verdient, indem er dem eigentlichen Anbieter das Finanzmodel zerstört?

      Da gibt es nur die einzige Lösung: Verklagen und Einstampfen.

  5. Irgendeine Alternative!? Die Youtube App finde ich soo gruselig, womit kann ich jetzt meine Abos gucken? Kommt irgendwas auch nur halbwegs an Protube heran? Diese App vermisse ich sehr?

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