Mastodon: Gemeinnütziger Charakter vom Finanzamt aberkannt

Entwickler gründet No-Profit-Organisation in den USA

3D-Icon von Mastodon vor schwarzem Hintergrund

Die dezentrale Social Media-Plattform Mastodon hat nach der Übernahme Twitters durch Tesla-Chef Elon Musk einen großen Aufschwung erfahren. Auch wir von appgefahren sind mittlerweile mit einem eigenen Account beim Kurznachrichtendienst im Fediverse aktiv.

Bislang operierte Mastodon, das 2016 vom Entwickler Eugen Rochko und seiner in Berlin ansässigen gGmbH ins Leben gerufen wurde, in Deutschland als gemeinnützige Organisation. Dies war möglich, da man quelloffene Software entwickelt und den Nutzern und Nutzerinnen einen kostenlosen Dienst anbietet. Der gemeinnützige Status wurde noch 2021 vom zuständigen Finanzamt anerkannt und bedeutete für Mastodon unter anderem, dass weniger Steuern auf Spenden fällig werden.


Nun hat das Finanzamt eben diesen gemeinnützigen Status aberkannt. In einem Blogbeitrag berichtet Eugen Rochko, dass sich am Dienst und am Geschäft nichts geändert habe und man nicht wisse, warum der gemeinnützige Status entzogen wurde. Erst 2021 hatte das Finanzamt die Gemeinnützigkeit anerkannt. Rochko erklärt:

„Wir haben uns immer Sorgen gemacht, dass die Entwicklung von freier und Open-Source-Software vom deutschen Steuersystem nicht als gemeinnützig anerkannt werden würde. Deshalb waren wir froh, als das Finanzamt ursprünglich unsere Gemeinnützigkeit im Jahr 2021 anerkannt hat. Doch nun haben wir von demselben Finanzamt einen Bescheid erhalten, dass uns die Gemeinnützigkeit entzogen wurde. Dies geschah ohne Vorwarnung oder Erklärung. Zu Beginn dieses Jahres haben wir eine erfolgreiche Steuerprüfung durchlaufen, die in der Tat zu einigen positiven Anpassungen führte, da wir zu viel Steuern gezahlt haben. Unser Steuerberater hat sofort Einspruch gegen die Entscheidung eingelegt, aber bis jetzt haben wir keine neuen Informationen.

Über die Ursache können wir nur mutmaßen. Unsere Aktivitäten sind seit 2016 die gleichen geblieben: Wir produzieren freie, quelloffene Software und betreiben mit mastodon.social einen kostenlosen Service für die Öffentlichkeit. Wir bezahlen Mitarbeiter, Entwickler und Designer sowie Hosting- und Servicegebühren für Tools, die für den Betrieb des Unternehmens notwendig sind. Wir fördern die Sache der dezentralen, datenschutzfreundlichen sozialen Medien. Unser Einkommen fließt größtenteils über die Crowdfunding-Plattform Patreon.“

Startbildschirm von Mastodon auf einem iPhone

Das Tagesgeschäft von Mastodon soll von den aktuellen Geschehnissen unberührt bleiben, da Patreon keine Gemeinnützigkeit voraussetze und Patreon-Einnahmen nicht als Spenden zählen würden. Im Zuge dessen hat man nun allerdings auch eine 501(c)(3) Non-Profit-Organisation in den USA gegründet, um dort steuerlich absetzbare Steuern und Sachleistungen zu erhalten. Im Aufsichtsrat der Organisation sitzt unter anderem der Mitgründer von Twitter, Biz Stone.

Auch in Zukunft will Mastodon von Europa aus operieren, berichtet Rochko im Blog. „Für uns ist es aber auch wichtig, dass Mastodon eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Social-Media-Plattform ist, die von der EU aus operiert, und wir möchten, dass das so bleibt.“ Mastodon kann über die offizielle App (App Store-Link) von Eugen Rochko, oder auch über zahlreiche Drittanbieter-Anwendungen wie Ices Cubes (App Store-Link) oder Ivory (App Store-Link) genutzt werden. 

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