Amazon und iRobot: Jede Menge Schmutz aufgewirbelt

Deal zur Übernahme ist gescheitert

iRobot Roomba j9+ reinigt einen Teppich von Tierhaaren

Amazon hat sich aufgrund regulatorischer Probleme aus dem Kaufvertrag mit iRobot zurückgezogen. Und obwohl sich dies wie ein Sieg für den Datenschutz anfühlt, könnte der geplatzte Deal schlussendlich das Ende des Roomba-Saugroboters bedeuten (via The Verge).

Auf den ersten Blick ist die Beanstandung der Europäischen Kommission, dass der Deal wettbewerbswidrig sei, eine grausame Ironie für iRobot: Einen scheiternden Marktführer, der gegen eine riesige Welle der Konkurrenz kämpft. Das Unternehmen verließ sich darauf, dass Amazon ihm eine Finanzspritze und die nötigen Ressourcen zur Verfügung stellen würde, um sich auf dem hart umkämpften Markt für Staubsaugerroboter über Wasser zu halten. Doch der Deal ist geplatzt, und die Konkurrenz von iRobot ist immer noch sehr präsent.


Der zuvor dominante Marktanteil von iRobot ist seit 2014 stetig gesunken. Nach Daten von Statista ist er von 64 Prozent im Jahr 2016 auf 46 Prozent im Jahr 2020 gesunken. In den letzten zehn Jahren haben chinesische Unternehmen wie Ecovacs (Deebot/Yeedi), Anker (Eufy), Roborock (unterstützt von Xiaomi) und Dreame Technology den Weltmarkt mit billigeren, auffälligeren Optionen überschwemmt. Auch Nischenanbieter wie Samsung und der US-Hersteller SharkNinja buhlen um die Aufmerksamkeit und den Geldbeutel der Saugroboter-Fans. Der Markt war hart umkämpft genug, um im vergangenen Jahr ein in den USA ansässiges Robovac-Unternehmen, Neato Robotics, zu Fall zu bringen.

Ein Verkauf hätte iRobot helfen können, „auf dem globalen Markt besser zu konkurrieren, insbesondere gegen Unternehmen und aus Ländern, die in schnelllebigen Technologiesegmenten wie der Robotik nicht den gleichen regulatorischen Anforderungen unterliegen“, sagte David Zapolsky, SVP von Amazon, als Amazon ankündigte, das Geschäft aufzugeben.

Jetzt hat iRobot seinen CEO und Gründer Colin Angle verloren, entlässt Angestellte und befindet sich in einer existenziellen Krise. Unter der Leitung von Angle war iRobot in den letzten drei Jahrzehnten ein bedeutender Innovator im Bereich der Haushaltsroboter. Die Summe seiner Fortschritte übertrifft die der Konkurrenz wie Roborock und Ecovacs: iRobot hat den ersten erfolgreichen Staubsaugerroboter vor über 20 Jahren erfunden. Mittlerweile haben sich die Technologien geändert – zum großen Teil dank der Innovationen von iRobot, die vom Rest des Marktes übernommen wurden.

Innovative Entwicklungen und sture Unternehmenspolitik

iRobot Roomba Combo j9 Plus reinigt einen Boden

Der iRobot war unter anderem der erste Saugroboter, der eine automatische Entleerungsstation einführte, die den Schmutz aus dem Behälter des Roboters saugt. iRobot war zudem einer der Ersten, der eine effektive Raumzuordnung eingeführt hat, und war führend bei der Entwicklung zuverlässiger KI-Algorithmen zur Vermeidung von Haushaltsgegenständen wie Socken, Telefonkabeln und Haustierabfällen.Möglicherweise waren es diese Bemühungen, den Reinigungs-Roboter intelligenter zu machen und Geld in Forschung und Entwicklung rund um die Intelligenz zu stecken – anstatt wie die Konkurrenten Produkte für den Massenmarkt herauszubringen – die iRobot in die derzeitige prekäre Lage gebracht haben.

Zudem hielt der Hersteller vergleichsweise lange am eigenen Ethos fest, Produkte für getrennte Reinigungsaufgaben anzubieten, während die Konkurrenz von Roborock, Ecovacs und Co. schon längst All-In-One-Lösungen bereitstellten: Saugroboter, die wischen, saugen, den Behälter leeren, den Mopp nachfüllen, das Schmutzwasser ablassen, die Mopp-Pads reinigen und trockenblasen und sich sogar an die Rohrleitungen anschließen lassen, so dass man kaum einen Finger rühren muss.

Der pandemische Aufschwung, den das Unternehmen erlebte, verwandelte sich in einen katastrophalen Absturz, als die Einnahmen sanken. Der Nettoverlust im Jahr 2022 hat sich vergrößert, und iRobot rechnet mit einem Betriebsverlust von bis zu 285 Millionen USD im Jahr 2023. Letztes Jahr musste sich iRobot 200 Millionen USD leihen, bis das Amazon-Geschäft abgeschlossen war, und mit nur 94 Millionen USD Entschädigung von Amazon für den Ausstieg aus dem Geschäft muss iRobot den Rest des Geldes anderweitig auftreiben.

Der Plan sieht vor, ein Drittel der Belegschaft zu entlassen, Büros zu schließen und die Forschungs- und Entwicklungsausgaben durch die Auslagerung von nicht zum Kerngeschäft gehörenden technischen Funktionen jährlich um 20 Millionen USD zu senken. Außerdem gibt das Unternehmen weitere Produktsparten auf. Ohne substanzielle Forschung und Entwicklung, innovative neue Produkte und den Ausbau seiner (vergleichsweise) hervorragenden Software könnte Roomba schnell zu einem Außenseiter werden, da chinesische Unternehmen auf den Markt drängen und mehr Marktanteile erobern. Der Ausstieg Amazons aus dem geplanten Verkaufs-Deal dürfte die Zukunft von iRobot noch schwieriger gestalten: Der Saugroboter hat sich unter dem Sofa festgefahren.

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Kommentare 2 Antworten

  1. Ist iRobot nicht ein US-Unternehmen? Wird die EU etwa wirklich in der Lage sein, ohne eigene Anbieter ein US-Unternehmen in die Insolvenz zu bringen? Eigene Wirtschaft vernichten kann jeder. EU schafft es mit US-Unternehmen. 😂 Früher ging das nur mit eigenen Unternehmen, die die Konkurrenz gewinnen. Jetzt geht es einfach mit dummen Gesetzen.

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