RCS auf dem iPhone: Tech-Blogger John Gruber vermutet Druck aus China

Digital Markets Act der EU enthält keine Forderung nach RCS

Chatverlauf von iMessage auf einem iPhone

Im November haben wir bereits darüber berichtet, dass Apple in 2024 den Kommunikationsstandard RCS auf das iPhone bringen will. RCS ist eine Alternative zu Instant Messengern wir iMessage, WhatsApp oder Facebook Messenger. Dass Apple RCS auf dem iPhone anbieten will, kam im letzten Jahr für viele Beobachter überraschend. Tech-Blogger John Gruber vermutet nun einen deutlichen Einfluss Chinas auf Apples Entscheidung zur Einführung des Standards.

Direkt nach der Ankündigung Apples zur Einführung von RCS gingen viele Beobachter davon aus, dass der Digital Markets Act der EU für Apples Sinneswandel in dieser Frage verantwortlich gewesen sei. Das Unternehmen aus Cupertino hatte ursprünglich nicht vorgehabt, den Standard auf seinen iPhones zu integrieren.


John Gruber stellt diese These auf seinem Blog „Daring Fireball“ nun infrage. Er schreibt: „Apple wurde faktisch in die Zange genommen. Aber von China, nicht von der EU.“ Er argumentiert, dass der DMA den RCS-Standard überhaupt nicht erwähne und dass iMessage nun von der EU als hierzulande zu wenig verbreitet eingestuft wurde, als dass es überhaupt unter den DMA fallen würde.

Dass China eine tragende Rolle in der Sache spielen könnte, begründet John Gruber damit, dass chinesische Netzbetreiber seit Jahren Befürworter von RCS seien und die chinesische Regierung seit letztem Jahr begonnen habe, Gesetze zu verabschieden, die vorschreiben, dass neue 5G-Geräte RCS unterstützen müssen, wenn sie eine Zertifizierung erhalten wollen. Dabei vielleicht wenig verwunderlich: RCS enthält keine Verschlüsselungsbestimmung. Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der über RCS gesendeten Nachrichten gibt es also nicht.

Etwas ketzerisch kommentiert John Gruber darum Apples Vorstoß wie folgt:

„Apple würde es vorziehen, RCS einfach weiterhin zu ignorieren, mit der Begründung, dass sie weder neue Nicht-E2EE-Protokolle noch neue vom Netzbetreiber kontrollierte Protokolle (ob verschlüsselt oder nicht) unterstützen wollen. Aber wenn die CCP sagt, dass Gerätehersteller springen müssen, um ihre Produkte in China zu verkaufen, fragt Apple: „Wie hoch?““

Ob John Grubers Vermutung stimmt, ist bislang nicht abschließend geklärt.

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Kommentare 9 Antworten

  1. Apple ist doch kaum verbreitet in China, der Ottonormalverbraucher dort kauft chinesisches Billigzeug. Und da die Produktion von Apple sich auch eher aus China entfernt finde ich das eher fragwürdig.

    1. Das Durchschnittsgehalt in China ist ähnlich hoch wie in Deutschland. Die kaufen dort nicht nur Billig-Handys eigener Marken. Auch iPhone hat dort sichtbaren Marktanteil. China ist nach USA zweitgrößter Markt für Apple. Noch vor der EU. Von daher kann diese Meldung durchaus stimmen. Apple kann eher auf EU verzichten als auf China.

    2. Selbst wenn Chinesen ein stolzes Volk sind und gerne Mal lieber auf Apple verzichten (trotz immer mehr vorhandenen Möglichkeit sich diese zu leisten), ist deren Markt dermaßen riesig inklusive noch nicht angezapfter Räume fürs Wachstum (=Aktienverpflichtung), dass sie weit mehr kollektiven Druck ausüben können als die EU.

  2. Wie man an den DMA der EU sieht, hat Apple aber auch keine Probleme entsprechende Funktionen nur für bestimmte Regionen freizugeben. Heißt wenn China für dass einführen des RCS verantwortlich ist, so heißt dass dann nicht Automatisch dass RCS auch in der Restlichen Welt eingeführt wird.

  3. Gruber vermutet…… Hauptsache China ist wieder mit im Boot. Weil die wollen ja immer die Kontrolle haben. So wie die Amis, die ja bekanntlich den ganzen email-Verkehr überwachen, wie Frau Merkel ja als enge Vertraute weiß. Ich weiß nicht was das alles soll. Die Amis haben Schiss vor die Macht von China, weil sie ihre Felle wegschwimmen sehen. 1,3 Mrd gegen 330 Millionen Bürger. Da weiß jeder Drittklässler was da perspektivisch heraus kommt.

    Am Ende ist es Wurst. Appel entscheidet ob ohne oder mit Druck. Derzeit wird ihnen etwas eingeheizt. Sind aber nicht die Einzigen. Marktmacht muss begrenzt werden. Ob RCS diesem Credo folgt wage ich allerdings zu bezweifeln. Jedoch: Wir haben nun einmal den Kapitalismus mit seinen Marktgesetzen. Warum jeder immer nur größer werden will verschließt sich mir aber nicht.

    1. Ich bin unsicher, dass die Kritik an Apple oder China war. Wenn diese Meldung stimmt, dann kann man China da nichts vorwerfen. Es ist super, dass iMessage endlich RCS-Unterstützung kriegt. Bei Android ist es längst der Fall. Und das mit der Verschlüssung. RCS ist als Nachfolger von SMS gestartet. Es soll SMS und nicht WhatsApp, Telegram oder sonstwas ersetzen. Und SMS war auch nicht verschlüsselt. RCS könnte aber in Zukunft verschlüsselt werden. Das wird wahrscheinlich noch geschehen. Bei SMs war es nie vorgesehen.

  4. so und dann? RCS offen (keine end-end-encryption) zu gestalten ist auch nur dann von Bedeutung, wenn man die damit verbundenen Dienste selber nutz… wenn ich einen solchen Dienst nicht nutze bin ich ergo auch nicht komprimiert, oder?

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