Lovoo: Dating-App für iOS & Android steht unter Betrugsverdacht

Wer im Internet oder per App schnell die große Liebe oder einen kleinen Flirt sucht, findet ein reichhaltiges Angebot an entsprechenden Plattformen. Der Dienst Lovoo wirft nun Fragen auf.

Lovoo Fake 1

Ein Team von Heise, das über einen anonymen Whistleblower entsprechendes Material, darunter E-Mails aus der Führungsetage, Screenshots und Quellcode von mehr als 50 GB erhielt, will nun nach eingehenden Recherchen herausgefunden haben, dass das Dating-Portal mit Hauptsitz im deutschen Dresden die eigenen Nutzer bewusst hinters Licht geführt hat, „um sie zu kostenpflichtigen Aktionen auf der Plattform zu animieren“, so im sehr ausführlichen Artikel von Heise Online, der auch im aktuellen c’t Magazin zu finden ist.


Die Heise-Mitarbeiter meldeten sich daher selbst auf der Lovoo-Plattform an und überprüften die Daten ihres Informanten. „Unter anderem hatte er behauptet, dass Lovoo mit unechten Nutzerprofilen arbeitet“, heißt es im Artikel. „Aus dem uns zugespielten Material geht klar hervor, wie die eingebauten Tricks funktionieren und welche Ergebnisse sie produzieren. Und siehe da: Genauso verhielt sich das System in unseren Tests.“

Ähnlich wie auch bei Flirtportalen wie Tinder und Co. macht Lovoo von der Swipe-Geste als Auswahlmechanismus Gebrauch, um sogenannte passende Matches zu finden. Bei ihren Recherchen stellte das Heise-Team aber auch fest: Es scheint viele von ihnen als „Geister-Matches“ bezeichnete Übereinstimmungen zu geben, deren Nutzer in ihrem Profil über wenige bis gar keine Informationen verfügen, auf Anfragen per Chatnachricht nicht reagieren und zudem nach einiger Zeit inaktiv werden.

Informationen über interessierte Lovoo-Nutzer nur gegen Credits

Besonders ausgeklügelt: Wer bei Lovoo kein zahlendes männliches VIP-Mitglied ist, sieht Matches, Anfragen und Besucher im eigenen Profil teils nur verschleiert und muss sich die Informationen gegen Zahlung von Credits „freikaufen“ – allerdings ohne Wissen, ob sich dahinter ein echter oder ein Fake-Account versteckt. Auch das Verschicken von Nachrichten kann teuer werden, wenn das Postfach des Gegenübers voll ist – dann werden 50 Credits (= 60 Cent) fällig, um die eigene Nachricht als „Top Chat“ hervorzuheben.

Die Heise-Mitarbeiter investierten allein in einem Monat über 30 Euro, „um die Besucher und Votes eines unserer Testprofile auf diese Weise freizuschalten“. Zwar gibt es auch ein Jahresabo für die VIP-Mitgliedschaft, das mit 70 Euro zu Buche schlägt, oder im Monatsrhythmus für 12 Euro gebucht werden kann, die reinen Kosten ohne Abo belaufen sich aber bei 3,99 Euro für etwa 300 Credits in einem sehr kostspieligen Rahmen.

PHP-Skript zum Abgreifen von Nutzer-Fotos aus anderen Ländern

Weiteren Anlass zur Skepsis gibt der dem Heise-Team vorliegende Programm-Code, dem Quellcode des Lovoo-Backends. Zwar ließ sich nicht zweifelsfrei belegen, ob die Software auf der Plattform zum Einsatz kommt, jedoch fanden sich dort merkwürdige Hinweise auf einen sogenannten „Promoter-Creator“, der wohl zur Erstellung von Fake-Profilen genutzt werden dürfte. „In einem der PHP-Skripte findet sich eine Funktion namens ‚getPictureCountriesForLocation‘, die allem Anschein nach hilft, Fotos von Lovoo-Nutzern aus Großbritannien, Spanien, Frankreich und Brasilien für die Fake-Profile in Deutschland abzugreifen“, heißt es im Heise Online-Artikel. Darüber hinaus stießen die Redakteure auf „ein Grabber-Skript, das offenbar dazu bestimmt ist, Profilfotos aus sechs anderen Dating-Portalen auszulesen.“ Ein Fake-Generator „generiert aus Textvorlagen in verschiedenen Sprachen einfache Profitexte“.

Lovoo Fake 2Anhand der vorliegenden Informationen war das Lovoo-Team um Geschäftsführer Benjamin Bak offensichtlich stets bemüht, die Machenschaften um Fake-Profile möglichst geheim zu halten. Aus einigen E-Mails geht hervor, „dass die anderen Entwickler da nicht eingebunden werden, es ist ein heikles Thema“, so eine Mail des CEOs. Und Marketing-Chef und Mitbegründer Lovoos, Tobias Börner, schrieb im July 2014, „Die halbe Firma fragt, was promoter sind. Das muss sofort aus dem Admin raus – das darf nicht erkenntlich sein! Nur für den engsten Kreis. Für alle anderen muss es normal aussehen.“ Kurz darauf wurden Spuren verwischt, um die Mitarbeiter hinsichtlich der Fake-Profile keinen Verdacht schöpfen zu lassen.

Verdächtige Fake-Profile wurden gelöscht

Auf Anfrage der Heise-Redakteure bei der Lovoo-Unternehmensführung hieß es, dass keine Bots eingesetzt werden, „die über Automatismen Nutzeraktivität für uns generieren“. Kurze Zeit darauf erhielt das Team eine Mitteilung eines von der Firma engagierten Rechtsanwaltes, „dass Lovoo den Inhalt dieses Artikels erahne und dass er falsch sein müsse sowie jeder Grundlage entbehre“. Merkwürdigerweise beobachteten die Redakteure, „dass Lovoo kurz nach unserer Anfrage begann, Profile von der Plattform zu entfernen. Die meisten der Profile, die für unsere Testpersonen gevotet hatten, tauchten plötzlich nur noch als ‚Gelöschter Nutzer‘ auf.“

Die Beschwerden von App-Nutzern, die vorher teures Geld bzw. Credits für das Freischalten dieser Profile bezahlt haben, ließen daher nicht lange auf sich warten – die Bewertungen im App Store liegen im Durchschnitt zwar immer noch bei 4,5 von 5 Sternen, aber gerade die Rezensionen der letzten Zeit lassen erheblichen Zweifel an der Seriosität dieses Dating-Portals aufkommen. Den gesamten, sehr ausführlichen Artikel zu den Lovoo-Praktiken könnt ihr hier lesen.

Fotos: heise.de

Habt ihr selbst schon ähnliche Erfahrungen mit Lovoo gemacht? Oder nutzt ihr alternative Dating-Portale? Sollten die Verantwortlichen von Lovoo rechtlich belangt werden? Wir sind gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen.

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Kommentare 26 Antworten

  1. Definitiv – die Recherche stimmt meiner Meinung nach… Hatte allerdings auch schon mal „echten“ Kontakt – is aber eher selten… Dafür zahlen würd ich allerdings eh nicht – genügend „freie“ Credits gibt’s durch Sponsor-Apps… 😉

  2. Ich hab Lovoo eine weile genutzt und hatte keinen Verdacht. Als ich beruflich in den USA war hatte ich auch dort mal reingeschaut.
    Wie zu erwarten sagen die Mädels dort etwas anders aus als bei uns. War auch so zu erwarten.
    Dort war mir dann aber schon aufgefallen das ich auch von deutschen Frauen die anscheinen aber in den USA wohnen sollten angeschrieben wurde.
    Fand ich zwar komisch aber ok.
    Als ich dann aber wieder hier war hatte ich sehr häufig Anfragen von Frauen die eindeutig nicht von hier waren. Aber alle bei mir um die Ecke wohnen sollten.
    Ab da hatte ich das Programm nicht mehr genutzt.

  3. Es ist zum …… sich übergeben.? Gibt es nur mehr Beschiss? Na ja, hoffentlich ziehen die Bosse den Kürzeren….und werden auch legal belangt, wenn alles so stimmt wie berichtet.

  4. Da haben wir es mal wieder: überall Korruption und Verarsche am Kunden respektive Verbraucher.. Aber wer heutzutage noch glaubt man begegnet ehrlichen und netten Leuten hat sich sowieso geschnitten und ist zu gut für diese Welt..

  5. Ich hatte Lovoo vor ca. 2 Jahren verwendet. Dabei wären mir keine Fake Profile aufgefallen. Mit den Mädels die mich angeschrieben haben, konnte ich mich auch über aktuelle oder lokale Themen unterhalten. Allerdings habe ich den Dienst auch nur 2-3 Wochen genutzt und mich dann wieder abgemeldet, da ich dort recht schnell meine aktuelle Partnerin kennengelernt habe.

  6. Man wird nur noch beschissen auf dieser Welt, das ist echt traurig ?
    Hab allerdings noch nie was bezahlt auf Lovoo.
    Mit Fakeprofilen groß werden… Kennt man ja, hat Fratzenheft auch nicht anders gemacht.

  7. JA LOVOO IS NICH SAUBER, WIRD ZEIT DAS DIE BETREIBER IN DRESDEN DIESER OLL’n APP MEIN DÄMPFER BEKOMMEN!!! Ich trau dem Frieden bei Lovoo schon lange nicht mehr, weil dort nur noch weibliche FAKE’s angemeldet sind ?????????

  8. Traurig das man da als wirklich interessierter so betrogen wird. Immer nur Kohle machen , und in dem Fall von Leuten die ein wirkliches Anliegen haben besonders sch….
    Ich bin bei Finya angemeldet und ich habe auch den Verdacht das dort Fake-Accounts lauern.
    Wir müssten alle eigentlich diese Singlebörsen vermeiden und lieber woanders Leute kennenlernen. Aber das wird eher nicht passieren.

  9. Naja ich trau denen auch nicht.Aber 4,5/5 Sternen fast dauerhaft kommt auch nicht von ungefähr.Und die App ist auch immer hoch angesiedelt in den Charts.

  10. In unregelmäßigen Abständen mal ein Treffen mit jemandem, den man bei Lovoo kennen lernt bzw. Austausch der Nummern und noch keine Erfahrungen mit fakes. Desöfteren gibt’s zwar Frauen, die gar nicht antworten, muss doch aber nichts heißen.
    Credits gibt es ansich auch genug durch die angebotenen werbe Apps. Wer nicht super aktiv ist und alle profilbesucher/Matches sehen muss/will, der kommt auch ohne ganz gut zurecht

  11. Das ist vorsätzlicher Betrug+muß juristisch sanktioniert werden. Gut dass es immer findige Tester gibt die solche üblen Machenschaften aufdecken!

    1. Sag ich doch, nur noch weibliche FAKE’s dort unterwegs. ??????????

      PS: Hab mal gehört, das Lovoo auch neuerdings jetzt zu Facebook gehört, weiß jemand von appgefahrn mehr darüber???

  12. War irgendwie klar. Überrascht uns jetzt doch auch nicht mehr wirklich. Ist bei anderen Dating Portalen doch auch so. Sieht man doch recht häufig.

  13. Ist doch allgemeinhin bekannt, dass solche Dating-Plattformen und Kuppelfirmen nur auf eins aus sind: Auf die Kohle. Eure.

    Anmeldung geht meist supereinfach und auch ganz bequem mit Lastschrift ordert sich der 14Tage Probezugang, der dann trotz eingeschriebener Kündigung natürlich nicht gekündigt wird, sondern…exakt….für satten Preis weiterläuft. Beweispflichtig agieren wird da schwer.

    Es sei denn, der Brief geht via Amtsgericht, beglaubigt usw. Nur Lug und Trug. Ganz unabhängig von diesem Vorfall.

    Übrigens…wenn ihr die Kontodaten eines Erzfeindes habt….naja….mehr erzähl ich mal lieber nicht.

  14. Ich habe vor einem halben Jahr Facebookuser die sich beschwert haben angeschrieben, die sich beschwert haben.
    Moralisch gesehen ist Lovoo so einiges vorzuwerfen! Aber rechtlich gesehen, kann man denen wohl nicht viel.

    In den AGB’s unter 2. Leistungsumfang Absatz (iii) LOVOO ist berechtigt, dritte Dienstleister und Erfüllungsgehilfen mit der Erbringung von Teilen oder des ganzen Leistungsspektrums zu beauftragen.
    Quelle: http://static.lovoo.net/agb/de/

    Ich beobachte das schon lange aber es verhält sich wie bei WhatsApp mit dem Datenschutz. Die Leute beschweren sich alle, Nutzen es aber trotzdem. Da kümmert auch nicht das Wissen, dass Facebook deren Daten zu Geld macht.

    Tja, selbst schuld! Es muss halt immer erst direkt an den Geldbeutel gehen bis der ein oder andere „aufwacht“ 😀

  15. Das ist mir auch schon aufgefallen… schon komisch, wenn man 100 Frauen anschreibt, die angeblich für einen gematcht haben und keine davon antwortet… und dann verschwinden die Profile wieder. Hab gerade erst wieder so einen Fall gehabt.

  16. Ich kann die negativen Erfahrungen überhaupt nicht bestätigen.
    Ich war nun etwa 4 Monate recht aktiv auf dieser Plattform. Habe dort viele Menschen kennen gelernt und hatte einige echte Treffen, die wirklich teilweise sehr angenehm und eine sogar sehr bereichernd war.

    Ich will damit nicht ausschließen oder verteidigen, was dort anscheinend im Hintergrund übles abläuft. Und ich hatte auch das Gefühl, dass es Fake Accounts gibt.
    Ich kenne jedoch in meinem weiteren Umfeld Menschen, die ihre Identität selbst gefaked haben. Manche nur zum Gucken, andere aber auch für mehr.

    Was ich damit und generell zu bedenken geben möchte. Diese Portale sind immer ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Wer dort nur die netten, bindungsfähigen, emotional gefestigten Frauen glaubt oder hofft zu treffen, der sollte sich erstmal selbst hinterfragen. Das ist pure Illusion.

    Und genauso verhält es sich auch mit vermeintlich zu Unrecht enttäuschten Männern. Ich durfte in der Zeit bei mehreren Frauen mal in die Nachrichten schauen … weil ich nicht glauben konnte und wollte, was die eigene Seite so für Sachen schickt oder schreibt. Das war wirklich übel.

    Bitte nicht so krass schwarz/weiß denken. Mal unabhängig davon, wie eine Plattform im Hintergrund steuert oder Einfluss nimmt – es liegt auch zu einem großen Teil an den Menschen selber, was man dort findet und wie mit einem umgegangen wird.
    Ich weiß aus Gesprächen, dass viele es sich dort einfacher vorstellen. Ich sage – das ist Quatsch. Man erhöht lediglich die Menge an Kontakten, nicht jedoch automatisch die Qualität. Dafür bedarf es mehr.

    Meine Empfehlung … Apps oder Portale nur als Ergänzung sehen. Ansonsten viel mehr vor die Tür gehen, seine eigene Attraktivität erhöhen, die eigene Zufriedenheit steigern usw.
    Wer mit sich selbst im Reinen ist, eine positive Ausstrahlung hat und vernünftig und offen auf andere zugeht, der wird auch auf kurz oder lang ankommen.

    Also bitte sich auch mal selbst hinterfragen und nicht immer aus einem Reflex die Gründe wo anders suchen.
    Es liegt zu aller erst immer an einem selbst … ob online oder offline!

    Gruß an alle Singles – nicht unter kriegen lassen. Aufgeben ist keine Option 🙂

    jemand der kürzlich angekommen ist

      1. naja….offenkundig etwas sehr viel interesse an einem positiven image dieser börsen. bekommt er sicher geld für. da gibt es auch agenturen für so imagearbeiten im netz. sowas wie callcenter fürs internet eben….

  17. Ganz klar eine Betrügerplattform, ich hatte als Nutzer versucht eine Freundin anzuschreiben, das war nicht möglich, da ich kein V.I.P Mitglied wäre, ihre Einstellungen es aber verlangen. Als ich sie in live traf, erzählte ich ihr von der Tatsache, sie meinte, sie hätte derartige Einstellungen nicht hinterlegt. Ganz klar Lovoo, versucht Ahnungslose in ein kostenpflichtiges Abo zu treiben. Was auch so geil ist, kostenlos für Frauen, kostenpflichtig für Männer, so ein Dreck, da lerne ich lieber mal so ne Frau kennen.

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