Deye-Wechselrichter: Bundesnetzagentur und VDE reagieren

Die Balkonkraftwerk-Problematik

Wechselrichter an einem Balkonkraftwerk

Anfang Juli haben mehrere YouTuber ein Problem rund um die weit verbreiteten Mikro-Wechselrichter von Deye öffentlich gemacht: Ein NA-Schutz-Relais, das laut den ausgestellten Zertifikaten eigentlich verbaut worden ist, fehlt in vielen Modellen. Nun haben sich die Bundesnetzagentur und der Verband der Elektrotechnik zur Thematik geäußert. Und auch die von Deye angedachte Nachrüst-Lösung steht bereits in der Kritik.

Das sagt die Bundesnetzagentur zu den Deye-Wechselrichtern

Kurz und knapp bringt es die folgende Aussage der Bundesnetzagentur gegenüber Heise auf den Punkt: „Sofern Verbraucher Geräte betreiben, die kein bzw. ein ungültiges Zertifikat zur Einhaltung der VDE-AR-N 4105 haben, dürfen diese Geräte nicht am Verteilnetz betrieben werden. Bundesnetzagentur kann mit Stand vom 11. Juli 2023 bestätigen, dass dem Markt entnommenen Geräten ein Relais fehlt.“


Daraus resultiert: Der Handel muss Kundinnen und Kunden über die fehlerhaften Wechselrichter informieren und sie – so zumindest der aktuelle Stand – darauf hinweisen, dass die Geräte nicht weiter verwendet werden dürfen.

Ähnliche Aussagen trifft der VDE gegenüber Heise. Hier geht man davon aus, „dass bei einer Bestätigung durch die Bundesnetzagentur betroffene Erzeugereinheiten unverzüglich außer Betrieb gesetzt und zurückgerufen werden müssen.“

Das Problem und die angedachten Lösung von Deye

Aber was genau ist das Problem? Es muss sichergestellt sein, dass am Schuko-Stecker eines Mikro-Wechselrichters keine Spannung mehr anliegt, sobald man ihn aus der Steckdose zieht. Das wird bei allen Wechselrichtern über einen Mikrocontroller gelöst und funktioniert in Sekundenbruchteilen und schneller als gesetzlich gefordert.

Um bei einem Fehler des Mikrocontrollers den Stecker trotzdem stromlos schalten zu können, müssen Mikro-Wechelrichter über einen NA-Schutz durch ein Relais verfügen. Und genau das wurde, obwohl durch ein Zertifikat bestätigt, von Deye nicht verbaut.

Die ersten Aussagen von Deye deuten darauf hin, dass betroffene Geräte von den Nutzerinnen und Nutzern mit einem externen Relais ausgestattet werden. Dazu äußert sich der VDE gegenüber Heise wie folgt:

„Das Nachrüsten eines ‚externen Relais‘ ist nicht ohne Weiteres möglich. Es müsste schon ein vollwertiger ‚zentraler NA-Schutz‘ sein, der auch alle entsprechenden Anforderungen erfüllt. Eine Lösung, wo der Verbraucher selbstständig den NA-Schutz integrieren und lösen kann, entspricht nicht den Anforderungen der geltenden internationalen und nationalen Normen.“

Anker geht vorbildlich mit der Problematik um

Betroffen ist auch der renommierte Zubehör-Hersteller Anker, der bei seinem Anker Solix Balkonkraftwerk einen Wechselrichter eines Zulieferers verwendet. Am Mittwoch hatte Anker in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass man von der Problematik betroffen ist.

Der Anker-Wechselrichter MI60, der nach dem Start im Frühjahr ohnehin schon vom Markt verschwinden sollte, wird kostenfrei durch das nicht betroffenen Nachfolgemodell MI80 ausgetauscht. Dabei geht Anker sogar so kundenfreundlich vor, dass der alte Wechselrichter erst zurückgeschickt werden muss, wenn der neue Wechselrichter zugestellt wurde.

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Kommentare 18 Antworten

  1. So kundenfreundlich…
    …muss man sein, wenn es um einen tödlichen Stromschlag an einem stromlosen Schukostecker geht. Die Beträge, die man in den USA von einer Firma erhält, deren Geräte bewusst nicht in Ordnung sind, sind ja allseits bekannt. 💰💰💰

    Also mit Kundenfreundlichkeit hat das weniger zu tun.

    1. Es gibt ja eine Sicherung, die den Stromschlag wirkungsvoll verhindert. Es geht ausschließlich um die Sicherung für die Sicherung, die unter anderem in Deutschland erforderlich ist.

      1. Das sind halt zwei unterschiedliche Herangehensweisen:
        In Deutschland regulieren wir alles und nehmen dafür Konzerne weitestgehend aus der Haftung, solang sich an die Regularien gehalten wird; in den USA kann man viel mehr Produkte in den Verkehr bringen, muss dann aber auch mit hohen Schadenersatzforderungen rechnen, falls etwas nicht so funktioniert, wie es soll.
        An diesem Beispiel: wenn die Sicherung elektronisch funktioniert, ist das in den USA ok. Sollte aber die elektronische Sicherung ausfallen und sich jemand einen Stromschlag zuziehen und dadurch ggf sterben (unwahrscheinlich), man muss das Unternehmen zahlen. Und es ist dort Gang und Gäbe, dass gerechnet wird, wieviel ein zusätzlicher Schutz kostet vs. den realistische Schadenersatzforderungen (vgl Ford Pinto)

  2. Ich haben meinen im Januar bei Amazon gekauften Deye 600 gestern zurückgesandt und eine Gutschrift bekommen. Hatte das über den Amazon-Chat angefragt mit Hinweis auf die aktuelle Problematik und binnen 5 Minuten hatte ich einen Rücksendeschein, obwohl die eigentliche Rücksendefrist weit überschritten war. Hatte das Teil mittlerweile sowieso durch den Powerstream von Ecoflow ersetzt, da ich auch eine Delta 2 für den Camper habe, und wollte den Deye schon über Ebay etc. verkaufen. Aber so ist es noch besser 😉

  3. „Es muss sichergestellt sein, dass am Schuko-Stecker eines Mikro-Wechselrichters keine Spannung mehr anliegt, sobald man ihn aus der Steckdose zieht.“
    Frage: Kann man das nicht dadurch ersatzweise sicherstellen, indem man zuvor die Solarpanel vom WR trennt und einige Sekunden wartet?

    1. Erstmal schalten die betroffenen Wechselrichter ja auch ab über den Mikrocontroller. Es fehlt nur die Sicherung für die Sicherung. Der von dir beschriebene Weg klappt sicherlich. Aber es geht ja hier auch um Kinder oder Leute, die sich nicht mit der Materie auskennen.

  4. Warum muss überhaupt den Stecker ziehen? Es ist nur wieder eine deutsche bürokratische Vorgabe, dass dieses Relais verbaut sein muss. Wenn der Wechselrichter einmal läuft, muss er eigentlich nicht mehr vom Netz…

    1. Es geht ja nicht darum, dass du, der Bescheid weiß, den Stecker nicht zieht. Auch an andere Personen wie Kinder, Babysitter oder Haushaltshilfe denken 🙂

  5. Als Schutz vor der eventuell anliegenden Netzspannung schützt schon, die bei einigen Netzbetreibern vorgeschriebene Einspeisesteckdose ( Wieland Stecker genannt).
    Wenn es zusätzlich eine Trennung durch einen LS-Schalter (Sicherunngsautomaten) in unmittelbarer Nähe gibt, dürfte es aus elektrotechnischer Sichtweise einiges an Sicherheit erfüllt worden sein!
    Es gibt dafür im Handel sehr gute Kleinverteiler, mit denen man diese Sache kostengünstig realisieren kann!

  6. Deye hat angekündigt, den Anforderungen der BNA nachzukommen. Man wird über die vorhandene Schnellabschaltfunktion alle übers Internet erreichbare WR DC seitig freischalten. Die WR sind dann zwar noch aktiv, aber liefern keinen Strom mehr.

  7. Ich habe mein Balkonkraftwerk erst vor kurzem gekauft und noch nicht in Betrieb genommen. Welche Wechselrichter von Deye sind den betroffen? Ich lese immer nur Deye SUN600 G3. Ist das der einzige betroffene Wechselrichter oder kann gibt es eine Auflistung der betroffenen Geräte?

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