Kartellgesetz in den USA: Apple spricht in neuem Brief vehemente Ablehnung aus

Tim Cook betreibt Lobbyarbeit

Eine neue geplante Kartellgesetzgebung in den USA sorgt derzeit bei Apple für Furore. Erst kürzlich wurde bekannt, dass Apple-CEO Tim Cook persönlich Lobbyarbeit bei den Mitgliedern des Justizausschusses des Senats geleistet hat. Nun richtet sich der Apple-Konzern auch in einem neuen Brief an die Senatoren und Senatorinnen Dick Durbin, Amy Klobuchar und Mike Lee und erklärt darin, dass die vorgeschlagenen Gesetzesänderungen des American Innovation and Choice Online Acts und Open Markets Acts die Sicherheit und den Datenschutz der eigenen User auf vielfältige Art und Weise untergraben würden.

Der Brief liegt dem Team von 9to5Mac vor. Dort geht man gezielt gegen die Pläne der US-Regierung, unter anderem auch Sideloading in App Stores zu ermöglichen, vor. Das sogenannte Sideloading würde es Apple-Usern erlauben, Apps und Inhalte auf iPhones und iPads von alternativen Stores und Quellen zu beziehen und damit Apples eigenen App Store, seine Sicherheitsmechanismen und Zahlungsmethoden zu umgehen. Apple, vertreten durch den Anwalt Timothy Powderly, gibt an, dass ein solches Gesetz „dem Wettbewerb schaden und die Innovation behindern“ würde, indem der Schutz und die Privatsphäre von persönlichen Geräten „erheblich erschwert“ würde.


„Diese Gesetzesentwürfe werden diejenigen belohnen, die unverantwortlich mit den Daten der Nutzer umgegangen sind, und schlechten Akteuren, die Verbraucher mit Malware, Ransomware und Betrügereien ins Visier nehmen, Auftrieb geben. […]

Die Gesetzentwürfe bringen die Verbraucher in Gefahr, da ein reales Risiko von Datenschutz- und Sicherheitsverletzungen besteht. Die Gesetzentwürfe machen es nicht nur nahezu unmöglich, den Schutz der Privatsphäre und der Sicherheit zu verteidigen, sondern sie würden es Räubern und Betrügern sogar ermöglichen, den Schutz der Privatsphäre und der Sicherheit von Apple vollständig zu umgehen. Diese Umgehung ist möglich, weil die Gesetzesentwürfe das ‚Sideloading‘ oder die direkte Installation von Software aus dem Internet vorschreiben würden, und zwar auf eine Art und Weise, die die von Apple entwickelten Datenschutz- und Sicherheitsvorkehrungen umgeht, einschließlich der menschlichen Überprüfung jeder App und jeder App-Aktualisierung.“

Der Open Markets Act der US-Regierung befindet sich derzeit in der Vorbereitung und hat mittlerweile die Ausschuss-Phase erreicht – der nächste Schritt auf dem Weg zu einem Gesetz. „Der Open Markets Act würde radikale Änderungen am App Store erzwingen, einschließlich der Zulassung von App-Stores von Drittanbietern und anderen Zahlungslösungen“, so 9to5Mac. Sollten Apple-Geräte für Drittanbieter-Stores und Sideloading geöffnet werden, würden Apples Sicherheitsvorkehrungen untergraben, so der Konzern. Man gibt im Brief daher auch den Vergleich zum offenen Android-Marktplatz an:

„Durch eine Kombination aus fortschrittlicher Technologie und menschlicher Überprüfung ist der App Store wesentlich sicherer als Systeme, die eine nicht zentralisierte, offene Verteilung anbieten, einschließlich unseres eigenen MacOS. Tatsächlich gibt es für iOS fast 98 % weniger Malware als für Android. Wie unabhängige Sicherheitsanalysen von Drittanbietern – wie der Nokia 2021 Threat Intelligence Report – zeigen, könnte das Erzwingen des Sideloadings auf iPhones zu Hunderttausenden von zusätzlichen mobilen Malware-Infektionen pro Monat führen. […]

Dieses erhöhte Risiko liegt nicht in erster Linie daran, dass die Verbraucher wissentlich das Risiko in Kauf nehmen und fragwürdige Apps herunterladen, sondern daran, dass ohne einen zentralen Prüfmechanismus wie den App Store viele Verbraucher dazu verleitet werden, unerwünschte Schadsoftware auf ihren Geräten zu installieren. Aus diesem Grund empfehlen Experten für Cybersicherheit, einschließlich des Ministeriums für Innere Sicherheit und anderer Regierungsbehörden, routinemäßig das Verbot von Sideloading als beste Praxis. Dementsprechend sollten die Gesetzesentwürfe geändert werden, um die Bedrohung durch sideloaded Malware zu verringern oder zu beseitigen, anstatt dieses Risiko zu erhöhen, wie sie es jetzt tun.“

Apple fordert den Justizausschuss des Senats auf, keines der beiden Gesetze, die derzeit geprüft werden, zu genehmigen. Ebenfalls wird um eine Möglichkeit gebeten, mit dem Ausschuss zusammenzuarbeiten, um Lösungen zu finden, die „Wettbewerbsbedenken berücksichtigen und gleichzeitig die Privatsphäre und Sicherheit der Verbraucher schützen“. Der gesamte Brief von Apple kann über einen Link bei 9to5Mac als fünfseitiges PDF heruntergeladen werden.

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Kommentare 10 Antworten

  1. Ja, ist schon echt bedenklich. Meine Befürchtung:

    Wenn du zwei Apps hast die das selbe können, die eine ist kostenlos, aber nicht auf Sicherheit geprüft, die zweite kostet ein Euro, ist hingegen geprüft. Was wird wohl passieren? .. Der seriöse Entwickler bekommt sein Produkt nicht mehr verkauft, weil alle die kostenlose Alternative laden, die gegebenenfalls in irgendeiner Form schadet!

    Auf langer Sicht, werden es immer weniger seriöse Programmierer geben, weil es sich nicht mehr rentiert!

    Den User kann man es nicht verübeln wenn er zur günstigsten Alternative greift!

  2. Die Androidwelt zeigt doch schon wie man es falsch macht. Wenn das kommt verliert der AppStore von Apple seinen größten Vorteil: Sicherheit und Qualitätsgarantie!

  3. Es geht hier NICHT um Sicherheit, wie viele Apple-Jünger dem Propheten Cook glauben schenken wollen.. Cook kann ja nicht sagen, dass er dagegen ist, weil ihm und seinen Aktionären eine Menge Kohle durch die Lappen gehen würde.

    Bei den Apps geht’s schlicht um folgendes, anhand eines einfachen Beispiels, was selbst die fanatischsten Apple-Anhänger verstehen sollten:

    Wenn mir das Nutella-Glas im Rewe zu teuer ist, habe ich als Verbraucher die Möglichkeit, zum Aldi zu gehen und mir dort das Nutella-Glas günstiger kaufen zu können.
    Und genau das erlaubt Apple nicht. Als Verbraucher bin ich also gezwungen nur und ausschließlich bei Apple zu kaufen. Das ist Verbraucher unfreundlich.

    Man stelle sich mal vor ihr könnt Nutella nur von Ferrero aus Italien bestellen..

    1. Würde mich jetzt nicht unbedingt als einen klassischen Jünger Bezeichnen, aber mir fehlt die Logik in deiner Analogie.

      Apple argumentiert ja nicht damit, dass sie der einzige Supermarkt sein wollen. Sie argumentieren, dass sie die einzige Staatliche Prüfstelle für Lebensmittelsicherheit für ihr „Land“ sein wollen.

      Und diese Prüfstelle gilt für alle Nutellagläser – egal in welchem Supermarkt sie letztendlich landen. Und wenn die Prüfstelle dann sagt, dass sie bei sich im Land den Zuckergehalt reduzieren soll, um verkaufen zu dürfen, dann hat man sich daran zu halten.

      Für ihre Dienste wollen sie in ihrem Land nun eine Steuer haben, die die Lebensmittelproduzenten aber nicht abknöpfen wollen. Und nun haben wir die Diskussion.

      Dass es nur eine Supermarktkette gibt, ist hier gar nicht der Fokus. Apple sieht nur keinen Sinn für eine zweite Kette, wenn sie sowieso die Prüfung übernehmen und die Steuern für alle erheben wollen.
      _______
      Will Apple daraus Profit schlagen? Selbstverständlich. Wie jeder andere Staat auf der Welt. Die EU vermarktet ja quasi genau ihren geschlossenen und kontrollierten Markt nach außen mit ihrer Marktgröße und verdient an jedem, der daran teilhaben will.

      1. „Der Open Markets Act würde radikale Änderungen am App Store erzwingen, einschließlich der Zulassung von App-Stores von Drittanbietern und anderen Zahlungslösungen“

        Apple will sehr wohl der einzige Supermarkt sein, der Nutella anbieten darf.

        Stand jetzt ist es ja so, dass nicht mal Ferrero im Selbstvertrieb sein Nutella-Glas verkaufen kann (hier: der Entwickler einer App darf seine iOS App nicht selbst verkaufen, er muss es über Apple tun und die Zwangsabgabe leisten).

        Um bei deiner Analogie zu bleiben: Ferrero dürfte also das Nutella Glas nur und ausschließlich an deine Lebensmittelbehörde (hier: Apple) verkaufen und dürfte weder mit anderen Supermärkten über den Verkauf verhandeln (hier: AppStores von Drittanbietern) noch im Direktvertrieb (über die eigene Website z.B.) sein Nutella-Glas verkaufen.

        Ich finde es aber gut, dass dir eigene Gedanken machst und du nicht wie viele andere einfach nur alles nachplapperst wie es aktuell durch die Impf-Faschisten in Mode gekommen ist👍

        1. Da geht es weit mehr als nur bloß um das Sideloading.
          Es geht darum zu klären, ob die Plattform an sich einen Public Domain Charakter hat oder nicht. Denn es ist egal wie viele Zweitstores du auch eröffnest – wenn Apple nach aktueller Sachlage darauf besteht die gleichen Bedingungen durchzusetzen – dann spielt der Name deiner Supermarktkette keine Rolle.
          __________
          Ich wiederhole: Ohne dass es das hiesige Ministerium für Lebensmittelschutz passiert, kann auch Ferrero SELBST sein Nutellaglas nirgendwo hierzulande verkaufen.

          Zudem wird Ferrero ohne den bezahlten Steuern hierzulande ebenfalls KEIN einziges Glas verkaufen können.

          Bis zu den Supermärkten kommen wir in dieser Analogie gar nicht erst.

          Möchtest du hier erfahren, wo die erst auftauchen? Wenn du die Lebensmittelbehörde passiert hast und die Steuern gezahlt hast, kannst du gerne so viele Partnerschaften und Aktionscodes verteilen, wie du möchtest. DAS sind deine Supermärkte bei diesem digitalen Produkt – einlösbare Codes auf verschiedenen Seiten für ermäßigte InApp Käufe. Und das wird von Apple nicht begrenzt.
          __________

          Im Übrigen pinkelst du am falschen Baum. Wenn es auch nichts mit dem Thema zu tun hat, bin ich ein aktiver Unterstützer der im Grundgesetz begründeter Impfpflicht.

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