Über die digitalen Notizbücher und E-Paper-Tablets des norwegischen Herstellers reMarkable haben wir in der Vergangenheit bereits häufiger berichtet. Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, das beliebte reMarkable 2-Tablet ausprobieren zu können: Meinen Testbericht dazu findet ihr zum Nachlesen hier.
Mittlerweile ist einiges an Zeit ins Land gezogen, und reMarkable hat vor etwas mehr als einem Monat ein ganz neues Tablet mit E-Ink-Farbdisplay vorgestellt, das reMarkable Paper Pro. Die 27,4 x 19,7 x 0,51 cm große und 525 Gramm leichte Neuerscheinung ist laut Hersteller „das weltweit dünnste Paper Tablet mit Farbdisplay“ und kommt mit einem 11,8 Zoll großen, auf E-Ink Gallery 3 basierenden Canvas Farbdisplay mit einer Auflösung von 2.160 x 1.620 Pixel (229 ppi) samt Hintergrundbeleuchtung daher. Das Display unterstützt beim Schreiben und Skizzieren neun verschiedene Farben, die gemischt und überlagert werden können, und beim Lesen Tausende.
Im Vergleich zu LCD- oder LED-Bildschirmen, wie sie in Laptops und Smartphones zu finden sind, verwendet das Canvas Color-Display keine hellen, flackernden Lichter, um Farben zu erzeugen. Das blendfreie Display reflektiert das natürliche Licht und soll so für ein angenehmeres Leseerlebnis sorgen. Bei schwachen Lichtverhältnissen beleuchtet ein neues, einstellbares Leselicht das Display sanft und ermöglicht so stundenlanges Lesen und Arbeiten ohne Überanstrengung der Augen.
Das Display verfügt über eine Latenzzeit von lediglich 12 ms – was eine Verbesserung von 40 Prozent im Vergleich zum reMarkable 2 darstellt. Außerdem bietet es 30 Prozent mehr Platz für Gedanken und Ideen und reduziert den Abstand zwischen der Markerspitze und der digitalen Tinte auf weniger als 1 mm. Für ausreichend Leistung sorgt im Inneren ein 1.8 GHz Quad-Core Cortex-A53 Prozessor, 2 GB LPDDR4 RAM sowie ein interner Speicher von 64 GB.
Das sind also die grundlegenden Spezifikationen des neuen reMarkable Paper Pro – aber wie schlägt sich das digitale Notizbuch samt seines Farbdisplays im Alltag? Lohnt der Umstieg vom reMarkable 2 auf das neue Modell? Ich hatte nun seit ein paar Wochen die Möglichkeit, mir die Neuerscheinung von reMarkable genauer ansehen zu können, und das inklusive einer mitgelieferten Book Folio-Schutzhülle aus braunem Leder sowie dem passenden Type Folio, einer Tastaturhülle, in der Farbvariante „Basalt“ aus gemustertem Stoff.
Hochwertige Materialien: Eloxiertes Aluminium und Glas
reMarkable liefert für das Paper Pro einen Standard-Stylus, simpel bezeichnet als „Marker“, werksseitig mit, allerdings kann auch zu einem Aufpreis von 50 Euro der Marker Plus, der noch mehr Präzision und einen integrierten Radierer an der Spitze bietet, beim Kauf hinzugefügt werden. Mir wurde der Marker Plus zur Verfügung gestellt, so dass ich über einen direkten Vergleich zwischen Marker und Marker Plus keine Angaben machen kann. Die Verpackungen des Paper Pros sowie der separat erhältlichen Book und Type Folios kommen in Form einer weißen Papp-Verpackung daher und verzichten komplett auf weiteres Plastik – ein großer Pluspunkt in Sachen Nachhaltigkeit.
Wie schon beim reMarkable 2 ist auch das Design des reMarkable Paper Pro absolut hochwertig und edel gestaltet: Beim Paper Pro kommt eloxiertes Aluminium und Glas zum Einsatz. Mit einer Dicke von 5,1 mm ist es das dünnste Gerät seiner Art auf der Welt, trägt aber im Vergleich zum reMarkable 2 mit seinen 4,7 mm Dicke noch etwas mehr auf. Auch das Eigengewicht von 525 Gramm liegt 121 Gramm über dem des reMarkable 2 mit seinen 404 Gramm. Die Akkulaufzeit ist laut Hersteller in etwa gleich geblieben: Waren es beim reMarkable 2 bei einem 3.000 mAh-Akku rund zwei Wochen, kommt das Paper Pro mit einem 5.030 mAh-Li-Ion-Akku auf die gleiche Nutzungsdauer. Diese Zahlen kann ich in etwa bestätigen, auch wenn die Akkulaufzeit stark von Faktoren wie WLAN-Aktivität, der Häufigkeit der Synchronisation oder der Helligkeitsstufe des Hintergrundlichtes abhängt.
Wie schlägt sich das Canvas-Farbdisplay?
Auch wenn sowohl beim reMarkable 2 als auch beim Paper Pro ein Canvas-Display zum Einsatz kommt, machen sich die verschiedenen Display-Technologien bemerkbar. Das reMarkable 2 mit seinem Schwarz-Weiß-Display setzt auf ein klassisches E-Ink-Display mit sehr guter Lesbarkeit auch bei Sonnenlicht und guten Schwarzwerten. Beim reMarkable Paper Pro bewegen sich farbige Tintenpartikel innerhalb des Displays, um das Geschriebene und Gelesene wiederzugeben. Auf diese Weise sollen die Farben das Gefühl einer gedruckten Zeitungsseite vermitteln.
Legt man ein reMarkable 2 und ein Paper Pro direkt nebeneinander, wird der Unterschied deutlich: Das Farbdisplay des Paper Pro wirkt insgesamt etwas kontrastärmer und kann auch die Schwarzwerte nicht ganz so gut und kontrastierend wiedergeben. Insgesamt geht die Darstellung des schwarzen Farbtons eher ins Bläuliche, und auch die Oberfläche des Displays wirkt rauer als beim kleinen Bruder mit seinem S/W-Display. Nutzt man das Paper Pro bei guten und hellen Lichtverhältnissen, fällt der Unterschied nicht so groß aus, allerdings machen sich die bläulich erscheinenden Schwarztöne umso mehr bei eingeschaltetem Hintergrundlicht bemerkbar.
Maximale Helligkeit ist vergleichsweise gering
Was die generelle Farbdarstellung betrifft, so liefert das Paper Pro eine gute Qualität bei Farbechtheit und -stärke. Dies gilt insbesondere im direkten Vergleich mit anderen Readern mit Farbdisplay, beispielsweise einem Tolino Vision Color, der ebenfalls über einen Stylus-Support verfügt. Das Paper Pro stellt insgesamt neun verschiedene Grundtöne bereit, die für Stifte, Marker und mehr verwendet werden und auch weiter gemischt werden können. Bei aktivierter Hintergrundbeleuchtung erscheinen die Farben etwas weniger stark, da das Licht selbst auch einen eher warmen Farbton aufweist.
Die Farbtemperatur des Hintergrundlichts kann leider nicht verändert werden, wie man es beispielsweise von anderen eBook-Readern und ihrer SmartLight-Funktion kennt. Die Helligkeitseinstellungen bieten insgesamt fünf Stufen, wobei mir aufgefallen ist, dass die ersten drei Stufen kaum eine nennenswerte Veränderung bringen – erst ab der vierten und fünften Stufe macht sich das Hintergrundlicht wirklich bemerkbar. Die maximale Helligkeit ist zudem eher niedrig angelegt: Hier sollte man kein hell ausgeleuchtetes Display, wie es bei einem iPad oder einem leistungsfähigen eBook-Reader der Fall ist, erwarten. Die Maximalhelligkeit des Paper Pros liegt grob geschätzt bei rund einem Drittel eines Standard-eBook-Readers: Es reicht, um auch bei schlechteren Lichtverhältnissen die Display-Inhalte erkennen zu können, für mehr aber auch nicht. Dafür ist die Ausleuchtung des Screens wirklich schön gleichmäßig – es gibt keine schlechter ausgeleuchteten Bereiche oder Lichthöfe.
Ohne Verzögerung: Das Schreibgefühl mit dem Marker Plus
Auch beim Schreibgefühl hat sich beim Paper Pro etwas geändert: Der Hersteller gibt an, dass die Schreiblatenz von 21 ms beim reMarkable 2 auf 12 ms beim Paper Pro gesunken ist, und auch die Stylus-zu-Tinte-Distanz wurde nochmals verringert. Da beim Paper Pro eine Deckschicht aus texturiertem Glas anstelle einer Kunststoff-Beschichtung beim reMarkable 2 zum Einsatz kommt, fühlt sich das Schreiben mit dem Marker Plus beim Paper Pro etwas rauer und aus meiner Sicht weniger natürlich an. Auch die austauschbare Spitze des Markers ist nun wie vom Apple Pencil bekannt länger und dicker, und weist eine kleine Lücke zur Einfassung auf – beim Marker Plus für das reMarkable 2 ragte nur eine kleine Spitze aus dem Stift heraus, die den Stylus insgesamt etwas stabiler und weniger „wackelig“ beim Schreiben machte. Die Latenz ist aber nach wie vor hervorragend: Es fühlt sich beim Schreiben wirklich so an, als hätte man mit einem echten Stift geschrieben, großartige Verzögerungen gibt es nicht.
Neben dem Marker (Plus), der sich zudem seitlich magnetisch am Tablet anbringen und auch dort aufladen lässt, stellt reMarkable wie auch beim Vorgänger eine passende Tastaturhülle, das Type Folio, bereit. Mit einem Preis von 249 Euro ist das Accessoire allerdings beileibe kein Schnäppchen. Das Type Folio wird magnetisch am Paper Pro angebracht und versteckt sich unterhalb des Tablets. Durch eine einzige Bewegung kann es aufgeklappt und ebenfalls magnetisch aufgestellt werden – leider nur in einem einzigen Winkel. Das Schreibgefühl gehört dann aber zu einem der besten, das ich jemals bei einer externen Tastatur bzw. Tastaturhülle erlebt habe: Die Tasten sind in etwa so groß wie die meines MacBooks, haben hervorragende, angenehme Druckpunkte, eine samtweiche Beschichtung und sind zudem beleuchtet.
Praktisch: Kleine magnetische Lasche für den Stylus
Das Type Folio kann mit mehreren Tastaturlayouts im reMarkable-Webshop bestellt werden und weist genau wie auch das Book Folio ein sehr praktisches, kleines Extra auf: Eine kleine Lasche, die sich von der Rückseite aus über die Vorderseite legen und dort magnetisch befestigen lässt. Damit wird der an der rechten Seite des Tablets angebrachte Marker (Plus) fest an seiner Position gehalten und läuft keine Gefahr, abzufallen. Besonders toll gemacht ist eine kleine Vertiefung an der Rückseite des Folios, in die die magnetische Lasche eingeklappt werden kann, so dass das Folio auch dann plan auf dem Tisch aufliegt, wenn die Lasche nicht mit dem Stylus genutzt und zurückgeklappt ist. Hier hat sich das Designteam von reMarkable wirklich Gedanken gemacht.
Was die möglichen täglichen Aufgaben, die sich mit dem Paper Pro erledigen lassen, angeht, hat sich hier im Vergleich zum Vorgänger nichts getan: Der Hersteller setzt weiterhin auf sein eigenes Betriebssystem sowie eine Möglichkeit, Inhalte auch über eine reMarkable-Webversion sowie Apps für iOS, iPadOS, macOS und Android abgleichen, bearbeiten und synchronisieren zu können. Auch wer wie ich zeitgleich ein reMarkable 2 und ein Paper Pro im Einsatz hat, kann die Synch-Funktion nutzen, um auf beiden Geräten immer auf dem aktuellen Stand zu sein, was Fortschritte in Dokumenten oder das Hinzufügen von Dateien angeht.
Viele Vorlagen und integrierte Sicherheitsfunktionen
Darüber hinaus liefert reMarkable einige Vorlagen, die einen Ausgangspunkt für alles, von Teambesprechungen bis hin zu Aufgabenlisten oder Wochenplaner, bieten. Ordner, Tags und praktisch unbegrenzte Seiten sorgen dafür, dass Notizen und Dokumente übersichtlich geordnet und leicht zu finden sind. Mit der Type Folio-Tastatur können darüber hinaus handschriftliche und getippte Notizen nahtlos auf derselben Seite kombiniert werden. Wer in den integrierten Vorlagen des Tablets keine passenden Optionen für die eigenen Bedürfnisse findet, kann sich mittlerweile auf Plattformen wie Etsy umsehen, um dort digitale Vorlagen-Dokumente von Designern und Designerinnen zu kaufen, die bei der Bewältigung der eigenen Aufgaben helfen: Hier ist man oft schon mit wenigen Euros dabei.
Auch integrierte Sicherheitsfunktionen sorgen dafür, dass Ideen und wichtige Notizen privat und sicher bleiben. Das reMarkable Paper Pro verschlüsselt Dateien automatisch und unterstützt Secure Boot, um Softwaremanipulationen zu verhindern, zudem lässt sich das Paper Tablet auch mit einem persönlichen Passcode schützen. Wenn Dateien zwischen Geräten und Anwendungen verschoben werden, sind die Daten sowohl während der Übertragung als auch im Ruhezustand geschützt.
Fazit: Wer profitiert vom reMarkable Paper Pro?
Aber für wen eignet sich das neue reMarkable Paper Pro denn eigentlich? Nach meinen ersten Wochen mit dem Paper Pro und einem reMarkable 2 im direkten Vergleich kann ich sagen, dass zufriedene Nutzer und Nutzerinnen eines reMarkable 2 definitiv nicht upgraden müssen – es sei denn, sie benötigen zwingend ein größeres Display und eine Möglichkeit, Dokumente auch in Farbe anzuzeigen bzw. mit farbigen Anmerkungen zu versehen. Auch wer ständig Probleme mit den 8 GB Speicherplatz beim reMarkable 2 hat und sich hier verbessern will – das Paper Pro weist 64 GB auf – kann einen Wechsel in Betracht ziehen. Zu beachten gilt aber auch das deutlich schwerere Gewicht: Das Paper Pro bringt mehr als 120 Gramm auf die Waage als sein Vorgänger und wiegt mit angelegtem Type Folio samt angebrachtem Marker Pro rund 1.040 Gramm – das ist fast so viel wie ein MacBook Air 13″.
Zu guter Letzt sollte man darüber hinaus die Kosten für das reMarkable Paper Pro nicht außer Acht lassen: Für das Basismodell mit dem Standard-Marker werden im Webshop beim Hersteller 649 Euro fällig. Wer den Marker Plus haben möchte, zahlt 699 Euro. Eine Schutzhülle, das Book Folio inklusive Sleep-Wake-Funktion und magnetischer Lasche für den Marker, kostet je nach Ausführung zwischen 99 und 199 Euro, die Tastaturhülle Type Folio liegt bei 249 Euro. Wer also beispielsweise das Paper Pro samt Marker Plus und Type Folio kauft, zahlt aktuell ganze 899 Euro. Im Lieferumfang enthalten ist ein USB-C-auf-USB-C-Kabel sowie sechs Ersatzspitzen für den Marker (Plus), der Versand erfolgt per kostenloser Express-Lieferung nach Deutschland. Wer noch weitere Infos zum Paper Pro benötigt, findet diese abschließend auf der Produktseite von reMarkable.
Ich hatte es zum testen bestellt und muss sagen, das Schreibgefühl ist zwar mega aber alles anderen herum einfach nicht mehr zeitgemäß. Die Menüsoftware nur auf Englisch, kein Deutsch möglich. Das ganze Menü harkt und ruckelt. Es ist kein spaßiges Erlebnis das ganze zu bedienen. Für den Preis absolut überzogen. Höchstens 300 Euro wären gerechtfertigt.
Ich bin ebenfalls seit dem RM1 dabei und nun auch auf das Paper Pro gewechselt. Die Möglichkeit farblich zu markieren ist für mich der Hauptgrund gewesen und tatsächlich auch das wichtigste Feature geworden im Alltag mit dem neuen Gerät.
Die oneDrive Integration nutze ich regelmäßig.
Ein tolles Gerät – der Preis schmerzt und ist auch meiner Meinung nach zu hoch angesetzt – aber die RM Geräte sind seit Jahre mein täglicher Begleiteter
Wie ist der unterschied beim schreibgefühl paper pro vs rm2?
Das Schreibgefühl war schon bei dem Vorgänger Modell mega (Suchtpotenzial). Aber wenn sich an der Software nichts wesentliches getan hat, dann bin ich raus. Die Software ist Lust und lieblos und hat viel Luft nach oben. Es wäre fast besser sich an Android anzuschließen. Dann könnte man wenigstens durch weitere Apps ergänzen. 🙁