Hey Mail-App: Phil Schiller besteht auf Regeln des App Stores

Entwickler im Streit mit Apple

Erst kürzlich haben wir über Apples strenge Regularien betreffend den App Store und der Kritik zahlreicher Entwickler daran berichtet. Einer der Kritiker war der CEO von Bandcamp und Entwickler des E-Mail-Dienstes Hey, David Heinemeier Hansson. 

Seinerzeit berichtete der Entwickler, dass Apple ein Bugfix-Update seiner App zurückwies und in einem Anruf mit ihm darauf pochte, In-App-Käufe hinzuzufügen, um eine Löschung der App aus dem App Store zu verhindern. Gegenüber dem Magazin The Verge äußerte sich Heinemeier Hansson mit den Worten, „Ich war überrascht, wie dreist diese Drohung war. Ich dachte, man würde die Drohungen mit Euphemismen oder so etwas verpacken. Aber es war ziemlich klar.“


Apple erklärte daraufhin in einer E-Mail an The Verge, dass die strengen Richtlinien des App Stores und ihre Geschäftsmodelle für alle Entwickler gelten würden. Anrufe würden erfolgen, um sich gemeinsam mit Entwicklern abzustimmen. Gegenüber dem Magazin Protocol äußerte sich Apple, dass die Mail-App Hey überhaupt nicht hätte genehmigt werden dürfen.

In einem Interview mit dem Magazin TechCrunch gab Apples Phil Schiller nun erneut Auskunft zu diesem Thema. Der Vice President of Marketing bei Apple besteht dabei auf den Richtlinien des App Stores. „Wenn wir heute hier sitzen, gibt es keine Änderungen der Regeln, die wir in Betracht ziehen. Es gibt viele Dinge, die sie [die Entwickler von Hey, Anm. d. Red.] tun könnten, damit die App innerhalb unserer Regeln funktioniert. Wir würden uns freuen, wenn sie das tun würden.“

Der gegenwärtige Zustand der Hey-Mail-App erfordert eine Anmeldung zum Dienst auf der Website der Entwickler, bevor sie auch unter iOS genutzt werden kann. Die Anwendung lässt sich in dieser Variante nach wie vor aus dem deutschen App Store (App Store-Link) herunterladen. Für Phil Schiller ist klar: „Du lädst die App herunter und sie funktioniert nicht, das wollen wir im App Store nicht haben.“ 

„E-Mail-Apps sind und waren nie eine Ausnahme“

Aus diesem Grund verlange Apple beim Kauf von Apps, dass sie die gleiche Kauffunktionalität bieten wie anderswo. Ausnahmen bestätigen allerdings die Regel, so unter anderem bei sogenannten „Reader“-Apps, die nur externe Inhalte wie Musik, Bücher oder Filme anzeigen. Phil Schiller betont, dass die Hey-App nicht unter diese Ausnahmen fallen würde. „Wir haben diese Ausnahmen nicht auf alle Software ausgeweitet“, erklärt Schiller. „E-Mail-Apps sind und waren nie eine Ausnahme, die in dieser Regel enthalten ist.“ Auch die Mac-App von Hey wurde von Apple mit dieser Begründung abgewiesen, Phil Schiller betont gegenüber TechCrunch, dass die erste Version sogar „niemals im Store hätte veröffentlicht werden dürfen“. Seine Vorschläge, wie Hey im App Store hätte vermarktet werden können:

„Ein Weg, den Hey hätte gehen können, ist eine kostenlose oder kostenpflichtige Version der App mit grundlegenden E-Mail-Lesefunktionen im App Store anzubieten und dann separat einen aktualisierten E-Mail-Dienst anzubieten, der mit der Hey-App auf iOS auf seiner eigenen Website funktioniert. Ein weiteres Beispiel: eine RSS-App, die jeden beliebigen Feed liest, aber auch einen aktualisierten Feed liest, der auf einer separaten Website kostenpflichtig sein könnte. In beiden Fällen hätten die Apps Funktionalität, wenn sie im Laden heruntergeladen würden.“

Auch eine komplett kostenlose App mit Möglichkeiten eines Upgrades per In-App-Kauf wäre eine Option für die Hey-Entwickler gewesen. „Leider würden die derzeitigen Regeln Hey daran hindern, Werbung zu machen oder auch nur einen verbesserten Dienst zu erwähnen“, so TechCrunch. „Dieser müsste über Off-App-Kanäle vermarktet werden.“

Die Situation ist zweifelsohne kompliziert und wird nicht immer zugunsten der Entwickler abgewickelt. Strenge Regularien im App Store von Apple sorgen sicherlich für eine vergleichsweise hohe Qualität der angebotenen Inhalte – vor allem im direkten Vergleich zu anderen Stores wie Google Play – allerdings stellt sich gerade als Entwickler die Frage, wie viele Einschränkungen man am eigenen Produkt hinnehmen muss, bis die Schmerzgrenze erreicht worden ist. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Lage, auch im Hinblick auf die jüngsten Kartellverfahren der EU in Bezug auf App Store-Provisionen, entwickeln wird.

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Kommentare 20 Antworten

  1. Sehe ich ähnlich wie Apple.

    Trete ich einem verein, einer religiösen gemeinschaft oder einer partei bei, muss ich die dort geltenden regularien beachten, solange sie nicht gegen geltendes recht verstoüen. Mehr ist dazu nicht zu schreiben.

    Life can be so simple.

    1. Der App Store und auch Apple haben sich in den letzten Jahren verändert. Apple drängt immer öfter in Bereiche vor, die in direkter Konkurrenz zu den Angeboten im App Store stehen. Und glaube mir, für dich sowie für alle anderen ist es schlecht, wenn Wettbewerb eingeschränkt wird. Auch Amazon sah sich schon dieser Kritik konfrontiert, beim Marketplace. Und sogar in den kapitalistischen USA werden solche Praktiken untersucht und unterbunden. Apple betreibt unglaublich viel Lobbyarbeit um die Behörden in den USA oder Europa auf ihre Seite zu ziehen. Am Ende verliert immer der Verbraucher.

      Das bezieht sich übrigens generell auf die Kritik an Apple, beim Fall mit der „Hey“-App kann ich Apples Argumente durchaus nachvollziehen. Dann müssen sie aber auch alle gleich behandeln.

  2. Absolut NICHT korrekt von Apple! Der Eigentümer des Produkts kann innerhalb seiner Dienstleistungen verfügen. Es scheint eher so zu sein, dass Apple bez. seiner Richtlinien darauf achtet einfach daran mit zu verdienen. Somit seinen Marktplatz behauptet. Wer schreibt denn im Supermarkt dem Produkthersteller vor, gemäß Richtlinien, weiter vor Du machst das oder das nicht? Es ist eine Einschränkung sozialer Kompetenz seitens der Macher. Es stellt auch eine Wettbewerbsverzerrung dar, wenn es nur noch zwei Stores gibt. Ich stelle alles gesagte mal in Frage(zeichen), denn man müsste das fein auseinander klamüsern und zwischen Technik und wirtschaftlichen Vorteilen trennen. Aber mir stinkt der Braten und unsere nichts übrig bleibende hinlaufende Hörigkeit alles so anzunehmen, annehmen zu müssen. Andere Meinungen würden mich interessieren, weil wirklich verstehen tue ich es nicht.

    1. Hast du dir die App mal geladen? Das erste, was du nach dem öffnen siehst, ist ein Log-In-Screen. Ohne log-in kannst du ganz einfach gar nichts machen. Es wird dir nicht mal in der App gesagt, dass du nur auf der Webseite des Entwicklers eine Anmeldung durchführen kannst. SO ist die App weniger als wertlos und Apple hat (zumindest in diesem Fall) vollkommen recht. Und das hat nichts mit Hörigkeit zu tun.

      1. Es gibt zig Apps die nur mit Registierung nutzbar sind. https://youdownloadtheappanditdoesntwork.com – Jemand der den Service nutzt weiß was er macht und braucht nicht Apple dazu ihm das zu erklären. Sehr nette Idee von Apple, sie sollten doch einen IMAP, POP Zugang in der App ermöglichen damit sie was tut auch ohne HEY service. Definiert Apple jetzt auch wie mein Produkt aussieht?

        „Es wird dir nicht mal in der App gesagt, dass du nur auf der Webseite des Entwicklers eine Anmeldung durchführen kannst.“
        Apple erlaubt nicht, dass du in der App auf eine Registierung mit Subscription außerhalb der App hinweist. Daher. Würden sie gerne, hatte aber versucht die App Store Richtlinien zu befolgen.

        1. Der Entwickler möchte seine App im Store haben, also hat er sich an die Hausregeln zu halten (wie seltsam und inkonsequent diese auch sein mögen). Es steht ihm frei, eine Basisfunktion zu implementieren oder die IAP um einen Betrag X zu erhöhen, um die Verluste auszugleichen. (Selbst Applenutzer sind nicht so blöd, den Unterschied nicht zu bemerken.) Wenn der Entwickler bockig ist, und das scheint so, dann kann Apple das auch. Shit happens.

    2. Die Produkte im Supermarkt haben als erstes schon mal einen Haufen Beschriftungen, die der Gesetzgeber fordert. Denn ohne Regeln funktionieren Märkte nicht. Wenn in jedem Lebensmittel alles auch ohne Hinweis drin sein dürfte, würden viele Menschen nur noch selber kochen.
      Zweiten würde es mich nicht wundern, wenn Supermärkte viele Vorgaben für die Produkte machen.

  3. Ein interessantes Framing, das hier stattfindet. Es wird behauptet, dass die App die gleiche Kauffunktion wie außerhalb enthalten muss (allerdings will Apple dafür 15-30% Provision). Nach Aussage von Phil Schiller ist es verboten, eine App anzubieten, die nach Installation NUR einen Login anbietet. Da verhält sich Apple mindestens inkonsistent, wenn man sich andere Apps wie zB. Netflix anschaut.
    Schaut mal hier: https://youdownloadtheappanditdoesntwork.com

    1. Stimmt, aber mit 100gb Speicher dahinter und Privacy. Da die Server sicher in den USA stehen, kann man Privacy interpretieren, wie man will…

  4. Ich sehe es so, dass Apple den Entwicklern eine Infrastruktur zur Verfügung stellt. Ist die App kostenlos, zahlt der Entwickler nichts. Kostet sie was, will Apple mitverdienen. Aber den Appstore nutzen und quasi auf anderen Kanälen das Geld reinholen ist nicht OK. Bin da ganz bei Phil

    1. Das ist eigentlich nur die halbe Wahrheit. Hätte Apple keinen AppStore würden auch die meisten kein iPhone kaufen, oder? Im Prinzip ist der AppStore eine Plattform, die auch dafür sorgen, dass die HW Käufe stabil bleiben.
      Ich sehe das ziemlich gespalten hier. Der AppStore nimmt schon extrem Einfluss auf die Apps und die Entwickler. Kann man von Hausrecht reden oder nicht, aber es schränkt auch den Wettbewerb ein und das ist schlecht. Zumal man ja dort Ausnahmen macht wo es Apple in den Kram passt und zumal man eigentlich im Hintergrund hauptsächlich nur ein primäres Ziel verfolgt: Umsätze zu erzwingen, um zusätzliche Einnahmen zu generieren.
      Und zum Thema Spotify und Co – 15-30% sind wirklich einfach sehr viel, wenn man sich mit Apple Music oder Apple TV+ direkt behaupten muss. Das ist aus meiner Sicht tatsächlich Wettbewerbsverzerrung. Auch hier hat Apple durch das Anbieten der App im AppStore allein schon dadurch einen Vorteil, dass die Leute ein iPhone, Apple TV, HomePod etc. kaufen. Würde Spotify und Co. seine Apps aus dem Store nehmen, würde das Apple ziemlich weh tun. Da könnt ihr sicher sein, denn wenn die Keyplayer nicht mehr aus den Apple Geräten verfügbar wären, würde der Kunde andere Geräte nutzen. Das ist ziemlich sicher! In USA mag das noch funktionieren, in Asien wäre man quasi weg vom Markt!

      1. Ich will Dir auch mal ein Beispiel nennen.
        Unser geliebtes WhatsApp oder irgendein anderer Messenger. Die benötigen in der Regel alle eine Anmeldung um überhaupt zu funktionieren.
        Bei Apple ist das aber alles okay, da die App ja kostenlos ist oder man muss die App einmalig kaufen, aber anmelden muss man sich dennoch! Und das wurde ja hier kritisiert.
        Würde Apple die Apps jetzt verbannen, dann hätte man nur noch den proprietären iMessenger. Was glaubst Du wieviel Leute würden sich noch ein iPhone kaufen, wenn man WA und alle anderen Messenger aus dem AppStore nehmen würde, die eine Anmeldung benötigen, um zu funktionieren?
        Auch ist es eigentlich vollkommen egal, ob man für Bücher oder Videos bezahlt, womit man ja die Anmeldung toleriert. Das ist vermutlich nur daher toleriert, da es Apple genauso benötigt. Denn ob das Geschäftsmodell am Ende darin liegt, dass der App Anbieter Inhalte vermarktet oder seinen eigenen Dienst, ist eigentlich irrelevant. Beides kostet Geld für den App Anbieter.

  5. Was ist denn das Problem mit hey?
    Ich finde es okay für eine Infrastruktur ein Entgelt zu verlangen. Dafür bekomme ich als User auch nur sortierte Apps.
    Wenn die großen nicht mehrmalig iPhones vorhanden wären, würden sie sich um ein Riesen Geschäft bringen. Daher bleiben sie und könnten Apple dadurch nicht unter Druck setzen. Da bestimmt mal wieder der Kapitalismus.

  6. Die Lösung ist eigentlich ganz einfach, wie es auch Google mit Youtube gemacht: App kostenfrei, Abo anbieten mit Ihrem Preis plus 30%. Dazu auf der Homepage außerhalb des Stores ein Abo abschließen ohne die 30%. Wer es bequem will und alles im Apple-Store machen will, zahlt halt mehr. Der Entwickler bekommt seinen geforderten Preis. Und wer sparen will, lädt nur App und kauft außerhalb mit allen Riskien.

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