Nuraphone: Bluetooth-OverEar-Kopfhörer mit ANC und individueller Klanganalyse

Eigenes Hörprofil mit adaptivem Sound

Im Verlauf der letzten Jahre habe ich schon so einige Kopfhörer, seien es kabelgebundene oder kabellose, InEar-, OnEar- oder OverEar-Modelle, auf oder in meinen Ohren gehabt. Ein Modell wie den Nuraphone-Kopfhörer ist mir allerdings bisher noch nicht untergekommen. Der Hersteller bietet seit einiger Zeit einen kabellosen Bluetooth-OverEar-Kopfhörer mit besonderen Features an: Neben dem ungewöhnlichen Design, das neben großen Ohrmuscheln auch auf zusätzliche InEar-Silikonstöpsel setzt, gibt es auch eine individuelle Klanganpassung und eigene Soundprofile, die sich über die Nuraphone-App einrichten lassen.

Mit einem Kaufpreis von 399 Euro (Amazon-Link) ist der Nuraphone definitiv kein Kopfhörer-Schnäppchen. Das Modell soll sich vor allem an audiophile Nutzer richten, die einen immersiven Sound, hochwertige Verarbeitung und hervorragende Abschirmung von der Umwelt schätzen. Ich hatte die Möglichkeit, den Nuraphone auszuprobieren und möchte euch daher meine ersten Eindrücke dieses ungewöhnlichen Kopfhörers mitteilen.


Das High-Class-Feeling setzt gleich beim Auspacken des Kopfhörers ein: Eine schlichte graue Kartonverpackung, auf der der Slogan „This is not a headphone“ gedruckt ist, beinhaltet im Inneren ein hochwertiges Hardcase mit Magnetverschluss, das hochkant in die Box gestellt wurde. Allein das Design der Pappschale, in das das Case eingelegt ist, ist einen Blick wert und wirkt mit seinen blau-rot-gemusterten Farben, die an Marmor erinnern, extrem stilvoll. Im Hardcase enthalten ist in meiner Version noch ein USB-Ladekabel, mit dem sich der Bluetooth-Kopfhörer binnen weniger Stunden aufladen lässt, eine sehr minimalistisch gehaltene Kurzanleitung sowie zwei weitere Silikonaufsätze in Größe S und M, um die InEar-Aufsätze entsprechend der eigenen Ohr-Anatomie anpassen zu können.

Erstaunlicherweise finden sich am Nuraphone keine Buttons oder Schieberegler, nicht einmal eine LED leuchtet auf, wenn der Kopfhörer nach dem Aufladen mit dem iPhone verbunden werden soll. Das kenne zumindest ich von anderen Modellen anders und hat mich zu Beginn etwas irritiert. Der Hersteller setzt bei der Einrichtung und Steuerung fast ausschließlich auf die eigene iOS-App (App Store-Link), so dass auch hier erst einmal ein Konto erstellt werden muss, ehe es mit dem ersten Klangtest und der weiteren Nutzung losgehen kann. Man wird zudem darauf hingewiesen, dass das erstellte Klangprofil und die individuellen Daten des Nutzers an Server von Nura geschickt werden. Wer einen Kopfhörer möchte, der nicht „nach Hause telefoniert“, ist bei diesem Exemplar wohl an der falschen Adresse.

Hohes Eigengewicht und großer Anpressdruck am Kopf

Nachdem man alle Aufkleber und Schutztapes vom Kopfhörer entfernt, passende Silikonstöpsel angebracht und die Anmeldung in der App hinter sich gebracht hat, kann mit der Erstellung des eigenen Klangprofils begonnen werden. Dazu hat man sich für etwa 60 Sekunden mit aufgesetztem Kopfhörer in eine ruhige Umgebung zu begeben, aktiv tun muss man allerdings nicht. Während der Analyse ertönen verschiedene höhere und tiefere Töne, abschließend kann nach der Visualisierung des Profils auch noch der Grad der Immersion über einen Schieberegler festgelegt werden. Von „Niedrig“ bis „Erste Reihe“ bewegt sich das Spektrum, das vor allem auf einen überaus verstärkten Bass setzt, je näher man der „Ersten Reihe“ kommt. Mir war die erste Reihe deutlich zu viel Tiefton, so dass ich hier den Schieberegler auf etwa 1/3 bis 1/2 gesetzt habe. Neben dem personalisierten Klangprofil kann auch ein neutraler Sound ausgewählt werden – hier habe ich mich allerdings gefragt, ob hier eine künstliche Verschlechterung herbeigeführt wurde, da der neutrale Modus ohne Individualisierung um Längen dumpfer, leiser und wenig kraftvoll daher kommt. 

Gewöhnungsbedürftig ist auch der Sitz dieser InEar-OverEar-Kombination. Mit einem Gewicht von  knapp 330 Gramm ist der aus Kunststoff, weichem Silikon und Aluminium gefertigte Kopfhörer eh kein Leichtgewicht auf dem Kopf. Die in den Ohrmuscheln integrierten InEar-Stöpsel müssen vom Nutzer nicht aktiv in den Gehörgang eingeführt werden, sondern finden aufgrund des Anpressdrucks des Kopfhörers automatisch ihre Position. Die dadurch bedingte Abschirmung von der Außenwelt ist fantastisch: Es dringen durch die doppelte Absicherung per InEar- und OverEar-Feature nahezu keine Geräusche bis ins Ohr vor. In meinem Fall sorgte ein längeres Tragen des Kopfhörers allerdings für ein sehr unangenehmes Gefühl, das zum einen durch das hohe Eigengewicht des Exemplars sowie den hohen Anpressdruck der InEar-Stöpsel verursacht wurde. In mehreren Fällen des Testhörens traten bei mir schon nach 30 Minuten Nackenverspannungen und Kopfschmerzen auf. Dieses Empfinden ist sicherlich auch höchst individuell, allerdings habe ich schon die kleinsten Silikonstöpsel verwendet und auch einen relativ kleinen Kopfumfang. Gerade Menschen mit größerem Kopf könnten hier Probleme mit noch stärkerem Druck auf die InEar-Stöpsel bekommen. 

Die Funktionalität des Nuraphone hingegen ist durchaus gelungen: Externe Mikrofone erlauben das Annehmen und Führen von Telefonaten mit aufgesetztem Kopfhörer, der integrierte Akku hält zudem je nach Modus und gewählter Lautstärke 15 bis 20 Stunden durch. In der App kann auch eine aktive Geräuschunterdrückung aktiviert werden, ebenso wie ein „Mithör“-Modus, bei dem trotz aufgesetztem Kopfhörer alle Außengeräusche wahrgenommen werden können. Im Shop von Nuraphone lassen sich darüber hinaus auch verschiedene Analog-Kabel optional bestellen, sofern man das Modell kabelgebunden verwenden möchte. 

Klang Top, touchbasierte Bedienung Flop

 

Was mich beim Nuraphone mit am meisten gestört hat, ist die mangelnde Bedienbarkeit ohne App. In letzterer können Steuerungsgesten für kleine Touchfelder an der linken und rechten Ohrhörer-Aufhängung konfiguriert werden, um so beispielsweise per Antippen oder Doppeltipp die Musiklautstärke zu verändern, den Mithör-Modus ein- oder auszuschalten oder die Musik zu pausieren. Im Alltag funktionierten diese Gesten auch nicht immer zuverlässig, zudem wurde oft eine Aktion ausgelöst, wenn ich beim Justieren des Kopfhörers auf dem Kopf auch nur in die Nähe des Touchpad-Rands gekommen bin. An- und Ausschalten lässt sich der Kopfhörer nur automatisch: Er erkennt, wenn er auf- oder abgesetzt wurde und geht dann nach einiger Zeit in einen Ruhe- oder Aktivmodus.

Klanglich allerdings gibt es beim Nuraphone vor allem im individuell eingerichteten immersiven Modus nur positives zu berichten. Der Sound wirkt ausgeglichen, kraftvoll, klar und präzise und macht in dieser Hinsicht wirklich viel Spaß. Einen analytischen Klang, wie man ihn von Studio-Kopfhörern kennt, bekommt man bei diesem Exemplar aber nicht: Der Nuraphone richtet sich zwar an Musikfans mit gehobenen Ansprüchen, setzt aber auf ein Consumer-orientiertes Klangbild, das kleine Details außen vor lässt. In einem kleinen Direktvergleich erkannte ich tatsächlich Ähnlichkeiten mit meinen AirPods Pro, wobei man hier die deutlich höhere Maximallautstärke und den zurückhaltenderen Bass bei Apples InEar-Modell erwähnen sollte.

Ein Fazit für den Nuraphone zu fällen, fällt mir daher abschließend wirklich schwer. Klanglich leistet das Modell wirklich hervorragende Arbeit, auch die Abschirmung und der optionale Mithör-Modus sind große Pluspunkte, ebenso wie Produktpräsentation, das mitgelieferte Zubehör und die hochwertige Verarbeitung und verwendeten Materialien. Dem gegenüber steht der Austausch der Klangprofile mit dem Nura-Server, eine zumindest für mich gewöhnungsbedürftige Mischung aus Over- und InEar-Design mit fehlendem Komfort, minimale Steuerungsoptionen am Kopfhörer selbst und eine nicht immer zuverlässige Touch-Navigation. Wahrscheinlich muss man den Nuraphone einmal selbst auf den Ohren gehabt haben, um dann individuell entscheiden zu können – meinen Geschmack trifft das HighTech-Gadget leider nicht ganz. Weitere Infos gibt es abschließend auf der offiziellen Produktseite des Nuraphone.

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Entwickler: nura
Preis: Kostenlos
nuraphone — Kabelloser Bluetooth-Over-Ear- Kopfhörer mit Ohrstöpseln, sorgt für...
1.120 Bewertungen
nuraphone — Kabelloser Bluetooth-Over-Ear- Kopfhörer mit Ohrstöpseln, sorgt für...
  • Individueller Sound: Die einzigen Kopfhörer weltweit, die sich automatisch an Ihre Art und Weise anpassen, Musik zu hören
  • Einstellbarer Bass: Wählen Sie selbst, wie weit Sie in den Bass eintauchen. Von leise bis erste Reihe.
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Kommentare 2 Antworten

  1. Der Kopfhörer ist gefühlt uralt! Meiner wurde weiterverkauft weil mir der „Ohrstecker“ so sehr auf mein Aussenohr bzw. den Knorpel drückte, dass es nach kurzer Zeit sehr schmerzte. Sehr, sehr schade denn der Klang war fantastisch!

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