Onlinebank N26: Fristlose Kündigung zahlreicher Konten

Verletzte Geschäftsbedingungen als Grund angeführt

Das Fintech N26 hat in den vergangenen Jahren mit günstigen Bankkonten, die über das Smartphone abgewickelt werden, auf sich aufmerksam gemacht. In den letzten Monaten sorgte das Unternehmen aber immer wieder für Unmut bei den eigenen Kunden und Kundinnen, beispielsweise mit der Ankündigung, Gebühren für eine physische Karte erheben zu wollen. Zuvor hatte man schon das Abheben von Bargeld auf drei Vorgänge pro Monat reduziert, sofern man N26 nicht als Hauptkonto verwendet.

Nun kommt offenbar neuer Ärger auf das noch junge Bankunternehmen zu. Wie das Handelsblatt berichtet, häufen sich auch in Deutschland Fälle, in denen Kunden bzw. Kundinnen von N26 fristlos gekündigt wurde. Begründet wurde dieser Schritt in einem Anschreiben an die Betroffenen mit Verstößen gegen die allgemeinen Geschäftsbedingungen. „Daher erklären wir die außerordentliche Kündigung deines N26-Kontos“, so die Aussage der Onlinebank. Die Kündigung trete dann mit sofortiger Wirkung in Kraft, man beruft sich dabei auf die „Grundregeln für das Verhältnis zwischen Kunde und Bank“. Gegen welche Geschäftsbedingungen der Kunde oder die Kundin verstoßen habe, gibt N26 nicht an.


Dieses Vorgehen alarmiert nun auch den Verbraucherschutz. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg erklärt im Handelsblatt: „N26 bezieht sich in dem Kündigungsschreiben auf einen Verstoß gegen allgemeine Geschäftsbedingungen, informiert aber nicht darüber, welcher konkrete Verstoß den Kunden vorgeworfen wird. […] Bei einer Vertragsverletzung muss die Bank ihren Kunden gemäß ihren eigenen AGB eine Frist zur Abhilfe einräumen.“

Auch 40 Fälle von deutschen Betroffenen bekannt

Dem Handelsblatt sind mittlerweile 40 Fälle von in Deutschland ansässigen N26-Usern bekannt, denen fristlos gekündigt wurde – mit allen bösen Folgen. Sie hätten seit dem vergangenen Donnerstag keinen Zugriff mehr zu ihrem Konto. Zu den Betroffenen zählt auch ein Kunde namens Alex K., dessen echter Name vom Handelsblatt geändert wurde. Er sei seit eineinhalb Jahren Kunde bei N26 und habe sich am Donnerstagmorgen der letzten Woche noch mit seinem Account ein Sandwich gekauft. Am Nachmittag konnte er dann nicht mehr auf sein Konto zugreifen. Bei Twitter mehren sich ähnliche Beschwerden auch von Kunden und Kundinnen aus Frankreich und Italien.

Einem weiteren deutschen User wurde der gesamte Betrag von N26 von seinem Konto abgebucht, so dass er keine laufenden Zahlungen mehr begleichen konnte. Eine Ablehnung einer Transaktion kostet Gebühren, und auch ein Abrutschen ins Konto-Minus ist mit weiteren Zinsen verbunden. „Wohin das abgebuchte Geld genau transferiert wurde, ist unklar“, berichtet das Handelsblatt zu dem Fall. N26 hat sich auf die Anfrage des Magazins geäußert und erklärte, dass man „gelegentlich Konten einfrieren oder schließen müssen, wenn wir ungewöhnliche Aktivitäten feststellen oder unsere Geschäftsbedingungen verletzt werden“. Sollte es zu einem der seltenen Fälle kommen, würde man die Kunden bzw. Kundinnen direkt benachrichtigen. Es seien nur sehr wenige Konten von diesem Schritt betroffen.

Vorsichtsmaßnahmen gegen Geldwäsche?

Den Betroffenen, denen auch das Kontoguthaben eingefroren wurde, wurde von Seiten der Bank mitgeteilt, dass man das restliche Kontoguthaben derzeit nicht auszahlen könne. Sie werden gebeten, „einen Nachweis über die Herkunft der Gelder durch entsprechende Belege“ vorzulegen. Erst dann wolle die Bank die Auszahlung des Restguthabens „erneut überprüfen.“ Niels Nauhauser glaubt, dass „der identische Zeitpunkt, die Häufung der Fälle auch unter teils langjährigen Kundenbeziehungen“ darauf hindeute, „dass die Kündigungsaktion nicht auf eine routinemäßige Überprüfung zurückzuführen ist.“

Es ist davon auszugehen, dass N26 mit diesen Schritten gegen Geldwäsche und andere illegale Finanztransaktionen vorgehen will. In den letzten zwei Jahren hatte die Onlinebank laut Handelsblatt „offenbar massive Probleme mit Konten, über die Kriminelle ihre illegal erlangten Gelder ins Ausland schleusen konnten“. Fast 1.600 Konten aus einer Liste wurden für Fake Shops oder betrügerische eBay-Konten eingesetzt. Die Bafin, die deutsche Finanzaufsicht, nahm N26 daraufhin an die kurze Leine und deckelte das Neukundenwachstum der Bank. „N26 steht somit unter dem Druck, seine aufsichtsrechtlichen Probleme schnell zu lösen, um wieder zu wachsen“, so das Handelsblatt. „Das Unternehmen hatte in den vergangenen Monaten erheblich in bessere Sicherheitsprozesse investiert und Personal dafür eingestellt.“

Offenbar spricht man derzeit lieber eine Kündigung zu viel als zu wenig aus. Betroffene sollen laut Niels Nauhauser die Bank dazu auffordern, die konkrete Anspruchsgrundlage für die Kündigung und die behauptete Pflichtverletzung zu nennen. Bei unrechtmäßiger Kündigung seitens N26 bestehen sogar Schadensersatzansprüche, wenn die entstandenen Schäden dokumentiert wurden.

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Kommentare 21 Antworten

  1. „in Deutschland ansässigen N26-Usern“ … liebe Mel, das muss doch sicher „Userinnen und Usern“ heißen, oder? Du hast doch auch vorher und nachher diesen ideologischen Unsinn schon gemacht.

    1. Naja Gendern muss halt erst noch gelernt werden, den Kunden sind nun ja nicht mehr die Mehrzahl sondern wohl Männlich oder warum steht danach gleich Kundinnen. Und wenn da Unisex Wort Kunde schon Gegendert werden muss, bitte auch Kriminelle sowie Personal Gendern, denn auch da gibt es Männlein, Weiblein und Diverses.

      1. „Kriminelle“ und „Personal“ müssen nicht gegendert werden, weil es bereits genderneutrale Wörter sind. Darüber hinaus ist „Kunde“ nicht „Unisex“ und daher zu gendern, sofern man mit auch tatsächlich alle Menschen ansprechen möchte.

        1. Klar ist ‚Kunde‘ Unisex, war es schon immer!
          Nur für die Gender Idioten anscheinend nicht mehr.

          Es gab zwar auch schon Jahrzehnte das Wort ‚Kundinnen‘, kann mich aber an keine Situation erinnern das eine Frau sich nicht angesprochen fühlte weil da ‚innen‘ fehlte.

          1. Nein, das war es noch nie. Es ist maskulin, das ist nicht zu bestreiten. Dass es als „unisex“ – auch wenn das hier das falsche Wort ist – betrachtet wurde liegt allein in der Gewohnheit und darin, dass es bisher schlicht niemanden interessiert hat begründet.

            Darüber hinaus geht es vor allem um Assoziationen. Also: Welche Vorstellung habe ich, wenn ich ein bestimmtes Wort lese? Das wird gerade ausführlich erforscht und es gibt zumindest Stand jetzt durchaus Grund zur Annahme, dass es sich lohnt zukünftig nicht mehr nur eigentlich maskuline Wörter generisch anzuwenden, weil Menschen sich darunter vermehrt Männer vorstellen und diese Wörter dann schlicht und ergreifend nicht generisch sind, auch wenn sie so genutzt werden.

            Und Menschen als Idioten zu bezeichnen, nur weil man selbst möglicherweise keinen Bock hat sich mit etwas neuem auseinanderzusetzen ist einfach komplett daneben und ignorant.

          2. @top
            Das mit denn ‚Idioten‘ war unangebracht von mir, dafür entschuldige ich mich.

            Ich finde es eben nur extrem störend beim lesen was denn Thema bezüglich in letzter Zeit passiert.

            Da ich der Meinung bin das jeder der einen gesunden Verstand hat, niemals auf die Idee kommen würde das bei solchen Wörtern nur Männer gemeint sind.

            Dieses gendern macht denn Lesefluss kaputt und damit die deutsche Sprache.

  2. Krass, wie mir das beim Lesen nicht mal mehr auffällt. Man, muss mir diese Ideologie schon eingeprügelt worden sein, damit ich das überlese. Schlimm.

    Und wie naiv von mir, zu glauben, dass hier ein geistreicher Kommentar eines Users/ einer Userin zu finden sei…

  3. Bin kein Fan, der alteingesessenen Banken aber man sieht halt doch, dass die Start-ups und Disruptoren das Geschäft „Bank“ halt doch nicht so drauf haben…

  4. Bei mir hat Apple Pay nicht geklappt
    Da kam immer falsches Land. Somit bin ich gleich wieder weg.
    schlupp-> bin bei dir die „alten“ Banken sind zwar teurer aber Seriöser.

  5. Wer sich jetzt nicht schnell nach einer Alternative umsieht dem ist nicht zu helfen.
    Bei so einer Aktion ist so eine Bank bei mir durch – auf Lebenszeit.

  6. Meint ihr denn eine Bank kündigt mal so willkürlich quer durchs Beet die Kunden? Das dürfte sich zu 90% um Geldwäsche handeln, da ist eine Bank zum handeln verpflichtet. Da mögen ja auch ein paar „False positives“ dabei sein, aber aus eigener Erfahrung: Die sind selten. Steht eine Bank vielleicht nicht so unter Beobachtung wie die N26 und handelt es sich um gute / lange Kunden und ist es ein minderschwerer Fall mag mal ein Auge zudrücken, aber auch nur einmal.
    Die N26 war lange ein Paradies für Kriminelle, da es recht einfach war dort ein Konto zu eröffnen, das zieht an. Es gab Phasen da war ein neues N26 (mit ein paar anderen Faktoren) fast ein Garant für eine betrügerische Aktivität. Gepaart mit einer kaum existenten oder überforderten interer Compliance oder Betrugsabteilung. Kann sich auch eine Aufsicht nicht ewig angucken.
    Aber die Kriminellen beschweren sich ja nicht über ihre Kontoschliessung. Die hohe Zahl dürften aber sicher auch viele solcher „Alt“-Lasten sein. Und halt Kunden, die sich mehr oder weniger wissentlich an der Geldwäsche (oder schlimmeren) beteiligt haben. Vom Einkaufen in einem Fake-Shop bekommt man jedenfalls nicht das Konto geschlossen.

  7. Das ist ja nicht die erste negative Meldung von diesem Verein. Man sollte mal alles zusammentragen, was sich in den letzten Jahren so ergeben hat und dann wird man sich ein besseres Bild machen, falls man diese Aktion jetzt zu punktuell sieht. Mir war von Anfang an das Verhalten dieses Vereins gegenüber seiner Kunden zu dumm, frech und oft kaum nachvollziehbar. Und jeder der schon mal allein und ohnmächtig einem Konzern gegenüberstand, obwohl man sich nicht zu Schulden hat kommen lassen, der weiß wie übel es ist sein Recht zu bekommen – wenn es es denn bekommt. Die Deutsche Bank, ebay, PayPal, Amazon und zuletzt auch VW sind Beispiele wie die Kunden abgezogen wurden und werden.

    1. Ich sehe das so wie Peter, wer betrügt fliegt. Ganz simpel. Ist bei jeder Bank so, ohne Ausnahme. Und auch richtig so.

      Zum Thema gendern—>was für eine Zerstörung der einst schönen deutschen Sprache. Aber was soll’s. Soll doch jeder sprechen/schreiben wie er/sie etc Lust hat. Willkommen im neuen Zeitalter

      1. „Zum Thema gendern—>was für eine Zerstörung der einst schönen deutschen Sprache. Aber was soll’s. Soll doch jeder sprechen/schreiben wie er/sie etc Lust hat. Willkommen im neuen Zeitalter“

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        1. Originell; gefällt mir! Ja, richtig: Man kann Sprache ganz schön heftig vermurksen – erstaunlich, wie das Beispiel zeigt – und dennoch gelingt es nach mehrmaligem Lesen, den Inhalt doch zu „entschlüsseln“. Mich schaudert, was da alles noch auf uns zukommen könnte – und immer mit dem Argument, wenn man nur wolle, dann wird man den Text auch verstehen.

    2. Ich habe in erster Linie den Artikel kommentiert und nicht ein Gesamtfazit über die N26 geschlossen. Natürlich lief und läuft bei denen (zu) viel schief, die BaFin sitzt denen nicht ohne Grund im Nacken. Die einen nörgerln über die spießigen „alten“ Großbanken, hier versucht es mal einer ganz von vorne. Das Bank aber nicht ganz so einfach ist, musste die N26 ja bitter und völlig zu Recht lernen. Sympathisch war MIR der Laden tatsächlich noch nie, sehe das wie du. Als alleiniges Konto? Nee, lass mal besser. Das Vertraue bringe ich denen nicht entgegen.

      Nur: Die willkürlichen Kündigungen…da ist glaube ich wenig bis nichts dran. Mich würde mal interessieren, wie die Beispiele hier mit „eingefroreren Geldern“ ausgegangen sind. Ich hab da so meine eigenen Erfahrungen und die sprechen hier eher für die Banken. Aber schadet ja nciht, wenn da ne Verbraucherzentrale drauf schaut, vielleicht haben sie wirklich zu viele „false positives“ und packen paar nicht-ertragsreiche Kunden da mit rein. Ich glaube es aber wirklich nicht.

  8. Hallo, neu hat mich gestern gekündigt. Heute haben sie mein Account in der App gelöscht? Sie antworten auch nicht auf meine E-Mails. Was kann man machen? Ich bin verzweifelt.

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