Sennheiser Momentum: Edles Highlight für alle Klang-Enthusiasten

Wer wirklich alles aus seiner Lieblingsmusik herausholen will, kauft sich keinen Kopfhörer für 20 Euro. Wir haben uns den Sennheiser Momentum, eines der aktuellen Top-Modelle des niedersächsischen Herstellers, genauer angesehen.

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Das Unternehmen selbst war aus uns unverständlichen Gründen leider nicht gewillt, uns ein Exemplar für einen Testzeitraum zur Verfügung zu stellen. Somit lag es an uns selbst, dieses Sennheiser-Modell käuflich zu erwerben, um es euch in einem ausführlichen Testbericht vorzustellen.


Zunächst einmal sei gesagt, dass der Sennheiser Momentum sich im oberen Preissegment für geschlossene OverEar-Kopfhörer ansiedelt. Seit seinem Erscheinen im Herbst des letzten Jahres hat sich der Kaufpreis dieses Modells nicht sonderlich verschoben. Von Sennheiser selbst auf der Website als UVP mit 299,00 Euro angepriesen, zahlt man genau diesen Preis auch jetzt noch bei Amazon. Zwar gilt heutzutage nicht mehr nur der Kaufpreis als Qualitätsmaßstab, allerdings weiß man so in etwa, in welcher Liga der Momentum spielt.

Erhältlich ist der mich an Rundfunkkopfhörer der 1960er Jahre erinnernde Momentum in zwei Farben, zum einen in braun (Amazon-Link), aber auch in einer klassischen schwarzen Variante (Amazon-Link). Beide Versionen schlagen bei Amazon derzeit mit den bereits oben erwähnten 299,00 Euro zu Buche – ein nicht gerade günstiger Kopfhörer, wenn man es einmal vorsichtig fomulieren möchte. Ich habe mich für das braune Modell entschieden.

Gleich bei der Lieferung und dem anschließenden Auspacken wird klar, dass man es hier mit einem Luxusprodukt zu tun hat. Der Sennheiser Momentum kommt in einer großen, stabilen Box daher, die allein schon einen hochwertigen Eindruck macht. Auf der Innenseite des Deckels befinden sich die obligatorischen Guides und Anleitungen in einer kleinen Tasche, und der Momentum samt seines mitgelieferten Transportcases liegen wie ein goldenes Ei in der Verpackung.

Lieferumfang mit zusätzlichem Zubehör

Denn: Neben dem Kopfhörer selbst liefert Sennheiser mit dem Momentum auch ein braunes Hardcase aus, mit dem das wertvolle Exemplar auf Reisen sicher verstaut, oder zur Aufbewahrung abgelegt werden kann. In einer kleinen, von einem Klettverschlussdeckel abgeschlossenen Mulde, befindet sich neben einem zweiten Kopfhörerkabel mit 3,5 mm-Klinke auch ein Adapter von 3,5 auf 6 mm-Klinke. Am Kopfhörer selbst, der das „Made for iPhone/iPod/iPad“-Zertifikat trägt, ist ein hochwertiges, etwa 1,20 m langes schwarzes Anschlusskabel angebracht, das über eine aus Aluminium gefertigte Fernbedienung verfügt. Neben der Anrufsteuerung können wie beim Apple-Headset auch Musikstücke pausiert oder geskipped werden. Tolles Gimmick: Die 3,5 mm-Klinke kann durch ein Gelenk um bis zu 90 Grad angewinkelt werden – so sollte der Momentum wirklich bequem an jedes Mobilgerät passen.

Der Kopfhörer selbst ist ein echtes Schmuckstück und sollte dank seines Designs auch beim Tragen in der Öffentlichkeit für interessierte Blicke sorgen. Als OverEar-Kopfhörer konzipiert, wurden bei der Herstellung edles englisches Schafsleder aus einer kleinen Manufaktur für den Kopfbügel und die Ohrmuscheln verwendet. Angerautes Aluminium sorgt für einen edlen Kontrast und die notwendige Flexibilität beim Aufsetzen.

Bezüglich des Tragekomforts des nur 190 g leichten Kopfhörers gibt es kaum nennenswerte Einbußen. Durch den sehr flexiblen Kopfhörerbügel lässt sich der Anpressdruck am Ohr regulieren, und die ultraweichen Polster aus handschmeichelndem Leder sorgen auch nach stundenlangem Hören von Musik für Bequemlichkeit. Menschen mit größeren Ohren sollten den Momentum jedoch unbedingt vor dem Kauf ausprobieren – trotz meiner kleinen Frauenohren sind die Maße der Ohrmuscheln relativ knapp bemessen. Mit Hilfe der stufenlos verstellbaren Rastschieber kann man den Momentum aber sehr genau an die eigene Ohr- und Kopf-Anatomie anpassen: Selbst ein leichtes Drehen der gepolsterten Ohrmuscheln nach vorne oder hinten ist möglich.

Momentum mal – ich höre was, was du nicht hörst

Doch was wäre ein solches Produkt ohne eine genaue Auswertung seines Klangbildes? Als geschlossener OverEar-Kopfhörer strahlt der Momentum den Schall nur in Richtung des Ohres ab. Durch die Abdichtung der Ohrmuschel werden so Umgebungsgeräusche damit besser als bei sogenannten offenen Kopfhörern wie dem Philips Fidelio X1 abgedämpft. Dieser Umstand macht sich sofort bemerkbar: Angeschlossen an mein iPhone 5 oder iPad 4 bei Musik auf mittlerer Lautstärke, habe ich sogar das Telefon nicht mehr gehört. Solche Eigenschaften können sich insbesondere bei Zug- und Busfahrten, aber auch im Flugzeug rentieren, wenn es darum geht, sich klanglich von der Außenwelt abzuschotten. Im Straßenverkehr ist diese Tatsache allerdings mit Vorsicht zu genießen.

Sennheiser selbst gibt auf der Website eine Impedanz von 18 Ohm, einen Audio-Übertragungsbereich zwischen 16 und 22.000 Hz sowie einen Klirrfaktor von < 0,5% bei 1KHz an. Ein Hochleistungs-Neodym-Magnet soll für einen „außerordentlich reichen und detaillierten Stereosound“ sorgen. Für den Einsatz mit mobilen Geräten hat Sennheiser die Nennimpedanz herabgesetzt, so dass man auch mit iPhone, iPod Touch oder iPad besten Klang bei hohem Lautstärkepegel genießen kann.

Während meiner ausgiebigen Tests in den letzten Wochen habe ich mich durch viele musikalische Genres gehört, und dabei vor allem Wert auf eine natürliche Wiedergabe gelegt. Bei der Auswahl der Musikstücke kamen nur mp3-Dateien mit mindestens 256 kbit/s  zum Einsatz, die sich zwischen Jazz (z.B. Julian & Roman Wasserfuhr, Oscar Peterson), Rock (The Kinks, Coldplay, Mando Diao), Klassik (Chopin – Nocturnes, Bryn Terfel – Songs from the British Isles, Bach – Violinkonzerte), Akustik/Folk (Simon & Garfunkel, Nick Drake, Kings of Convenience), Soul (Adele, Amy Winehouse, Joss Stone, Ella Fitzgerald), Orgel (Leon Boellmann, Charles Marie Widor, César Franck), Choräle (Thomas Tallis, de Victoria, Palestrina) und Electronic (Parov Stelar, Paul Kalkbrenner, The Prodigy) sowie vereinzelt in anderen Genres bewegten. Außerdem zum Einsatz kamen einige Hörbücher und -spiele wie Die Drei Fragezeichen oder die englischen Harry Potters (gelesen von Stephen Fry und Jim Dale), sowie das Anschauen von einigen Fernsehfilmen und -serien auf dem iPad in häuslicher Umgebung.

Bei all diesen verschiedenen Anwendungsgebieten zog sich bislang eine Eigenschaft wie ein roter Faden durch alle Hörbeispiele: Natürlichkeit. Der Momentum neigt nie dazu, Klänge zu übertreiben – Bässe sind vorhanden, werden aber nicht übermäßig in den Vordergrund getrieben, wie es andere Kopfhörer wie z.B. die Beats-Reihe von Monster by Dr. Dre vorleben. Vor allem in den mittleren und hohen Tönen spielt der Kopfhörer sein ganzes Können aus: Ein Klirren oder Verzerren habe ich auch bei sehr hohen Tönen nie verzeichnen können (z.b. Beckenschläge im Jazzbereich oder sehr hohe Klaviertöne) – nichts wird verschluckt, das Klangspektrum ist enorm, und dabei trotzdem sehr ausgeglichen und perfekt abgestimmt. Bei einigen Aufnahmen hörte ich sogar Töne, die mir nie zuvor aufgefallen waren („Was? Da ist ja noch ein Glockenspiel im rechten Hintergrund!“), und insbesondere Stimmen kommen fantastisch zur Geltung. Bei einem Tatort, den ich mit dem Kopfhörer auf dem iPad 4 ansah, hatte ich zweitweise das Gefühl, das Ermittlerduo Boerne und Thiel säße in meinem Kopf, so klar und direkt wurden die Sätze intoniert. Auch bei Chorälen von Tallis oder Palestrina saß ich beinahe wie ein Kaninchen in Schockstarre vor meinem iPad und konnte es nicht glauben, dass der Chor NICHT vor mir in meinem Wohnzimmer steht. Schöner kann man eine solche Musik nicht hören.

Differenzierung statt Wumms

Kleine klangliche Schwächen lassen sich beim Sennheiser Momentum meines Erachtens nach nur bei extrem basslastiger Musik, beispielsweise Hiphop, Rap oder Reggae, ausmachen. Hier fehlt ein wenig der für diese Genres übliche „Wumms“, den man aus dem Sennheiser nicht herauskitzeln zu vermag. Mit den Equilizer-Einstellungen auf iPhone, iPod oder iPad lässt sich das Klangbild allerdings noch etwas verändern, sofern man bestimmte Bereiche für zu dünn bemessen hält. Ich habe den Momentum allerdings so gut wie immer ohne Equilizer verwendet, um den natürlich gegebenen Klang nicht übermäßig zu verfälschen. Leider hält auch die bereits schon mehrfach von Nutzern empfohlene iPhone-App Amp von Audyssey (App Store-Link, 89 Cent), die das Klangbild eines Kopfhörers nochmals verbessern soll, die passenden Einstellungen für den Momentum trotz eines kürzlich erfolgten Updates noch nicht bereit.

Soll man ein Fazit für diesen nicht gerade günstigen Kopfhörer anführen, so fällt dieses aus meiner Sicht durchweg positiv aus. Der Momentum kann mit seiner hervorragenden Verarbeitung, einem ungewöhnlichen Retro-Design und einem großartigen, nicht zu übertriebenen Klang überzeugen. Empfehlen würde ich den Kopfhörer allerdings nicht für User, die primär basslastige Musikgenres hören oder als DJs arbeiten – dann wird man vielleicht enttäuscht werden. Der Momentum richtet sich dagegen eher an erfahrene Soundliebhaber mit Liebe zum Detail, die gerne auch mal Jazz und Klassik hören, und auf hochwertigen mobilen Musikgenuss nicht verzichten wollen.

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Kommentare 13 Antworten

  1. Hallo, wie ist der Kopfhörer klanglich im Vergleich zum Philips Fidelio X1?
    Den habe ich mir neulich gegönnt und er ist klanglich einfach ein Traum!

    1. Vergleichen lässt sich der Fidelio X1 mit dem Momentum sicherlich nicht direkt, da beide verschiedene Systeme nutzen. Aufgrund der offenen Bauweise des X1 würde ich aber davon ausgehen, dass selbiger über kräftigere Bässe verfügt als der Momentum. Sonst dürften sich beide auf einem gleich hohen Niveau bewegen.

      1. Ich kenne als Vergleich diese grauseligen Beats Kopfhörer, im Mediamarkt zum Preis von 380 EUR. Ein Soundbrei sondergleichen, hauptsache laut! Der X1 ist ja auch nur halboffen, die Bässe würde ich als warm und unaufdränglich bezeichnen.
        Die Mitten sind klar und verständlich, man hört Geräusche wie das anzupfen der Saiten oder das einatmen des Sängers in einem großen Detailreichtum. Bei den Höhen gibt’s keine Zischlaute und kein Quietschen. Man hört sogar die ganzen schlechten Produktionen mit pumpenden und quetschenden Kompressoren heraus.

  2. Komisch, mir hat Sennheiser ein Test-Gerät zur Verfügung gestellt … allerdings schon den neuen Momentum Black.
    Bin ihn gerade ausführlich am testen, mal sehen ob sich meine Erfahrungen mit Euren decken. Grüße vom MrOllium

    1. Betreibst du vllt ein Tonstudio statt einer auf Apps spezialisierten Seite?
      Wenn auch sehr unfangreich, aber Appgefahren kann doch eh nur subjektiv testen. Wäre zumindest meine Vermutung, sonst könnte sich ja jeder hans und franz melden um Geld zu sparen 🙂

      Und Im Straßenverkehr sind generell Kopfhörer, ob geschlossen, in ear oder sonstwas, zb beim Radfahrern sogar verboten. Ich seh täglich solche Leute und warte auf den Tag das mal einer Platt gefahren wird, denn manche Menschen lernen eh nie dazu oder nur durch Schmerz. ^^

  3. Also J & R Wasserfuhr sind auch meine Jazz-Stars.

    Der ultimative Test war aber immer „Charlotte“ von Booka Shade (auf „The Sun and Neon Light“):
    Feinste wabernde Sounds, klare Töne, sowie mittelstarke Bässe, die alle Lautsprecher herausfordern.

    Studnitzky ist auch herausfordernd.

  4. Ich hatte den Kopfhörer auch kurz bei mir im Test (nur einige Minuten).
    Klanglich kann ich den Test nur bestätigen. Da aber die Ohrmuscheln tatsächlich sehr klein sind, musste ich den Kopfhörer schweren Herzens zurückschicken. 🙁
    Wenn man den Kopfhörer viel unterwegs nutzt, mag die kleine Bauform von Vorteil sein. Ich wollte ihn aber zu Hause nutzen. Da ist eine ohrumschließende Muschel einfach bequemer als eine aufliegende.

    Ich hatte übrigens ein richtiges Schnäppchen gemacht, das anscheinend alle paar Wochen wiederkehrt (aber dann immer nur sehr kurz). Bei Amazon – Spanien gab es ihn für ~220€.

    http://www.amazon.it/gp/product/B009QV15DU/ref=as_li_ss_tl?ie=UTF8&camp=3370&creative=24114&creativeASIN=B009QV15DU&linkCode=as2&tag=meideait-21

    Gefunden habe ich das Angebot seinerzeit über http://www.mein-deal.com bzw. deren App.

    1. Der Link führt zu Amazon – Italien (dort gibt es ihn auch manchmal günstiger). Ich habe einfach im spanischen und italienischen Shop gesucht. Verschickt wurde übrigens dann aus Deutschland und war einen Tag nach der Bestellung bei mir zu Hause. 🙂
      Der Umtausch auf der spanischen Webseite gestaltete sich dann aber etwas aufwändiger. Ist aber auch für jemanden machbar, der kein Wort spanisch spricht.
      Jetzt hab ich gerade mal reingeschaut und es gibt ihn gerade heute wieder für 212€.
      Zufälle gibt es – glaubt einem kein Mensch.

      http://www.amazon.es/Sennheiser-Momentum-Auriculares-micr%C3%B3fono-integrado/dp/B009QV15DU/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1368556350&sr=8-1&keywords=momentum+sennheiser

  5. Bei 320 kbits/s hört keiner von euch beiden den Unterschied zur CD – auch auf einer wirklich guten Anlage nicht. Und: die Information wird bei 320 kbits /s nach unten nicht so beschnitten als das man keinen „Wumms“ mehr haben könnte – also was soll das getrolle … ?

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