Interaktives Kult-Hörspiel im Test: Die Drei ???

Damals, als ich noch jung war, hatten sich Die Drei ??? als Hörspiel noch nicht wirklich durchgesetzt. So war ich froh, dass die örtliche Bibliothek ein breites Repertoire an Buchmaterial der drei Detektive Justus, Peter und Bob bereit hielt. Heute ist natürlich alles anders – wer liest schon noch Bücher, wenn es doch Hörspiele gibt?

Die gesprochenen Geschichten der Drei ??? haben längst Kultstatus erreicht, selbst Erwachsene bekennen freimütig, diese auf dem Weg zur Arbeit oder vor dem Einschlafen zu hören. Nun ist es also auch im App Store soweit: mit „Die Drei ??? – House of Horrors“ (App Store-Link) erscheint der erste Titel für iPhone und iPod Touch. Für derzeit 9,99 Euro kann das interaktive Hörspiel geladen werden. Der Speicherplatzverbrauch ist dabei überraschend gering: Nur 71,1 MB müssen dafür freigeschaufelt werden.

Ist hier von einem interaktiven Hörspiel die Rede, werden sich bestimmt viele Nutzer fragen, wie dieses in der App umgesetzt wurde. Wer das Hörspiel „House of Horrors“ schon als CD-Version kennt, wird sicher auch sofort mit der App vertraut sein. Und zwar handelt es sich bei beiden Varianten um eine Mitmach-Möglichkeit: der Nutzer bzw. Hörer kann den drei Detektiven bei der Ermittlungsarbeit helfen und wichtige Entscheidungen mit beeinflussen. Insofern dürfte die App nicht nur für eingefleischte Fans der Drei Fragezeichen interessant sein, sondern auch für Kinder und Erwachsene, die einfach Lust bekommen haben, sich ein interaktives Hörspiel der drei Detektive anzuhören.

Doch bevor es soweit ist, empfängt den Käufer zunächst ein ansehnliches Hauptmenü, welches ganz in den Farben und dem Stil der Drei ??? gehalten ist. Neben der Möglichkeit, direkt ins Hörspiel einzusteigen, können auch noch die Einstellungsoptionen angesehen werden. So kann die Story- und Interaktionslautstärke individuell angepasst, oder auch eine Vibration bei Interaktionsanfragen hinzu- oder abgeschaltet werden. Letzteres kann allerdings auch getrost ignoriert werden, denn bei Interaktionen meldet sich auch immer eine weibliche Specherstimme, die fragt, welche Aktion Die Drei ??? ausführen sollen.

Zur Sound- und Storykulisse lässt sich nur positives vermelden: Ganz im üblich aufwändigen Drei-???-Stil bekommt der Hörer eine Kakophonie von Hintergrundgeräuschen geliefert, die sehr authentisch und vielfältig sind. Zur Handlung der Geschichte soll hier nicht viel gesagt werden, aber da Teile des Falles auf einem Jahrmarkt, insbesondere in einer Geisterbahn (das „House of Horrors“) spielen, hört man typische Geräusche: Zischen von Maschinen, kreischende Menschen, das entfernte Rattern einer Achterbahn… Hier wurde, wie bei eigentlich allen Die Drei ???-Hörspielen, mit Liebe zum Detail gearbeitet.

Wer nun jedoch ein gewöhnliches Hörspiel erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Wie schon oben erwähnt, wird bei diesem Fall der Zuhörer mit in das Geschehen einbezogen. Neben einer bildlichen Darstellung der gerade gesprochenen Szene auf dem Display tauchen alle 5-10 Minuten auf dem Screen des iPhones verschiedene Buttons auf, mit denen man die nächsten Entscheidungen der drei Detektive beeinflussen kann. „Sollen die Drei ??? die Frau befragen oder sie verfolgen?“, wäre eine dieser Entscheidungen. Die Entwickler haben zwar auch verschiedene Lösungswege eingeplant, jedoch kann es sein, dass man bei einer falschen Entscheidung ein „Unhappy End“ erlebt und der Fall damit ungelöst beendet wird. Durch diese verschlungenen Wege kann auch keine verlässliche Angabe zur gesamten Spieldauer des Hörspiels gegeben werden – sie variiert je nach eingeschlagenem Lösungsweg.

Immerhin ist es möglich, im späteren Verlauf der Geschichte zu früheren Kapiteln zurückzukehren, um dort bei Bedarf einen anderen Lösungsvorschlag auszuwählen. Gerade jedoch für Menschen, die dieses Hörspiel vor dem Einschlafen oder während der Autofahrt passiv genießen wollen, kann sich dieser Aspekt der Interaktion mit vorhandenen Sackgassen als negativ erweisen. Schön wäre es gewesen, eine Option anzubieten, in der das Hörspiel zusätzlich ohne jegliche Interaktion seitens des Hörers auf üblichem Wege angehört werden kann. Auf der anderen Seite bietet eine solche App einen Vorteil gegenüber der ‚normalen‘ CD- oder Download-Version, da sie das Anhören und Mitraten durch die ersichtliche Interaktion einfacher, übersichtlicher und generell origineller gestaltet.

Weiterhin sollt auch nicht unerwähnt bleiben, dass die App bislang noch kein AirPlay unterstützt – allerdings besteht ja noch Hoffnung, dass dieses in einer späteren Version mit einem Update möglich sein wird. Wir können uns vorstellen, dass eine solche App mit Interaktionsmöglichkeiten für den eingefleischten Die Drei ???-Fan auf jeden Fall einen Mehrwert zu einem gewöhnlichen Hörspiel bieten kann – wenn man sich für eine solche Variante begeistern kann. Diejenigen, die nur passiv zuhören wollen, könnten bei „House of Horrors“ enttäuscht werden, insbesondere bei dem doch eher im oberen Segment angesiedelten Kaufpreis.

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