Spotify: Über 180 Musiker fordern Verbot von Spracherkennungs-KI für Playlists

Stimmungen werden über Stimme des Nutzers erkannt

Zu Beginn dieses Jahres hat sich der Musikstreaming-Dienst Spotify (App Store-Link) ein Patent für eine Spracherkennungs-KI genehmigen lassen. Diese soll nach Angaben von Spotify in der Lage sein, unter anderem das Geschlecht, den Akzent, das Alter und die aktuelle Gefühlslage des Sprechenden herauszuhören und auch erkennen, wenn sich mehrere Personen im Raum befinden.

Mit diesen gesammelten Daten wäre es Spotify dann möglich, dem Nutzer eine entsprechend passende Playlist zu erstellen und anzubieten. Die bereits jetzt sehr gut funktionierende Engine für Empfehlungen könnte so nochmals verbessert werden. Allerdings stößt dieser Vorstoß Spotifys nicht unbedingt überall auf Begeisterung: Die Digitalrechtler von Access Now beispielsweise forderten schon im April in einem offenen Brief an Spotify-CEO Daniel Ek, diese Form der „Überwachungstechnologie“ sofort einzustellen. Spotify antwortete ebenfalls mit einem offenen Brief und erklärte darin, man würde die KI bisher in keinem Produkt zum Einsatz kommen lassen und habe dies gegenwärtig auch nicht vor. Ein kompletter Verzicht sieht leider anders aus.


Unterstützung von 180 Künstlern und Menschenrechtlern

Ähnlich hat dies wohl auch Access Now gesehen und sich in einem weiteren Brief an Spotify gewandt. Dieses Mal wiegt die Anklage deutlich schwerer, denn die Organisation hat sich die Mithilfe von insgesamt 180 Menschenrechtlern und Künstlern gesichert. Zudem wurde eine Website ins Leben gerufen, „Stop Spotify Surveillance“ (dt. „Stoppt die Spotify-Überwachung“), die eine offene Petition einschließt, die man weltweit unterzeichnen kann. Von Access Now heißt es im zweiten Brief an Spotify:

„Spotify behauptet, dass die Technologie unter anderem den ‚emotionalen Zustand, Geschlecht, Alter oder Akzent‘ erkennen kann, um Musik zu empfehlen. Diese Empfehlungstechnologie ist gefährlich, eine Verletzung der Privatsphäre und anderer Menschenrechte und sollte weder von Spotify noch von einem anderen Unternehmen eingesetzt werden.“

Access Now hält die Empfehlungstechnologie für gefährlich, da sie diskriminierend sei, die Privatsphäre und Datensicherheit verletze, die Ungleichheit in der Musikbranche verschärfe und emotional manipulativ sei. Die Organisation fordert Spotify auf, sich bis zum 18. Mai 2021 zu äußern und sich „öffentlich zu verpflichten, die Empfehlungstechnologie niemals zu verwenden, zu lizenzieren, zu verkaufen oder zu monetarisieren.“ Man darf gespannt sein, wie Spotify auf diesen Vorstoß reagiert.

‎Spotify - Musik und Playlists
‎Spotify - Musik und Playlists
Entwickler: Spotify Ltd.
Preis: Kostenlos+
Hinweis: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Bei Käufen über diese Links erhalten wir eine Provision, mit dem wir diesen Blog finanzieren. Der Kaufpreis bleibt für euch unverändert.

Anzeige

Kommentare 14 Antworten

  1. Ironie an: Irgendwann verweigert mir mein Kühlschrank dann wg. meiner Vitalwerte den Zugriff auf gewisse Produkte. :Ironie aus
    Schöne neue Welt.

    1. Gar keine schlechte Idee 😉
      Lässt sich übrigens sehr lukrativ vermarkten, wenn du die Stundensätze von privaten Diätologen und Trainern ansiehst.

  2. Es wird doch keiner gezwungen Spotify zu installieren, außerdem würde es sicher eine Option geben diese Möglichkeit der Spracherkennung zu deaktivieren.

    1. Und wenn es diesen Schalter (Button) gibt, ist er dann auch mit dieser Funktion verbunden? Oder ist das dann nur ein Dummy?

  3. Spotify gibt einem immer mehr von dem, was man schon hat/ kennt. Für Superhitradiohörer mag das funktionieren.

    Allerdings geht nichts über eine Musikredaktion und kuratierte Inhalte von echten Menschen. Manchmal muss man eben herausgefordert, konfrontiert oder vor den Kopf gestoßen werden. Die KI macht es einem bequem, sodass der Kopf bequem wird.

    1. Ich finde man wird nicht bequem sondern Dumm, um es mal ganz klar zu sagen jeder der was neues entdecken möchte ist bei Freunden und Bekannten besser aufgehoben als eine KI die immer das selbe bereithält

      1. Serdar Somuncu und sein Redakteur Jürgen König haben sich letzten Sonntag in ihrer Sendung bei radioeins (rbb) gegenseitig Lieblingslieder vorgespielt und darüber geredet (Link zum Podcast ist leider zu lang). Das ist wahrscheinlich ungefähr das, was du meinst.

        Auf dem Sendeplatz sendeten vorher Böhmermann und Schulz bevor die Spotify weggekauft hat (Fest und Flauschig). Vielleicht sollte Spotify nach Böhmermann und Schulz lieber auch in Somuncu und König investieren. Bereichert bestimmt mehr das Programm als die KI.

    2. Man kann ja trotzdem mitdenken.
      Ich höre mir eigentlich immer meine Playlist der Woche an. Da sind mal mehr, mal weniger attraktive Titel bei. Interessant wird es aber, wenn man z. B. Remixe oder Kollas hat und sich den Mixer oder den Kollaborateur einzeln anhört. Ich finde da oft tolle Sachen, die mir vorher unbekannt waren.
      Ach und…die Standard-Chart-Mucke läuft bei mir nie.

  4. Genau deswegen will ich auch nicht mit einer App sprechen sondern nur mit Siri. Dadurch bekommt die App nur gefilterte Daten.
    Es ist immer das gleiche Problem: die Hersteller wollen möglichst nah am Kunden dran sein. Die Hersteller wollen eine App haben oder im Browser ( also auf dem Client) Code ausführen, die Location bestimmen, Pop-ups anzeigen…
    Wir müssen in eine Welt kommen, in der der User die Hardware beherrscht und die Software, und die „Server“ können einem gerne die Daten schicken, die man angefordert hat. Nicht mehr und nicht weniger.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Copyright © 2024 appgefahren.de