Mittlerweile habe ich diverse Balkonkraftwerke mit Speicher getestet, unter anderem von Anker und EcoFlow. Zusammen mit meinen netten Nachbarn, ich hatte sie gestern schon erwähnt, habe ich aber noch etwas freie Dachfläche und eine Außensteckdose ausfindig machen können. Zusammen mit ihnen habe ich in den letzten Wochen das Zendure SolarFlow Hyper Balkonkraftwerk-System getestet und möchte heute die gesammelten Erfahrungen mit euch teilen.
Pro
- einfache Installation
- AC-Aufladung möglich
- wetterfestes Design
Kontra
- App teilweise unübersichtlich
- nur 2 MPPT
- Preis etwas hoch
Die Funktionsweise von Hyper 2000 ist schnell erklärt
Zendure war im vergangenen Jahr einer der ersten Hersteller, die ein Balkonkraftwerk-System mit Speicher auf den Markt gebracht haben. Damals noch mit einem externen Wechselrichter und einem PV-Hub. Bei Hyper 2000, das quasi die zweite Generation darstellt, sind alle wichtigen Bausteine im Kopfgerät integriert.
Die Funktionsweise ist schnell erklärt: Während ein einfaches Balkonkraftwerk sämtliche Solarleistung gedeckelt auf ein Maximum von 800 Watt in das Hausnetz einspeist, kann ein Balkonkraftwerk mit Speicher deutlich effizienter arbeiten. Es wird nämlich nur ein Teil der eingehenden Leistung ins Hausnetz gespeist, mit dem Rest wird der Speicher aufgeladen. Sobald die Sonne vom Himmel verschwindet, kann die im Speicher gesammelte Energie genutzt werden.
Der große Vorteil: Die gesamte Anlage kann von euch selbst installiert und in Betrieb genommen werden, es ist nicht unbedingt eine Fachkraft erforderlich. Voraussetzung für den Hyper 2000 sind nur die passenden Solarmodule.
Flexibel oder starr: Die richtigen Solarmodule
Da so ein Balkonkraftwerk sich irgendwann auch rechnen soll, gibt es auf die Frage nach den richtigen Solarmodulen aktuell im Prinzip nur eine Antwort: Kauft euch starre Module. Die bekommt ihr lokal und sogar im Internet bereits für unter 100 Euro. Die Leistung pro Modul liegt üblicherweise bei 400 bis 450 Watt. Bei uns auf dem Flachdach ist der Aufbau keine große Hürde, passende Halterungen gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Wir haben bei uns das Montagesystem Solarstell im Einsatz.
Falls bei euch starre Module keine Option sind, gibt es auch von Zendure flexible Solarmodule. Diese sind deutlich einfacher und lassen sich biegen, selbst an runden Balkonbrüstungen können sie einfach montiert werden. Allerdings: Die flexiblen Module sind aktuell noch unfassbar teuer, weniger langlebig und auch nicht ganz so leistungsstark. Aus meiner Sicht sind sie die allerletzte Option.
Inbetriebnahme des Hyper 2000 ist ein Kinderspiel
Sobald die Solarmodule installiert sind, ist bereits ein Großteil der notwendigen Arbeit getan. Der Aufbau des Zendure SolarFlow Hyper 2000 zusammen mit den Zusatz-Akkus von Zendure ist jedenfalls keine große Herausforderung. Die einzelnen Bausteine werden einfach gestapelt und schon kann es auch losgehen.
Nur an einer Stelle müsst ihr sorgfältig sein: Die bis zu acht PV-Kabel müssen in den richtigen Pärchen an die Anschlüsse des Hyper 2000 angeschlossen werden. Anschließend wird dann noch der AC-Stecker des Hyper 2000 in die nächste Außensteckdose gesteckt und schon kann es losgehen.
Der Betrieb im Außenbereich ist übrigens kein Problem. Hyper 2000 und die Akkus sind wassergeschützt und verfügen zudem über eine integrierte Heizung. Bei Minus-Temperaturen und sonnigen Wintertagen kann ein kleiner Teil der Solarenergie genutzt werden, um die Akkus im richtigen Temperaturfenster zu halten.
Mit einem Shelly Smart Meter wird das Balkonkraftwerk noch smarter
Von Haus aus stellt ihr in der Zendure-App die gewünschte Ausgangsleistung ein, um beispielsweise den Grundbedarf eures Haushalts von 250 Watt zu decken. Mit Zeitplänen könnt ihr dann noch, etwa in den Abendstunden, die Ausgangsleistung bis auf 800 Watt erhöhen.
Richtig smart wird so ein Balkonkraftwerk aber erst, wenn ein Smart Meter im Spiel ist. Zendure gehörte zu den ersten Herstellern, die eine Integration von Shelly-Geräten angeboten haben. Mein Nachbar hat dafür den Shelly Pro 3EM im Einsatz, der den Hausbedarf misst und innerhalb von wenigen Sekunden die Ausgangsleistung des Hyper 2000 anpasst. So wird immer nur so viel Strom ins Hausnetz gespeist, wie auch selbst verbraucht wird. Natürlich auch hier maximal mit bis zu 800 Watt.
Falls ihr keinen Smart Meter installieren lassen könnt, können alternativ Smart Plugs an einzelnen großen Verbrauchern mit einem schwankenden Bedarf angeschlossen werden. Hier bieten sich beispielsweise Kühlschrank, Waschmaschine, Spülmaschine, TV-Setup oder der Gaming-PC vom Nachwuchs an.
Die Zendure-App ist nicht mein Freund geworden
Sämtliche Einstellungen und Integrationen werden über die Zendure-App vorgenommen. Das hat selbst ohne große Vorkenntnisse recht gut funktioniert, allerdings sehe ich auf der App-Seite viel verschenktes Potenzial. Es sind immer wieder unnötig viele Schritte erforderlich, um die gewünschten Daten abzurufen.
Es geht schon beim Start der App los. Nach dem Öffnen sieht man zunächst eine Geräteliste und den aktuellen Ladestand des Akkus, nicht aber die aktuelle PV-Leistung und den Hausverbrauch. Dazu muss man erst einmal auf die Kachel des Hyper 2000 tippen.
Und in der Hauptansicht wird es dann richtig wild. Die PV-Module, quasi die Eingangsleistung des ganzen Systems, sind in der App mit „Ausgang“ beschriftet. Das kleine Haus-Icon, das die ins Hausnetz eingespeiste Leistung anzeigt, ist mit „Verbraucht“ betitelt. Und dann ist da zusätzlich noch der „Ausgang“ mit einem Strommast, der allerdings nur Eingangsleistung anzeigt, wenn ein Ladevorgang aus dem Stromnetz gestartet wird.
Es geht aber noch weiter. Die Graphen im Statistik-Bereich sind bunt gemischt und um hier den Ertrag vom Vortag zu sehen, sind fünf Aktionen notwendig. Das hätte man auch einfach mit einer Wischgeste lösen können. Es ist alles irgendwie nicht ganz übersichtlich gestaltet.
Kann Zendure mit der Leistung des Hyper 2000 überzeugen?
Letztlich kommt es aber nicht unbedingt auf die Optik an, sondern viel eher auf die Leistung. Und hier ist Zendure mit dem Hyper 2000 sehr gut aufgestellt. Die maximale Solarleistung wird vom Hersteller mit 2.400 Watt angegeben, für den MPPT gibt Zendure 1.800 Watt an. Hier bewegt man sich also rund um die 2.000 Watt, die vom Gesetzgeber vorgesehen sind.
Ein großer Vorteil ist es natürlich, dass kompliziert bis zu vier Solarmodule mit jeweils 350 – 600 Watt (maximal 55 Volt) angeschlossen werden können. Das sorgt gerade bei gutem Wetter dafür, dass man locker über 800 Watt Eingangsleistung schafft.
Allerdings: Es sind nicht vier einzelne, sondern nur zwei MPP-Tracker verbaut. Ihr solltet also tunlichst darauf achten, dass die zwei Solarmodule an einem MPPT gleich ausgerichtet und am besten nicht zum Teil verschattet werden. Fällt aufgrund von Schatten die Leistung eines Moduls ab, wird auch das zweite Modul herunter geregelt – selbst wenn es noch in der prallen Sonne steht.
Ich denke, dass hier noch ein wenig Leistung verschenkt wird, insbesondere wenn die Ausrichtung der Module nicht ganz optimal ist. Unser Testaufbau hat es an sonnigen Tagen im August auf 8 bis 9 Kilowattstunden Solarertrag geschafft. Das sind rund 10-15 Prozent weniger, als bei einem vergleichbaren Setup mit der Anker Solix Solarbank 2 Pro, die über vier MPPT verfügt.
- 【AC-gekoppelte Energiespeicherlösung】In einem einphasigen Stromkreis kann die Phase, in der Hyper 2000 installiert ist, durch die...
- 【Hybrid-Mikrowechselrichter】Hyper 2000 verfügt über ein Alles in einem Design, das einen Hub (intelligente Steuereinheit) und einen...
Zendure hat ein anderes Ass im Ärmel
Im Vergleich zum Pro-System von Anker hat Zendure aber noch ein Ass im Ärmel. Hyper 2000 kann die angeschlossenen Akkus über die AC-Steckdose auch aufladen. Das ist vor allem dann interessant, wenn ihr einen dynamischen Stromtarif habt und mal nicht die Sonne scheint. Zendure arbeitet hier sogar schon mit den ersten Anbietern zusammen, leider konnten wir eine automatisierte Lösung noch nicht selbst testen.
Aber vielleicht habt ihr ja auch einen Stromtarif, der euch beispielsweise in der Nacht besonders günstigen Strom bietet. Dann könnt ihr in der Zendure-App ganz einfach automatisierte Zeitpläne erstellen und die Akkus mit dem günstigen Strom aufladen. Das dürfte vor allem in der dunklen Jahreszeit eine einfache Ersparnis ermöglichen.
Das Baukasten-Prinzip gefällt mir gut
Insgesamt als positiv bewertet sich die Modularität des Zendure-Systems. Alle wichtigsten technischen Elememte sind um Hyper 2000 Kopfmodul integriert. Im Gegensatz zu Anker sind alle Akkus separat. Wenn hier also mal eins von beiden kaputt gehen sollte, muss auch nur dieses Einzelteil ersetzt werden.
Auch die Erweiterung um zusätzliche Akku-Bausteine ist absolut kein Problem. Zudem arbeitet Zendure an weiterem Zubehör, mit dem Ace 1500 ist eine „Powerstation“-Lösung bereits erhältlich. Zudem soll es in Zukunft einen Stromausgang gegen, damit die Energie aus den Akkus auch bei einem Stromausfall einfach weiter genutzt werden kann.
Zendure hat mit Hyper 2000 einen großen Schritt gemacht
Mit dem Zendure SolarFlow Hyper 2000 hat der Hersteller im Vergleich zum vorherigen PV-Hub, der einen externen Wechselrichter benötigte, mit einem All-in-One-System einen großen Schritt nach vorne gemacht. Nun sollte unbedingt noch an der Software gearbeitet werden, hier würde ich mir ein übersichtlicheres Design wünschen.
Da nur zwei statt vier MPPT verbaut sind, verschenkt das System meiner Meinung nach etwas Leistung. Preislich liegt man für ein Starter-Set mit Hyper 2000 und 2 Kilowattstunden Akku bei derzeit 1.398 Euro, damit bewegt sich Zendure im Mittelfeld.
Neben der modularen Bauweise hat Hyper 2000 für mich einen großen Vorteil: Die Akkus können mit bis zu 1.200 Watt aus dem Stromnetz aufgeladen werden. Im Zusammenspiel mit einem dynamischen Stromtarif oder einem günstigen „Nachttarif“ gibt es so zusätzliche Möglichkeiten für Ersparnisse.
Wer auf die AC Ladung (erstmal) verzichten kann, kann getrost einen Solarhub 2000 + die entsprechenden Akkus (AB1000 oder AB2000) nehmen. So spart man sich direkt mal eben 400€.
Der HUB kostet bei Zendure aktuell 299€, der AB2000 699€.
Den Akku gibts des öfteren irgendwo im Angebot.
Man hat dann zwar nicht alles so schick zusammen wie mit dem Hyper, aber in der Garage kann man es einfach an die Wand schrauben.
Will man nun noch eine Steckdose als Notstromlösung oder Powerbank für unterwegs haben und/oder AC laden, kauft man sich einfach das ACE1500 (399€). Das kann auch irgendwann sein.
Zumindest ein Teil der Ersparnis geht dann aber noch für einen Wechselrichter drauf, den braucht man ja beim Solarhub 2000 noch extra. Ansonsten natürlich richtig.
Was beim Ace etwas doof ist, das Ding ist nicht wetterfest. Kann also nicht dauerhaft verwendet werden, wenn die Akkus draußen stehen.