Messenger-Projekt Heml.is: Schwedisches Start-Up setzt auf Sicherheit und Design

Spätestens seit den Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden rücken Themen wie Privatsphäre und Abhörsicherheit wieder in den Vordergrund – genau dort setzt das Heml.is-Projekt an.

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Die Überwachung durch ausländische Geheimdienste, allen voran der amerikanischen NSA und ihrem Programm PRISM, ruft neue Zweifel beim gemeinen Nutzer von Online-Diensten hervor. Während es einigen weiterhin schlichtweg egal ist, ob Nachrichten und andere Informationen abgehört, gesammelt und analysiert werden, haben aktuelle Vorfälle zu einem neuen Verlangen nach Datenschutz und Privatsphäre geführt. Auch wenn nur kurze Urlaubsgrüße per Mail an die Eltern oder ein Gutenachtkuss per WhatsApp an den Liebsten geschickt werden – mitlesen sollten weder andere Menschen noch weltweite Geheimdienste.


Diesem Problem haben sich drei Entwickler aus Schweden gewidmet. Das Team um Peter Sunde, Mitbegründer des Microdonation-Portals Flattr und Torrent-Trackers Pirate Bay, arbeitet derzeit an einem sicheren Messenger, der schon bald im App Store und bei Google Play veröffentlicht werden soll. Über ein Crowdfunding-Projekt ist der Messenger Heml.is bereits nach drei Tagen zu 150% finanziert worden – ein Beweis für die gestiegene Sensibilität in Bezug auf private Kommunikation.

Der ungewöhnliche Name des Messengers, Heml.is, eine Verschmelzung des schwedischen Wortes „hemlis“, Geheimnis, und der isländischen Toplevel-Domain .is. Die nordische Insel im Atlantik ist schon seit Jahren für seinen Fokus auf Datenschutz bekannt. Diesem Thema soll sich Heml.is mit einer End-to-End-Verschlüsselung annehmen, bei der ausschließlich der Empfänger über einen sogenannten Private Key die zuvor vom Absender verschlüsselte Nachricht öffnen kann. Basierend auf Open Source-Protokollen wie XMPP mit PGP soll die Privatsphäre des neuen Instant Messaging-Dienstes gewährleistet werden. Das Verschlüsselungs-Tool PGP („Pretty Good Privacy“, dt. „Ziemlich gute Privatsphäre“) kommt aufgrund seiner Komplexität bislang vermehrt beim E-Mail-Versand zum Einsatz. Auch der ausschließliche Einsatz eigener Server wird zusätzlich zur Sicherheit beitragen.

Basisversion von Heml.is wird kostenlos sein

Finanzieren soll sich Heml.is nach Veröffentlichung über In-App-Käufe, die optional zur Freischaltung von Zusatzfeatures, beispielsweise dem Verschicken von Videos, getätigt werden können. Der Download der App selbst wird nach Angaben der Entwickler kostenfrei sein und den reinen Nachrichtenversand beinhalten. Wie genau die Preisstruktur aussehen wird, und ob es ein Abo-Modell für Zusatzfunktionen geben wird, ist bislang noch nicht bekannt. Die Developer berichten auf ihrer Website lediglich, dass „ein kleiner Beitrag (über In-App-Kauf) erhoben wird, um bestimmte Funktionen freizuschalten. Welche das sein werden, wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Wir werden jedoch zu keinem Zeitpunkt Werbung einbinden oder Nutzerdaten veräußern, um die App zu finanzieren“.

Neben dem vorherrschenden Sicherheitsmerkmal soll Heml.is aber auch der design-verwöhnten Apple-Nutzerschaft durch ästhetische Charakteristika gefallen. Der Messenger, von dem bislang im Internet einige Screenshots existieren, lehnt sich ganz eindeutig am minimalistischen neuen iOS 7-Design an, und bietet somit einige Vorzüge gegenüber anderen, bereits im App Store vertretenen Konkurrenten. Das UI von WhatsApp (App Store-Link) oder auch Threema (App Store-Link), letzteres ebenfalls mit einer End-to-End-Verschlüsselung, wirkt im Vergleich zu Heml.is nahezu altbacken und wie aus einer anderen Zeitspanne entsprungen.

Letztendlich bleibt es jedoch abzuwarten, ob sich der bald im App Store erscheinende neue Messenger gegen Platzhirsche wie WhatsApp durchsetzen kann. Sicherheits- und design-technisch hat das schwedische Start-Up auf jeden Fall eine Duftmarke gesetzt, die es nicht zu unterschätzen gilt. Auch der kostenlose Download könnte eine Menge Nutzer dazu bewegen, die Alternative auszuprobieren. Letztendlich verfolgt aber jeder Instant Messenger ein primäres Ziel: Plattformübergreifend mit Freunden, Kollegen und Familie in Kontakt zu treten. Ob sich Heml.is in diesem Bereich durchsetzen kann und ganze Freundeskreise und Familen auf dieses zugegebenermaßen vielversprechende Projekt umsteigen, muss die Zukunft zeigen. Auch bei der Kommunikation ist und bleibt der Mensch ein Gewohnheitstier.

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Kommentare 19 Antworten

    1. Ja, und öfter zu Sicherheitslücken neigend…. Habe ich gelöscht und Threema installiert. Bin gespannt aus den neuen Messenger.

  1. Ganz schön viele Vorschusslorbeeren für eine App, für die es bislang nur ein Konzept und ein paar Designideen gibt. Erstmal abwarten, was am Ende daraus wird.

  2. Ich denke, mit gehörig Werbung kann sowas funktionieren. Klar ist es problematisch, Altbewährtes vom Thron zu stoßen aber Apples Aufholjagd ab 2005 ist auch nicht zu verachten.

  3. Freut mich, dass jetzt soviele Messenger mit Verschlüsselung angeboten werden. Aber ich konnte bisher noch nicht mal meinen Freundeskreis von Threema überzeugen. Viele neue Messenger werden eher dafür sorgen, dass alle bei WhatsApp bleiben, da keiner der neuen genug Leute anzieht. Genau wie bei Social Networks

  4. Ich schätze mal, der bekommt kein positives Screening, falls der wirklich sicher sein sollte (also eine eigene Verschüsselung implementiert hat). D.h. das wird’s nur für Android geben.

  5. Genau so einen Messenger gibt es schon: http://www.threema.ch. Es fehlen zwar noch Features wie Gruppenchat und MultiDevice, aber der Rest läuft schon super.

    Sehe gerade, dass Threema schon im Text erwähnt ist. Da hätte ich etwas mehr Vergleich mit der Planung von Heml.is erwartet …

  6. ohh, ein neuer Messenger, wie toll „ironie aus“

    wieder ein trittbrettfahrer der die gunst der [snowden]stunde nutzt…
    WA ist zu groß und zu populär,
    mal von sicherheit & end2end de-/encryption abgesehn…

    der wird genauso sein dasein fristen wie die anderen Messi`s auch…

  7. Ich glaube kaum, dass ein 3-köpfiges – bisher unbekanntes – Entwicklerteam eine derart gute Verschlüsselung für einen Messenger anbieten kann, welche die amerikanischen Geheimdienste aufhalten könnte.

  8. Sieht sehr interessant aus, ich nutze zum Teil auch Threema, leider hat der Großteil meines Bekannten- und Freundeskreises nur whatsapp.

    Im Zuge der ständig schlimmeren Stasi Methoden unserer und auch anderer Regierungen, sollte man es ihnen so schwer wie möglich machen, wenn die schon jeden Mist mitlesen wollen.

  9. Also ich hoffe, dass sich eins von diesen neuen Messengern durchsetzen wird. Das Problem ist wenn alle auf diesen zug aufspringen von wegen „alles sicher“ dann muss man wieder 2-3 messenger installieren um wirklich mit allen chatten zu können. Kim Schmitz will ja einen ähnlichen Dienst starten und sogar Emails verschlüsseln.

  10. Whatsapp ist SO populär, weil es den Menschen in Deutschland schlichtweg egal ist, wer mithört, mitliest oder was mit ihren Daten passiert! Schade das die Deutschen ist vielen Dingen eine „Scheissegal Mentalität“ entwickelt haben. Speziell im Bezug aufs Internet!

    1. Stimmt doch gar nicht, mach mal die Augen auf^^ Selbst in den Medien und der Politik. Also keine Ahnung wovon du redest!

      Mir ist es aber persönlich ziemlich schnuppe solangs nur der Geheimdienst liest.

  11. Das Interesse an einem sicheren Messenger scheint groß zu sein, aber der Mensch ist eben auch ein Gewöhnungstier. Bleibt abzuwarten, ob sich Heml.is durchsetzen wird.
    In der Zwischenzeit kann man sich die App „yuilop“ ruhig mal näher anschauen, da werden alle Konversationen verschlüsselt. Das gute daran: Kontakte müssen nicht zwangsläufig die App haben, um Nachrichten erhalten zu können.

  12. ne nee, das ist nicht “Scheissegal Mentalität” das ist “Meckern Mentalität” !

    es ist zu 99% der user bewußt, das daten mitgelesen usw. werden können/könnten,
    aber sie meckern erst wenn es zu spät ist obwohl sie es schon längst wissen
    und trotzdem private/peinliche daten posten
    und erst wenn jemand (sei es Medien usw.) etwas publik machen,
    dann erst wird gemeckert/gejammert…

    man könnte es auch zwanghafter Gruppenzwang nennen !
    die haben ja sonst nichts zu tun,

    das ist wie beim Einkaufen morgens an der Kasse,
    renter jammern auf hohen niveau das die kassen zu langsam sind,
    sobald sie dran sind werden dann erstmal geschichten von früher erzählt
    und die kasse blockiert… ;-P

    wer rechtschreib/ grammatikfehler findet, darf sie gerne behalten/sammeln
    und bei R3WE und Co. einlösen…

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