Sonos: Google erlaubt keine zwei Sprachassistenten nebeneinander

Projekt "Concurrency" wurde auf Eis gelegt

Der bekannte Multiroom-System-Hersteller Sonos arbeitete an einem Projekt namens „Concurrency“, das es erlauben sollte, mehrere Sprachassistenten mit den eigenen Produkten nutzbar zu machen. Wie nun ein neuer und sehr lesenswerter Artikel der Washington Post aufzeigt, musste das Unternehmen diese Pläne aber auf Eis legen, da sich Google quer gestellt habe.

Der Bericht mit dem Titel „Wie das Big Tech-Monopol intelligente Lautsprecher dümmer macht“ erklärt, dass man sich bei der Einrichtung eines Smart Homes zwangsläufig für eines der großen Systeme der Tech-Giganten zu entscheiden habe. „Wird es ein Alexa-, Google Assistant- oder Siri-Haushalt?“, fragt sich Redakteur Geoffrey A. Fowler. Man müsse sich für „einen vertikal integrierten Megakonzern, der dein Haus verwaltet, Daten über dein Leben sammelt, entscheidet, wo du einkaufen gehst und laufende Gebühren einstreicht“, entscheiden.


Fowler kritisiert, dass die anhaltende Monopolstellung der drei großen Tech-Konzerne Apple, Amazon und Google das Smart Home verdummen lassen. „Ihre monopolistische Denkweise macht dein Zuhause komplizierter, lässt dir weniger Auswahl und weniger Privatsphäre und hat bereits zu weniger leistungsfähigen intelligenten Lautsprechern geführt“, so seine Aussage.

Obwohl alle drei Unternehmen Stellungnahmen abgaben, den Smart Home-Markt offener und nutzerfreundlicher gestalten zu wollen und sich erst kürzlich zusammen mit anderen Herstellern zur Connectivity Standards Alliance, nun unter dem Projektnamen „Matter“ bekannt, zusammengeschlossen haben, bleibt die Nutzung eines Sprachassistenten nach wie vor einer einzigen Stimme bzw. einem einzigen Konzern vorbehalten.

Interoperabilität bei Sprachassistenten: Ohne Apple und Google

Sonos, einer der Marktführer für Audio-Multiroom-Produkte, versuchte bereits im Jahr 2018, einen Smart Speaker zu entwickeln, mit dem sich mit verschiedenen Sprachassistenten sprechen ließ. Die Weiterentwicklung wurde von Google eingestampft. Die Technologie dahinter wurde von Sonos als „Concurrency“ bezeichnet und erlaubte es, sowohl den Google Assistant als auch Amazons Alexa zusammen auf einem Sonos One-Lautsprecher zu verwenden. Mit dieser Technologie wäre man in der Lage gewesen, die beiden Sprachassistenten nebeneinander für die jeweils besten Aufgabenzwecke zu verwenden.

„Sonos bietet heute Lautsprecher an, bei denen man zwischen Alexa und Google wählen kann, aber es kann immer nur einer funktionieren – man muss einen deaktivieren, bevor man den anderen nutzen kann. In der Concurrency-Demo musste man für die Kommunikation mit beiden Lautsprechern nur ihre Namen sagen.“

Google lehnte es seinerzeit ab, dass Sonos das fertige Produkt auf den Markt bringen konnte, da Googles Vertriebsvereinbarung besage, dass sein Assistent als einzige universelle KI fungieren müsse. „Google hat unsere Einladung, unsere Concurrency-Technologie zu demonstrieren, wiederholt abgelehnt“, sagte Eddie Lazarus, General Counsel von Sonos, in einem Interview mit der Washington Post. Googles Sprecher Jose Castaneda hingegen spricht in diesem Zusammenhang von „missverständlichen Statements“ und erklärt, dass „Interoperabilität für uns weiterhin Priorität haben wird, aber wir wollen auch sicherstellen, dass die Nutzer unsere Produkte positiv erleben und dass wir ihre Privatsphäre schützen.“ Interessant, wie ein sonst an Datensammelwut kaum zu überbietender Konzern wie Google plötzlich an der Privatsphäre der User interessiert ist, wenn man befürchtet, die alleinige Kontrolle über Nutzerdaten zu verlieren.

In der Vergangenheit wurden bereits Versuche gemacht, die Vernetzung von Sprachassistenten voranzutreiben. Mehr als 90 Unternehmen, darunter auch Amazon und Sonos, haben ein Voice Interoperability Consortium gegründet, um sich für mehrere KI-basierte Sprachassistenten auf Geräten einzusetzen. Nicht mit an Bord: Apple und Google. Es bleibt abzuwarten, ob sich die drei großen Anbieter von Sprachassistenten in Zukunft auf ein offeneres System einigen können – oder ob man lieber selbst der einzige Profiteur in einem geschlossenen, und dafür dümmeren Smart Home-System bleiben möchte.

Hinweis: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Bei Käufen über diese Links erhalten wir eine Provision, mit dem wir diesen Blog finanzieren. Der Kaufpreis bleibt für euch unverändert.

Anzeige

Kommentare 8 Antworten

    1. Alexa läuft nur solange gut bis neue Geräte auf den Markt kommen. Dann wird das alte immer „schwerhörig“. Aber alexa an sich ist halt von den 3en der beste Assistent… Leider.

      1. Kann ich leider nicht bestätigen.
        Hatte lange Alex, hatte aber immer Probleme beim Steuern vom SmartHome.
        Unter anderem da ich 3 HUE Bridges im Einsatz habe.
        Musik lief auch nicht zuverlässig.
        Teilweise ging sie in anderen Räumen an als ich es angefordert habe.
        Bin auf Siri geswitched.
        Die Steuerung des SmartHome funktioniert mit Siri und HomeKit besser.
        Ja, auch hier gibt es hin und wieder Probleme (öfter mal nach Updates).

  1. In Punkto Datenschutz vertraue ich weder Amazon noch Google. Mit den Skills ist Alexa von allen leider die flexibelste. Aber während bei Alexa und Google jeder Steuerbefehl übers Internet gebrüllt wird (ok, streng genommen bei Siri auch… zumindest zwischen HomePod und Apple Server), habe ich bei HomeKit aber wenigstens die Option manuell, ohne Internetanbindung über die HomeApp mein Smarthome zu steuern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Copyright © 2024 appgefahren.de