Clubhouse: Der große Hype um die neue Audio-Community

Datenschützer sind alarmiert

Wer in diesen Tagen die Gratis-Charts des App Stores aufruft, wird erstaunt sein, nicht etwa den Messenger Signal (App Store-Link) auf Platz 1 zu finden, sondern eine App namens Clubhouse (App Store-Link). Der Name geisterte in der vergangenen Woche zigfach durch die Medien – was steckt dahinter?

Clubhouse ist ein soziales Netzwerk, das rein auf Audio-Inhalten basiert. Nutzer können live Redebeiträge in sogenannten „Rooms“ senden, andere User können als Zuhörer dabei sein und über Moderatoren sogar an der Unterhaltung teilnehmen. Ein wenig wie eine Mischung aus Twitch, einem Live-Podcast und einer virtuellen Podiumsdiskussion also. Likes verteilen oder kommentieren ist bei Clubhouse allerdings nicht möglich, hier dreht sich alles um Audioformate.


Das Besondere bei Clubhouse ist jedoch die künstliche Verknappung: Wer dem Netzwerk beitreten möchte, ist aktuell auf eine Einladung eines bestehenden Mitglieds angewiesen. Zudem ist die Anwendung bisher nur für iOS-Nutzer verfügbar, Besitzer eines Android-Smartphones schauen bisher komplett in die Röhre. So wird gleich vom Start weg ein Image einer elitären Nutzerschaft aufgebaut – und der Hype nimmt seinen Lauf. Mittlerweile werden Einladungscodes für die Plattform sogar bei eBay zum Kauf angeboten. Die Entwickler erklären auf ihrer Website, dass sich Clubhouse derzeit noch in einer privaten Betaphase befinde und man die Nutzerschaft nach und nach erweitern wolle, um eine Überlastung zu verhindern.

Wer bei Clubhouse einen Redebeitrag senden möchte, öffnet einen öffentlichen oder privaten Raum und legt fest, welche Teilnehmer sich am Gespräch beteiligen oder nur zuhören dürfen. Wie bei einer Podiumsdiskussion ist es auch möglich, virtuell die Hand heben zu können, um eine Wortmeldung anzukündigen. Aktuell gibt es allerdings noch vermehrt Vorträge mit wenig Interaktionsmöglichkeiten. In sogenannten „Clubs“ lassen sich in der Suche der App Gleichgesinnte zu verschiedensten Themen finden, sei es NBA-Basketball oder Gründerinnen von StartUps. Auch bekannte deutsche Redner sind bei Clubhouse vertreten, darunter FDP-Politiker Christian Lindner oder Umweltaktivistin Luisa Neubauer. Gegenwärtig tummeln sich dort vor allem Influencer und Personen aus den Bereichen Politik, Medien und Marketing.

Ohne Adressbuch-Zugriff und Telefonnummer geht gar nichts

Wer derzeit der Clubhouse-Community beitreten möchte, kann lediglich seinen Nutzernamen reservieren und ist ansonsten auf den Einladungscode eines bestehenden Mitglieds angewiesen. Letztere haben die Möglichkeit, jeweils zwei Codes an Interessierte weiterzugeben. Durch diese künstliche Verknappung wird auch über das Klientel der App, die oft über eine große Reichweite in sozialen Medien verfügen, ein Run auf Clubhouse kreiert, der eng mit dem Thema „Fear of missing out“ (FOMO) verknüpft ist – der Angst, etwas Wichtiges zu verpassen.

Wer genauer hinschaut, wird entdecken, dass Clubhouse auch in datenschutzrechtlicher Hinsicht nicht unbedingt ein gutes Beispiel abgibt. Zum einen lässt sich im Profil eines Users einsehen, welche Person sie in die App eingeladen hat, „ein seltsamer Mix auf Pseudotransparenz und sozialer Kontrolle“, wie Spiegel Online dieses Vorgehen treffend beschreibt. Und auch bei der Anmeldung ist zwingend die eigene Mobilfunknummer notwendig.

Die App fordert zudem den Zugriff auf das Adressbuch im iPhone – gestattet man diesen nicht, lassen sich keine Freunde einladen. Für letzteres muss zudem die Telefonnummer des Einzuladenden eingegeben werden. Wer sich von der Plattform verabschiedet, kann seine Nutzerdaten nicht in der App selbst löschen, sondern muss sich per Mail an die Entwickler wenden. Und auch die Gespräche bei Clubhouse werden mitgeschnitten, um laut Entwickler Missbrauch vorzubeugen. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt.

Die Idee von Clubhouse, ein rein audio-basiertes Netzwerk für Gespräche und Diskussionen zu bieten, ist in meinen Augen durchaus interessant, gerade in Zeiten der Corona-Pandemie, in der die Teilnahme an sozialen Interaktionen und inspirierenden Gesprächen erschwert ist. Allein jedoch die fragwürdige künstliche Verknappung und ausgewählte Influencer-Nutzerschaft mit großer Reichweite sowie der geringe Fokus auf Datenschutz und Privatsphäre lassen zumindest mich bei diesem künstlichen Hype nur mit den Schultern zucken.

Was haltet ihr von Clubhouse? Habt ihr euch dort registriert und wartet noch auf eine Einladung? Seid ihr vielleicht sogar schon „drin“ und hört Beiträgen zu? Oder geht der Hype an euch vorbei? Wir freuen uns wie immer auf eure Kommentare und Meinungen zu diesem Thema.

‎Clubhouse: Drop-in audio chat
‎Clubhouse: Drop-in audio chat
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Kommentare 10 Antworten

    1. Steht doch auch nicht im Artikel, dass man das Adressbuch zur Nutzung der App freigeben muss. Aber um Freunde einladen zu können, ist der Zugriff auf das Adressbuch nötig, ebenso wie die Angabe der Telefonnummer des Einzuladenden.

  1. Das ist wieder typisch für so eine App, da wird ein künstlicher Hype erstellt , alle denken ups wenn ich nicht da dabei bin verpass ich alles und scheissen auf all ihre Datenschutzrechte, aber regen sich auf das What’s App ihre AGB‘s ändern und auf mehr von unseren Daten zugreifen wollen. Bei mir gehen solche Dinge einfach vorbei, bin auch nicht bei what‘s App oder Facebook. Mir sind solche app‘s nicht wichtig. Außer Twitter und Signal und iMassage brauch ich nix von diesen Sozial Media app‘s. War früher lange bei Instagram, bevor es von Zuckerberg gekauft wurde und auch für Android Geräte zugänglich gemacht wurde. Ich hab es gelöscht, fertig.

    1. Sollen sich doch die Influencer gegenseitig was erzählen?
      Da ich mich mit keinerlei Sozialen Netzwerken beschäftige, kann ich damit leben dass auch dieses an mir vorbei geht. Die besten sozialen Kontakte sind die Realen, aktuell leider nur per Skype??
      Aber auch das ändert sich wieder.

    1. Wir haben nicht bei SpON abgeschrieben, sondern wenn dann zitiert oder paraphrasiert. Der entsprechende Artikel ist zudem verlinkt worden.

  2. Nein Danke braucht kein Mensch. Sehe es eher kritisch, hier wird Verschwörungstheoretikern oder Meinungsbildnern eine Bühne geboten deren Kontrolle mit zunehmender Masse auch zunehmend schwieriger wir. Da nutzt auch das mitschneiden von Reden oder Teilen davon nichts.

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