„Core Technology Fee“: Apples neues Gebührenmodell für Apps außerhalb des App Stores

Gebühren könnten Gratis- und Freemium-App-Anbieter ruinieren

3D App Store-Icon vor einem dunkelblauen Hintergrund

Apple hat am gestrigen Donnerstagabend zahlreiche neue Regularien für iOS, den App Store und die Entwickler-Community vorgestellt. Im Zuge dessen wurde auch ein neues Gebührenmodell für in Europa vertriebene Apps, die außerhalb des App Stores von Apple angeboten werden, präsentiert, die sogenannte „Core Technology Fee“. Apple will also in Zukunft auch an Anwendungen mitverdienen, die außerhalb des eigenen Ökosystems angeboten werden.

Die Core Technology Fee sieht vor, dass Entwickler und Entwicklerinnen 50 Cent pro erfolgter App-Installation pro Jahr an Apple abführen müssen, sobald die Schwelle von einer Million Installationen überschritten worden ist. Anbieter alternativer App-Marktplätze, die selbst andere Apps vertreiben, müssen bereits für die erste Million installierter Apps 500.000 Euro zahlen.


Auch für Entwickler und Entwicklerinnen, die ihre Apps weiterhin über Apples App Store vertreiben, sich aber für die neue Regelung entscheiden, gilt das neue Modell. Beim Verkauf über Apples App Store zahlt man dann zusätzlich zur Core Technology Fee für In-App-Käufe eine reduzierte Provision von 20 statt bisher 30 Prozent. Kleinere Entwicklerteams zahlen statt 15 dann 13 Prozent Provision.

Bislang war es von Apple verboten, Zahlungen auch außerhalb des App Stores und direkt in der App tätigen zu können. Extern abgewickelte Käufe lässt sich Apple aber auch weiterhin bezahlen, die Provision sinkt lediglich um drei Prozent auf 17 bzw. 10 Prozent. Es ist möglich, dass die EU-Kommission in dieser Hinsicht einschreitet: In den Niederlanden wurde die von Apple geforderte Provision schon als wettbewerbswidrig eingestuft. Zudem gilt das neue Gebührenmodell nur für EU-Länder und lediglich für iOS-Apps, nicht für iPadOS, macOS und andere Betriebssysteme Apples.

Halbe Million US-Dollar Gebühren pro Jahr für eine Gratis-App

Post bei Mastodon zum Thema Core Technology Fee mit einer Beispielrechnung einer Gratis-App

Apple stellt auf der Developer-Website zudem einen Gebührenrechner zur Verfügung, um die möglichen Auswirkungen des neuen Gebührenmodells für die eigene Situation prüfen zu können. Wie MacRumors berichtet, könnte die neue Gebührenregelung des „Core Technology Fees“ dazu führen, dass Anbieter von Gratis- oder Freemium-Apps in den Ruin getrieben werden. Der Entwickler Steve Troughton-Smith bekräftigt dies bei Mastodon am Beispiel einer kostenlosen App, die nach einer Beispielrechnung von zwei Millionen Usern 45.290 USD pro Monat oder mehr als eine halbe Million USD pro Jahr an Gebühren kosten würde – obwohl mit der App kein Cent durch Kaufpreis oder In-App-Käufe verdient werden würde.

„Das ist ein unhaltbares Modell für kostenlose Apps, und Freemium-Apps müssten mindestens 0,50 Euro pro Nutzer einbringen, um die Kosten zu decken. Eine Freemium-App mit Tausenden von Installationen von nicht zahlenden Nutzern könnte am Ende weit mehr Schulden haben, als sie einnimmt. Die Entwickler müssen wahrscheinlich im Voraus Gebühren erheben, um sicherzustellen, dass ihre Apps genug Geld einbringen, um die Core Technology Fee zu bezahlen, da es riskant sein könnte, eine kostenlos herunterladbare App anzubieten, wenn die Zahl der Downloads eine Million überschreitet.“

So äußert sich MacRumors bezüglich des neuen Gebührenmodells von Apple. Entwickler und Entwicklerinnen von Gratis- oder Freemium-Apps können sich allerdings auch dafür entscheiden, die aktuellen App Store-Geschäftsbedingungen von Apple beizubehalten, anstatt die neuen Bedingungen anzunehmen. In diesem Fall würde sich nichts ändern und es wäre weiterhin eine Provision zwischen 15 und 30 Prozent an Apple zu zahlen. Die oben erwähnten 50 Cent pro Installation ab einer Million Downloads gelten nur für Apps, die sowohl über den App Store als auch über alternative App Stores vertrieben werden, und bei gleichzeitiger Auswahl der neuen Geschäftsbedingungen.

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Kommentare 5 Antworten

  1. Natürlich Unsinn. Das wirst sofort kassiert.
    Fast schon beleidigend, dass Apple es überhaupt versucht – ist wahrscheinlich auch so gemeint.

  2. Nunja, Apple eben, …wollte ich schreiben.

    Das schadet dem Ruf Apple ungemein. Alleine dass es geschrieben wurde. Da hat bei Apple wohl jemand nicht aufgepasst. Abgesehen von der EU, die das, wie REG schon schrieb, direkt kassiert, sollte Apple das nicht vorher sowieso einkassieren.

  3. Naja. Man versucht erstmal Gesetze so auszulegen, dass man immer noch Geld verdient. Und was nicht explizit verboten ist, ist sehr wahrscheinlich erlaubt.
    Man sollte nicht vergessen, dass Apple keine gemeinnützige Organisation ist, sondern eine AG mit Umsatz- und Gewinnzielen.

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