iMessage: Unternehmen fordern Einstufung als „Kerndienst“ in der EU

Apple wäre gezwungen, Dienst zu öffnen

Grünes iMessage-Icon in 3D vor grünem Hintergrund

Google und einige der größten europäischen Telekommunikations-Anbieter haben die Europäische Kommission in Brüssel aufgefordert, iMessage als „Kerndienst“ zu bezeichnen, so dass Apple verpflichtet wäre, die Chat-App vollständig mit Konkurrenten kompatibel zu machen. Dies berichtet die Financial Times unter Bezugnahme auf entsprechende Quellen.

Gegenwärtig untersucht das Exekutivorgan der EU, ob iMessage in eine Liste von Diensten aufgenommen werden sollte, die dem neuen Digital Markets Act (DMA) entsprechen müssen und somit in der Lage sein sollten, sich nahtlos mit Konkurrenten wie WhatsApp zu verbinden.


Derzeit können nur Apple-User über iMessage kommunizieren. Wenn Personen mit Smartphones, auf denen Googles Android-Betriebssystem läuft, einer iMessage-Chatgruppe beitreten, ändern alle Nachrichten ihre Farbe und zeigen mit ihren grünen Bubbles an, dass es sich um eine Standard-SMS handelt. Android-User müssen auf einige Funktionen bei iMessage verzichten und können Fotos und Videos nur mit geringerer Qualität versenden.

Apples Konkurrenten versuchen seit langem, die Exklusivität von iMessage für Apple-Hardware zu brechen. In einem Schreiben an die Kommission, das der Financial Times vorliegt, fordern die Unterzeichner, darunter ein leitender Vizepräsident von Google und die Vorstandsvorsitzenden von Vodafone, der Deutschen Telekom, Telefónica und Orange, dass Apples Dienst die qualitativen Schwellenwerte des Gesetzes erfülle. iMessage sollte daher von den Regeln des Digital Markets Acts erfasst werden, um „den europäischen Verbrauchern und Unternehmen zu nutzen“, heißt es in dem Schreiben.

Technologieunternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 7,5 Milliarden Euro und mindestens 10.000 aktiven monatlichen Geschäftskunden in der EU fallen unter die Vorschriften des Digital Markets Acts, die Regulierungsbehörden können aber über die Einstufung außerhalb dieser Kriterien frei entscheiden. Experten schätzen, dass iMessage weltweit bis zu eine Milliarde Nutzer und Nutzerinnen hat. Apple gab gegenüber der Kommission zu, dass es weltweit mehr als 10.000 geschäftliche User hat.

EU-Kommission muss bis Februar 2024 eine Entscheidung treffen

Chatverlauf von iMessage auf einem iPhone

Im Rahmen der EU-Untersuchung habe der iPhone-Hersteller laut Financial Times jedoch argumentiert, dass iMessage nicht von den neuen Vorschriften erfasst werden solle, „da die User nicht direkt für die Nutzung bezahlen und die Geräte auch ohne die Messaging-App verwendet werden können“, wie aus von der Kommission veröffentlichten Dokumenten hervorgeht. Apple habe der Kommission mitgeteilt: „iMessage stellt aufgrund seines geringen Umfangs im Vergleich zu anderen Messaging-Diensten kein wichtiges Tor für Geschäftskunden dar, um Endkunden zu erreichen“.

Die Telekommunikations-Unternehmen und Google argumentierten in ihrem Schreiben an den EU-Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton, dass die „grundlegende Natur“ von iMessage als „wichtige Schnittstelle zwischen Geschäftskunden und ihren Kunden zweifellos die Benennung von Apple als Gatekeeper für seinen iMessage-Dienst rechtfertigt“. Verbraucher würden durch die Benennung als Kerndienst besser gestellt, da „angereicherte Nachrichten“ nur zwischen Apple-Usern verfügbar seien.

„Es ist von größter Bedeutung, dass Unternehmen alle ihre Kunden erreichen können, indem sie die Vorteile moderner Kommunikationsdienste mit erweiterten Nachrichtenfunktionen nutzen“, heißt es in dem Schreiben, das von mehreren Quellen bestätigt wurde, weiter. „Mit iMessage können Unternehmen angereicherte Nachrichten nur an iOS-Nutzer senden und müssen für alle anderen Endnutzer auf herkömmliche SMS zurückgreifen.“

Bisher hat sich die Europäische Kommission nicht zum Schreiben von Google, der Telekom, Vodafone, Telefónica und Orange geäußert, erklärte aber, dass die Untersuchung von iMessage noch andauere. Bis Februar 2024 hat die EU-Kommission noch Zeit, eine Entscheidung zu treffen.

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Kommentare 27 Antworten

  1. Google möchte, über die EU einen Weg schaffen, dass auf seinen Android-Gurken iMessage läuft, welches in den USA einen viel höheren Marktanteil hat, aber es will eben nicht die Kosten tragen, die dieser nicht-werbefinanzierte Dienst verursacht. Die Kosten dürfen künftig entweder
    a) alle iPhone/iPad Käufer mit dem Gerätepreis bezahlen
    Oder
    b) dieser Dienst wird auch für iDevice Nutzer werbefinanziert, denn unterschiedliche Behandlung ist ja offenbar auch verboten.

    Ganz abgesehen von den riesigen Sicherheitslücken, die dann aufgemacht werden, wenn Hinz und Kunz seinen eigenen Client entwickeln und über die API Telefonnummern und Mail-Adressen abfragen kann.

    Der DMA ist der größte Schund und konnte so auch nur von total weltfremden EU-Technokraten ohne Verständnis vom Internet entwickelt werden.

    1. Also die USB-C Argumentation ist klasse, seit ich iPs nutze hatte ich genau 2 unterschiedliche Steckertypen, verglichen mit sonstigen USB Steckervariationen die sich aufgrund anderer Anbieter in meinem Haushalt befinden ist das ein Lacher zum Thema finde mal den der gerade passt. In den letzten 6 Jahren gekaufte 3 Handygenerationen eines großen Mitbewerbers erfordern 3 unterschiedliche USB Stecker, wie praktisch für den Kunden.

  2. Hier wollen doch nur irgendwelche werbeunternehmen als iMessage getarnte Werbung allen Leuten zusammen. Mehr ist das ja nicht. Die wollen auch die SMS kosten umgehen und die kosten wie ein anderer Kommentar schon schreibt, alleine auf Apple umwälzen. Auch interessiert es doch niemanden, ob eine Nachricht grün oder blau ist. Und anscheinend Weis Google und die Telekom nicht, was eine email ist. Ich glaube kaum, dass Geschäftliche Unterhaltungen per SMS oder MMS geführt werden.

  3. Diese EU hat ja Ideen.
    Sollen lieber schauen dass andere wichtigere Sachen „erzwungen“ werden.
    Beispiel Apple Watch einfacheren Austausch des Akkus
    Das wäre Sinnvoll

    1. Dann kauf dir halt keine Apple Watch sondern eine Uhr, dessen Akku man besser austauschen kann. Oder eine Uhr ganz ohne Akku. So kannst du als Kunde ganz ohne Zwang ändern, was du bekommst.

      1. Wie du weiter unten schreibst
        Ich habe mich für die Uhr entschieden wegen diversen Features
        Dass die Uhr keine Möglichkeit hat den Akku zu tauschen finde ich persönlich einfach nur kurzsichtig auf Umsatz gedacht.
        Ich persönlich würde immer noch mit der 5er alles machen wäre mein Akku nicht nach dem halben Tag weg.
        Wäre es möglich zu Tauschen wäre alles gut.
        So wird tendenziell Elektroschrott vorprogrammiert produziert.

        1. @dhegen: Du kannst mit deiner Apple Watch tauchen gehen. Meinst du, das könntest du noch, wenn du selbst den Akku tauschen könntest? Selbst bei „normalen“ Uhren wird einem beim ersten Batterietausch häufig gesagt, dass die Uhr danach möglicherweise nicht mehr wasserdicht sein wird.

        2. Man kann halt nicht alles haben. Das wäre genauso, als würde ich mir eine Rolex mit Aufziehuhrwerk kaufen und mich dann beschweren, dass sie sich nicht von Sommer- auf Winterzeit umstellt und sie sich auch nicht mit dem Telefon koppeln lässt. Solche Sachen weiß man vorher und gerade von Apple Produkten wird kurz nach dem Start auf vielen Seiten ein Teardown veröffentlicht und ein Reparaturfrejndlichkeitswert vergeben. So kann man leicht abschätzen wo die Reise hinführt.
          Wer Reparaturfreundlichkeit fordert will teure Produkte haben, ist aber nicht bereit für deren Unterhalt zu bezahlen.
          Kauf dir doch einfach eine Casio Digitaluhr für 15€, wenn du dir den Batterietausch bei Apple nicht leisten kannst.

  4. Eigentlich ist es doch begrüßungswert, wenn die EU große Unternehmen dazu bringt, ihre Sondersüppchen, welche sie kochen, zu vereinheitlichen. Hierzu sei mal der USB-C-Anschluss angemerkt.
    Was spricht also dagegen, außer die Furcht DER einzelnen Fa. sich „allen“ anzupassen und ihre Sonderstellung aufzugeben⁉️

    Dies dient nicht der Knebelei der Firma, sondern dient den Nutzern.

    Den hier angeführten Argumenten kann ich nicht ganz folgen und auch nicht inder Endkonsequenz nachvollziehen.

    1. Inwiefern dient es den Nutzern? Diese haben sich auf Basis von Eigenschaften für dieses oder jenes Produkt entschieden. Dann kommt die EU und schreibt vor, dass diese Eigenschaften nicht mehr sein dürfen. Und warum? Nicht weil sie gefährlich oder gesundheitsgefährdend sind, was man nachvollziehen könnte, sondern weil man Innovation verhindern will und durch Überregulation den eigenen Machtbereich ausbauen will.

      1. @Hutzel69: Wir haben keine freie, sondern eine soziale Marktwirtschaft. Die setzt Regulierungen voraus. Allerdings finde ich auch, dass die Regulierungen mittlerweile Überhand nehmen und die EU aufpassen muss, es nicht zu übertreiben. Wie so oft, ist es wichtig einen gesunden Mittelweg zu finden. Den vermisse ich jedoch politisch in vielen Bereichen. Und das nicht nur in Deutschland oder der EU, sondern weltweit.

  5. Ich verstehe das Problem an der Stelle nicht wirklich:
    Gerade dadurch, dass iMessage nur Apple-Kunden zur Verfügung steht!
    Das bedeutet doch gleichzeitig, dass ich weitere, andere Messenger-Dienste nutzen MUSS, um Freunde mit Android, KaiOS, … erreichen zu können – was ja wahrscheinlich bei jedem Apple Nutzer der Fall ist.
    Folglich nutze ich iMessage ohnehin parallel zu anderen Diensten (oder eben gar nicht). Ich habe also auch andere Dienste auf meinem iPhone laufen …
    Kein Monopol, kein Zwang, nix!

    1. Vor allem kannst du so selbst entscheiden, wem du deine Daten anvertraust. Wenn plötzlich jeder Zugriff auf die API hat, kann man das gar nicht mehr kontrollieren. Da werden dann Brute-Force mäßig Anfragen ans System gestellt und wenn eine Rückmeldung kommt wird die Adresse zugespamt.

  6. Hier treiben Interessengruppen die Politik an, wie immer. Gewinnen wird, wer das meiste Geld bereit ist einzusetzen. Wenn man sich ansieht was die unterschiedlichen Branchen bereit sind für z. B. Anteile von Funklizenzen zu zahlen, dann sollte jedem klar sein, dass viel Geld zur Durchsetzung bereit liegt. Irgendwann wird Apple einknicken, weil es hier und da auch Sachen gibt, die sie durchsetzen wollen und die Zustimmung anderer brauchen – da könnt ihr noch so gute Argumente haben.

    1. Natürlich. Wir müssen doch alles vereinheitlich. Bald schreibt die EU das Volks-Phone vor, dann braucht man weniger Ersatzteile. Und dann kommt der Einheitswagen. Als Namen schlage ich Trabant vor. Telefon und Auto müssen dann aber für die nächsten 50 Jahre reichen – aus Umweltschutzgründen versteht sich.
      Ich habe irgendwie ein Deja-vu…

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