Reddit-Alternativen im Fediverse: Was können Lemmy und kbin.social?

Viele Reddit-User wandern ab

In der letzten Woche sorgte die Ankündigung von Reddit, für die Nutzung der eigenen Schnittstellen Gebühren zu erheben, für kontroverse Diskussionen im Netz. Der Entwickler der Apollo for Reddit-App, Christian Selig, machte deutlich, dass er die von Reddit geforderten 20 Millionen USD pro Jahr nicht aufbringen kann und seinen beliebten Client daher zum 30. Juni dieses Jahres abschalten wird. Auch andere Drittanbieter-Apps wählten den gleichen Weg, darunter RIF, ReddPlanet und Sync.

Die für Drittanbieter-Apps und ihre Entwicklerteams kaum zu stemmenden horrenden Gebühren zur Nutzung der APIs, eine Ask-Me-Anything-Session mit Reddit-CEO Steve Huffman, bei der man lediglich den neuen Weg verteidigte und nicht auf die Sorgen von Usern und Entwicklerteams einging, und die offensichtliche Forcierung der eigenen, leider sehr unbrauchbaren App führten auch in der Reddit-Nutzerschaft in den vergangenen Tagen zu einem Umdenken. Viele Reddit-User wollen die aktuelle Politik Reddits nicht mehr mittragen und schauen sich nach Alternativen um.


Gleich zwei davon finden sich im Fediverse, dem unabhängigen Netzwerk, in dem auch die Twitter-Alternative Mastodon und der YouTube-ähnliche Plattform PeerTube beheimatet ist. Am letzten Wochenende habe ich, die nach den jüngsten Entwicklungen im Hause Reddit selbiger Plattform auch bald den Rücken kehren wird, mich daher intensiv nach Anwendungen im Fediverse umgesehen. Die beiden vielversprechendsten Optionen heißen Lemmy und Kbin.social.

Lemmy: Beliebteste Alternative zu Reddit

Lemmy ist Teil des Fediverses und erlaubt eine Account-Erstellung auf verschiedenen Instanzen. Letzteres sind einzelne Plattformen, die aber mit anderen Lemmy-Instanzen vernetzt sind und auch mit diesen kommunizieren können – ganz so, wie man es auch schon von Mastodon kennt. Aktuell gibt es einige Kontroversen im Zusammenhang mit einigen Lemmy-Instanzen, darunter lemmy.ml und lemmygrad, die aufgrund ihrer zweifelhaften Moderation und kommunistischen Ansichten in die Kritik geraten sind. Empfehlenswert sind daher Instanzen wie die deutschsprachigen Instanzen feddit.de und discuss.tchncs.de, oder auch beehaw.org.

Grundsätzlich spielt es keine Rolle, auf welcher Instanz man sich anmeldet, da man auch mit anderen Instanzen kommunizieren und diese durchsuchen kann. Aufgrund der rapide steigenden Nutzerzahlen wird aktuell jedoch von vielen Instanzen empfohlen, bei der Registrierung für Lemmy auf andere Instanzen auszuweichen, deren Server noch nicht überlastet sind. Auch feddit.de verweist auf discuss.tchncs.de. Grundsätzlich ist die Performance, gerade in der Webansicht von Lemmy, jedoch ausreichend und weist keine größeren Probleme auf.

Auch das Angebot von Lemmy kann sich sehen lassen: Auch hier gibt es die Option, sich bestimmten Themen anzuschließen und Abos abzuschließen – von Reddit als „Subreddit“ bekannt. Es gibt instanzübergreifend beispielsweise Communities wie „Der alltägliche Wahnsinn“, „iOS“, „Apple“, „Frag Feddit“, „Spiele“, „Today I Learned“ sowie eine große deutschsprachige Community. Hier sieht es an einigen Stellen noch leer aus, allerdings wächst die Nutzeranzahl ständig und dürfte bald auch inhaltlich deutlich komplexer werden.

Wer Lemmy auf den eigenen Mobilgeräten verwenden will, findet zumindest für Android schon eine Drittanbieter-App namens Jerboa, die offiziell im Google Play Store erhältlich ist. Für iOS steht immerhin schon eine Betaversion von Mlem per TestFlight zur Verfügung, die bereits einen guten Eindruck macht und auch eine aktive Lemmy-Community aufweist. Entsprechende iPadOS- oder macOS-Anwendungen zur Nutzung von Lemmy gibt es bisher nicht, aber auch hier dürften angesichts der Reddit-Kontroverse bald neue Apps aus dem Boden sprießen, ähnlich wie es auch bei Mastodon der Fall war.

Kbin.social: Noch in der Betaphase, aber vielversprechende Optik

Eine Alternative zu Lemmy ist die ebenfalls im Fediverse beheimatete Reddit-ähnliche Plattform kbin.social. Obwohl sich selbige aktuell noch in der Betaphase befindet, bietet sie bereits eine sehr ansehnliche, modern gestaltete und anpassbare Benutzeroberfläche und zahlreiche nützliche Funktionen. Besonders praktisch ist die Integration vom oben bereits angesprochenen Lemmy und auch Mastodon, so dass für eine vielseitige und große Community gesorgt ist.

Auch kbin hat in den vergangenen Tagen einen enormen Zulauf verzeichnen können, so dass sich der polnische Entwickler der Hauptinstanz kbin.social gezwungen sah, die Serverlast zu verteilen, um keinen kompletten Absturz der Instanz zu riskieren. Derzeit kann es bei kbin.social daher etwas langsam zugehen, auch gibt es zwischendurch die berühmt-berüchtigte „404 Page not found“-Nachricht im Browser. Für die Hauptinstanz kbin.social kann man sich hier über den „Register“-Button anmelden und dann genau wie bei Lemmy entsprechende Communities abonnieren, Beiträge posten, Up- und Downvotes geben, kommentieren und mehr.

Ähnlich wie auch bei Lemmy sieht es derzeit mit mobilen Apps für kbin.social noch mau aus. Eine offizielle App für iOS und Android ist laut Angaben des Entwicklers („Ernest“ bei kbin.social) bereits in Arbeit, eine erste Betaversion soll bald erscheinen. Derzeit ist das Entwicklerteam jedoch noch damit beschäftigt, dem großen Zulauf der Plattform Herr zu werden. Auf der Projekt-Website von kbin betont man zudem, dass es sich noch immer um eine „sehr frühe Betaversion“ handele. Die ersten Eindrücke von kbin sind jedoch sehr positiv, und auch ich habe mich dort direkt wohlgefühlt. Ein wenig Geduld im Hinblick auf die Performance sollte man aktuell jedoch mitbringen, allerdings werden die Arbeiten an der Plattform vom Entwicklerteam auch sehr transparent kommuniziert.

Anderes Vokabular im Fediverse

Vor der Anmeldung bei Lemmy oder kbin ist noch wichtig zu wissen, dass auch das Vokabular im Vergleich zu Reddit etwas anders gestaltet ist. Bei Lemmy heißen Subreddits beispielsweise „Communities“, bei kbin sind es „Magazines“. Auch die in den Subreddits veröffentlichten Posts werden bei kbin „Threads“ genannt, Kommentare sind dort „Posts“. Zugegebenermaßen gerade am Anfang etwas verwirrend, allerdings findet man sich nach etwas Umsehen und Ausprobieren schnell zurecht.

Wer sich nun fragt, „Lemmy oder kbin.social?“, sollte sich aus meiner Sicht ruhig Accounts für beide Plattformen anlegen und dort stöbern. Beide Plattformen haben ihre Vor- und Nachteile hinsichtlich Usability und Performance. Während Lemmy die beliebtere Alternative mit solider Nutzerbasis ist, kann kbin mit einer besseren Integration mit dem Fediverse und einer vielversprechenden Entwicklung punkten. Hier gibt es also kein Richtig oder Falsch, sondern hängt von den persönlichen Präferenzen ab. Ermutigend ist auf jeden Fall die Tatsache, dass es Alternativen zu Reddit gibt, die zudem ohne Werbung auskommen, aber ein sehr ähnliches Konzept bieten.

Habt ihr den Weg von Reddit zu Lemmy oder kbin gewagt? Habt ihr weitere Fragen zu den Alternativen im Fediverse? Wir freuen uns über eure Kommentare.

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