Shure SE112 InEar-Kopfhörer: Hervorragender Klang für unter 65 Euro

Dass Kopfhörer mindestens dreistellige Beträge kosten müssen, um einen guten Klang bieten zu können, widerlegt der Shure SE112, ein InEar-Kopfhörer.

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Seit einiger Zeit steht uns der Shure SE112 für einen Test zur Verfügung, der momentan zum Preis von 64,50 Euro bei Amazon erstanden werden kann (Amazon-Link) und sich dank der Lagerung bei Amazon auch für einen kostenlosen Versand samt Prime-Option eignet. Der Hersteller Shure selbst bezeichnet die Kopfhörer, die nur in einer Farbvariante in schwarz/grau vorliegen, als „Sound Isolating Earphones“ – über ein aktives Noise Cancelling verfügt der InEar-Kopfhörer allerdings nicht.


Das amerikanische Unternehmen Shure, das bereits seit 1925 auf dem Markt für Kopfhörer, Mikrofone und Mischpults am Markt besteht, hat mit dem Shure SE112 einen preisgünstigen InEar-Kopfhörer produziert, der laut eigenen Angaben das Einstiegsmodell in die Sound Isolating-Serie sein soll. „Durch den Dynamic MicroDriver liefert der SE112 großartigen Klang mit kräftigem Bass, optimal für den Gebrauch mit mobilen Endgeräten. Sound Isolating Ohrpassstücke schirmen Umgebungsgeräusche ab und sorgen für einen sicheren und komfortablen Halt“, heißt es auf der deutschen Website des Herstellers. Bei Erwähnung von „kräftiger Bass“ denke ich gleich an die wummernden Bass-Monster von Beats und SOUL Electronics – und befürchte schlimmes.

Auf den Produktbildern, die man auf der Website von Shure findet, wirken die Ohrstöpsel des SE112 relativ knubbelig und vor allem übermäßig groß. Diese Annahme bestätigt sich beim Auspacken des Kopfhörers, der in einer schlichten schwarzen Pappbox samt durchsichtigem Kunststoff-Inlay geliefert wird. Kleine Winzdinger, die bequem in der Ohrmuschel verschwinden und kaum auffallen, sind die Ohrstöpsel in der Tat nicht. Auch das verwendete, etwa 1,25 m lange Kabel samt angewinkeltem 3,5 mm-Klinkenstecker hätte ruhig etwas dezenter designt und damit leichter ausfallen können. Immerhin: Im Lieferumfang befinden sich nicht nur drei verschieden große, graue Silikonpolster-Paare zum Anpassen an das eigene Ohr, sondern auch ein Säuberungs-Tool für ebendiese und ein kleines Transportsäckchen aus schwarzem Samt.

Der Shure SE112 wird auf spezielle Art und Weise getragen

Liegen die Shure SE112 erst einmal ausgestreckt vor einem auf dem Tisch, fallen neben der leicht überdimensionierten Y-Kabelführung auch die beiden verhältnismäßig langen Einzelkabel mit Ohrstöpseln an ihren Enden auf. Deren Berechtigung lernte ich schon nach kurzer Zeit kennen, als ich versuchte, die InEar-Kopfhörer zum ersten Mal in meine Ohren einzusetzen. Von einem bequemen Sitz, geschweige denn einem vollen Klang konnte überhaupt nicht die Rede sein – die Stöpsel neigten dazu, schnell wieder heraus zu fallen, und das schwere Kabel zog zusätzlich an ihrem lockeren Sitz.

Verwirrt suchte ich Hilfe in der mitgelieferten Bedienungsanleitung – und erkannte anhand einer Abbildung prompt mein Problem: Die beiden Einzelkabel sind deswegen so lang, weil sie dafür ausgelegt sind, hinter dem Ohr entlang und wieder nach vorne in Richtung Ohrmuschel geführt zu werden. Nachdem ich sowohl Kabel als auch meine Brille zu einem friedlichen Miteinander bewegen konnte und die Ohrstöpsel erneut einsetzte, trat der berühmte „Aha“-Effekt auf. Ach SO! Nicht nur, dass die Kopfhörer fortan sehr viel bequemer in meinen auf InEars eh schon empfindlich reagierenden Öhrchen saßen, nein, auch der Klang verbesserte sich mit einem Schlag gefühlt um 1.000%. Für den bestmöglichen und vollsten Klang ist es nämlich von großer Bedeutung, dass die InEars den Gehörgang vollständig ausfüllen, um wirken zu können. Im Orchestersaal lässt man ja schließlich auch nicht sämtliche Türen offen.

Klanglich ein echter Preis-Leistungs-Sieger

Die nächste große Überraschung gab es dann beim längeren Anhören von Musik: Der Shure SE112 ist, gemessen an seinem Preis von etwa 55-65 Euro, ein wahres Klangwunder. Und glücklicherweise bestätigte sich die Ankündigung seitens Shure in der Produktbeschreibung, in der von „kräftigen Bässen“ die Rede war, nicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Kopfhörern, die mit diesem Feature werben, werden hier keine Mitten oder Höhen zum Schämen in die Ecke geschickt, sondern es bietet sich dem Nutzer ein wirklich ausgeglichenes, warmes Klangbild, bei dem zwar die tiefen Töne leicht akzentuiert wurden, aber ansonsten ein sehr differenzierter Sound ins Ohr dringt – und das in sämtlichen Genres, die mit dem Shure SE112 durchgehört wurden.

Einen messerscharfen, analytischen Klang darf man in dem Preissegment, in dem sich der SE112 befindet, selbstverständlich nicht erwarten – für seinen derzeitigen Kaufpreis von etwa 65 Euro übertrifft der InEar-Kopfhörer jedoch ausnahmslos alle Erwartungen. Ein direkter Vergleichstest mit dem ähnlich teuren AKG K323 XS (Amazon-Link) brachte schnell den Sieger hervor – den Shure SE112. Letzterer bestach vor allem mit einem runderen, kräftigeren und klareren Sound, gegen den der AKG K323 XS nicht den Hauch einer Chance hatte. Mit einer niedrigen Impedanz von 16 Ohm eignet sich der Shure SE112 zudem perfekt für die Nutzung mit mobilen Geräten: Obwohl man dank der abschirmenden Eigenschaften von InEars – Shure gibt hier eine Geräuschreduzierung von bis zu 90% an – erfahrungsgemäß die Lautstärke auf einem niedrigen Level halten kann, kann der Shure SE112 richtig laut werden. Und damit meine ich RICHTIG laut. So laut, dass es weder angenehm zum Hören noch gesund für die eigenen Lauscher ist.

Nur leise Kritik am pragmatischen Design

Als Fazit bleibt uns daher nur festzuhalten: Wer einen kraftvollen, aber ausgewogenen InEar-Kopfhörer mit leichter Bass-Tendenz sucht und dabei auf ein ausgefallenes Design verzichten kann, sollte sich die kleinen Klangwunder unbedingt genauer ansehen. Ich wage zu bezweifeln, dass es derzeit sehr viel mehr Soundqualität für einen Preis von etwa 65 Euro auf dem Markt gibt. Lediglich die Gestaltung des InEar-Kopfhörers könnten die Designer von Shure in Zukunft noch verbessern: Ein zu dickes Kabel, eine fehlende Fernbedienungs-Einheit und weitere Farbvarianten sowie die pragmatische, in Teilen billig wirkende Aufmachung der Kabelanschlüsse sind die einzigen Kritikpunkte des Shure SE112. Aber es soll ja auch noch Menschen geben, die weniger auf das Design des Kopfhörers als auf seine Klangqualität achten – und in letzterer Kategorie spielt der Shure SE112 definitiv ganz vorne mit.

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Kommentare 4 Antworten

  1. Lustig, so eine „Rezension“ zu lesen von jemandem der anscheinend noch nie einen richtigen In-Ear Monitor angelegt hat. Trotzdem (oder gerade deshalb) nett geschrieben. Es sei noch angemerkt, dass speziell bei den Shure Modellen ein wenig „rumexperimentieren“ mit den verschiedenen Ohrstücken wahre Wunder wirken kann.

  2. Als Preistipp die Xiaomi Piston V2.
    Achtung, werden gerne gefälscht, original gibt es nur die Farbe Gold, Preis etwa 10-15€, halten laut vieler Reviews (Head-Fi, XDA Decelopers usw) selbst mit 80€ In-Ears mit und konnten sogar den IF Design Award einheimsen. Am besten bei Dealextreme, Tvc Mall oder Geekbuying kaufen. Zoll kein Thema, da unter der Grenze. Leider komme ich mit In Ears allgemein überhaupt nicht zurecht, sind einfach unbequem und/oder fallen einfach raus.

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