Ultrasone Tio im Test: Der Porsche unter den In-Ear-Kopfhörern

Eines müssen wir gleich vorweg nehmen: Der Ultrasone Tio ist kein In-Ear-Kopfhörer für jedermann.

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Nicht umsonst wird das Premium-Modell von Ultrasone von uns in der Überschrift als „der Porsche unter den In-Ear-Kopfhörern“ beschrieben. Wer bereit ist, einen Kaufpreis von aktuell knapp 350 Euro auf den Tisch zu legen, und zudem Wert auf ein lineares, brilliantes Klangbild legt, das seinesgleichen sucht, der liegt allerdings mit diesem High Class-Produkt genau richtig.


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Genau wie das Sportwagen-Flaggschiff Porsche ist auch der Kopfhörer-Hersteller Ultrasone in Deutschland angesiedelt, allerdings nicht in Stuttgart, sondern in Wielenbach auf Gut Raucherberg, einem zwischen Ammersee und Starnberger See in Oberbayern gelegenen Ort. Das 1991 gegründete Unternehmen ist seit jeher auf die Konzeption von hochwertigen Kopfhörern für den Studio-, DJ- und Consumer-Bereich spezialisiert und bietet ein breites Spektrum an InEar-, OnEar- und OverEar-Modellen an, die aktuell in über 50 Ländern auf der ganzen Welt vertrieben werden.

Wir hatten nun die Chance, uns das Modell Ultrasone Tio, das über einen professionellen Mikrotreiber („Balanced-Armature“) und aus Aluminium gefertigte Ohrhörer verfügt, über mehrere Wochen genauer anzusehen. Laut Angaben des deutschen Herstellers auf der eigenen Website wurde beim Tio „auf eine lineare, natürliche und verzerrungsfreie Abstimmung der Musikwiedergabe Wert gelegt“. Wer also ein kraftvolles Bass-Monster beim Ultrasone Tio erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden. Vielmehr richtet sich das kompakte In-Ear-Modell an audiophile Hörer, die über einen breiten Musikgeschmack verfügen und alle Genres bestmöglich und ohne vorgehobene Nuancen in den Höhen, Mitten oder Tiefen genießen wollen.

Geliefert wird der Ultrasone Tio in einem für den Preis sehr dezent gehaltenen Karton – schließlich ist es ja der Inhalt, auf den sich der Kunde konzentrieren soll. In der Box findet sich neben dem In-Ear-Kopfhörer selbst auch eine kleine schwarze Lederschatulle mit Reißverschluss, in der der Tio aufbewahrt und transportiert werden kann, sowie fünf Paar Silikonpolster in verschiedenen Größen, zwei Paar Comply-Schaum-Polster, ein Flugzeugadapter sowie ein OMTP-Klinkenadapter für die Nutzung mit den meisten Smartphones. In diesem Bereich werden schon einmal keinerlei Wünsche offen gelassen – viel mehr an Zubehör kann man nicht erwarten.

Design des Ultrasone Tio bietet noch Platz nach oben

Der Kopfhörer selbst wirkt aufgrund seiner Verarbeitung und den verwendeten Materialien überraschenderweise nicht wie ein Produkt aus der Premium-Sparte, sondern kann vom bloßen Design auch leicht als Einsteiger-Modell in der Unter-100-Euro-Klasse durchgehen. Diesen Eindruck vermittelt vor allem das 1,2 m lange, leicht gummierte, schwarze Kopfhörer-Kabel, die Y-Brücke aus Kunststoff sowie die meines Erachtens im Verhältnis zu groß geratene Fernbedienungs-Einheit. Letztere wirkt mit ihrem breiten Schiffchen-Design am dünnen rechten Kopfhörerkabel schlicht zu überdimensioniert und trägt nicht zu einem harmonischen Gesamtbild des Tios bei. Warum man sich bei dieser One-Button-Einheit nicht für ein unauffälligeres Element entschieden oder zumindest noch Knöpfe für die Lautstärkeregelung integriert hat, bleibt wohl das Geheimnis der Produktdesigner.

Letztendlich zählt wie bei allen anderen Kopfhörern, aus welcher Preisklasse auch immer, aber vor allem der gute Sitz sowie das Klangbild. Und hier zeigt der Ultrasone Tio sein wahres Gesicht: Durch die zwar eigenwillige, aber dafür auch sehr leichte Bauweise von nur 5 Gramm Gesamtgewicht in Kombination mit kompakten, aluminium-gefertigten Ohrhörern und den passenden Innenohrpolstern wird der Grundstein gelegt für ein ungestörtes Musikerlebnis. Ich selbst war zutiefst erstaunt, wie unauffällig die In-Ears zu tragen waren, insbesondere bei Nutzung der mitgelieferten Comply-Schaumpolster. Nicht nur, dass durch diese nahezu 100% aller Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden, auch die kleinen Ohrhörer verschwinden fast gänzlich im Ohr und sorgen bereits nach kurzer Zeit dafür, dass man vergisst, überhaupt Kopfhörer zu tragen. Beste Voraussetzungen also, um ganz in der Musik zu versinken.

Musikalisches Klangerlebnis in einer neuen Dimension

Und ja, versinken in der Musik kann man ohne Zweifel mit dem Ultrasone Tio. Gleich vorweg: Etwas besseres ist mir in meinen Ohren – und diese haben im Lauf der Zeit bereits einige Kopfhörer erleben dürfen – kaum untergekommen, was das musikalische Klangerlebnis betrifft. Wie eingangs schon erwähnt, wird man mit diesem Modell kein wummerndes Bass-Monster bekommen, sondern einen sehr linearen, ausgeglichenen Kopfhörer, der sich schnell und unkompliziert mit so ziemlich allen musikalischen Genres anfreunden kann.

Diese Charakteristik macht sich vor allem in einer für mich nahezu unerreichten Brillianz der Töne bemerkbar, die jedes noch so kleine klangliche Detail sauber und fein darzustellen imstande ist. Das Knacken des Bodens im Orchestergraben, das Atmen des Pianisten, die Anschläge der Finger auf der Klaviatur, das leise Quietschen eines Gitarren-Akkordwechsels auf dem Griffbrett – nie gekannte Nuancen einer Aufnahme werden zutage gefördert, und beizeiten klingt es, als wenn einem der Musiker selbst seinen Text leise ins Ohr flüstert, so direkt und klar wirkt die Wiedergabe. Für diese Eigenschaften sorgt im Inneren neben einem Single-Treiber ein Frequenzgang von 19Hz – 21KHz bei einer Impedanz von 18 Ohm und einer maximalen Ausgangsleistung von 117 dB. Bis zur äußersten maximalen Lautstärke wird man den Ultrasone Tio wohl nie aufdrehen müssen, da durch die sehr gute Außenabschirmung bereits bei 2/3 der Lautstärke ein sehr hoher Pegel erreicht wird, der zudem das Ohr schont.

Wer demnach bereit ist, den veranschlagten Kaufpreis von knapp 350 Euro für den Ultrasone Tio zu investieren, wird vor allem hinsichtlich des Tragekomforts und der klanglichen Eigenschaften des In-Ear-Kopfhörers keinesfalls enttäuscht werden. Lediglich die Materialwahl und das Design geben etwas Anlass zur Kritik – nichts desto trotz wird man in diesem Premium-Segment mit dem Ultrasone Tio voll und ganz zufriedengestellt und darf sich auf ein brilliantes Klangbild freuen, das alle Audio-Enthusiasten verklärt lächeln lässt.

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Kommentare 14 Antworten

  1. Kein Wunder, dass man kleinste Töne heraushört, die man vorher nicht kannte: Die Lösung ist, dass bei den In-Ear-Modellen von Ultrasone eine Betonung der Hochtöne stattfindet, wenn auch keine starke. Wirklich linear sind sie im Vergleich zur Konkurrenz (in diesem Preissegment) nicht wirklich. 🙂

  2. Mel deine Artikel lese ich am allerliebsten, einfach weil sie sprachlich toll sind. Man merkt dass du Journalistin bist ????

  3. …habe den Artikel nur überflogen…lag aber am Preissegment und nicht am Bericht selbst…der ist,wie gewohnt von Mel, sehr ausführlich…
    Dieser In-Ear scheint ja genug Anpassungsmöglichkeiten im Lieferumfang zu haben, aber wie wäre es, wenn ihr als Referenzgröße bei In-Ear-Tests die Apple-In-Ears zum Vergleich heranzieht?
    Bedeutet evtl ihr müsstet ggf 1-2 weitere Anpassungstester zum Tragekomfort befragen…

  4. Also mich schreckt ja schon allein die Qualität der Kabel ab… Und nicht austauschbar wenn ich das richtig erkenne? Bei dem Preis ein „no go“.
    Wenn man Glück hat bekommt man für den Preis auch noch ein paar Ultimate Ears triple.fi 10 (aus der pre Logitech Zeit). Die sind wirklich eine Offenbarung und haben auch austauschbare Kabel…;)

  5. Qualitativ keine Konkurrenz für z.B. Westone oder Fisher Amps. Für den Preis bekomme ich ja schon einen In Ear mit drei Treibern und auch besseren Kabeln. Auch ein alter Ultimate Ears Triple fi 10 wie bereits genannt ist locker für den Preis zu haben.Wäre super ihr würdet in der Preisklasse mal ein wenig die Konkurrenz betrachten bevor ihr so schwärmt 😉 wenn ich Porsche nur mit Trabbi Vergleiche dann komm ich aus dem Schwärmen natürlich auch nicht mehr raus 😉

    PS: ohne austauschbares Kabel in dieser Preisklasse absolutes No-Go! Die meisten Kabelbrüche ereilen einen ja doch meist schon nach1-3 Jahren Nutzung.

  6. Vollkommen überteuert. In diesem Segment erwartet man zumindest gescheite Kabel und nicht so eine Höhenbetonung.
    Dann doch lieber was von Westone oder – einen bassreicheren – stagediver….

    1. Hm, also ich habe den Sound subjektiv als linear und ausgeglichen empfunden, weder mit zu extremer Höhen- noch Bass-Betonung.

      1. Betonungen sind ja immer Geschmacksache 😉 doch solche Hörer sind wohl eher an eine Nischengruppe gerichtet, welche sehr spezielle Hörgewohnheiten hat und diese auch mit diversen Alternativen vergleichen mag.
        Nicht umsonst ist bei gefühlt 90% der Massenware eine Badewanne vorhanden, fühlt sich für viele, dank verzerrter Grundaufnahmen natürlicher an, als es eigentlich ist 😉

  7. Also man sollte nicht vergessen, dass es sich hier um einen rein subjektiven Test handelt. APPgefahren ist keine HiFi Testbude. Entsprechend können die Produkte nur im Vergleich zu anderen Produkten getestet werden, ohne teures Testequipement und kryptische Diagramme. Ich sehe das eher als eine Vorstellung der Firma. Ich kannte die jedenfalls nicht. Wer so viel Geld für einen InEar Kopfhörer ausgeben möchte wird sich sicher noch richtig informieren, z.B. in Foren.

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