E-Rezept: Die Farce geht in die nächste Runde

Einführung auf unbestimmten Zeitpunkt verschoben

16 Kommentare zu E-Rezept: Die Farce geht in die nächste Runde

Nicht nur die Coronavirus-Pandemie hat in Deutschland eindrucksvoll aufgezeigt, wo es im Bereich der Digitalisierung noch ordentlich hapert. Neben Schulen und Behörden zeigen auch andere Sektoren deutliche Diskrepanzen von Wunschdenken und Realität, wenn es um zukunftsträchtige Technologien geht.

Ein weiteres Beispiel findet sich in dem mittlerweile zur großen Farce verkommenen Projekt des E-Rezepts. Auch wir hatten darüber in der Vergangenheit bereits mehrfach berichtet. Nachdem das E-Rezept, ein elektronisch ausgestelltes Rezept in Arztpraxen, eigentlich schon zum 1. Oktober 2021 eingeführt werden sollte, verschob das zentral zuständige Unternehmen Gematik den Termin weiter nach hinten – der 1. Januar 2022 sollte es dann sein.


Das E-Rezept, ein elektronisch ausgestelltes Rezept für Medikamente oder Hilfsmittel, soll die noch immer bestehende Zettelwirtschaft in Arztpraxen verringern. In jedem Jahr bekommen Patienten und Patientinnen von ihren behandelnden Ärzten und Ärztinnen etwa 500 Millionen Rezepte ausgestellt.

Ab 2022 sollten die E-Rezepte verpflichtend in Form eines QR-Codes elektronisch über die Gematik-App „E-Rezept“ (App Store-Link) an ein Smartphone überstellt werden, oder, falls diese Möglichkeit nicht gegeben ist, der QR-Code ausgedruckt werden. Dieser lässt sich dann in Apotheken vorzeigen und einlösen, um so die Produkte ausgehändigt zu bekommen. Auch eine digitale Bestellung über eine Apotheke, sofern diese es anbietet, soll so möglich sein, ebenso wie ein Einlösen in Online-Apotheken. Für Privatversicherte wird das E-Rezept nicht gelten.

Aus der Einführung des E-Rezepts zum 1. Januar 2022 ist erneut nichts geworden. Auf der Website von Gematik ist zu lesen, „Das E-Rezept kommt.“ – nur wann, das ist die große Frage. „Wir haben momentan kein Enddatum“, erklärt Gematik-Produktmanager Hannes Neumann gegenüber t3n. Gematik ist das verantwortliche Unternehmen für die gesamte E-Rezept-Infrastruktur und soll das Gesundheitswesen zur Digitalisierung verhelfen. Die als GmbH gegründete Firma gehört zu 51 Prozent dem Bundesministerium für Gesundheit.

Über 101.000 Arztpraxen – und nur 150 nehmen bisher teil

So läuft aktuell immer noch – oder sollte man sagen, schon wieder? – eine Testphase des E-Rezepts, und das seit mittlerweile Juli 2021. Ehe das E-Rezept eingeführt werden kann, sollen bundesweit durch kooperierende Arztpraxen mindestens 30.000 elektronische Rezepte ausgestellt und abgerechnet worden sein. Im Februar dieses Jahres wurde ein erster Zwischenstand verkündet: „Etwas mehr als 1.000 E-Rezepte seien seit Jahresanfang 2022 bis Anfang Februar abgerechnet worden. 1.000 E-Rezepte in sechs Wochen also. Bleibt es bei diesem Tempo, wird vor 2025 gar nichts eingeführt“, rechnet t3n vor.

Für Hannes Neumann von Gematik ist dies kein Grund zur Besorgnis: „Tatsächlich ist die Zahl eingelöster E-Rezepte seit Jahresbeginn klar gestiegen.“ Besorgniserregend ist aber definitiv die Zahl der bislang teilnehmenden bzw. kooperierenden Arztpraxen, die sich an das E-Rezept herangewagt haben. Von mehr als 101.000 Arztpraxen in Deutschland (Zahl aus dem Jahr 2017) nutzen bisher ganze 150 das neue E-Rezept.

Fehler sind nicht allein bei Gematik zu suchen, denn auch externe Software-Hersteller, die die entsprechenden Programme für die Arztpraxen liefern, sind Teil des Problems. Zudem kommen zahlreiche Apotheken, die ebenfalls eine entsprechende Software benötigen, um die E-Rezepte auslesen und verarbeiten zu können. Von über 18.000 Apotheken beteiligen sich laut Gematik aktuell nur 20 Prozent an der Testphase.

In der Vergangenheit hatte es auch bereits ein Pilotprojekt einiger Krankenkassen gegeben, das sich ebenfalls um elektronische Rezepte kümmerte. Beteiligt waren unter anderem die Techniker Krankenkasse (TK), Barmer, DAK-Gesundheit, IKK Classic und AOK Bayern. Zugunsten des Gematik-Projektes wurde das Pilotprojekt jedoch auf Eis gelegt – laut TK sei momentan nur die App der Gematik für die Verwendung des E-Rezepts vorgesehen. Wenn es denn überhaupt einmal zur Anwendung kommt…

‎Das E-Rezept
‎Das E-Rezept
Entwickler: gematik GmbH
Preis: Kostenlos
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Kommentare 16 Antworten

      1. Genau das ist das Problem! Nicht auf den Inhalt eingehen, sondern lieber einen kleinen Fehler bemängeln, der offensichtlich durch die Autokorrektur entstand. 🤦🏽‍♂️
        Solche Korinthenkacker (nicht persönlich nehmen, ich nehme Ihren Beitrag nur als Beispiel und will Sie nicht als Person angreifen) wie Sie, liebe Isa, die sich an winzigen Ungenauigkeiten stören, lehnen Anträge wg. Nichtigkeiten oder Formfehlern ab, anstatt Menschen zu helfen, was der eigentliche Zweck sein sollte, anstatt Prozesse penibel genau einzuhalten, egal, ob sinnvoll oder nicht.

  1. Was soll eigentlich dieser AppMüll oder QR Code? Jeder, bis auf ein paar besondere Privatpatienten, hat so ne tolle Karte von der Krankenkasse. Die muss eh eingelesen werden. Warum nicht einfach das Rezept mit der Karte verknüpfen? Dann gehe ich in die Apotheke, die lesen die auch ein und Tada, die wissen welchen Stoff ich brauche… ach ja, das ist natürlich voll oldschool, keine App, kein QR-Code, kein Blockchain sonst irgendwas…

  2. Ich bin mal gespannt, ob das mit der eAU also der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung klappt. Zumindest das Lohnprogramm ist umgerüstet, von den Minijobbern deren Krankenkasse angefordert.

  3. Das E Rezept soll ja eingeführt werden, damit Papier gespart wird und alles Digitaler wird->leichterer und schnellerer Ablauf.
    In der Praxis schaut die Sache aber so aus, dass der Patient mit dem E-Rezept ub in eine Physiopraxis geht, diese muss wiederum später bei der Abrechnung das Rezept ausdrucken und dieses an die Krankenkasse schicken->mehr Aufwand für die Physiopraxis, höherer Verbrauch von Druckerpatronen und Papier

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