Die EU nimmt erneut Apple ins Visier und prüft aktuell, ob auch Apple Maps und Apple Ads künftig als sogenannte Gatekeeper eingestuft werden sollen. Das berichtet Reuters. Schon 2022 landeten der App Store, iOS und Safari auf dieser Liste und mussten daraufhin zahlreiche Vorgaben erfüllen. Dazu gehörten unter anderem alternative App-Marktplätze, mehr Zahlungsfreiheit für Nutzerinnen und Nutzer sowie strengere Vorgaben zur Interoperabilität.
Die Regeln dafür sind klar: Plattformen, die monatlich mehr als 45 Millionen aktive EU-Nutzerinnen und -Nutzer erreichen und einen Unternehmenswert über 75 Milliarden Euro besitzen, können laut Digital Markets Act (DMA) zum Gatekeeper erklärt werden. Ziel dieser Einstufung ist es, Marktmacht zu begrenzen, Selbstbevorzugung zu verhindern und digitale Märkte fairer zu gestalten.
EU untersucht Apple Maps jetzt genauer
Mittlerweile hat Brüssel bestätigt, dass sowohl Apple Maps als auch Apples Werbeplattform die nötigen Nutzerschwellen erreichen. Daher läuft nun eine offizielle Prüfung. Die EU-Kommission hat dafür 45 Arbeitstage Zeit. Sollte sie zu dem Schluss kommen, dass Maps oder Apple Ads als Gatekeeper gelten, hätte Apple anschließend sechs Monate, um die Dienste vollständig an die DMA-Regeln anzupassen.
Apple selbst zeigt sich erwartungsgemäß kritisch. Das Unternehmen argumentiert, Apple Ads spiele in Europa nur eine „minimal relevante Rolle“ und sei nicht mit dominierenden Werbeanbietern wie Google, Meta, TikTok, Microsoft oder X vergleichbar. Außerdem arbeite Apple Ads nicht mit umfassendem, dienstübergreifendem Tracking, wie es andere Werbenetzwerke tun. Ähnlich fällt die Verteidigung bei Apple Maps aus: Der Dienst werde in Europa im Vergleich zu Google Maps oder Waze „nur sehr begrenzt genutzt“ und erfülle daher keine Rolle als digitales Nadelöhr zwischen Unternehmen und Verbrauchern.
Was passiert mit Apple Maps in der EU?
Sollte Apple die Argumentation nicht durchsetzen und Apple Ads tatsächlich als Gatekeeper gelten, könnten die Folgen weitreichend sein. Unter anderem könnte Apple gezwungen werden, die App Tracking Transparency-Regeln zu lockern, Drittanbieter stärker einzubinden oder Vorteile für das eigene Werbenetzwerk abzubauen. Bei Maps ist derzeit noch unklar, welche konkreten Anforderungen greifen würden, doch eine stärkere Öffnung für externe Dienste oder weniger bevorzugte Systemintegration gelten als realistische Szenarien. Immerhin hat Apple bereits einen ersten Schritt gemacht: Seit iOS 18.4 können Nutzerinnen und Nutzer in der EU Google Maps oder Waze als Standardnavigation festlegen – ein Detail, das vor dem DMA kaum denkbar gewesen wäre.
Ob Apple am Ende weitere Zugeständnisse machen muss, entscheidet sich erst nach Abschluss des Prüfverfahrens. Eines zeigt sich jedoch schon jetzt deutlich: Die Regulierung rund um den Digital Markets Act bleibt ein Dauerthema – und Apple wird sich in Europa wohl noch länger daran gewöhnen müssen, die Kontrolle über sein Ökosystem Schritt für Schritt zu lockern.

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