AirPower: Warum Apple das Projekt einstellen musste

Zu große Ambitionen & schlechte Kommunikation

AirPower mit iPhone und AirPods

Diese Nachricht schlug in der Nacht von Freitag auf Samstag ein wie eine Bombe: Apple stellt das Projekt AirPower ein. Die bereits im September 2017 vorgestellte drahtlose Ladestation für bis zu drei Geräte wird es nicht zur Marktreife schaffen. Warum und wieso, das wollen wir versuchen euch in diesem Artikel zu erklären.

Eigentlich waren wir in den vergangenen Wochen positiv gestimmt, dass es AirPower bald in den Handel schaffen würde. Es gab nicht nur im Code von iOS 12.2 entsprechende Hinweise auf ein neues Gerät, selbst auf den Packungen der brandneuen AirPods der zweiten Generation wurde AirPower als kompatibles Ladegerät für das neue Qi-fähige kabellose Ladecase genannt.


Alles schien für einen baldigen Start zu sprechen

Es sprach also tatsächlich alles dafür, dass es bald losgehen kann, auch wenn es von Apple keine einzige Aussage zum Thema gab. Aber zumindest das ist ja nichts überraschendes, auch die anderen neuen Geräte der letzten Wochen wurden vor dem Start nicht groß angekündigt oder kommentiert. Wie wir jetzt wissen: Ein Start von AirPower stand wohl gar nicht zur Debatte. Aber warum?

Um das zu verstehen, muss man einen Blick auf die Qi-Technik selbst werfen. Die Energie für die zu ladenden Geräte stammt von Induktionsspulen, die im Gerät verbaut sind. Wie das bei einem herkömmlichen Produkt aussieht, können wir euch am Beispiel der Nomad Base Station ziemlich gut verdeutlichen. Hier sind drei Qi-Spulen verbaut:

Nomad Base Station mit Qi-Ladespulen

Auch hier kann man also drei Geräte gleichzeitig aufladen. Warum bekommt das ein kleiner Hersteller so einfach hin und Apple nicht? Ganz einfach: Apple wollte es deutlich besser machen.

Bei herkömmlichen Qi-Ladestationen, so auch bei der Nomad Base Station, muss das zu ladende Gerät genau auf der Qi-Spule liegen, damit es aufgeladen wird. Einmal falsch abgelegt oder verschoben, das passiert gerade im Dunkeln sehr gerne, werden die Geräte nicht aufgeladen – wenn das erst am nächsten Morgen auffällt, ist das besonders ärgerlich.

Was Apple mit AirPower anders machen wollte

Apple wollte genau das besser machen und in seine AirPower-Ladestation nicht nur drei, sondern anscheinend 20 bis 30 direkt aneinander angrenzende Ladespulen einbauen, damit jedes Gerät, ganz egal wo man es genau auf die Ladematte ablegt, aufgeladen wird und sich immer mit einem Qi-Modul verbinden kann.

Bereits im vergangen September hat Apple-Experte John Gruber darüber berichtet, dass diese Bauweise zu großen thermischen Problemen führen würde. AirPower sei viel zu heiß geworden und mehrere Ingenieure seien zu dem Schluss gekommen, dass diese Idee nie funktionieren kann.

Ob Apple das Design noch einmal überarbeiten wollte oder ob sie das Projekt schon vor Monaten eingestampft haben, werden wir wohl so schnell nicht erfahren. Etwas schade finde ich lediglich die Tatsache, dass sich den Nutzern nicht offen stellt – die Keynote in der vergangenen Woche wäre eine perfekte Gelegenheit dazu gewesen. Und zwei oder drei Minuten mit einer kleinen Stellungnahme von Tim Cook hätten die folgende Show sicherlich nicht zunichte gemacht. 

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Kommentare 20 Antworten

  1. Naja konsequent- man kann nicht auf der einen Seite der coole Hersteller sein der alles immer richtig macht – und auch andere haben Probleme siehe antennagate- um dann da zu stehen mit „sorry haben es nicht hingekriegt“…

  2. Natürlich stand ein Start zur Debatte, sonst hätte man das Teil erstens nicht angekündigt, zweitens nicht auf Produktkartons abgebildet, drittens nicht in Beschreibungen erwähnt und viertens nicht in iOS programmiert.

  3. Wie beim Auto 🙂
    (Apple car)
    Qi Lader hätten aber mehr gekauft.
    Was ist aus dem entfernten Aufladen geworden? Man geht in ein Geschäft und während des Umschauens dort bekommt man sein Handy geladen. Die Werbung war cool. Wer will irgendwelche Herdplatten? Fernwärme ?

    Was mir gerade erst auffällt, so viele Emoticons und Symbole und Wörter die als Bild angeboten werden ? …. doch keins für Apple? Auch das ist doch gewollt.

  4. Das Vorhaben war schwierig genug; Apple wollte sich nicht mit „aneinander angrenzende Ladespulen“ zufrieden geben, sondern sie haben zuletzt mit überlappenden Induktionsspulen experimentiert, damit iPods, iPhones ind Apple Watch „wild und ungeordnet“ gleichzeitig aufgeladen werden können.
    Weil Apple-Designer nicht bereit waren, die Idee der „faltbaren Matte“ nicht aufzugeben, war die Umsetzung physikalisch nicht mehr möglich.

    Apple ist damit bekannt, die Entwickler- und Ingenieur-Kapazitäten immer wieder auf Projekte neu zu verteilen. Hierzu sickert in letzter Zeit nichts mehr durch. Es wäre interessant zu erfahren, welche Themen jetzt die größeren Entwickler-Kapazitäten zugeordnet bekommen.

  5. Die Info hätte man aber zu Beginn von einer Firma die nur halbwegs was mit spulen zu tun hat haben können. Müsste man halt dann noch glauben.

    Wobei ich’s gut find anstelle was halbgares auf den Markt zu werfen es sein zu lassen.

    Der Sinn von diesem induktiven Laden hat sich mir eh noch nie erschlossen…

      1. Was soll der Sinn eines solchen Kommentars sein? Muss man alles selbst machen können um eine Firma zu kritisieren, die sich selbst als Weltverbesserer, Heilsbringer und die Größten darstellt und Dinge großmundig ankündigt, dann aber nicht liefert?
        Das jetzt angekündigte Zeitungsabo gab es übrigens auch schon einmal und ist voll in die Hosen gegangen.

        1. Das war ein sinnloser Kommentar auf einen sinnlosen. So wie deiner und meiner hier auch 😉

          Und was du da schreibst ist auch an den Haaren herbeigezogen. Stellt sich Apple gut da bei den eigenen Präsentation? Klar, welche Firma dir Geld verdienen will macht das nicht? ^^

          Was haben sie denn sonst noch so alles ständig angekündigt und nicht gebracht? Die Aussage ist ja wohl übertrieben.

          Von einem Zeitungsabo wüsste ich nichts. Gab es schon einmal Magazine über Apple Geräte zu kaufen? Sicher. War das schon deutlich zu unterscheiden zum neuen Angebot. Korrekt. 😉

          Aber

    1. Wenn du wüsstest, wie viel die nicht hinbekommen. Der Unterschied ist einfach, dass wir es hier mal erfahren haben. War ein Fehler das Gerät anzukündigen, sowas passiert den besten.

  6. Also ich verstehe ehrlich gesagt diesen Sinn vom induktivem Laden auch noch nicht.
    Ob ich mein Handy nun auf eine Matte lege, die ich zuvor an der Steckdose anschließen muss, oder an ein Ladegerät – ist mir völlig egal.

    1. Das hab ich auch immer gedacht. Hatte mir damals trotzdem mal ein Qi Ladegerät gekauft. Wenn man sich mal daran gewöhnt das iPhone nur hinzulegen, dann nervt das Kabel einstecken.

      Das ist so ein “der Kunde weiß noch nicht, dass er das braucht”-Feature.

      Hab ich früher gedacht ich brauche ein hoher aufgelöstes Display? Ein größeres Display? Nö.
      Könnte ich heute mit dem kleinen Pixel Display noch was anfangen? Eher nicht 🙂

    2. Der Sinn ist, dass du das Stecker-Gefummel an deinen Geräten nicht mehr hast.
      Das ist doch wirklich ganz leicht zu verstehen.

  7. Wozu denn eine Stellungnahme? Mal ehrlich, wer außer uns hier weiß denn überhaupt von AirPower? Das Event neulich ging um Services. Das interessiert viel mehr als nur die, die auf AirPower gewartet haben bzw. das überhaupt kennen.

    Und dann das ganze mit einer einzelnen (negativen) Hardware Meldung zu mischen, keine gute Idee.

    Der Fokus soll ja in den Medien auf den neuen Diensten liegen. Eine Ankündigung wäre damit Unsinn auf dem eigenen Event.

  8. Früher wäre das nicht passiert. Da wären nur Produkte vorgestellt worden die Marktreif sind. Vielleicht besinnt sich Apple mal wieder dem zu was es groß und erfolgreich gemacht hat.

    1. @midadi: Früher waren die Welt und die Geräte, von denen wir mittlerweile unser Leben abhängig machen, weniger komplex. Jetzt kann auch schon mal was nicht klappen. Die einen fordern eine Blackbox, aus der nur fertige Dinge rauspurzeln. Die anderen finden es gerade gut, dass ein Unternehmen seine Kunden und Fans auch daran teilhaben lässt, woran man gerade entwickelt. Und wer sich ernsthaft damit beschäftigt und sich bspw. auch mal die ganzen Patente anguckt, die angemeldet werden, der weiß, dass Apple an vielen Dingen forscht, nur um sie dann doch nicht auf den Markt zu bringen.
      Dieses ganze Genöle ist wie der Junge im Sandkasten, dem man das Schäufelchen gezeigt, es ihm aber dann doch nicht gegeben hat.

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