Apple-Chefdesigner Jonathan Ive: „Produktkopien sind Diebstahl“

Schon vor einiger Zeit äußerte sich Apples Designchef Sir Jonathan „Jony“ Ive kritisch zu sogenannten Copycats, also Unternehmen, die das Apple-Design respektlos auch für ihre eigenen Produkte übernehmen.

Jonathan IveIm Rahmen des Vanity Fair New Establishment Summits, das am 9. Oktober 2014 in San Francisco stattfand, betonte der 47-jährige Apple-Designer erneut sein gespaltenes Verhältnis zu Produktkopien und deren Initiatoren. In einer Publikums-Fragerunde, in der ein Teilnehmer auch auf die dreisten iPad- und iPhone-Kopien des chinesischen Konzerns Xiaomi zu sprechen kam, machte Jonathan Ive seine Sichtweise deutlich.


„Ich sehe es nicht als Kompliment, sondern als Diebstahl“, so der Produktdesigner, der für das Erscheinungsbild aller in den letzten Jahren veröffentlichten Apple-Produkte verantwortlich war. „Wenn ich ehrlich bin, ist das letzte, was ich denke, ‚Oh, das ist ja schmeichelhaft‘“, zitiert ihn Business Insider in ihrem Bericht zum Vanity Fair-Event. „All die Wochenenden, die ich zuhause mit meiner Familie hätte verbringen können – Ich denke, es ist Faulheit und Diebstahl. Und auf jeden Fall ist es nicht okay.“

Kleines Apple-Design-Team zeichnet mit iPads

Im Gespräch mit dem Vanity Fair-Redakteur Graydon Carter verriet Jonathan Ive auch einige Details über das Apple-Design-Team und die damit verbundene herausfordernde Arbeit. „Wir sind nur ein kleines Team von etwa 16 oder 17 Leuten, das im Verlauf der letzten 15 Jahre stetig gewachsen ist“, berichtet Ive. „Wir haben hart daran gearbeitet, es so klein zu halten.“ Mit dieser Teamgröße verbindet der Apple-Chefdesigner einige große Vorteile. „Eine Gruppe, die so lange zusammenarbeitet, kann sich den Luxus leisten, den eigenen Fortschritt langsam zu entwickeln. Wir treffen uns drei- bis viermal pro Woche und versammeln uns mit unseren Tablets um dieselben Tische, die man auch in den Apple Stores findet – und wir zeichnen.“

Als besonders erhellend empfindet Jonathan Ive den magischen Moment, wenn eine Designidee zu einem physisch erfahrbaren Produkt geworden ist. „Es ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn man ein Modell in den Händen hält, das man anfassen kann. Ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht und begeistert, wenn ich das erste Modell erhalte.“

Über das Design des iPhone 6 und die Arbeit mit Steve Jobs

Auch beim neuen iPhone 6 und 6 Plus gab es für die Kunden einige Überraschungen, darunter die abgerundeten Ecken und ein dünneres Design. Jonathan Ive erklärt diesen Schritt mit der Tatsache, dass das iPhone dadurch schmaler erscheint. „Vor einigen Jahren haben wir Prototypen mit größeren Bildschirmen entworfen. Die Endergebnis war zwar interessant, aber ein miserables Produkt, weil es so klobig war, wie es viele Smartphones von anderen Herstellern es auch heute noch sind. Schon vor Jahren haben wir realisiert, dass größere Screens wichtig werden, aber es bedarf einer Menge Arbeit, um sie zu einem überzeugenden Produkt werden zu lassen.“

Auch die Zusammenarbeit mit Apple-Gründer und ehemaligem CEO Steve Jobs kam im Interview zur Sprache. Ive spricht von Jobs als „den fokussiertesten Menschen, den ich in meinen ganzen Leben getroffen habe“. Hinsichtlich dieser Eigenheit erklärt der Apple-Designer, „Fokussieren bedeutet, zu etwas, von dem man weiß, dass es eine gute Idee ist, mit jeder Faser des Körpers NEIN zu sagen, weil man sich auf etwas anderes konzentriert.“ Eines Tages stellte der Designer sogar die Frage, warum Steve Jobs derart barsch zu seinen Mitarbeitern sei und ob es nicht möglich sei, im Team etwas gemäßigter zu agieren. „Er sagte, ‚Warum?‘ Ich sagte, mir ginge es um das Team. Und er erwiderte, ‚Jony, du bist wirklich eingebildet. Du willst nur, dass die Leute dich mögen. Du überraschst mich – ich dachte, die Arbeit ist dir am wichtigsten, und nicht, wie du von den Menschen wahrgenommen wirst. Viele Leute haben Steve missverstanden, weil er so fokussiert war.“

Das gesamte Transkript des Interviews mit vielen weiteren Infos lässt sich bei Business Insider nachlesen.

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Kommentare 11 Antworten

  1. Die gesamte Firma beruht auf dem Diebstahl von Ideen. Das ging schon los bei der Entwicklung der grafischen Benutzeroberflächen. Damals hat jemand bei Xerox abgekupfert. Xerox war zwar zu dämlich, was draus zu machen, aber geklaut ist geklaut.
    Das hat Steve Jobs sogar zugegeben. Also sollte Herr Ive etwas sanftere Töne anschlagen.

  2. … und weil man so waaaaahnsinnig FOKUSSIERT ist, muss man seine Mitarbeiter wie Dreck behandeln? Ja nee, is‘ klar! Herren-Menschen halt… (würg…)

  3. Ich glaube nicht das Steve Jobs seine Mitarbeiter wie Dreck behandelt hat, es ging ihm um die Arbeit, das Projekt, das Produkt, Ergebnisse waren wichtiger als Umgangsformen. Er war ja angewiesen auf seine Leute. Alleine hätte er es ja nicht geschafft…..

  4. Ich kann ihn schon ein Stück weit verstehen. Dass sich Geräte immer mehr ähneln, bleibt ja nicht aus. Aber wenn man sich offensichtliche Klone anschaut, ist das was ganz anderes.
    Es ist jedes Jahr auf der Cebit zu bestaunen, wie die asiatische Armada an schön designten Produkten vorbei fliegt und diese aus allen Winkeln möglichst genau fotografiert. Und die machen das mit Sicherheit nicht, weil sie in ihren Blogs davon berichten wollen.

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