WhatsApp: Drittanbieter-Chat-Funktion zeigt Vorbereitung auf EU-Gesetz

Apple weigert sich weiterhin

3D-Icon von WhatsApp vor einem dunklen Hintergrund

Im neuesten Code von WhatsApp (App Store-Link) wurde eine Funktion für Chats von Drittanbietern entdeckt. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass sich die App auf die Einhaltung der EU-Gesetze zur Interoperabilität von Messaging vorbereitet. Apple wehrt sich bisher gegen Vorschläge, dass iMessage demselben Kartellrecht unterliegen würde: Der Konzern führt das unwahrscheinlich klingende Argument an, dass die europäische Nutzerbasis nicht groß genug sei, um das Gesetz befolgen zu müssen.

Die Interoperabilität von Messengern ist schon seit Jahren Bestandteil großer Diskussionen. WhatsApp als einer der ersten Messenger auf dem Markt verfügt über eine große Nutzerbasis – wer sich der App verschließt und andere Dienste wie Signal, Threema und Co. verwendet, bleibt oft von wichtiger Kommunikation ausgeschlossen, da die Messenger nicht miteinander kompatibel sind.


Das ist eines der Probleme, die die Europäische Union mit einem neuen Gesetz, dem Digital Markets Act (DMA), lösen will. Das Gesetz richtet sich speziell an Tech-Konzerne, die in ihren jeweiligen Bereichen als marktbeherrschend gelten, und verlangt von ihnen, dass sie es Start-ups leichter machen, im Wettbewerb zu bestehen. Für Messenger-Apps gilt: Sie müssen eine „Messaging-Interoperabilität“ anbieten. Das heißt, sie müssen es beispielsweise ermöglichen, dass ein WhatsApp-User mit einem Signal-User Nachrichten austauschen kann. Unternehmen, die für groß genug befunden werden, um von dem Gesetz betroffen zu sein, haben sechs Monate Zeit, um dem Gesetz nachzukommen.

WhatsApp bereitet sich auf die Einhaltung des DMA vor

Screenshot eines Drittanbieter-Chats in einer WhatsApp-Betaversion

WABetaInfo hat nun neuen Code in der neuesten Version von WhatsApp entdeckt, der darauf hindeutet, dass sich WhatsApp auf die Einführung der Messaging-Interoperabilität mit einer kleinen Funktion namens Drittanbieter-Chats vorbereitet. Auf einem Screenshot ist erkennbar, dass WhatsApp offenbar an einem neuen Abschnitt, der den neuen Vorschriften gewidmet ist, arbeitet. Da er sich noch in der Entwicklung befindet, erscheint der Bereich leer und ist für die Nutzer nicht zugänglich. Der Titel bestätigt jedoch, dass man sich der Messaging-Interoperabilität widmet.

Apple hingegen weigert sich weiterhin, den Aufforderungen des Digital Markets Acts nachzukommen. Das neue Gesetz zur Interoperabilität zwischen Messengern gilt für „marktbeherrschende“ Messaging-Apps, sprich für solche, die mindestens über 45 Millionen aktive Nutzer und Nutzerinnen in den EU-Ländern verfügen. In den Ländern der EU leben rund 450 Millionen Menschen. Apple behauptet, dass iMessage nicht auf diese Nutzerzahlen komme und daher keine Messaging-Interoperabilität unterstützen muss. Am EU-Markt hat iOS gegenwärtig einen Anteil von etwa 32 Prozent, was bedeutet, dass rund 144 Millionen Menschen Zugang zu iMessage haben – mehr als das Dreifache der Schwelle, ab der das Gesetz gilt.

Apple könnte laut 9to5Mac argumentieren, „dass iMessage von den meisten europäischen Nutzern nicht regelmäßig verwendet wird“. Aktuell untersuche die EU die Behauptung von Apple, was dazu führen würde, dass das Unternehmen aus Cupertino Nutzungsstatistiken vorlegen müsse. Ob diese allerdings veröffentlicht werden, ist nicht bekannt.

‎WhatsApp Messenger
‎WhatsApp Messenger
Entwickler: WhatsApp Inc.
Preis: Kostenlos
Screenshot: WABetaInfo.
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Kommentare 12 Antworten

  1. Ich halte Apples Argument für stichhaltig. Gefühlt nutzt fast jeder in Europa WhatsApp. Die meisten davon ausschließlich. Ein paar noch Telegram oder (warum auch immer) den Facebook Messenger. iMessage, Signal oder Threema dürften nicht weiter relevant sein. Abgesehen davon kann per iMessages doch seit eh und je mit jedem Mobilfunkgerät kommuniziert werden. Wenn man Nicht-IPhone-Usern eine Nachricht schickt, bekommen sie diese als sms. Schicken die wiederum eine sms an ein IPhone, taucht sie in iMessage auf. Wo ist das Problem?

    1. Es gibt ein Problem. Ich habe ein Google Pixel und eine Apple watch LTE. (die ich mit einem alten iPhone nutze). Schreibe ich meiner Kollegin eine SMS dann erhalte ich ihre Antwort nur auf der Apple watch, weil sie ein iPhone hat. Das ist doch völlig irre und das muß endlich anders werden.

      1. @olaf: Und das hat natürlich rein gar nichts damit zu tun, dass Du zwei zueinander nicht passende Betriebssysteme hast. Neheiiin, Deinen Irrtum müssen zwingend andere für Dich korrigieren. 🤦🏼‍♂️

  2. Nein muss es nicht.
    Es muss nicht anders werden. Ende

    Warum muss ich mit meiner Firma und meinem Messenger zu anderen Programmen von anderen Firmen Kontakt halten?
    Warum muss mein Programm mit anderen über eine bestimmte Art und Weise kompatibel sein?

    Ich sehe hier für den DMA überhaupt keinen Sinn und würde als Fa. mindestens dagegen klagen.
    Ob meine Fa. so relevant ist wie man es andeutet und sie deshalb unter den DMA packt, sei mal dahingestellt. Ist aber falsch. Wieso werde ich als angebliche „Marktmacht“ in einen Karton gepackt mit anderen und eine Klitschfirma mit miniMessenger nicht?
    Unausgegorene und freiheitsbrechende Vorschriften. Völlig unpassend. Könnte gut von den Grünen eingebracht worden sein.

    1. du kannst doch auch zwischen mehreren Betriebssystemen telefonieren oder mailen, warum sollten Messenger nicht interoperabel sein. Es gab schon immer mal wieder Ansätze dafür sogenannte Multimessenger, die waren quasi eine Brücke zwischen verschiedenen Messengern. Derzeit gibt es mehrere Versuche Messnger in einer App zu vereinen, Element z.B., da benötigt man einen Bot als Brücke und dann kann man WhatsApp oder Signal zusammen in der Element App sowie auf allen Betriebssystemen (watch ist noch nicht so weit) lesen.
      Wenn man sich da ein bißchen eingelesen hat ist es nicht so schwierig wie es klingt.

    2. Bist du marktbeherrschend und verhinderst Wettbewerb, musst du mit Zerschlagung rechnen (lang gelebte Praxis in den USA, siehe Standard Oil Company vor 100 Jahren). Aus diesem Grund winden sich Amazon, Google, Facebook, Apple und winden sich und winden sich.

      Marktbeherrschung ist nur für eine Gruppe von Vorteil: Für die Investoren.

      Mit „den Grünen“ hat das überhaupt nichts zu tun.

      Marx war der erste Ökonom, der beschrieb, dass der Kapitalismus zur Monopolbildung neigt und die Technologie dabei eine entscheidende Rolle spielt.

      Im Land of the Free and the Home of the Brave hat man das verstanden.

    3. Der DMA nutzt vor allen Dingen der mittelständigen Digitalwirtschaft, so wie der, die Deutschland dominiert.

      Die Techkonzerne wurden bisher nur deshalb geschont, weil das Entwicklungstempo in den letzten 20 Jahren so enorm war, dass die Gesetzgebung nicht hinterherkam, und den politischen Entscheidungsträgern die Fantasie fehlte, wohin die Reise geht.

      EU und USA wollen dies wieder zurechtrücken.

      Also, ich find’s gut.

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