Coda gewinnt Oscar: „Qualität vor Quantität“-Ansatz bei Apple zahlt sich aus

Interessanter Bericht vom Wall Street Journal

In der Nacht vom Sonntag auf Montag war wieder einmal Oscar-Zeit. Neben dem Ohrfeigen-Skandal um den Schauspieler Will Smith machte aber auch ein anderes Thema Schlagzeilen: Apple gewann mit „Coda“ den Oscar für den besten Film. Dieser Gewinn ist gleichzeitig auch das erste Mal, dass eine Produktion eines Streaming-Anbieters den Oscar in dieser Kategorie abräumen konnte.

Seit dem Start von Apple TV+, wo auch „Coda“ zu sehen ist, im Jahr 2019 hat Apple sich laut eines spannenden Berichts vom Wall Street Journal „für eine taktischere Herangehensweise an das Streaming entschieden als seine Konkurrenten – Netflix, Prime Video von Amazon, Disney+ und HBO Max – die sich in einem Wettrüsten um die Erstellung möglichst vieler Inhalte befinden.“


Dieser Aussage stimmt laut WSJ auch Michael Nathanson, ein Medienanalyst von MoffettNathanson, zu. „Es hat den Anschein, dass Apple aufgrund eines Mangels an eigener Bibliothek und eines Portfolios [geistigen Eigentums] wirklich versucht hat, Qualität vor Quantität zu setzen“. „Coda“ beispielsweise feierte im Januar 2021 erstmals auf dem Sundance Film Festival Premiere und wurde von Apple mit 25 Millionen USD für die Vertriebsrechte ausgestattet. Der Film wurde danach bei Apple TV+ und in einer kleinen Auswahl an Kinos für kurze Zeit gezeigt.

Das Beispiel Apple TV+ zeige laut WSJ, dass Apple „auch zahlreiche Verträge mit namhaften Talenten und Unternehmen abgeschlossen [hat], darunter Julia Louis-Dreyfus, Produzent Ridley Scott und Imagine Entertainment“. Und auch wenn der Streaming-Dienst nur einen kleinen Anteil an Apples Umsätzen ausmache, sei er seit seiner Einführung stetig gewachsen: Die Einnahmen von Apple TV+ haben sich im Geschäftsjahr 2021 verdoppelt und lägen bei geschätzten 2,2 Milliarden USD.

Apple verfügt über keine große Lizenz-Bibliothek

Überraschend ist diese Tatsache, weil immer noch viele Personen Zugang zu Apple TV+ haben, ohne unbedingt dafür zu bezahlen. Wer ein qualifiziertes Apple-Gerät kauft, bekommt den Streamingdienst drei Monate lang gratis zur Verfügung gestellt. Apple gibt die Zahlen der Abonnements nicht an, aber Michael Nathanson schätzt diese laut WSJ allein in den USA auf etwa 12 Millionen zahlende Kunden und Kundinnen.

Ebenfalls erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass Apple im Vergleich zu anderen Streaming-Anbietern keine große eigene Bibliothek an Rechten und Inhalten hat – wie beispielsweise die Konkurrenz von Disney+ und den Lizenzen für Star Wars, The Simpsons sowie alten Eigenproduktionen. HBO Max sei laut WSJ stark vom Schwesterstudio Warner Bros. abhängig, und Amazon Prime Video erwarb im vergangenen Jahr das Studio MGM für geschätzte 6,5 Milliarden USD. Apple springt auf diesen Bieter-Zug nicht auf und konzentriere sich stattdessen auf kleinere Übernahmen, beispielsweise für Charles Schulz’ Peanuts mit dem Titel „A Charlie Brown Christmas“, und strecke aktuell auch die Fühler nach Sportinhalten aus. So habe man kürzlich einen Deal mit der Major League Baseball abgeschlossen, um exklusiv am Freitagabend Partien zeigen zu können.

Man darf also gespannt sein, wie sich Apples Videostreaming-Dienst in Zukunft entwickeln wird. Mit dem Oscar für „Coda“ hat Apple offenbar schon einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht und sich von gegensätzlichen Ansätzen der Konkurrenz nicht mitreißen lassen.

Fotos: Apple.
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Kommentare 2 Antworten

  1. Ein in der Tat berührender Film, auch Foundation, See und einige weitere Titel fand ich sehenswert und gut gelungen. Letztendlich habe ich mich dann doch für Netflix entschieden weil mir die dort größere Auswahl doch viel besser gefällt. Im Basisangebot von AppleTV+ ist für meinen Geschmack viel zu wenig Auswahl, viel für mich interessantes kostet extra.

  2. Hmmm ja,
    die filme und serien auf ATV+ sind „etwas“ besser als die null-acht-15-serien bei manchen anderen. Natürlich ist dies nur eine von vielen anderen meinungen.
    Ich muss zudem sagen, dass mir die drei filme auf ATV+ (coda, finch und greyhound) allesamt gut gefallen haben, wobei ich sagen muss, dass ich Coda als äußerst gelungen ansah und der oskar -und die beiden anderen- verdient waren 👍

    Ich habe ATV+ nur selten, weil ich streaming dauerhaft nicht zahlen will. Netflix ist nicht meins und ich komme kaum dazu, Prime zu sehen. Mir fehlt hier einfach die zeit und manchesmal frage ich mich, wie die anderen in einem 24-stunden-tag all die filme und serien unterbringen…😳

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