Coronavirus: Telekom stellt RKI Handydaten für weitere Forschung zur Verfügung

Anonymisiert und ohne Tracking einzelner Bürger

Wie unter anderem das Magazin Golem berichtet, hat die Deutsche Telekom anonymisierte Handydaten im Zuge der Corona-Krise an das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) übermittelt. Mit diesem Schritt soll es dem RKI möglich gemacht werden, „die Ausbreitung des Virus besser simulieren zu können. Einzelne Bürger – egal ob infiziert oder nicht – sollen durch die Weitergabe der Handydaten nicht getrackt werden“, berichtet Golem.

Gegenüber dem Tagesspiegel erklärte eine Telekom-Sprecherin: „Damit lassen sich Bewegungsströme modellieren – bundesweit, auf Bundesland-Ebene sowie bis auf die Kreis-Gemeinde-Ebene heruntergebrochen.“ Mit den erhobenen Daten ist es möglich herauszufinden, von welchem Mobilfunkmast aus wann ein Handy eine Verbindung aufgebaut hat. In der Vergangenheit hatte die Telekom solche Daten bereits anonymisiert über das eigene StartUp Motionlogic verkauft, um so zu Städtebauplanungen beitragen zu können. Dieses Vorgehen ist nach Angaben der Telekom „mit den Datenschutzbehörden abgestimmt“, so Golem.


Ähnliche Maßnahmen auch in Österreich

Ein erstes Datenpaket von 5 GB Größe wurde dem RKI von der Telekom bereits am Dienstagabend übermittelt, weitere sollen folgen. Auch im Nachbarland Österreich sind ähnliche Maßnahmen bereits erfolgt: Dort übermittelte der Netzbetreiber A1 aufgrund der anhaltenden Coronavirus-Krise anonymisierte Daten an die Regierung. „In Deutschland sollen Daten von 30 Personen zu einem Datensatz aggregiert werden, in Österreich sollen es Daten von mindestens 20 Personen sein“, erklärt Golem. Eine Rückverfolgung auf einen einzelnen Nutzer ist damit nicht möglich. 

In Südkorea und China gab es deutlich schärfere Maßnahmen: Dort wurden mit dem Coronavirus Infizierte Menschen getrackt, „um über ihre Bewegungsdaten Kontakte zu anderen Menschen und damit möglicherweise weitere Infizierte zu ermitteln“, wie das Magazin Heise kürzlich berichtete. Mittlerweile hat auch Israel diese Notfallmaßnahme beschlossen. Es bleibt zu hoffen, dass derartige Prozesse in Deutschland nicht notwendig werden. 

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Kommentare 7 Antworten

  1. Finde ich gut. Mit solchen Daten sind solche Simulationen wie bspw. die hier möglich:

    washingtonpost.com/graphics/2020/world/corona-simulator/

    1. @zeroG
      Natürlich war dieses vorher auch schon möglich. Ich finde die Genauigkeit jedoch sehr erschreckend. Dafür brauch man nur nach Taiwan, Südkorea oder Israel schauen. War vorher die Rede von 20m Genauigkeit, sind wir mittlerweile bei wenigen Metern wenn nicht sogar wenige Zentimeter. Die Möglichkeiten und Machenschaften aus dem Film: „Der Staatsfeind Nr. 1“ sind aktueller und überholter denn je.

      1. @wiesel: Ja da hast Du Recht, das was wir in Staatsfeind Nr. 1 gesehen haben ist mindestens seit 10 Jahren Realität.
        Die Genauigkeit steigt halt mit der Frequenz (Wellenlänge). GSM hat damals mit 850 MHz gearbeitet. Mit 3G, 4G und 5G ist die Frequenz ständig gestiegen, was zwar mehr Übertragungskapazität und mehr Genauigkeit ermöglicht, aber auch größere Dämpfung durch Hindernisse hat und damit ein viel dichteres Netz aus Antennen benötigt. Die Strahlungsbelastung sinkt dadurch insgesamt, aber das kapieren die Ökostrümpfe nicht. Aber das ist ein anderes Thema.
        Dennoch, zentimetergenaues Orten geht mit Mobilfunk alleine nicht, und ich denke selbst metergenau noch nicht. Aber mit dem neuen UWB-Nahfunkstandard wird das möglich sein.

  2. Immer wieder schön zu sehen was dann plötzlich doch alles technisch möglich ist was vorher immer dementiert wurde. ? Böse ist wer Böses denkt ?

      1. @wiesel: Was wurde denn konkret dementiert?
        Die Handydaten enthalten schon immer systembedingt auch die Ortsangaben der BSTs. Damit lassen sich (grobe) Bewegungsprofile erstellen. Bei Bedarf können Sicherheitsbehörden durch Triangulation ein bestimmtes Handy genauer orten. Das war aber noch nie ein Geheimnis.

        Ich glaube nicht, dass heute jemand noch ernsthaft „nichts zu verbergen“ hat. Falls das jemand doch behauptet, ob Spaß oder nicht, verweise ich augenzwinkernd auf das hier:
        heise.de/ct/ausgabe/2015-17-Editorial-Nichts-zu-verbergen-2755486.html
        ?

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