Moonbird ausprobiert: Dieser kleine Atemcoach hilft beim Entspannen

Standalone oder mit App nutzbar

Machen wir uns nichts vor: Die aktuellen Zeiten sind stressig. Kriege, Krisen, Pandemien, und was sonst noch so alles im Alltag auf uns herabregnet. Da kann eine kleine Auszeit nicht schaden, wenn sich Anspannung breit macht und der nächtliche Schlaf gestört wird. Atemübungen haben sich an dieser Stelle als durchweg hilfreich erwiesen, da sie das Nervensystem wieder in Einklang bringen. Nicht umsonst gibt es deshalb auch eine ganze Reihe an Apps im App Store, die anleiten, verschiedene Atemtechniken zu lernen und anzuwenden.

Das Problem dieser Apps: Bei der Nutzung starrt man für die Anweisungen zumeist auf einen beleuchteten Bildschirm und legt das Smartphone nicht aus der Hand – was beim Entspannen wenig hilfreich ist, wenn dann doch wieder Benachrichtigungen aufploppen. Einen gänzlich anderen Ansatz gibt es mit Moonbird, einem kleinen Atemcoach, der aus belgischer Entwicklung stammt und über ein haptisches Feedback den Atemrhythmus vorgibt.


Ich konnte den Moonbird nun einige Zeit ausprobieren und habe mit ihm mehrere Atem-Sessions verschiedener Art gemacht. Designtechnisch erinnert das Gadget an eine Mischung aus Fernbedienung, Joystick und Sextoy. Zu solchen Schlüssen kamen auch unsere appgefahren-User bei Instagram, denen ich ein Foto des Moonbird vorlegte und fragte, was wir da gerade testen. Danke an dieser Stelle für eure zahlreichen Einsendungen – es war eine Freude, sie zu lesen.

Der Moonbird ist in insgesamt vier Farben – Grün, Hellblau, Beige und Schwarz – auf der Website des Herstellers verfügbar und kann dort zum Preis von 179 Euro bestellt werden. Die Lieferung erfolgt binnen 2-5 Werktagen, zudem kann der Moonbird 14 Tage lang im Rahmen einer 100%-Geld-zurück-Garantie ausprobiert werden. Mein grünes Testgerät wurde inklusive eines weißen USB-A-Ladekabels mit magnetischem Ladeport, einem farblich passenden Transportbeutel aus Stoff sowie der üblichen Kurzanleitung ausgeliefert.

Für die Einrichtung des Moonbird lädt man sich im Anschluss an den ersten Ladezyklus die kostenlose Moonbird-App (App Store-Link) aus dem App Store, erstellt ein Konto und verbindet das Gerät per Bluetooth mit der App. DIe Vorgehensweise ist einfach: Der Moonbird wird dazu einfach in die Hand genommen und ohne den Daumen auf den Fingerabdrucksensor zu legen, sanft geschüttelt. Auf dem Sensor blinkt dann eine grüne LED, und die App stellt die Verbindung mit dem Gerät her.

Vier vorgegebene und eine individuelle Atemübung

In der App selbst können verschiedene Atemübungen ausgewählt werden, die sich an unterschiedliche Bedürfnisse richten. So gibt es eine „Atempause“ (5 Sek. einatmen, 5 Sek. ausatmen), „Einschlafen“ (4 Sek. einatmen, 6 Sek. ausatmen), „Box Breathing“ (4 Sek. einatmen, 4 Sek. innehalten, 4 Sek. ausatmen, 4 Sek. innehalten) und „Angstzustände abbauen“ (3,5 Sek. einatmen, 4,5 Sek. ausatmen). Für alle bereits vorhandenen Atemübungen kann eine Dauer zwischen 2 und 30 Minuten eingestellt werden. Zudem findet sich eine weitere Übung, die sich personalisieren lässt und das Einstellen von individuellen Atemfrequenzen ermöglicht. So kann beispielsweise die bekannte 4-7-8-Atemtechnik zur Reduzierung von Angstzuständen auf diesem Weg einprogrammiert werden.

Jeweils eine der insgesamt fünf Übungsoptionen lässt sich dann auch samt gewählter Dauer auf dem Moonbird speichern, um das Gerät in einem Standalone-Modus auch ohne Zurhilfenahme der App verwenden zu können. Dies bietet sich vor allem bei nächtlichen Schlafschwierigkeiten oder Angst- und Unruhezuständen an, oder auch auf Reisen. Um die auf dem Moonbird voreingestellte Übung zu starten, wird das Gerät wie oben bereits beschrieben durch leichtes Schütteln aus dem Standby-Zustand geholt. Dann platziert man direkt den Finger auf dem Sensor, und der Moonbird gibt den Takt zum Mitatmen vor.

A propos Takt zum Mitatmen: Der Moonbird ist mit einem weichen Silikonmaterial umschlossen und liegt daher bequem in der Hand. Beim Vorgang des Einatmens vibriert das Gerät leicht und dehnt sich an den beiden Seiten leicht aus, um den Brustkorb beim Einatmen zu imitieren. Beim Ausatmen zieht sich der Moonbird dann wieder sanft zusammen. Auf diese Weise ist es auch ohne Mitzählen oder iPhone-Display möglich, sich voll und ganz auf die Atemzüge zu konzentrieren und so in einen entspannten Zustand zu kommen.

Sensor misst Herzfrequenz und trackt Herzfrequenzvariabilität

Ich hatte in der Vergangenheit bereits einen ähnlichen Atemcoach, den HeartMath Inner Balance, genauer unter die Lupe genommen. Bei diesem Produkt, einem Bluetooth-Sensor samt verkabelten Ohrclip für die Dokumentation der Herzfrequenz, dreht sich ebenfalls alles um Entspannung durch eine tiefe Atmung und eine damit verbundene Messung der Herzfrequenzvariabilität (HRV). Letzteres ist ein Indikator für Entspannung bzw. Stress, und wird mittlerweile auch von Apple in der Health-App angegeben. Auch beim Moonbird wird durch den Fingersensor auf dem Gerät die Herzfrequenz während der Atemübungen gemessen und daraus ableitend die Herzfrequenzvariabilität gebildet. Die Werte sind abhängig von vielen Faktoren, darunter auch das Alter der Person, aber liegen im Durchschnitt zwischen 5 und 20 ms. Höhere Werte bedeuten eine verbesserte HRV, und daraus resultierend ein niedrigeres Stresslevel.

Hat man den Moonbird mit der App verbunden und startet eine Atem-Session, wird automatisch während des gesamten Zeitraums die Herzfrequenz, die HRV und auch die Kohärenz, sprich das Zusammenspiel zwischen Atmung und Herzfrequenz, aufgezeichnet. Am Ende der Session können die Werte dann eingesehen werden. Die Moonbird-App hält zudem kleine Befindlichkeits-Checks vor und nach der Atemübung bereit, liefert insbesondere für neue User mehrere Audio-Guides zum Thema Angst, Einschlafen und Entspannung, und verfügt auch über einen Statistik-Bereich, in dem alle Sessions gespeichert werden. Hier findet man auch die Dauer der jeweiligen Übung sowie die Gesamt- und durchschnittliche Dauer aller Sessions.

Schade in diesem Zusammenhang ist lediglich die Tatsache, dass die Atemübungen, die „Standalone“ ohne verbundene App absolviert werden, nicht in die Statistiken aufgenommen werden. Hier wäre es toll, eine nachträgliche Synchronisation per Bluetooth zu ermöglichen, um die Statistiken nicht zu verfälschen. Viele andere Fitness-Tracker, GPS-Geräte oder Smartwatches, die Workouts oder Routen aufzeichnen und dann beim nächsten Sync-Vorgang alle Daten per Bluetooth auf das iPhone übertragen, machen es vor. Im Fall des Moonbirds würde man nur die Art der Atemübung, die Dauer und vielleicht noch Herzfrequenz- und HRV-Werte benötigen, um den Statistik-Bereich akkurat pflegen zu können. Vielleicht liefert das Entwicklerteam eine solche Option ja noch nach oder integriert sie in einem aktualisierten Moonbird-Modell.

Akku hält rund eine Woche lang durch

Ob man den Moonbird mit oder ohne App verwendet, wirkt sich allerdings auf die Akkulaufzeit des Geräts nicht aus. Der Hersteller empfiehlt, den Atemcoach zweimal täglich für eine Atemübung zu nutzen. Ich habe für meine Zwecke in den meisten Fällen eine 10-minütige Session gestartet, die je nach Übung und Atemfrequenz etwa 3-6 Prozent des Akkus gekostet hat. Auch im Schlaf- bzw. Standby-Zustand verbraucht der Moonbird etwas Strom. Bei zwei täglichen Atem-Sessions sollte man aber bis zu einer Woche mit einer Akkuladung auskommen, ehe das Gerät wieder über den magnetischen Ladeanschluss wieder ans Stromnetz angeschlossen werden muss. Ein gewöhnlicher USB-C-Anschluss, möglicherweise mit einer kleinen Schutzkappe aus dem Silikon-Überzug, wäre ein weiterer Vorschlag für einen Moonbird 2.0. Immerhin hat man derartige Ladekabel meist eh zuhause und könnte so ein weiteres Spezialkabel einsparen – was vor allem auf Reisen mit dem Moonbird ein großer Vorteil wäre.

Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Moonbird sind durchweg positiv. Ähnlich wie auch bei Entspannungstechniken wie progressiver Muskelentspannung macht die regelmäßige Anwendung hier den Unterschied, um ein grundsätzliches Entspannungslevel zu erreichen. Sollte es dann doch einmal zu akuten Stress- oder Angstzuständen kommen, hilft ein Gerät wie der Moonbird, sich voll und ganz auf die Atmung zu konzentrieren, was gerade in solchen Situationen Gold wert ist. Mir persönlich hat insbesondere die „Einschlafen“-Methode mit 4-sekündiger Einatmung und 6-sekündiger Ausatmung sehr geholfen und zuverlässig zu einem entspannten, angenehmen Schweregefühl nach der Anwendung geführt. Hier heißt es, die Vorlagen auszuprobieren oder bekannte hilfreiche Atemmuster wie die oben bereits erwähnte 4-7-8-Übung als individuelle Übung auf dem Moonbird zu speichern. So kann man dann, wenn sie benötigt wird, schnell darauf zurückgreifen.

Auch insgesamt ist das Fazit des Moonbird Atemcoaches positiv. Ich hatte in der Vergangenheit schon mit dem HeartMath Inner Balance gute Erfahrungen gemacht und war insbesondere beim Moonbird von der zusätzlichen Option angetan, das Gerät auch ohne App-Verbindung schnell und einfach nutzen zu können. Streiten lässt sich sicherlich über den Kaufpreis des Atemcoaches: Über 179 Euro für ein simples Gerät samt App-Anbindung, das die Standalone-Sessions nicht synchronisiert und ohne gängigen USB-Port lädt, kann man sicher diskutieren. Ich persönlich hätte einen Preis von rund 120 Euro durchaus für berechtigt gehalten. Auf der anderen Seite ist die Anleitung der Atemübungen über das Ausdehnen und Zusammenziehen des Moonbirds wirklich innovativ gelöst und von jedem Laien ohne weitere Einführung schnell anzuwenden. Damit eignet sich das Gerät auch für Kinder und ältere Personen. Und wenn es im Akutfall schnelle Entspannungs-Hilfen benötigt, hat der Moonbird aufgrund seiner kompakten Größe und schnellen Einsatzfähigkeit große Vorteile.

Was ist eure Meinung zum Moonbird? Welche Methoden wendet ihr an, um zu entspannen? Habt ihr andere Empfehlungen für uns? Wir sind wie immer gespannt auf eure Erfahrungen und Meinungen zum Thema.

‎moonbird - breathing coach
‎moonbird - breathing coach
Entwickler: Moonbird
Preis: Kostenlos
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Kommentare 6 Antworten

    1. Danke für die App Empfehlung. Wird mal ausprobiert.

      Zum Gadget: Atemübungen sind schon gut um mal runter zu kommen. Ich nutze das in meinem beruflichen Alltag auch regelmäßig – dank Watch geht das auch gut. Atemübungen mache ich auch mit meiner ältesten Tochter, wenn sie über den Hausaufgaben sitzt und sich stresst – hilft immer. So ein Gadget dafür zu kaufen käme aber nicht in Frage.

  1. Was mich interessiert: Kann ich damit eine wirkliche Atemmeditation machen? Also der Moonbird passt sich an meinen Atemrhythmus an und ich bekomme dafür ein passendes haptisches Feedback – oder ist es so ein Stressgerät, bei dem ich versuchen muss, einem festen aufgezwungenen Rhythmus gerecht zu werden?

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